Moby-Dick™

Leben mit Herman Melville

Man stellt sich den Himalaya vor und denkt sich alles weg, was nicht wie der Yeti aussieht

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Update zu Auf der Jagd nach Nantucket:

Was einem während eines Schmausenbuckmatrosenlebens so zuläuft. Der Buchhändler hat es – ich glaube heute noch, nicht richtig gesehen zu haben – unter dem Ladentisch hervorgezogen, als ich ihm ein Zwei-Mark-Exemplar von H.C. Artmann: Gedichte über die Liebe und über die Lasterhaftigkeit abkaufte: “Wenn du auf Artmann stehst, interessiert dich sicher auch das.”

Karlheinz Pilcz, Universitäts- und Stadtbibliothek KölnIn meiner Hand loderte H.C. Artmann, Rainer Pichler, Hannes Schneider: Yeti oder John, ich reise…, illustriert von Karlheinz Pilcz aus dem Willing Verlag München:

Die Drucklegung in 12 Punkt Helvetica wurde im Juni 1970 in der verlagseigenen Werkstätte beendet. Die Ausgabe bleibt beschränkt auf 1525 numerierte Exemplare der einmaligen Auflage. Dieses Exemplar trägt die Nummer

Danach handschriftlich eingetragen: 787.

48 Seiten japanische Bindung (das ist die mit den doppelten, einseitig bedruckten Blättern), annähernd quadratisch 18,2 auf 19 Zentimeter, die artmanntypisch verschrobenen, altertümelnd gelahrten Gedichte, aus denen nicht hervorgeht, welche von Artmann, Pichler oder Schneider stammen. Die Illustrationen von Pilcz sind vier ganzseitige Frontispize wie aus einem naturgeschichtlichen Werk über ferne Länder, in denen kaum jemand gewesen ist, aus dem 17. Jahrhundert; mich erinnern sie an Lovecraft, dessen Cthulhu-Zyklus Artmann immerhin übersetzt hat.

Es war 1970 von vornherein darauf angelegt, bald vergriffen zu sein. Selbst der Verlag ist mittlerweile erloschen. Kein Gedicht aus dem Band wurde in Artmanns Sämtliche Gedichte aufgenommen. Als der Buchhändler es mir zeigte, 20 Mark.

Der Schluss kommt dem Moby-Dick-Leser bekannt vor:

Epilog:

Einer, Leser, ist entkommen.
Merktest Du’s? Es ist der Fünfte,
Der sich heimlich fortgestohlen,
Und erschöpft nach Tagesreisen
Kam zu einer Menschensiedlung
Wo er’s Rapi-Hasch erzählt hat.

Dieser ließ bei einer Flasche
Reiswein sich genau berichten,
Was sich hatte zugetragen
In des Himalayas Schlünden.

Was der Zeuge nicht vermeldet,
Leser, – dies mußt er erdichten.

H.C. Artmann by Sepp Dreissinger, Salzburg 1980

Hinweis 3. September 2007: Der Basis in München hat gerade ein Exemplar!

Bilder: Karlheinz Pilcz in der H.C.-Artmann-Sammlung Knupfer der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln; H.C. Artmann by Sepp Dreissinger, Salzburg 1980.
Lizenz: Creative Commons.

Written by Wolf

3. September 2007 at 9:27 am

Posted in Laderaum

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