Moby-Dick™

Leben mit Herman Melville

The New York Rant

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Update zu Happy birthday, Herman:

Bettie Page will teach youKürzlich gelernt: Herman Melville ist kurz vor der Battery geboren, unter einer Adresse, die es heute noch gibt, 6 Pearl Street, und die bestimmt auch schon vor zweihundert Jahren nicht die billigste war, praktisch mit Blick auf die Freiheitsstatue.

Auf Google Earth kann man durch The Narrows an der Freiheitsstatue vorbei den Battery Park und Pearl Street anfliegen, von rechts winkt Brooklyn Bridge (Helmut Grokenberger sagt: “Bruckland Bridge! Beautiful!”), dafür sieht man die Freiheitsstatue überhaupt nicht, entweder weil sie zensiert ist, weil sie sich in Seattle vorstellen, dass jeder Google-Earth-Benutzer nichts eiligeres zu tun hat als Screenshots von der Freiheitsstatue lizenzfrei zu missbrauchen, oder weil sie senkrecht von oben fotografiert wurde und nur ihr Schatten auf Liberty Island übrig bleibt. Die Stadt, die nie schläft, muss doch unbequem sein, in einem früheren Leben war ich da ja schon mal, ein halber Zentner Bücher aus dem Barnes & Noble in der Fifth Avenue zeugt davon. Ferner kann man den Hudson River hinaufdüsen, um mal zu gucken, was der schon alles gesehen haben muss, bevor er Manhattan umpült. Schöne Gegenden, bezaubernd vor allem die ganzen knuffigen Leuchttürme, sieben an der Zahl, die liebevoll von Google-Earth-Benutzern bebildert sind. Wäre so einer nichts für Melville gewesen? Aber nein, es musste ja Arrowhead sein, das heute zwischen lauter Parkplätzen am Arsch von Pittsfield, Massachusetts liegt. Fünf der sieben Leuchttürme im Hudson River sehen höchst geeignet dafür aus, Bibliotheken eines Süßwassermatrosen wie zum Beispiel die meinige aufzunehmen. Keineswegs mündet der Hudson wie angenommen in die Hudson Bay, die nach dem selben Herrn Hudson heißt, aber nach einer anderen Tour. Vielmehr entfaltet der Hudson River ein paar der schönsten Panoramen Amerikas, vorbei am Bärenberg, den man aus der ersten Donald-Duck-Geschichte kennt, in der Dagobert auftritt, und entspringt in einem waldigen Gebirge, das nicht einmal der Satellit von Google Earth je durchdringen wird, da wo das Gelände Adirondack Mountains heißt und man ständig das Fähnlein Fieselschweif umherwuseln sieht. New York, jedenfalls der Staat, ist doch ganz erstaunlich viel größer als das bisschen Lower East Side, das man aus Filmen mit Hugh Grant kennt. Zwischen dem Hudson River und der gleichnamigen Bay oben in Kanada liegen noch mindestens die Niagarafälle, mit denen sich der Nordamerikaner in Ermangelung Venedigs behilft, um Flitterwochen zu halten, und an die er sich dann mit seiner Neuerwerbung nicht so richtig heranzutreten traut, weil sie beide gewandet sind wie das Michelinmännchen und die Windschutzscheibe vom Leihwagen selbst bei dem, was sie hier unter Sonnenschein verstehen, so vollgesprüht wird, dass man hinterher gar nicht mehr zurück ins Motel findet, in dem sie bis vor sechs Stunden ihre Hochzeitsnacht auf einer quietschenden Pritsche bis die Zellennachbarn an die Wand geklopft und am Morgen Norman Bates an der Rezeption so blöd gegrinst aber hey es sind 106 Meilen bis Chicago und wessen Hochzeitsnacht ist das hier. Wenn das Henry Hudson geahnt hätte. Die Nordwestpassage hat er trotzdem nicht gefunden, was ihn wiederum in tragischer Weise mit der glücklosen Reise von Melvilles Pequod verbindet, aber ich schweife ab.

Sofort zur geografischen Buchhandlung gerannt, “Grüß Gott, ham Sie einen Stadtplan von New York?” Ob es denn einer von Downtown oder mit den Außenbezirken sein solle. Ja, ein bissel außenrum wär schon recht. Schublade hinter der Theke auf, fünf Stadtpläne in allen Größen rausgeblättert, mir in die Hand gedrückt, mit dem typischen Blick: Das ist genau das, was du brauchst, nach dem man sich kompetent bis zu Ende bedient fühlt, da macht keine Servicephilosphie was dran. Den von Rand McNally und den von Freytag & Berndt zur Kasse geschleppt, einen für die Außenbezirke und das Einordnen ins große Ganze, einen zum Andiewandnageln.

Jetzt weiß ich, dass es im Central Park tatsächlich eine Statue von Alice in Wonderland gibt, und wofür sie mich aber wirklich killen werden: Die Freiheitsstatue steht gar nicht in New York, sondern schon ein paar Seemeter drüben bei den Bauernschädeln in New Jersey.

Ich werde gerade mit einer Haarbürste versohlt

Bilder: Bettie Page™, The Bettie Page; Lizenz: Creative Commons.

Written by Wolf

9. August 2007 at 11:25 am

Posted in Rabe Wolf

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