Moby-Dick™

Leben mit Herman Melville

Wenn schon

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Update zur Eingangsseite:

And this, perhaps, in a greater or less degree, is pretty much the case with all things else; for you know nothing till you know all; which is the reason we never know anything.

Herman Melville: Redburn: His First Voyage: Being the Sailor-boy Confessions and Reminiscences of the Son-of-a-Gentleman, in the Merchant Service, Chapter XXVI: A Sailor A Jack Of All Trades, 1849.

Und das ist vielleicht mehr oder weniger mit fast allem genauso, denn man kann nichts, wenn man nicht alles kann; das wiederum ist der Grund dafür, daß wir nie etwas können.

Herman Melville: Redburn. Seine erste Reise. Bekenntnisse und Erinnerungen eines jungen Mannes aus guter Familie als Schiffsjunge in der Handelsmarine, Kapitel 26: Ein Seemann, in allen Sätteln gerecht; Übersetzung: Richard Mummendey, 1967.


Lord, when shall we be done growing? As long as we have anything more to do, we have done nothing.

Herman Melville: Brief an Nathaniel Hawthorne, 17. November 1851.

Herrgott, wann sind wir endlich ausgewachsen? Solang wir noch irgend etwas zu tun vor uns haben, haben wir noch nichts getan.

Übersetzung: Daniel Göske, in: Herman Melville. Ein Leben, 2004.


Lied: Extrabreit feat. Hildegard Knef: Für mich soll’s rote Rosen regnen, 1968/1992.

Written by Wolf

27. March 2008 at 12:01 am

Posted in Reeperbahn

4 Responses

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  1. Ach jaah… „Scio, ut nescio“, wie schon Herr Sokrates wusste. Und solcherart mitnichten eingestand zu wissen, dass er nichtS wusste oder konnte (dat „s“ in dem beliebten Wortgeflügel is nämlich ‘n ungehöriger Übersetzungslapsus), sondern philosophasternd rauf- und runterimpliziert, dass auch Wissen über das „Nichtwissen“ ein Wissen sei, von dem man nicht sicher wissen könne etc. [die Damen und Herren Profi-Sokraten mögen mir diese unzulässige und dilettantische Verkürzung verzeihen ;o)]

    Unterstellen wir also unserm guten Herman – und uns mit ihm -, diesem klassischen Paradoxon auf zupackend agierende Weise entkommen zu sein resp. zumindest zu können, und sei es auf die des Münchhausenschen Zopfes, oder? ;o) Denn andernfalls verfielen wir allesamt am End’ noch dem Fruste am Leben selber – und wer will das schon, wa?

    Öhm… apropos: Können Pinguine nun eigentlich fliegen oder nich… oder was? Oder Wale? ;o))

    hochhaushex

    28. March 2008 at 3:14 am

  2. Übersetzungslapsūs wundern mich nicht, wenn die Übersetzenden schon die falsche Ausgangssprache hernehmen .ò)

    Melvilles weiterer Lebensgang nach den beiden Äußerungen deutet durchaus auf Resignation. Moby-Dick lief schon nicht so, auf die nächsten Romane geschah nur mehr allgemeines Schütteln des Kopfes, danach sein Rückzug in absehbar chancenlose Lyrik, Broterwerb beim Zoll, kaputte Ehe, missratene Kinder. Bei so einem Anspruch, dem nicht mal ein amerikanischer Präsidentschaftskandidat gewachsen wäre, alles andere denn ein ungetrübtes Leben.

    Wenn man Herrn Melville für diese seine Lebensmisere (hoher Anspruch vs. widrige Umstände) jetzt die “Lösungen” aus dem Münchhausen-Trilemma anböte, könnte er sie nicht auflösen, sondern allenfalls durchbrechen. Wenn’s nicht um eine luxuriöse Einzelfrage, sondern gleich sein eigenes ganzes Leben geht, würde ich ihm zum in Wiki angebotenen Relativismus raten: Der “wählt als Ausweg aus dem Trilemma, dass alle Wahrheit relativ sei und vom Betrachter abhänge.” Das kommt dem Radikalen Konstruktivismus, der sich inzwischen als taugliche Betrachtungsweise herausgestellt hat, recht nahe und wäre schon voll 20. Jahrhundert. So weit war er philosophisch seiner Zeit dann doch nicht voraus.

    Ob das was geholfen hätte? οἴδα οὐδὲν εἰδώς

    Wolf

    28. March 2008 at 12:25 pm

  3. Lass mal, die falsche Ausgangssprache war hier schon mit Bedacht gewählt und geht diesmal nicht auf das Übersetzerkonto. ;o) Das inkorrekte Schrift- und Klangbild der Phrase sind dem mitlesenden Hobby-Fülosofen in jedem Fall geläufiger, dacht ich. Was hätte er auf den schnellen Klick wohl mit ο? δα ο? δ? ν ε? δώς angefangen? Und so gesehen ist – sogar und erst recht – nicht mal von radikalkonstruktivistischem Standpunkt was dagegen einzuwenden: The Betrachter is the King! Erfinde die Wirklichkeit. ;o))

    Was unsern guten Melville angeht, hat ihm wohl beides nicht recht geholfen, auch nicht die Wahl zwischen Auflösen und Durchbrechen resp. Entkommen. Allerdings ist er für mich auf seine Art – bei all seiner Resignation angesichts der ignoranten Welt und wenn man deinen Gedanken weiter spinnt – ja dann beinah so etwas wie ein unbewusst/unwissend p r a k t i z i e r e n d e r Radikal-Kontstruktivinsky: Schöpfer (s)einer Wirklichkeit oder Welt. Oder? Er hat einfach immer weiter geschrieben. Und wir danken’s ihm heut noch. :o)

    hochhaushex

    29. March 2008 at 3:33 pm

  4. Unverwüstlich weitergemacht hat er allerdings — was mir auch immer wieder imponiert

    Wolf

    29. March 2008 at 8:36 pm


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