Märzgewinnspiel: Be a Mitruhender!
Weil’s so schön war:
Bitte mach bis Donnerstag, 31. März 2011 um Mitternacht ein Bild von jemandem, den du bis dahin nicht kanntest, der Zeit hat.
Du sollst niemanden aus seiner Hast und Pflicht reißen, sondern für jemanden ein paar Minuten ein schönes Erlebnis sein, während er ruht. Das sollte im März leicht fallen, weil da die Leute auf Stadtbänken ihr Gesicht in die Sonne halten, an Pollern lehnen, um Eis zu schlecken, Parks bevölkern und absichtslos nachschauen, ob man sich irgendwo was Gutes tun kann.
Es gelten wie immer die “Regeln” (weißt du ein harmloseres Wort?) aus dem Vorbildpojekt 100 Strangers und aus dem hiesigen letztjährigen Oktobergewinnspiel, die allesamt darauf hinauslaufen, dass du freundlich sein und Anstand zeigen sollst.
Die Bildqualität ist nachrangig: Übliche Amateurarbeit reicht vollauf. Wenn du keine Kamera dabei hast, nicht mal die in deinem Telephon, zeichne dein Motiv irgendwo drauf, das passt dann schon.
Ein paar Sätze Geschichte zu deinem Bild sollen dabei sein: Wen schauen wir auf deinem Bilde? Warum war das dein Motiv? Wie heißt der ruhende, müßiggehende, pausierende, herumgammelnde, innehaltende Mensch? Was tut er, wenn er nicht gerade ruht? Was macht ihn interessant, vor allem interessant in dem abgebildeten Moment? Worüber habt ihr euch unterhalten? War es eine gedeihliche Begegnung?
- Leute in Arbeitskleidung wirst du vermutlich fragen, was sie so machen. Das ist so wenig trivial und folglich blöd wie ein Gesprächsanfang, der das gegenwärtige Wetter thematisiert, sondern es ist sozial sinnvoll.
- Vermeide jede Ansprache, die als Angriff gewertet werden kann. Zum Beispiel zu laut, zu leise, zu plötzlich, von der Seite, gar von hinten.
- Augenkontakt. Nervös darfst du sein, das ist nur verständlich und kein Problem. Augenkontakt. Unaufdringliches Lächeln. Augenkontakt. Sparsame, aber aufmunternde, zustimmende, bestärkende, wertschätzende Gestik. Augenkontakt.
- Zeig Respekt. Sowieso. Jederzeit. Jedem.
- Angesäuselte wirst du fragen, was gefeiert wird. Hierzu ein ernsthafter Rat: Stinkbesoffene wirst du in Ruhe lassen.
- Essende wirst du loben, dass das aber fein aussieht, was sie da futtern, und fragen, wo’s das gibt.
- Den rauchenden Schutzmann wirst du fragen, wie lange seine Schicht noch dauert.
- Liebende wirst du fragen, wie lange sie schon zusammen sind. Fortgeschrittene fragen, was sie am ihren significant other am tollsten finden.
- Die sonnige Hübsche mit der randlosen Brille fragst du spontan, ob das Ding denn nicht aller vierzehn Tage zerbricht. Sag aber dazu, dass es ihr steht.
- Mach keinem Mann Komplimente über seine Frisur, wohl aber über seinen Bart.
- Mach keiner Frau Komplimente über ihre Augen, Brüste und Beine, wohl aber über ihren Schmuck, Oberbekleidung und Füße. Dabei zählen Strumpfhosen nicht zur Oberbekleidung, wohl aber Nagellack zum Schmuck.
- Sonderregeln bei Frauen: Schal ist Oberbekleidung, Schuhe nicht. Wenn die Schuhe die Zehen freilassen: auch dann über die Schuhe nicht, über die Füße schon. Wenn die Zehen unbedeckt sind. Wenn die Zehen nur durch Strumpfhosen, auch Netzstrumpfhosen — ja, vor allem durch Netzstrumpfhosen — hindurch erkennbar sind, gelten sie als bedeckt und entfallen als Gegenstand für Komplimente.
- Barfüßige jeglichen Geschlechts rechnen mit allem, die sind Kummer gewohnt. Benimm dich bitte trotzdem. Noch besser: Benimm dich deswegen.
- Sonderregel bei Männern: Komplimente am besten nicht über das Aussehen, lieber über das Handeln. Auch bei einhertänzelnden, kreischenden, gackernden Drag Queens.
- Komplimente über das Handeln gehen auch bei Frauen, über das Aussehen zusätzlich. Ausnahmen: siehe oben.
- Besonders nützlich und notwendig erscheint diese Kasuistik, weil der Rosenmontag all seine hässlichen Fratzen und der Frühlingsanfang sein liebliches Antlitz mitten in der Gewinnspiellaufzeit erheben: am 7. respektive 21. März.
- Bei Frauen umgekehrt wie bei Männern: über die Frisur schon, über den Bart nicht. Nicht mal an Weiberfastnacht.
- Sobald du ansatzweise unsicher bist: Vergiss den ganzen Wald von Sonderregeln und äußere Anerkennung für die Tätigkeit des Ruhens, das ist immer und überall so willkommen wie glaubwürdig.
- Was wenige wissen: Sprich jeden, gerade auch Menschen, die du anhand ihres Äußeren als Ausländer einstufst, zuerst in ordentlichem Deutsch an. Wenn du auf Unverständnis stößt, schalte auf die mutmaßliche Muttersprache des Angesprochenen um. Wenn du sie nicht beherrschst, auch nicht rudimentär, versuch die lingua franca Englisch. Pidgin-Deutsch ist erst die letzte Wahl.
- Mädchen über 16 heißen Frauen. Männer unter 106 heißen Jungs.
- Zu Kindern bücke oder kauere dich bis auf ihre Augenhöhe, nicht aber zu kleinwüchsigen Erwachsenen. Sprich keinesfalls gönnerhaft zu beiden. Zu überhaupt niemandem.
- Menschen unter zwölf Jahren wirst du erst nach ihrer Aufsichtsperson, zwischen vier und sieben Uhr morgens überhaupt keinen Menschen außer Bäckern, Gemüsegroßhändlern und Krabbenfischern irgend etwas fragen. Alles andere wäre Belästigung.
- Reisende wirst du fragen, wo’s hingeht, denn vielleicht hast du noch Bilder aus dem letzten Gewinnspiel übrig, auf denen du die Leute bestimmt auch nicht in gestrecktem Galopp, also eher wartend oder rastend erwischt hast.
- Schmökernde wirst du fragen, was sie dir für ein Buch empfehlen. Empfiehl eins zurück, aber sei nicht so missionarisch wie ich andauernd, sowenig wie du Herren, die Socken in den Sandalen tragen, mit Dschungeldoktoren und Damen mit überdimensionierten Sonnenbrillen mit Puck, der Stubenfliege vergleichen sollst, denn:
- Du bist nicht der Retter dessen, was du für guten Stil hältst, sondern ein netter Mensch.
Schwer? Ach, woher denn. Nur, wenn du dir’s schwer machst. Ansonsten: rundum erfreulich.
Deine Geschichte muss keiner äußeren Realität entsprechen; Realität ist sowieso überschätzt, aber das führ ich ein andermal aus. Wenn dir an deiner eigenen Ruhe gelegen ist, was ich gut verstehe, kannst du im Extremfall eine Figur in Ruhestellung aufkritzeln, das Blatt knipsen, irgendwas dazulügen und hast einen vollwertigen Beitrag. Wenn das gut gemacht ist, muss es ja nicht langweilig sein.
Wenn du ein Bild samt Geschichte zu diesem Thema einreichst, kriegst du von mir auf jeden Fall was dafür: Es sind immer noch Bücher und CDs übrig. Mal sehen, was mir bis Ende März zum Verlosen gut genug erscheint. Wenn du mich umhaust, kauf ich dir extra was. Kein Schätzing, versprochen. Bring mich zum Lachen oder Staunen, dann geb ich was zurück.
Das ist wieder ein richtig klasse Thema, das dir einen Tag oder eine ganze Woche verschönern kann. Ich werde mich meinerseits im März zwei Wochen lang im Urlaubsmodus bewegen und deshalb so frei sein, selber mitzumachen und mich dafür mit einem wünschenswerten Buche zu belohnen. Da können alle Beteiligen nur gewinnen. Es gibt also keine Ausreden mehr. Komm schon, spiel mit.
Bild: Starbucks am Odeonsplatz, Januar 2011.
Ruhelied: Elephant Parade: Goodbye.
Schnurrrrr… Vergebung, Großer. Hier ist es längst und viel zu spät für jegliches Mitspielen, ich weiß. :(
Aaaber aufm Hexenblog wars grad noch rechtzeitig veröffentlicht. Schau doch, wie viele Mitruhende! :o)
—-Oooch nööö, spielt hier etwa gar keiner mit??
Ein ruuuhiges Wochenende dir, Wolfentier.
Und die sonnigsten Frühlinxhexengrüße wo gibt.*
hochhaushex
1. April 2011 at 12:51 am
> Oooch nööö, spielt hier etwa gar keiner mit??
Wer damit je gerechnet hätte .ò)
Wolf
1. April 2011 at 6:17 am
[…] zum Märzgewinnspiel: Be a Mitruhender!: Die Unruhe ist allemal der stärkste Sucher der […]
Damit Ruhe ist « Moby-Dick™
1. April 2011 at 6:57 am