Mehr Licht was im Kreuz
Update zu O Mädchen mein Mädchen
und anlässlich Goethes 180. Todestag (das ist: heute):
Johann Peter Eckermann: Helgolander Fischerlied, 1838.
Der Fische viel gefangen sind,
Die Nacht wird dunkel, naß der Wind;
Bald ab vom Strande strömt die Fluth,
Drum rudert rasch und rudert gut,
Damit wir zeitig landen.Es pfeift der Wind bey hohler See,
Nicht Mond nicht Stern ist in der Höh’;
Doch halten fest wir im Gesicht
Auf fernem Thurm der Heimath Licht,
Wohin wir oft uns fanden.Bald sind wir nah, nun senkt das Bley,
Noch alle Noth ist nicht vorbey,
Hier liegen flach der Klippen viel,
Und ist fürwahr kein Kinderspiel,
Bey dunkler Nacht zu stranden.Mit Licht die Unsern sind am Strand!
Bald ziehn die Boote wir zu Land;
Dann heitre Mahlzeit machen wir,
Und der Gefahren lachen wir,
Die glücklich wir bestanden.
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Seinen ersten Band Gedichte veröffentlichte Eckermann im Frühjahr 1821 im Selbstverlag. Ein weiterer Band erschien 1838 im Brockhaus-Verlag Leipzig. Eckermanns lyrisches Werk galt stets als literarisch unbedeutend und ist seither in seiner Gesamtheit nicht mehr verlegt worden. [Zitiert nach dem Faksimile von 1838, printed in the USA.]
Carl Vogel veröffentlichte 1833 in Hufelands Zeitschrift „Journal der praktischen Heilkunst“ einen längeren Aufsatz über die Krankengeschichte Goethes […]. Goethes letzte Worte „Mehr Licht“ werden in dieser Veröffentlichung erstmals zitiert, wenn auch Carl Vogel beim Tod Goethes nicht selbst unmittelbar anwesend war.
Goethes letzte Worte political correct: Burkh, 3. Januar 2009, via Goethezeitportal;
Der Fische viel gefangen sind: Nataly Kolchugina: Fishing, 29. August 2011 .
Müssen wir uns ja gar nicht mehr wundern, warum die Amis gemeinfreie Raubkopien voll Eckermann-Dichtung mit üdüllüschen Cover-Stüllleben zusammentackern und gewinnbringend an uns verticken, wa? ;o)
hochhaushex
24. March 2012 at 4:12 pm
Weil es “stets als literarisch unbedeutend” gilt? Also manche von denen find ich recht hübsch vor sich hin galoppierend :o)
Wolf
25. March 2012 at 10:13 am
Weil es hier seit einhundertundeinpaarsechzich Jahren nicht mehr verlegt ward und eckermannzulande literarische Bedeutsamkeit für bedeutende Wasserträger offenbar nur scheibchenweise verteilt wird?
—Ja… also ich find das auch. :o)
Und es leben die literarischen Amis.
hochhaushex
25. March 2012 at 6:31 pm
Stimmt schon: Eckermann tritt eigentlich seit Heine, also recht unmittelbar, immer nur als Haushund auf, nie ohne Halter. Dabei war der Mann gelernter Zeichner — ist das bildnerische Werk überhaupt jemals erschlossen?
Wolf
26. March 2012 at 11:08 am