Moby-Dick™

Leben mit Herman Melville

Archive for February 2008

The Mermaid Problem:

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Don’t Go Searching For A Mermaid, Son,
If You Don’t Know How to Swim.

Update for Und Jan Mayen, der alte Flegel
and LiederJan Mayen und die Wahrheit über den alten Flegel:

I soon got used to this singing, for the sailors never touched a rope without it. Sometimes, when no one happened to strike up, and the pulling, whatever it might be, did not seem to be getting forward very well, the mate would always say, “Come men, can’t any of you sing? Sing now and raise the dead.” And then some one of them would begin, and if every man’s arms were as much relieved as mine by the song, and he could pull as much better as I did, with such a cheering accompaniment, I am sure the song was well worth the breath expended on it. It is a great thing in a sailor to know how to sing well, for he gets a great name by it from the officers, and a good deal of popularity among his shipmates. Some sea captains, before shipping a man, always ask him whether he can sing out at a rope.

Herman Melville about sea shanties, in: Redburn: His First Voyage:
Being the Sailor-boy Confessions and Reminiscences
of the Son-of-a-Gentleman, in the Merchant Service
,
Chapter 9, 1849

The Mermaid Lyrics


Image: An Album of Street Literature, 1800 (?)
via Never Sea Land, 28. January 2008;
Music (being a completely different song): Great Big Sea: The Mermaid,
in: The Hard & The Easy, 2005.

Written by Wolf

29. February 2008 at 12:01 am

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Ich verbitte mir solche zoologischen Spitzfindigkeiten! (Eine regelrechte Walschule)

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Update zu Sondern müsstet alle tot sein:

Die überaus verdienten Donaldisten Oliver Martin, Dr. paTrick Martin, Peter Jacobsen und Klaus Harms, in einen Sack gesteckt ein wahrer Olymp an Trägern bombastischer Würden, darunter Zaster sparende Ehrenmitgliedschaften, toll tönende Titel von imposanter Amtswürde und vetterliche Vergünstigungen in der D.O.N.A.L.D. und der Professor-Püstele-Preis, haben im Jahr 2001 anlässlich des 24. D.O.N.A.L.D.-Kongresses zu Carlsruhe die Ausstellung Barks’ Thierleben. Biodiversität in Entenhausen gestaltet. Website und .pdf-Dokument waren als ausstellungsbegleitend geplant, wurden von der pflichtvergessenen Bande jedoch erst irgendwann 2005 fertig gestellt. Der Katalog ist schon wieder vergriffen und muss allenfalls mit sehr viel Glück über Bookcrossing gefunden werden.

Die Ausstellung selbst deckte anhand der aufs verdienstreichste hergestellten Präparate nahezu die gesamte Fauna auf stella anatium ab. Carlsruhe wurde als Veranstaltungsort gewählt, um dem zu erwartenden Ableben des Schöpfers Carl Barks eine etwas vorauseilende Ehre zu erweisen. Präsidente und zuständig für die anstehende Todesanzeige war damals die junge, dunkelschöne Österreicherin Nicola Waldbauer, der heute noch definitiv etwas von einem Todesengel anhaftet, was im Rahmen dieser Ausstellung, deren Thema von so geballter Lebendigkeit schwirrte, noch einmal so plastisch auffiel. Sie hat ihre Aufgabe würdig versehen, die Ausstellung hätte man nicht günstiger unterbringen können.

Wir erheben uns zur Hymne und vertiefen uns sodann in schweigender Demut in den Abschnitt über die Entenhausener Cetacea.

Ordung: Cetacea (Waltiere)

Familie: Delphinidae (Delphine)

Mediterraner Mörderwal

Odontocetus mediterraneus

Mediterraner Mörderwal
Der mediterrane Mörderwal ist eigentlich, wie sein Verwandter, der gewöhnliche Orca (auch: „Mörderwal“), eigentlich ein sehr großer Delphin (also ein luftatmendes Säugetier und kein Fisch). Er unterscheidet sich vom Orca durch seinen einfarbig-dunklen Körper und die wenig ausgeprägte Rückenflosse. Seine Körperlänge beträgt bis zu 10 m.

Die Lebensweise des mediterranen Mörderwales ist weitgehend unerforscht. Er ist grundsätzlich schlecht gelaunt (wahrscheinlich weil er im überfischten Mittelmeer Schwierigkeiten bei der Nahrungssuche hat). Versuche, ein Exemplar mit einem Nylonlasso einzufangen, quittierte dieses mit Tobsuchtsanfällen, welche das Meer aufwühlten (Augenzeugenbericht: „Das Meer schäumt wie das Bier beim Maibock“).

WDC 292; TGDD 64 „Die schwarze Suppe“, p. 4-5


Familie: Physeteridae (Pottwale)

Entenhausener Pottwal

Physeter Entenhausensis

Ich verbitte mir solche zoologischen Spitzfindigkeiten!Der Entenhausener Pottwal gleicht vom Körperbau her unserem Pottwal (Physeter catodon). Er ist (wie alle Wale) ein Säugetier. Dennoch wird in Entenhausen zum Einfangen eines solchen Tieres aus formaljuristischen Gründen ein Angelschein verlangt. Während der irdische Pottwal sich vorwiegend von Tintenfischen (Kopffüßern) ernährt, wird von den Entenhausener Tierschutzinstanzen als angemessene Nahrungsration für in Gefangenschaft gehaltene Pottwale eine Mischdiät von täglich „etwa einer Tonne pelagischer Kopffüßer, Wasserflöhe und so“ für ausreichend betrachtet. Es ist aber auch belegt, dass sich der Entenhausener Pottwal von Fischen ernährt. Hungrige Individuen geraten so in ihrem Bestreben einen Fisch zu verzehren manchmal auch ungewollt an Angelhaken, was für den Angler unerfreuliche Konsequenzen nach sich zieht. Der Entenhausener Pottwal ist ein Tier mit ausgeprägtem Territorialverhalten, er attackiert fremde Eindringlinge umgehend. Der Angriff eines Entenhausener Pottwales auf eine von Herrn Duck gefertigte, lebensgroße Walimitation von rosa Farbgebung („Was könnte einen schwarzen Walfisch wütender machen als ein rosa Wal ?“), könnte allerdings auch vermuten lassen, dass der Entenhausener Pottwal eventuell farbenblind ist.

Eine regelrechte Walschule!
Ein weiterer Unterschied zum Verhalten des uns bekannten Pottwales ist die Tatsache, dass der E. Pottwal in der Lage ist, ähnlich wie Delphine aus dem Wasser herauszuspringen.

Die gelegentlich drastische Reaktion des Entenhausener Pottwales auf Lockmittel (so lässt er sich z.B. durch extrem laute auf Lachse eingestellte Lockpfeifen anlocken), Amulette und dergleichen ist noch weitgehend unerforscht.

FC 256; TGDD 8 „Familie Duck auf Nordpolfahrt“

WDC 193; TGDD 19 „Der Walfisch“

U$ 25; TGDD 39 „Der Fliegende Holländer“; BL-OD 16/1

Text und Bilder:Oliver Martin, Dr. paTrick Martin, Peter Jacobsen, Klaus Harms, Walt Disney Inc. in: Barks’ Thierleben. Biodiversität in Entenhausen.

Written by Wolf

25. February 2008 at 12:01 am

Posted in Moses Wolf

… for who dreams to find fish in a well?

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Another update for My Private Weltverschwörung
and A Note on “Isle of the Cross”:

Lieber Wortarbeiter,

O how I despair of making my words cool and clean like yours. Nevertheless, melvilliana is becoming born again.

http://melvilliana.com

Dein,
Scott

Da wissen wir ja gleich, wer da immer die frisch reingelaufenen Artikel als erstes durch Google Translations schickt (deren Beta-Version erstaunlich gut geworden ist). Dabei wollte ich den Melvilliana in der Linkrolle gerade das grüne Herzchen aberkennen, weil ich nicht die ganze Zeit meine Kundschaft wissenden, wenngleich weinenden Auges auf einen toten Link schicken kann. Schön zu hören, dass er nur schläft.

Und batztadaa, da is er ja wieder und führt Moby-Dick™ als insanely wunderschön and sexy, too. Wow.

...for who dreams to find fish in a well? Herman Melville in Pierre, 1852

Written by Wolf

21. February 2008 at 12:01 am

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Fremde im Zug

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Update zu Pissed about having to work in a post office to support himself:

Rolf Tietgens, Patricia Highsmith collection, 1942
Rolf Tietgens: Patricia Highsmith at age 21, 1942

Mit Schreibmaschine auf der Vorderseite:

Pat Highsmith – all photos at age 21 just out of University

Mit Schreibmaschine auf der Rückseite:

Rolf Tietgens, friend from Hamburg, who took pictures on other side, when I was 21. I cannot easily unglue these pictures, so I send the whole page to you.

Rolf Tietgens, ca. 1942Ein Deutscher, der 1942, statt sich im Schlamm der Schützengräben Handgranaten um die Ohren pfeifen zu lassen, Nacktbilder von Literaturstudentinnen macht, Respekt, das lass ich mir eingehen.

Rolf Tietgens war einer der wenigen Männer in Patricia Highsmiths Leben, mit denen sie sich näher einließ, dazu noch unmittelbar nach ihrem Abschluss auf dem Barnard College, das nur Frauen zulässt. Vor allem wenn man nur die offiziellen Verlagsfotos des Diogenes Verlags kennt, die Frau Highsmith in fortgeschrittenem Alter mit hängenden Backen und verhärmtem Blick zeigen, finden wir sie vor Zeiten überraschend schön. Ein tolles Bild von einer tollen Frau. In einer abschreckenden Weise hässlich konnte ich sie auch später nie finden; gerade la Highsmith gehört zu jenen Patentweibern, die ich von Kind auf immer gerne mal kennen gelernt hätte.

Dmitri Kasterine, The Parting Shot. Patricia Highsmith 1986Frau Highsmiths verlagswirksam vom Leben zerfurchtes Gesicht rührt vermutlich von ihrer Zerrissenheit zwischen der Produktion reißerischer Krimis und dem Schaffen anspruchsvoller psychologischer Literatur, die unpraktischerweise meist im selben Roman stattfanden, dazu noch der ungebetenen Kürzung ihrer fertigen Werke seitens Diogenes, die auch seit der Neuausgabe 2002 innerhalb des Verlags erst nach und nach bereinigt werden. Melville-Bezug: Herausgeber ist Melville-Experte Paul Ingendaay; phüh, das war knapp. Und dann noch das ständige Umherziehen, wahrscheinlich auf der Flucht vor den wechselnden lesbischen Liebesbeziehungen, in denen sie nie glücklich wurde.

Bei allem Respekt vor ihrem literarischen Werk sollte uns spätestens das davon abhalten, einen Lebenslauf als Comictexter, Drehbuchschreiber für Hitchcock und so ziemlich einziger Kirimigroßmeister, der noir statt cosy arbeitet, obwohl “er” eine Frau ist, anzustreben.

Das alles, unter anderem ihre lesbische Identität, war 1942 noch nicht zu ahnen. Rolf Tietgens muss ein sehr glücklicher Mann gewesen sein.

Rolf Tietgens, Patricia Highsmith, 1942
Rolf Tietgens: Patricia Highsmith at age 21, 1942

Bilder erscheinen in: Franz Cavigelli, Fritz Senn, Anna von Planta: Patricia Highsmith. Leben und Werk und Andrew Wilson: Beautiful Shadow: A Life of Patricia Highsmith. Vor allem das untere, um das es sichtlich andauernd geht, wird viel schöner, wenn man es groß anzeigen lässt, und liegt hochauflösend vor.

Hausaufgabe: Verfassen Sie 1000 Anschläge über Patricia Highsmith, ohne das Wort “subtil” zu verwenden.

Bilder: Patricia Highsmith Papers aus den 50 laufenden Regalmetern Nachlass im Schweizer Literaturarchiv;
Dmitri Kasterine: The Parting Shot, 1986;
Andrew Wilson.

Written by Wolf

18. February 2008 at 12:01 am

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Ein Job für Andy Superkaufman

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Update zu A Chevrolet Is Not A Disney:

Do we really have to watch Mighty Mouse and the Pirates from 1945 to know the plot? Heck, it’s a superhero cartoon… For the first time, it features Oil Can Harry in a Mighty Mouse cartoon, as a crossover appearance from other series, who was nine years older than Mighty Mouse and would stay his counterpart until When Mousehood Was in Flower, 1953. And for the first time in Mighty Mouse, the dialogue is opera style (rather sung than spoken). Enjoy this, if you can.

So. Nachdem wir alle da lebendig wieder raus sind, haben wir endlich eine Ausrede zu gucken, was Andy Kaufman so treibt.

Dass er außer bei ein paar Verschwörungstheoretikern nur mehr über sein Bio-Pic Der Mondmann bekannt ist (wenn man den irren Blick von Rainald Grebe nicht mitzählt), dass er die Leute in Fernsehsendungen ernsthaft gegeneinander aufbringen konnte, am besten noch die Interviewer gegen sich selbst, dass man als Zuschauer nie sicher sein konnte, in seinen Shows etwas zu erleben, für das man bezahlen mochte, ja nicht einmal, ob er aus künstlerischen Gründen überhaupt erscheinen sollte, auch wenn seine Elvis-Parodie richtig gut war, dass immer am spannendsten war, ob er heute wieder eine Neurose oder eine Psychose eigentherapieren wollte, dass er am Ende wirklich so ein Arschloch war, wie er immer tat — alles Binsen. Hauptsache, er hat mal Mighty Mouse… was eigentlich? parodiert? aufgelegt? zu Sinn verholfen?

Das Zuschauen, obwohl eingeladen und sozial gerechtfertigt, hat etwas unbequem Voyeuristisches: Der Mann spinnt ja womöglich in echt.


Poster Man on the Moon, 1999

Films: Mighty Mouse and the Pirates, 1945,
When Mousehood Was in Flower, 1953,
Andy Kaufman Elvis Impersonation, Johnny Cash Show 1979,
and Andy Kaufman Performs Mighty Mouse Theme;
Image: Man on the Moon, 1999: Fair Use.

Written by Wolf

12. February 2008 at 4:01 am

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Feuerwerk! Powerpilz! Firlefanz! Lichtermeer!

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Update zu Trust and Builds Trust, Nantucket, Wo Ramadan draufsteht, ist auch Ramadan drin und noch einem:

Es lenzet auch auf unserm Spahn, o selige Epoche: Die Stöckchen fliegen wieder tief.

Nach meinem halberfolgreichen Drücken vor der Coyotin wirft auch Jessebird vom Planeten 9. Es nimmt überhand; seien wir mal nicht so, a-one, a-two.

Nochmal die Gebrauchsanweisung zum Mitsingen:

  • Nimm das erste Buch in deiner Nähe (das mindestens 123 Seiten hat).
  • Öffne das Buch auf Seite 123.
  • Finde den fünften Satz.
  • Poste die nächsten drei Sätze.
  • Wirf dein Stöckchen an 5 weitere Blogger!

Das echte erste Buch mit 123+ Seiten sagt:

Guten Morgen — Mitternacht —
Ich komme heim —
Müd ist der Tag von mir —
Wie könnt ich — von Ihm?

Süß war der Sonnenschein —
Gern blieb ich da —
Mich — will der Morgen nicht —
Tag — gute Nacht!

Darf doch die Röte —
Im Osten — noch sehn?
Die Hügel — dann einem
Das Herz — herausziehn —

Bist nicht so schön Mitternacht —
Ich wählte — Tag —
Nimm du das Mädchen an —
Das er verjagt!

Keine Ahnung, wo da ein Satz aufhört und der nächste anfängt. Für den Zweifelsfall ist das gesamte Gedicht wiedergegeben, so is es eh respektvoller. — Na, von wem, woher? Ich will mal ein bissel Hirnschmalz schmurgeln hören!

Jessebird hat den Extrawunsch geäußert, es sollte doch auch ein Moby-Zitat dabei sein. Gute Idee. Die entsprechenden Stellen auf den Seiten 123 unser aller zweier Lieblingsneuübersetzungen sind bei Jendis:

Dort gibt es mehr Sand, als man in zwanzig Jahren statt Löschpapier aufbrauchen würde. Mancher Spaßvogel wird euch erzählen, daß sie das Unkraut dort erst anpflanzen müssen, denn es wächst nicht von alleine; daß sie die Disteln aus Kanada einführen; daß sie übers Meer nach einem Zapfen schicken müssen, um ein Leck im Tranfaß zu dichten; daß Holzstücke in Nantucket herumgetragen werden wie Splitter vom wahren Kreuze in Rom; daß die Leute hier Fliegenpilze vor ihre Häuser pflanzen, um zur Sommerszeit Schatten zu haben; daß ein Grashalm eine Oase bedeutet und drei Halme auf einem Tagesmarsch eine Prärie; daß sie Treibsandschuhe tragen, ungefähr wie die Lappländer Schneeschuhe; daß sie auf ihrem Eiland der Eilande vom Ozean so umfangen, umgürtet, allseits umschlossen und eingekreist sind, daß selbst an ihren Tischen und Stühlen gelegentlich kleine Muscheln kleben, wie auf dem Rücken der Seeschildkröten. Diese hanebüchenen Behauptungen zeigen freilich nur, daß Nantucket nicht Illinois ist.

Die Ostfriesenwitze am Anfang von Kapitel 14

und bei Rathjen:

Schließlich standen wir auf und kleideten uns an; und Queequeg, der ein ungeheuer herzhaftes Frühstück von Chowder aller Sorten zu sich nahm, so daß die Wirtin aufgrund seines Ramadans keinen großen Gewinn machen konnte, so machten wir uns auf den Weg, um an Bord der Pequod zu gehen, dahinschlendernd und mit Heilbuttgräten in unseren Zähnen stochernd.

Schluss von Kapitel 17

— was weder der fünfte Satz noch drei Sätze sind, weil das Kapitel samt der Seite 123 hier endet, ätsch. Wir haben hier ja keinen Direktvergleich der Übersetzungen angestellt.

Und damit ich auch was davon hab, komme ich über eine verschlungene Assoziationskette zum wahrscheinlich unterschätztesten Liedermacher der Welt, der vor zwanzig Jahren das deutsche Musikgeschehen aus dem Sumpf musikverachtender Elemente wie Roy Black und Rex Gildo schätzomativ auf das Niveau von Bob Dylan gehoben hat: Stephan Remmler, yeah. Nach dem Bruch mit Trio kam vor den ganzen Bereicherungen jeder Ein-Mann-Kapelle wie Keine Sterne in Athen und Vogel der Nacht (beide 1986) doch noch was: Feuerwerk gab es nur als Single. Hab ich nie wieder im Radio gehört, aber spätestens bei dem Wort “Powerpilz” kriegt man unter all dieser Lust am Untergang unweigerlich das Grinsen.

Film: Stephan Remmler & Nina: Feuerwerk, 1984.

Lieder: Stephan Remmler: Keine Sterne in Athen und Vogel der Nacht
aus: Stephan Remmler, 1986;
Feuerwerk: Vinyl-Single [haben will!], 1984.

Bücher: Moby-Dick, Moby-Dick und eins zum Selberraten (und, nein, es ist nicht Moby-Dick…).

PS: Ach ja — weiterwerfen, das Stöckchen, an fünf weitere Blogger? Heilige Nacht, haben doch alle schon gehabt. Wenn nicht, sollen sich Selbstbediener ruhig bemerkbar machen. Solang ich nicht grade Sätze von Proustlänge abtippen muss, find ich’s ganz lustig.

Written by Wolf

11. February 2008 at 1:29 am

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Bei Feueralarm zu retten:

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Update zur Wolf’schen Bedürfnispyramide
(also There’ll be two winters in the year halt jetzt…):

Herman Melville, Tales, Poems, and Other Writings, ed. John Bryant 2001Das wichtigste hätt ich fast vergessen:

Herman Melville: Tales, Poems, and Other Writings. Edited, With an Introduction, and Notes, by John Bryant. Fluid text editions of Typee, “Camoëns,” “Art,” and “Ur-Billy-Budd” copyright © 2001 by John Bryant, The Modern Library Classics, 2001

Bekannt aus der Bücherliste nebenan. Gerade unter Sie wollen nicht wissen was wiedergefunden. Gibt’s jetzt als Hardcover billiger denn als Taschenbuch (im Bild), wird aber von Auflage zu Auflage teurer, also zacka.

Soundtrack:

Bild: Diptychon Herman Melville: Tales, Poems, and Other Writings, meins.

Written by Wolf

10. February 2008 at 12:01 am

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Proposing a city in which I would not, in fact, be allowed to exist

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Update zu Happy Birthday, Herman,
The New York Rant,
New York 1660
und Vorabendvorstellung:

Bildende Kunst ist immer am schönsten, wenn ein bissel was zu grinsen mit drin ist. Staatstragende Farbflächen, Gouachen zur Kritik bourgeoiser Wahrnehmungsgewohnheiten — hübsch, und jetzt?

Die Manhattaner Künstlerin Melissa Gould, vulgo MeGo, hat aus den Stadtplänen von Mahnhattan und ausgerechnet Berlin eins von jenen Kunstwerken gemacht, mit denen man eine Ewigkeit nicht fertig wird. Ein Guckbild. Besser als Fernsehen (Kunststück…), und eine über den Inhalt hinausweisende Dimension obendrauf.

A Freiheitsstatue called SiegessäuleDie Lithographie Neu-York zeigt New York in den Grenzen von 1939 (also ohne Nachkriegsneuerungen wie das Lincoln Center) mit Straßennamen, die so tun, als ob sie im nazischen Berlin lägen. Papier und Farbgebung imitieren ein originales Zeitdokument:

An obsessively detailed alternate-history map, imagining how Manhattan might have looked had the Nazis conquered it in World War II.

Vierfarbdruck, 68 auf 109 Zentimeter, limitiert auf 20 Exemplare, 2.500 Dollar zuzüglich Porto und Zoll.

Für die historische (keineswegs politische) Korrektheit ihrer Fälschung hat MeGo zeitgenössische Straßenpläne eingescannt und digital die jüdischen Spuren daraus entfernt: Synagogen und Ortsnamen nach Juden. Das ist das Konzept der unbuilt landscape auf die Spitze getrieben.

Paradoxerweise will MeGo ihr Projekt ironisch verstanden wissen, bezeichnet es aber unter anderem als Hommage an die deutsche Sprache, die Sprache ihrer eigenen Vorfahren, und an die poetischen Aspekte der deutschen Kultur. Deutsch spricht sie selbst noch fließend, und in einem deutsch-österreichischen Umfeld könnte sie heute leben, wenn da nicht durch eine Verkettung saudummer Umstände die historische Kontinuität über den Haufen geraten wäre. Es ist nicht ihre erste Arbeit mit deutschem Bezug: Die Installationen From Adler to Zybler und Schadenfreude sprechen von ähnlichen Ausgangs- und Zielpunkten.

In Neu-York heißt der Hudson River Havel, der East River Spree, die Fifth Avenue Kurfürstendamm, überhaupt sind die Avenues allesamt etwas mit “Kaiserlich” und “Königlich”, die numerierten Querstraßen sind ausgeschrieben benannt. Unterhalb der 14. Street sind sogar geschlossene Berliner Stadtviertel durchgehalten. Unter den Straßennamen nach großen Deutschen finden sich auch Deutschjuden: ein Missgriff, der gerade für Nazigebräuche charakteristisch ist und die Sammlung umso authentischer macht. Am Columbus Circle steht das Brandenburger Tor, der Central Park ist der Tiergarten, mittendrin der Wannsee, der Times Square der Potsdamer Platz, das Museum of Natural History das Pergamon Museum. Mein persönlicher architektonischer Liebling in New York, die Brooklyn Bridge, heißt Potsdamer Brücke; eine der gelungensten Umdeutungen. Auch schön: Der Grunewald liegt in Bauernschädel-New-Jersey.

Als Muttersprachler stört mich, dass nirgends ein ß vorkommt — in diesem einen Falle gibt die Unsitte Sinn, die meisten “Strassen” als “Str.” abzukürzen — und die Straßennamen, die unter einem Albert Speer zustande gekommen wären oder wer immer unter den Nazis für dergleichen zuständig war, mit Leerschritt geschrieben sind statt zusammen oder bei längeren Wortgebilden mit Bindestrich. “Niebelungen Weg”! Nibelungenweg heißt das.

Die Website ist überaus liebevoll und interaktiv gestaltet; MeGo gibt alles, um ihre 20 Exemplare à 1.726,10 Euro (Stand vom 8. Februar 2008) zu inszenieren. Hilfreich ist die “Zeichen-Erklärung” mit Konkordanz in beide Sprachrichtungen nebst Übersetzung der deutschen Namen. Schlagen Sie ruhig mal die 21 Ausschnitte der Reproduktion auf und direktvergleichen Sie in Google Earth mit: ein lehrreicher Spaß.

Was den Melvilleaner interessiert: Die Pearl Street mit Herman Melvilles Geburtshaus und erstem Wohnort heißt “Monbijou Strasse” (grrr! Die Schreibweise!), sinnvoll oder nicht.

Ein paralleles Projekt mit New Yorker Hotels im Berlin von 1935 oder Berliner Hotels im New York von 1935 ist in Arbeit.

Chambers Street to Battery Park, River to River, City Hall South


Bilder: Melissa Gould, Lower Manhattan;
Film: Insterburg & Co.: Ich liebte ein Mädchen.

Written by Wolf

8. February 2008 at 2:04 am

Posted in Moses Wolf

To Be Wanted

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Update for Pretty Good Kunitzburger Eierkuchen:

Image: Randall Munroe: xkcd;
Resources: Douglas R. Hofstadter: Gödel, Escher, Bach:
an Eternal Golden Braid
, 1979 (deutsch).

Written by Wolf

6. February 2008 at 2:17 am

Posted in Laderaum

Moby Sonnendeck

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Update zu sieht ja ulkik aus:

Death and hell are never full
And neither are the eyes of men
Cats can fly from nine stories high
And pigs can see the wind.

Willie Nelson

Name:
1851: Moby Dick
2008: Manned Cloud

Technische Daten:
1851: Bis zu 18 Meter lang, 50 Tonnen, Flukenantrieb, Tintenfische, Fische, Krustentiere, Sauerstoff, Landungen unerwünscht
2008: 210 Meter lang, 82 Meter breit, 52 Meter hoch, Auftriebskörper 520.000 Kubikmeter, 170 km/h, 20 Zimmer, Helium, Landetechnik ungeklärt

Verträglichkeit:
1851: Aggressiv, frisst menschliche Gliedmaßen, versenkt Walfänger, Inbegriff des Bösen
2008: Umweltfreundlicher Antrieb, landschaftsschonend, Restaurant, Bücherei, Fitnessstudio, Bar, Sonnendeck, 15 Angestellte

Status:
1851: Nie gestorben
2008: Noch nicht geboren

Fachliteratur:
1971: Philip José Farmer: The Wind Whales of Ishmael,
Mass Market Paperback
1980: Philip José Farmer: Ismaels fliegende Wale, Moewig

Manned Cloud

Bild: Antje Blinda: Weißer Wal für Luxustouristen
in: Spiegel Online, 4. Februar 2008;
Film: Airshipworld: Massaud — Manned Cloud Hotel.

Written by Wolf

5. February 2008 at 2:00 am

Posted in Rabe Wolf

Tucher Braü’s Note

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Update zu Mutter, lass mich dein Söhnchen sein
und Kapitel 9: Die Predigt:

Emily Brontë by Patrick Branwell BrontëEs kommt jetzt gleich etwas weniger zur Geltung als sonst, aber in Wahrheit bin ich ein ganz und gar hämefreier Mensch. Meine satirischen Äußerungen sind die wohlwollendsten seit Heinz Erhardt, meine Zurechtweisungen richten sich insgeheim mehr gegen mich als gegen Dritte. Ich verstehe jede Neurose, ich habe sie alle. Das Vorführen von Druckfehlern liegt mir aber schon gleich sowas von fern. Normalerweise. Es folgt deshalb weniger ein Boah Määääänsch, sind die blöööööt als vielmehr ein Hihi, das passiert anderen also auch.

Vor ungefähr hundert Jahren haben mich meine Herren Eltern gerne mal in den Landgasthof Löhner zum Sonntagsessen mitgenommen; das Kind, das ich mal gewesen sein muss, war wenig wehrhaft. Bei Löhners an die Wand genagelt, weiß ich noch, hing ein antiker abgesägter Bierfassboden der Brauerei Tucher, vulgo Tucher Bräu zu Nürnberg. Was mich daran so faszinierte, war die Inschrift:

TUCHER BRAÜ

Genau so.

Vielleicht bei unserem dritten Lokalbesuch fragte meine Mutter, was ich denn dauernd an die eine Wand da zu stieren hätte.

“Das Fass”, sagte ich und deutete, “da steht Tucher Braü drauf.”

“Freilich”, sagte mein Vater, “was soll sonst draufstehen, wird halt vom Tucher Bräu sein.”

“Aber…” Für eine genauere Ausführung, was mich so an der Antiquität fesselte, fehlte mir das sprachliche Rüstzeug. Zur Hoffnungslosigkeit der historischen Einordnung kann ich nur vorbringen: Offenbar konnte ich lesen, aber nicht reden, was sich bis heute nicht wesentlich geändert hat.

Viele Jahre später hatte ich die Ehre, für die Brauerei Tucher Werbetexte zu schreiben, wobei ich meinen Ehrgeiz darein setzte, ausschließlich korrekt buchstabierte Werbemittel freizugeben. Was irgendwie sinnvoll an Werbung oder gar am Korrekturlesen sein soll, konnte ich meinen Eltern bis heute nicht vermitteln.

Darum hat es für mich etwas geradezu Wehmütiges, wenn die Leute Charlotte Brontë “Brönte” schreiben. Wo auf der Tastatur das ë sein soll, kostet mich nämlich selber jedes Mal mehr Zeit, als einen Firmennamen in einen Eichenfassboden zu schnitzen.

Buch: Emily Brontë: Wuthering Heights, Page xxix:
Currer Bell, i.e. Charlotte Brontë: Biographical Notice of Ellis and Acton Bell. Penguin Classics, 1847/1850/1995;
Bilder: Patrick Branwell Brontë in der National Portrait Gallery London, 1833
via Kingwood College Library;
meins, 2. Februar 2008.

Written by Wolf

3. February 2008 at 12:01 am

Posted in Meeresgrund

There’ll be two winters in the year

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Update for Kartenzimmer Kommandobrücke Kompassraum:

Down with the rosemary, and so
Down with the bays and mistletoe;
Down with the holly, ivy, all,
Wherewith ye dress’d the Christmas Hall.

Robert Herrick, 1591–1674: Ceremony upon Candlemas Eve

Ist’s an Lichtmess hell und rein,
wird ein langer Winter sein.
Wenn es aber stürmt und schneit,
ist der Frühling nicht mehr weit.

Imbolcregel

Melvilleana Book Stack, Bücherstapel Stand 1. Februar 2008

… and still counting.

Image: Own brand, February 1st, 2008.

Written by Wolf

2. February 2008 at 12:01 am

Posted in Mundschenk Wolf