Moby-Dick™

Leben mit Herman Melville

Archive for the ‘Kommandobrücke’ Category

Geduld und guten Mut erzechend

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Folge aus unserer halbjährlich fortgesetzten Chronik des Verfalls:

— welche außerdem ab sofort in Doctor Fausti Weheklag und Höllenfahrt fortgesetzt wird:

——— Mephistopheles, Part 1:

Das ist noch lange nicht vorüber,
Ich kenn’ es wohl, so klingt das ganze Buch;
Ich habe manche Zeit damit verloren,
Denn ein vollkommner Widerspruch
Bleibt gleich geheimnißvoll für Kluge wie für Thoren.
Mein Freund, die Kunst ist alt und neu.
Es war die Art zu allen Zeiten,
Durch Drey und Eins, und Eins und Drey
Irrtum statt Wahrheit zu verbreiten.
So schwätzt und lehrt man ungestört;
Wer will sich mit den Narrn befassen?
Gewöhnlich glaubt der Mensch, wenn er nur Worte hört,
Es müsse sich dabey doch auch was denken lassen.

Self mit Rabenfeder, 3. November 2012

——— Goethe: Seefahrt:

Claudia Roeder by Walter M. Delgado, Pretty Woman, 18. Juli 2010Lange Tag’ und Nächte stand mein Schiff befrachtet;
Günst’ger Winde harrend, saß mit treuen Freunden,
Mir Geduld und guten Mut erzechend,
Ich im Hafen.

Bilder: Meins: Rabenfeder, 3. November 2012;
Walter M. Delgado: Claudia Roeder als Pretty Woman:
Die Interpretin der Seefahrt 2004 am 18. Juli 2010.

Written by Wolf

6. November 2012 at 12:01 am

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A port coton qu’on se revoit

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Das waren am 18. August sechs Jahre Moby-Dick™. Kein Geheimnis, dass hier nicht gerade die sieben Sirenen von Sansibar im Kettenbikini steppen.

Mein Angebot bleibt bestehen: Wer immer ein Kapitel aus Moby-Dick bespricht, kann das bei uns veröffentlichen und bekommt reichen Büchersegen zur Belohnung. Also: Ans Werk, bitte.

Ich bin dann mal bei

D. Fausti Weheklag und Höllenfahrt. Das Habe-nun-Ach für Angewandte Poesie.

Soundtrack: Zaz: Port Coton, aus: Zaz, 2010.

Written by Wolf

28. August 2012 at 2:31 pm

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Die Linkrolle

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Update zu Besser als Sex:

Die Linkrolle in der Seitenleiste ist aufs Wesentliche reduziert: die Melvilleana & Mobyana. Weitere empfohlene Links werden an dieser Stelle nach Bedarf aktualisiert, weil man einige doch sehr vermissen würde.

Wenn Ihnen gebrochene oder unnötige Links auffallen, machen Sie uns jederzeit darauf aufmerksam.

Die Wale in den Meeren
Auf Gottes Stimme hören:

Nordamerikana:

Bilder, Bücher, Bilderbücher:

Bücher, Menschen, Büchermenschen:

Fähige Skipper:

Written by Wolf

1. August 2012 at 12:01 am

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Nu in da houze:

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Update zu Nu in da houze und Nu in da houze:

One of the “masters of the great Art of Telling the Truth” (Hawthorne and His Mosses, 1850):

So, of his gentleness,
Knowing I loved my books, he furnish’d me
From mine own library with volumes that
I prize above my dukedom.

Prospero, The Tempest I,2,271 ff.

The Norton Shakespeare

Written by Wolf

27. July 2012 at 5:52 pm

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Dringendes Juli-Gewinnspiel (geschlossen)

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I turned back to the start: “Call me Ishmael.” I was in love! You fall in love with poetry. You fall in love with Shakespeare. I’d been in love with Shakespeare since I was fourteen. I was able to do the job not because I was in love with Melville, but because I was in love with Shakespeare. Shakespeare wrote Moby-Dick, using Melville as a Ouija board.

Ray Bradbury: The Art of Ficition No. 23.

Es eilt: Ich will endlich den Norton Shakespeare, und den gibt’s grade für 30 Euro. Das heißt, dass mein bestehender einbändiger Shakespeare raus muss — und zwar bevor jemand anderes drauf kommt, dass ein Norton Shakespeare für 30 Isarkieselchen eine Anschaffung fürs Leben ist.

Wer begründen kann:

Warum ich?

kriegt The Complete Works of Shakespeare, The Alexander Text, adopted by the BBC for their complete cycle of plays. A new edition, edited with an introduction and glossary by Peter Alexander [nicht verwandt], late professor emeritus of Engliush Language and Literature, University of Glasgow. Collins o.J., ca. 1992. Leicht gegilbt, Lagerspuren, keine Anstreichungen oder Eintragungen — hat einige Semester Anglistik durchgehalten und genutzt. Handlicher Band, angenehmes Druckbild, zweispaltig.

Das Buch mit dem Alexander geht sofort raus, sobald ich weiß, an wen und warum. Der Norton wartet nicht ewig auf mich. Sie helfen mir also, wenn Sie das gute Stück abnehmen.

Jodie Andrews, Escape, 14. März 2010

Kontemplative Eile: Jodie Andrews: Escape, 14. März 2010.

Written by Wolf

19. July 2012 at 1:53 pm

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The Wolf and His Mosses

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Aus unserer halbjährlich fortgesetzten Chronik des Verfalls: Dieser Mann des Mooses
(1 Woche zu spät, ich weiß):

Was hält uns im Geleise
Was rettet uns vom Eise?
Vor drohender Versteppung
Und Länderstaubverschleppung?
Was wächst und bringt den Regen?
Was fesselt seinen Segen?
Was spart und nähret Flüsse?
Was sichert uns Genüsse?
Die Kleinsten und der Große,
Der Golfstrom und die Moose.

Karl Friedrich Schimper aus:
Auszug aus dem noch ungedruckten Mooslob oder Die schoensten Geschichten der Moose, alte und neue, in Versen fuer eine junge Dame zu einer eleganten Moossammlung, 1857;
vermutlich143 Strophen. Teilweise Abschrift, zur Verfügung gestellt von Prof. Dr. K. Mägdefrau.
Original in der Bibliothek des Botanischen Instituts der Universität München.

The Wolf and His Mosses, 11. Mai 2012, Egoshooting

Wenn, trifft es, Moos und Flechten
Scharf miteinander fechten,
Stets wird die Flechte siegen,
Das Möslein unterliegen.

Ibd.

Tatsächlich scheint es, als fände dieser Mann des Mooses, so wie viele andere Genies, großen Spaß daran, die Welt hinters Licht zu führen — zumindest hinsichtlich seiner eigenen Person. Ich zweifle nicht daran, daß er es eher bevorzugen würde, für einen mittelmäßigen Autor gehalten zu werden, der bereit ist, die gründliche und genaue Würdigung seiner selbst dem zu überlassen, der für die Beurteilung am besten geeignet ist — das heißt: ihm selbst. Zudem halten Männer wie Hawthorne am Grunde ihrer Seele den Beifall der Öffentlichkeit für solch ein starkes Indiz für die Mittelmäßigkeit in ihrer Sache, daß es sie bis zu einem gewissen Grad an den eigenen Fähigkeiten zweifeln ließe, wenn sie in öffentlichen Gefilden zu viel und zu lautstarkes Geblöke zu ihrer person vernehmen würden.

Herman Melville: Hawthorne und sein Moos, 1850,
übs. Alexander Pechmann in:
H.M.: Die große Kunst, die Wahrheit zu sagen: Von Walen, Dichtern und anderen Herrlichkeiten,
Jung und Jung 2005.

Nicht im Bild: Zaz: Port Coton aus: Zaz, 2010.

Written by Wolf

13. May 2012 at 12:01 am

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Dauergewinnspiel in Moby-Dick™: Schreib mit!

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Auch schon wieder Februar, gell? Kinder, Kinder.

Unserer verdienstvollen Crew einschließlich mir selbst hab ich zuletzt den Termin gesetzt, wir wollten alle bis spätestens 31. Oktober unsere Besprechung des Kapitel 42: Die Weiße des Wals abgeliefert haben. Zwei volle Monate hab ich uns damit Zeit gelassen. Gemeint war der 31. Oktober 2011.

Nicht zwei, sondern fünf Monate überlegen wir jetzt — eine Steigerung um 150 Prozent and still counting. Es verlautet deshalb von meiner hochherrschaftlichen Kommandobrücke herab der Beschluss:

Catherine Parkinson, 15. Juni 2009Ab sofort darf jeder, der will und vor allem kann, eine Besprechung zum anstehenden Kapitel, einem Herman Melville nahestehenden Thema oder zu einem relevanten Gedenktag abliefern. Irrelevantes Zeug kann ich nämlich viel zu gut selber. Bitte Texte an mich, Veröffentlichung innerhalb unseres im Lauf der Jahre doch recht lieb gewordenen Weblogs vorbehalten. Den Versuch ist es wert, weil ich mir sag: Wen es überhaupt zu solchen Besprechungen treibt, der wird schon keinen ausgemachten Dünnsinn abliefern. Jedenfalls nicht absichtlich.

Zugelassen sind deutsche und englische Sprache, andere versteh ich nicht, über russische Beiträge müsste höchstens Elke drüberschauen, die kann das. Es sollte jedenfalls ein Text sein, den du eigens für Moby-Dick™ geschrieben hast.

Und weil ich nicht das Ausbleiben von Beiträgen bestrafen, sondern vielmehr ihr Ersinnen belohnen will, gibt’s für jede Veröffentlichung ein Buch oder eine CD. Was für welche? — Überraschung! Was ich gerade vorrätig hab; die Ramschkisten meiner zwei zuständigen Filialen der Stadtbücherei sind nimmer versiegende Quellen der Serendipität, und ich sortiere ständig meinen eigenen Bestand um. Wer behumst, kriegt Frank Schätzing.

Wer liefert, kriegt geliefert. Das ist nicht kommerziell, das ist unsere private Gaudi, also nix da von wegen Rechtsansprüche, aber in meiner Freude über zahlreiche Beteiligung werd ich schon nicht so rumknausern. Du darfst deinen Beitrag mit Bildern und Videos aus in WordPress verwertbaren Videos garnieren, was immerhin die Portale YouTube, Vimeo und Dailymotion einschließt, und deinen Namen in Verbindung mit deiner Autorenleistung promoten (und du musst mir deine Postadresse preisgeben, damit ich dir was schicken kann, soviel muss okay sein). Die Rechte bleiben bei dir; ich schreibe selber um Brotgewinste und hänge nicht an anderleuts Schreibarbeit. Außerdem will ich noch in diesem Leben hier fertig werden.

Hauptschreiber bleiben selbstverständlich die derzeitigen: Elke und Hannah, deren Zeug unbesehen hier stehen darf. Die kriegen auch Bücher für ihre Leistung. Naja, und ich eben. Es hat sich tatsächlich schon mal jemand danach gedrängelt, als Lohn um seiner selbst willen einen Eintrag beizusteuern: Das war der Kollege Sascha Zivkovic, und er hat seine Sache sehr ordentlich gemacht, dass sich niemand genieren musste. Hätte er noch die paar Jahre gewartet, hätte er sogar noch was rausgekriegt.

Ausdrücklich zu weiterer Mitarbeit aufrufen möchte ich Mitsegelnde auf der P.E.Q.U.O.D., die stillschweigend abgeheuert haben. Hier ist niemand irgendwem böse, nur weil er freiwillig etwas angefangen und hinterher wieder damit aufgehört hat. Im Gegenteil, ich bin immer noch allen dankbar fürs Mitmachen, solange sie Zeit und Mühe für uns erübrigt haben, und werde mich freuen, sie wieder zu treffen. Ab jetzt enfällt der dauernde Zugzwang, bis in alle Ewigkeit — 135 Kapitel sind nahe dran — wunder wie brillieren zu müssen.

Da darfst du gern Crowdsourcing dazu sagen, aber wir sind hier ja nicht die Nürnberger Nachrichten in Panik um ihre Printausgabe. Von mir aus ist dann halt Februar 2012 unsere Hinwendung zum Crowdsourcing, aber ich bin trotzdem schon ganz neugierig, was ab jetzt so reinkommt. Mir war auch ohne doofe Begründung schon immer klar, dass unsere zwei-, dreihundert Besucher am Tag die klügsten, besten und schönsten Leser der Welt sind.

Auf den Punkt hat es vor kurzem Hannah in ihrer Eigenschaft als Phrixuscoyotin gebracht:

Ich möchte mich kurz von der Obsession verabschieden, hier nur unheimlich intelligente Texte mit relevantem Inhalt zu veröffentlichen. Deshalb erzähle ich folgendes […]

Oder anders: Man macht sich immer vorher einen viel zu dicken Kopf. Nicht denken — hinschreiben.

Kapitel 42 also! Na, wer will?

Casey David, As the Waves Roll In, 21. Juli 2011

Bilder: Catherine Parkinson, 15. Juni 2009;
Casey David: As the Waves Roll In, 21. Juli 2011.

Video: Mrs. Eaves von For the Love of Type (insgesamt immer noch warm empfohlener Weblog!):
Write Here, Right Now (Part 2), 12. Juni 2008.

Written by Wolf

1. February 2012 at 8:29 am

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Weihnachtsgewinnspiel: Simplify!

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Update zu Heavenly Peace:

Was kann die Welt mir wohl gewähren?
Entbehren sollst du! sollst entbehren!
Das ist der ewige Gesang,
Der jedem an die Ohren klingt,
Den, unser ganzes Leben lang,
Uns heiser jede Stunde singt.

Faust I.

Simplify, simplify.

David Henry Thoreau.

Stille Nacht zusammen!

Es gab bei uns lange kein Gewinnspiel mehr, weil sich nicht mal mehr die üblichen Verdächtigen beteiligt haben. Damit wird es ihnen besser gehen als mit den Abschreibungen meiner zuständigen Stadtbibliothek.

Diesmal ist es anders: Unser Leser und Unterstützer Klaus Jost hat dankenswerter Weise vier Hefte Mare gesponsert. Die verlose ich jetzt, genau dafür hat der Gute sie gestiftet. Genauer: Drei davon, weil ich so frei sein will, eins der Exemplare mare 82 Oktober/November 2010: Moby Dick. Von RAF über Hollywood bis Led Zeppelin — wo Moby Dick überall auftaucht. Die Globalisierung eines Romans zu behalten. Das ist nämlich wirklich schön, und eine tolle ganzseitige Wiedergabe von Herman Melvilles 1860er Daguerrotypie ist drin — ohne störendes Gedöns außenrum, und auf der Rückseite ist nur Werbung, die man leichten Herzens in einem Wechselrahmen schlafen legen wird, yay.

Das gibt’s also für zwei Gewinner, ungelesen und gepflegt. Ferner gibts einmal die mare 85 April/Mai 2011: Was New York zusammenhält. Über die schlagende Kraft der Brücken — genauso schön, ein einziges Mal durchgeblättert (hüstel), aber ebenso gepflegt.

Und wenn sich genug Menschen beteiligen, leg ich aus eigenen Beständen noch Bücher und CDs drauf. Jeder gewinnt was Schönes, ist das ein Wort?

Und wie?

Erste Möglichkeit: Sei großzügig! Ist doch Weihnachten! Berichte also im Kommentar davon, wie du an eine der folgenden Organisationen eine Summe Geldes gespendet hast (die Links führen direkt auf die jeweilige Spendenseite):

Das sind welche, die ich spontan unterstützen würde, aber es gilt natürlich auch eine Organisation deiner eigenen Wahl, von mir aus das Rote Kreuz, Unicef, die Synchronschwimmerinnenstaffel Hamburg-Hafenbecken, Stadtkapelle Röthenbach an der Pegnitz oder irgendwas. Bei politischen Parteien, diskutierwürdigen Sekten oder Wehrsportgruppen wär ich vorsichtig, aber für dergleichen werden unsere Leser schon kein Geld in den Schlot blasen, gelle?

Gelten Wehrsportgruppen eigentlich als gemeinnützig? Egal — die oben angeführten Organsisationen sind es; auch Zuwendungen an die ausländische Library of America sind in Deutschland steuerlich absetzbar.

Dein Spendenbetrag unterliegt deinem eigenen Ermessen, du kannst mir sowieso alles erzählen. Ich bin leichtgläubig und nach meiner freudlosen Jugend mit primitivsten Mitteln zu begeistern, außerdem will ich gar nicht wissen, wie ich das kontrollieren sollte, weil mich sowas nervt.

Zhesin Evgeniy Sizon, Winter Sleep, 2. Januar 2011Zweite Möglichkeit: Entferne aus deinem Haushalt bis zum 24. Dezember jeden Tag (mindestens) 1 Gegenstand, den du nicht mehr brauchst. Das ergibt eine Art umgekehrten Adventskalender und entspricht dem Sinne, den das Simple Living Manifest der Zenhabits 72-fach lehrt. Das kostet dich nichts, was du entbehren würdest, entlastet das Hirn und macht zufrieden. Simplify, simplify. Das Zeug kannst du als Sachspende verwenden, dem Sperrmüll zuführen oder endlich deinem Nachbarn zurückgeben, je nachdem. Was weiß denn ich, was bei dir im Weg rumoxydiert.

Du sollst uns über deine Zuwendung oder Entrümpelung bis Montag, den 26. Dezember 2011 um Mitternacht berichten, so lange eben die Kernzeit von Weihnachten dauert. Am besten aber tust du es jetzt sofort, wo du schon mal online bist und auf dein Online-Banking zugreifen kannst. Und von haufenweise Wohlstandsschrott, den du “bestimmt irgendwann mal brauchen” kannst, bist du bestimmt auch umzingelt, wetten?

Auf ein Wort Weihnachtspredigt.

Du bist gesegnet mit einem Internetzugriff und genügend Freizeit, elitäre Späße über Bücher, Seemannsromantik und luftig geschürzte Mädchen zu lesen. Deine Musik saugst du illegal aus Prinzip, nicht aus Armut. Du kannst lesen, schreiben und jederzeit einen Volkshochschulkurs über dein Lieblingsthema halten und hast die Auswahl, ob du deine raumgreifende Bücherwand auf Kindle umstellen sollst, um Platz für mehr Bilder und eine anständige Dobro zu schaffen, oder dir lieber ein Kochset für molekulare Küche zulegst. Du kannst dir leisten, deinen abgelebten Pofel ersatzlos aus deinen kostbaren Quadratmetern rauszuschmeißen, statt täglich neu welchen zusammenzuklauen, um ihn in bitter nötiges Crack umzusetzen. Du läufst weniger als zwanzig Minuten zum Bus und hast ein Auto (“einen VW?! Pff!”), auf dem Land wohnst du wegen der Kinder oder gar aus Steuergründen und nicht, um autark deine eigenen Runkelrüben zu ziehen. Ob du dich von Haferschleim oder Kalbshaxen ernährst, ist eine Frage deiner Vorlieben, nicht deiner Einkünfte. Zu Weihnachten kaufst du etliche Geschenke aus still grummelnder Höflichkeit.

Das ist alles voll okay, aber dir sollte klar sein: Im globalen Vergleich ist das ein beneidenswerter Reichtum. Also nicht so geizig, zehn Euro dürfen’s ruhig sein. Ab 50 Euro oder wenn du noch vor Heiligabend eine Sperrmüllabfuhr bestellen musstest, lass ich zwei Bücher (oder CDs) für dich springen — bevor ich mir’s anders überleg! Goethe, Novalis, Kafka, Beethoven und ein altes Schneewittchen müssen gerade raus, und wer einen Einzeleuro überweist und noch stolz drauf ist, kriegt Frank Schätzing. Nach der anderen Richtung werde ich nicht anstehen, extra für dich was auszusuchen und gegen Bargeld zu kaufen.

Also: Gutes tun, darüber reden — die Kommentarfunktion ist geöffnet — und nach Weihnachten noch einen hübschen Geschenk-Nachbrenner einsacken. Wiederum zen-entrümpeln oder für deine örtliche Kinderonkologie spenden kannst du den immer noch nächstes Jahr.

Doofe Idee, zu faul, zu anstrengend? Von wegen. Klasse Idee und ganz einfach. Genau das, was Moby-Dick™-Leser tun sollten. Hallelujahoi!

Zhesin Evgeniy Sizon, Winter Sleep, 2. Januar 2011

Bilder: mare; Zhesin Evgeniy Sizon: Winter Sleep, Version 1 und 2, 2. Januar 2011.

Written by Wolf

1. December 2011 at 12:24 pm

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Murr

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Aus unserer halbjährlich fortgesetzten Chronik des Verfalls: Murr.

Wolf

Nicht im Bild: das Geistertrio.



Kater MurrDie ersten vier Takte enthalten das Hauptthema, der siebente u. achte Takt im Violoncell aber enthält das Nebenthema, aus welchen beyden Sätzen, wenige Nebenfiguren ausgenommen, die zwischen die Ausführung jener Hauptideen geworden sind, das ganze Allegro gewebt ist. Um so zweckmässiger war es, den im ganzen Stück vorherrschenden Gedanken in vier Octaven unisono vortragen zu lassen; er prägt sich dem Zuhörer fest und bestimmt ein, und dieser verliert ihn in den wunderlichsten Krümmungen und Wendungen, wie einen silberhellen Strom, nicht mehr aus dem Auge. Uebrigens offenbart sich in diesem Thema auch schon ganz der Charakter des Trios, das weniger düster, als manche andere Instrumental-Composition B.s gehalten, eine heitere Gemüthlichkeit, ein frohes, stolzes Bewusstseyn eigner Kraft und Fülle, ausspricht. Ausser der canonischen Imitation des zweyten Thema’s giebt es in dem ersten, nur 75 Takte langen Theile des Allegro’s keine weitern contrapunctischen Ausführungen. Der Schlussgedanke, den zu einem Unisono des Violoncells und der Violine erst der Flügel vorträgt, und den dann jene Instrumente zu einem Unisono des Flügels in Achtelfiguren aufgreifen, kommt erst ohne weitere Ausführung bey dem Schlusse des zweyten Theils, jedoch in veränderter Gestalt, wieder. Der erst Theil giebt überhaupt nur die Exposition des Stücks. Im zweyten Theile fängt nun ein kunstreiches, contrapunctisches Gewebe an, das bis zum Eintritt des Hauptthema’s, D dur, in seiner ursprünglichen Gestalt, fortdauert. Der Bass des Flügels nimmt ein Thema auf, das aber beynahe wie die Figur des zweyten Takts im Nebenthema, welches im ersten Theile von dem Violoncell vorgetragen wurde, in rückgängiger Bewegung erscheint, und wozu das Violoncell und die Oberstimme des Flügels abwechselnd das abgekürzte Hauptthema ausführen, die Violine aber mit noch einem kleineren Theile des Hauptthema’s in einer canonischen Imitation hinzutritt.

E.T.A. Hoffmann: Deux Trios pour Pianoforte, Violon et Cioloncelle,
comp. et ded. a Mad. la Comtesse Marie d’Erdödy [– — par Louis van Beethoven.

Oeuvr. 70. a Leipzic, chez Breitkopf et Härtel. No. 1. (Pr. 1 Thlr. 12 Gr.) No. 2. (2 Thlr.),
in: Leipziger Allgemeine Musikalische Zeitschrift, 3. März 1813.

Written by Wolf

6. November 2011 at 3:46 pm

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Hoodie Hoodie Hoodie Hoodie Hoodie Hoodie Hoodie Hoodie

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Update zu Suchbild: Wo ist die Katze?:

Aus unserer halbjährlich fortgesetzten Chronik des Verfalls: Der letzte Zug von Dunhill. Neu sind drei Bilder an der Wand, nicht ganz so neu ist das Post-it auf dem Moby-Dick-Text an der Wand, das ist nämlich immer noch nicht weiter.

Talking of Dunhill: Die Kneipe, aus der ich den Aschenbecher hab (ungefähr 1986), gibt’s auch schon nicht mehr. Jetzt hab ich ein schlechtes Gewissen.

(Dabei hab ich mich nie als “Hipster” gesehen, auf sowas komm ich ja gar nicht drauf. Und im Glockenbach wohn ich auch noch, es ist eine Tragödie.)

The Hipster Song: Alex Stone/Mike Cronin, 16. Februar 2010.

Written by Wolf

6. May 2011 at 12:01 am

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Christina Dichterliebchen macht das Mai-Gewinnspiel und stellt was klar

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Update zu Die Welt als Wille und Vorstellung und Christina’s Big O:

Meine beste Freundin Alexandra hat ein Guckloch zwischen den Zehen.

Sang Noir, 26. Juli 2010Das ist jetzt wieder eine tolle Aussage. Abgesehen davon, dass die deutsche Sprache weder ein Wort für die immerhin acht Körperstellen “zwischen den Zehen” noch eindeutige Bezeichnungen für die fünferlei Zehen selbst kennt, muss eigens klar gestellt werden, dass damit keineswegs die Stelle zwischen ihren beiden großen Zehen gemeint ist, zwei Stockwerke höher, die auch mit “Guckloch” in jeder Hinsicht zu lieblos bezeichnet wäre. Nochmal:

Meine beste Freundin Alexandra hat je ein Guckloch zwischen ihren jeweils ersten beiden Zehen beider Füße.

Das ist eine verbreitete Mikrovariante an menschlichen Körpern, die Alexandra im Leben nicht an sich aufgefallen wäre. Es ist ungefähr wie mit der Lücke zwischen Schneidezähnen, für die es allerdings wenigstens ein Wort gibt: Man meint damit keineswegs die Lücke zwischen den oberen und unteren Schneidezähnen, und man sieht sie nie auf Fotos.

Die Sonderstellung ihrer Zehen wäre Alexandra sogar reichlich egal, wenn ich mich nicht umgehend so sichtbar in ihr Guckloch zwischen ihrem großen und Zeigezeh (welche Ausdrucksweise ich für einen reichlich albernen Ausweg halte) verliebt hätte. Den Moment des Verliebens sieht man mir immer an, wahrscheinlich fange ich dann an zu schimmern. Wir saßen gerade auf dem Wiesenhügel über dem Dorf ihrer Eltern, nachts, mit einem Vorratsbeutel Bierflaschen hinter uns, für ein paar Stunden vor ihren Eltern geflohen, und konnten die scharf geschnittene Mondsichel über der spitzigen Dorfkirche gar nicht fassen. Als sie sich auf die Ellenbogen lehnte und die Ferse aufs andere Knie stützte, fiel es mir auf. Der Mond blitzte durch ihre Zehen Nummer 1 und 2.

“Du hast da ein Guckloch”, sagte ich.

“Selber Guckloch”, sagte sie, “komm lieber her zu mir.” Dann lehnten wir aneinander, mein rechter Arm an ihrem linken, stützten unsere Füße hoch und hielten die Innenseiten zusammen, meinen linken an ihren rechten, und peilten durch die Zehen auf die Kirchturmspitze. Es sah aus wie ein sehr ungleiches Paar Füße, meine schmale blasse, ungelenk lackierte Banshee-Flosse gegen ihren sonnenbraunen, ehrlichen Landmädeltreter, wie von einem barfüßigen Mädchenwesen aus zwei sehr verschiedenen Freundinnen. Wir probierten einen Kuss.

“Du schmeckst nach Bier”, sagte ich.

“Selber nach Bier”, sagte sie und stieß mit mir an. Als das Dorf unter uns in der Finsternis nicht mehr zu erkennen war, machten wir, was angesoffene Mädchen unseres Alters nachts auf Wiesenhügeln statt Liebe machen. Die Bierflaschen in unserem Stoffbeutel klimperten leise dazu. Jetzt waren wir “richtig” zusammen, dezentes Klirren von Glas hieß bei uns fortan Bierflaschenorakel.

Ich mag Füße, besonders den ausdrucksvollen Blick von Zehen; mit den meinigen war ich immer recht zufrieden. Alexandra mag Arme, besonders tätowierte Oberarme; sie hat selbst welche: Glaube, Liebe, Hoffnung links, den Stecken-Pegasus von Wilhelm Busch rechts. Mein Traummann ist eigentlich eine Frau, in der Nähe des frisch wachgeküssten Schneewittchens. Alexandras Traummann ist Queequeg, erstens wegen der reichen Bebilderung und zweitens, weil er gar nicht unnötig dreinquatschen kann, und wenn er spricht, seiner Botschaft mit Mitteln Bedeutung verleiht, auf die man in seiner Muttersprache gar nicht kommt. Eine Begründung, die mir sehr zusagt.

Alexandra und ich machen deshalb das Gewinnspiel für den Mai: Du gewinnst, wenn du ein Guckloch zwischen den Zehen hast — wenn du ein Mädchen bist. Oder du gewinnst, wenn du am Oberarm tätowiert bist — wenn du ein Kerl bist. Oder wenn du einfach irgendwas bist, gewinnst du vielleicht, wenn du wie im New Yorker Museum of Modern Art den Satz auf eine Weise, die uns sowas von vom Stuhl weht, vervollständigst:

Gestern war ich im Buchladen und

In den ersten beiden Fällen bitten wir um visuelle Dokumentation, im dritten Fall reicht ein Kommentar hier drunter bis Dienstag, den 31. Mai 2011, Mitternacht.

Du kannst Der Gesang der Wale von Dyan Sheldon und Gary Blythe 1990 gewinnen. Obwohl nur auf Deutsch und aus langem, liebevollem Gebrauch, ist das ein Schatz, den ich sehr umsichtig verlosen werde, schau doch allein mal die Illus. Oder als Stiftung vom Wolf: Der Schwarm von Frank Schätzing 2004, ebenfalls gebraucht. Alexandra verlost ihre Anerkennung und Zuneigung, sagt sie, ungebraucht.

Bei der Vielzahl der zu erwartenden Gucklöcher, Tätowierungen und vollständigen Sätze entscheidet das Bierflaschenorakel. Es hat sich noch nie geirrt.

Gary Blythe, The Whales' Song, They leapt and jumped and spun across the moon, 1990

Bonus Tracks: Die besten Tattoo-Seiten der Welt sind:

Bilder: Sang Noir: Moby Dick, 26. Juli 2010;
Gary Blythe: The Whales’ Song: “They leapt and jumped and spun across the moon” via Plum Leaves, 1990.

Reich bebilderte Musik: Gogol Bordello: Pala Tute, aus: Trans-Continental Hustle, 2010.
Am 9. August 2011 im Nürnberger Hirschen, am 17. in Jena!

Written by Wolf

1. May 2011 at 12:01 am

Who Needs Love When There Is Southern Comfort?

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Update for Life and Death and All That’s Bittersweet:

Moby-Dick™ wishes the incredible Amanda “Fucking” Palmer a happy thirty-fifth birthday. Curtsey!

Amanda Palmer documenting herselfIn a secret connection, we can follow some artfully tied strings between ex-fairy, now botox victim, Tori Amos and now-and-ever goblin Ms. Palmer: in her friendship to the likewise incredible Neil Gaiman. Nerds like us noticed Tori Amos when she wrote the preface to Mr. Gaiman’s Death: The High Cost of Living in 1993. Today (okay, 2008 that was) that this comic incunabulum is of age, we meet Mr. Gaiman establishing a fine collection of songs, videos and stories named Who Killed Amanda Palmer. You have to understand Mr. Gaiman. The ladies Amos and Palmer are persons who probably exist in an world accessible to nerds like us.

You might have met her as one half of the Dresden Dolls. Today that this cabaret incunabulum is gone, Ms. Palmer has come of age. She finds her real artistic purpose solo, prancing around in her old Dresden Dolls gear with unshorn legs and what do we nerds know what else, firing a 1920s pathos with everything of necessary self-mockery, and still exciting us whether she will be capable of striking the next note. She always is (however her ukulele skills are going to keep us busy yet).

From the moment I first saw her there was no doubt whatsoever that she is a really good big girl. She keeps giving so much. Since she is of age, she can even sing her own birthday song. Happy dingdong, dear Amanda. I am here.

Media: Leeds United, the Who Killed Amanda Palmer album, videos, and book, all 2008.

Cover Who Killed Amanda Palmer. A Collection of Photographic Evidence. With Stories by Neil Gaiman

Written by Wolf

30. April 2011 at 12:01 am

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Damit Ruhe ist

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Auflösung zum Märzgewinnspiel: Be a Mitruhender!:

Die Unruhe ist allemal der stärkste Sucher der Ruhe.

Ernst Bloch.

Der größte Sinnesgenuss, der gar keine Einmischung von Ekel bei sich führt, ist, im gesunden Zustande, Ruhe nach der Arbeit.

Immanuel Kant: Anthropologie, 1798.

Die einzig vernünftige Antwort aber auf die Frage: Wie kommt es, daß eine Translation im Äther sich nicht von Ruhe unterscheiden läßt? war die, welche Einstein gab: weil er nicht existiert!

Hermann Weyl: Raum, Zeit, Materie — Vorlesungen über Allgemeine Relativitätstheorie, 1919.

Moby-Dick™ hat selbstverständlich die klügsten, schönsten und gerissensten Leser unter allen Weblogs diesseits des Pecos, was sich, wenn man’s nicht von selber wüsste, darin manifestiert, dass sie eine Aufforderung wie “Be a Mitruhender!” verstehen, wie ihnen selbst beliebt: Nämlich so, dass sie in Ruhe verharren. Ich bin stolz auf jeden einzelnen. Und das mein ich nicht halb so sarkastisch, wie es klingt: Na klar ruht man am günstigsten, indem man ruht. Wie konnte ich je auf etwas anderes verfallen.

Allein die gute Hochhaushex Elke, das verlässliche Haus, hat sich die Arbeit gemacht und Fotos dazu. Dabei hätte jeder verlorene Einkaufszettel, über den sichtbar mal ein Fahrradreifen drübergewischt ist, gereicht, solang einer dazuerklärt: Na, das ist doch die Textur von der Freizeitwohlfühlgammelhose von dem Typen, Määänsch. Wo ich so kindlich leicht zu überzeugen und zu erheitern bin.

Elke gewinnt eine Entschädigung dafür, dass sie nicht geruht hat, für ihr Bild von Kai:

Kai by ElkeKai ist grad im Bewerbungsmodus, und man kann ja nie wissen, ob der Personalchef nicht mal schnell im Internet guhuugelt, wie versoffen oder verbohrt sein künftiger Mitarbeiter ist oder wie verspielt seine Perle. (Hmjoh… das T-Shirt kam beiläufig direkt aus dem mitgeführten Wanderrucksack auf den Mann, nachdem der Inhalt des vorletzten Glases – hier nicht im Bild – durchs Hemd geflossen war. Von außen.)

Von Elke stammt auch der überaus treffende Einwand auf meine Gewinnspielanleitung: Leute in Ruhe sind keineswegs leichter anzusprechen als welche in Bewegung, denn offenkundig wollen sie genau das: ihre Ruhe.

Das ist eine Entscheidung für ein Bild, die zwangsläufig eine gegen die ganzen anderen sein muss. Besuchet Elke und lernt, wie man Realpoesie gestaltet. Für das Bild und ihre feinsinnige Beobachtung über ruhende Menschen gewinnt Elke einen Haufen Bücher, je nachdem, was für einen großen Karton ich auftreibe. Der Rest geht an eine karitative Ruhestiftung.

Faul war ich selber. Vorgestellt hab ich’s mir ungefähr so, wie wenn die Enkelinnen von Janis Joplin und Patti Smith fürs Proseminar “Popliteratur” lernen. In Vorder- und Rückansicht (und Desktop-Hintergrundgröße) im Münchner Hofgarten:

(Das schlechte Gewissen für ein Candid scheint doch leichter erträglich als die 50% Wahrscheinlichkeit für eine Abweisung einschließlich Anpflaumen. Wenn einen die Leute schon für einen perversen Spanner halten, sollen sie wenigstens Recht haben.)

Danke, Elke!

Aufreibend geruhsame Schnulze: Evanescence: My Immortal, aus: Fallen, 2003
featuring Amy Lee im Barcelonischen Barri Gòtic.

Written by Wolf

1. April 2011 at 6:57 am

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Märzgewinnspiel: Be a Mitruhender!

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Weil’s so schön war:

Zigaretten drehen und lesenBitte mach bis Donnerstag, 31. März 2011 um Mitternacht ein Bild von jemandem, den du bis dahin nicht kanntest, der Zeit hat.

Du sollst niemanden aus seiner Hast und Pflicht reißen, sondern für jemanden ein paar Minuten ein schönes Erlebnis sein, während er ruht. Das sollte im März leicht fallen, weil da die Leute auf Stadtbänken ihr Gesicht in die Sonne halten, an Pollern lehnen, um Eis zu schlecken, Parks bevölkern und absichtslos nachschauen, ob man sich irgendwo was Gutes tun kann.

Es gelten wie immer die “Regeln” (weißt du ein harmloseres Wort?) aus dem Vorbildpojekt 100 Strangers und aus dem hiesigen letztjährigen Oktobergewinnspiel, die allesamt darauf hinauslaufen, dass du freundlich sein und Anstand zeigen sollst.

Die Bildqualität ist nachrangig: Übliche Amateurarbeit reicht vollauf. Wenn du keine Kamera dabei hast, nicht mal die in deinem Telephon, zeichne dein Motiv irgendwo drauf, das passt dann schon.

Ein paar Sätze Geschichte zu deinem Bild sollen dabei sein: Wen schauen wir auf deinem Bilde? Warum war das dein Motiv? Wie heißt der ruhende, müßiggehende, pausierende, herumgammelnde, innehaltende Mensch? Was tut er, wenn er nicht gerade ruht? Was macht ihn interessant, vor allem interessant in dem abgebildeten Moment? Worüber habt ihr euch unterhalten? War es eine gedeihliche Begegnung?

  1. Leute in Arbeitskleidung wirst du vermutlich fragen, was sie so machen. Das ist so wenig trivial und folglich blöd wie ein Gesprächsanfang, der das gegenwärtige Wetter thematisiert, sondern es ist sozial sinnvoll.
  2. Vermeide jede Ansprache, die als Angriff gewertet werden kann. Zum Beispiel zu laut, zu leise, zu plötzlich, von der Seite, gar von hinten.
  3. Augenkontakt. Nervös darfst du sein, das ist nur verständlich und kein Problem. Augenkontakt. Unaufdringliches Lächeln. Augenkontakt. Sparsame, aber aufmunternde, zustimmende, bestärkende, wertschätzende Gestik. Augenkontakt.
  4. Zeig Respekt. Sowieso. Jederzeit. Jedem.
  5. Angesäuselte wirst du fragen, was gefeiert wird. Hierzu ein ernsthafter Rat: Stinkbesoffene wirst du in Ruhe lassen.
  6. Essende wirst du loben, dass das aber fein aussieht, was sie da futtern, und fragen, wo’s das gibt.
  7. Den rauchenden Schutzmann wirst du fragen, wie lange seine Schicht noch dauert.
  8. Liebende wirst du fragen, wie lange sie schon zusammen sind. Fortgeschrittene fragen, was sie am ihren significant other am tollsten finden.
  9. Die sonnige Hübsche mit der randlosen Brille fragst du spontan, ob das Ding denn nicht aller vierzehn Tage zerbricht. Sag aber dazu, dass es ihr steht.
  10. Mach keinem Mann Komplimente über seine Frisur, wohl aber über seinen Bart.
  11. Mach keiner Frau Komplimente über ihre Augen, Brüste und Beine, wohl aber über ihren Schmuck, Oberbekleidung und Füße. Dabei zählen Strumpfhosen nicht zur Oberbekleidung, wohl aber Nagellack zum Schmuck.
  12. Sonderregeln bei Frauen: Schal ist Oberbekleidung, Schuhe nicht. Wenn die Schuhe die Zehen freilassen: auch dann über die Schuhe nicht, über die Füße schon. Wenn die Zehen unbedeckt sind. Wenn die Zehen nur durch Strumpfhosen, auch Netzstrumpfhosen — ja, vor allem durch Netzstrumpfhosen — hindurch erkennbar sind, gelten sie als bedeckt und entfallen als Gegenstand für Komplimente.
  13. Barfüßige jeglichen Geschlechts rechnen mit allem, die sind Kummer gewohnt. Benimm dich bitte trotzdem. Noch besser: Benimm dich deswegen.
  14. Sonderregel bei Männern: Komplimente am besten nicht über das Aussehen, lieber über das Handeln. Auch bei einhertänzelnden, kreischenden, gackernden Drag Queens.
  15. Komplimente über das Handeln gehen auch bei Frauen, über das Aussehen zusätzlich. Ausnahmen: siehe oben.
  16. Besonders nützlich und notwendig erscheint diese Kasuistik, weil der Rosenmontag all seine hässlichen Fratzen und der Frühlingsanfang sein liebliches Antlitz mitten in der Gewinnspiellaufzeit erheben: am 7. respektive 21. März.
  17. Bei Frauen umgekehrt wie bei Männern: über die Frisur schon, über den Bart nicht. Nicht mal an Weiberfastnacht.
  18. Sobald du ansatzweise unsicher bist: Vergiss den ganzen Wald von Sonderregeln und äußere Anerkennung für die Tätigkeit des Ruhens, das ist immer und überall so willkommen wie glaubwürdig.
  19. Was wenige wissen: Sprich jeden, gerade auch Menschen, die du anhand ihres Äußeren als Ausländer einstufst, zuerst in ordentlichem Deutsch an. Wenn du auf Unverständnis stößt, schalte auf die mutmaßliche Muttersprache des Angesprochenen um. Wenn du sie nicht beherrschst, auch nicht rudimentär, versuch die lingua franca Englisch. Pidgin-Deutsch ist erst die letzte Wahl.
  20. Mädchen über 16 heißen Frauen. Männer unter 106 heißen Jungs.
  21. Zu Kindern bücke oder kauere dich bis auf ihre Augenhöhe, nicht aber zu kleinwüchsigen Erwachsenen. Sprich keinesfalls gönnerhaft zu beiden. Zu überhaupt niemandem.
  22. Menschen unter zwölf Jahren wirst du erst nach ihrer Aufsichtsperson, zwischen vier und sieben Uhr morgens überhaupt keinen Menschen außer Bäckern, Gemüsegroßhändlern und Krabbenfischern irgend etwas fragen. Alles andere wäre Belästigung.
  23. Reisende wirst du fragen, wo’s hingeht, denn vielleicht hast du noch Bilder aus dem letzten Gewinnspiel übrig, auf denen du die Leute bestimmt auch nicht in gestrecktem Galopp, also eher wartend oder rastend erwischt hast.
  24. Schmökernde wirst du fragen, was sie dir für ein Buch empfehlen. Empfiehl eins zurück, aber sei nicht so missionarisch wie ich andauernd, sowenig wie du Herren, die Socken in den Sandalen tragen, mit Dschungeldoktoren und Damen mit überdimensionierten Sonnenbrillen mit Puck, der Stubenfliege vergleichen sollst, denn:
  25. Du bist nicht der Retter dessen, was du für guten Stil hältst, sondern ein netter Mensch.

Schwer? Ach, woher denn. Nur, wenn du dir’s schwer machst. Ansonsten: rundum erfreulich.

Deine Geschichte muss keiner äußeren Realität entsprechen; Realität ist sowieso überschätzt, aber das führ ich ein andermal aus. Wenn dir an deiner eigenen Ruhe gelegen ist, was ich gut verstehe, kannst du im Extremfall eine Figur in Ruhestellung aufkritzeln, das Blatt knipsen, irgendwas dazulügen und hast einen vollwertigen Beitrag. Wenn das gut gemacht ist, muss es ja nicht langweilig sein.

Wenn du ein Bild samt Geschichte zu diesem Thema einreichst, kriegst du von mir auf jeden Fall was dafür: Es sind immer noch Bücher und CDs übrig. Mal sehen, was mir bis Ende März zum Verlosen gut genug erscheint. Wenn du mich umhaust, kauf ich dir extra was. Kein Schätzing, versprochen. Bring mich zum Lachen oder Staunen, dann geb ich was zurück.

Das ist wieder ein richtig klasse Thema, das dir einen Tag oder eine ganze Woche verschönern kann. Ich werde mich meinerseits im März zwei Wochen lang im Urlaubsmodus bewegen und deshalb so frei sein, selber mitzumachen und mich dafür mit einem wünschenswerten Buche zu belohnen. Da können alle Beteiligen nur gewinnen. Es gibt also keine Ausreden mehr. Komm schon, spiel mit.

Bild: Starbucks am Odeonsplatz, Januar 2011.

Ruhelied: Elephant Parade: Goodbye.

Written by Wolf

1. March 2011 at 12:01 am

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Be Several Mitreisende

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Update (kein Überschreiben mehr möglich)
und Auflösung zum Januargewinnspiel: Be a Mitreisender!:

I don’t know what you smoke
or countries you been to.
If you speak any other languages
other than your own,
I’d like to meet you.

Lisa Hannigan: I Don’t Know, 2008.

Elke, Pelzvogel auf KassenzettelNach Verlängerung und Elfmeter haben zwei unserer besten Kunden, zugleich Mannschaftsmitglieder der P.E.Q.U.O.D., noch etliche tolle Tore im Januargewinnspiel: Be a Mitreisender! erzielt: Elke mit Stranger, Mermaids, Musikanten und Hannah mit Nächster Halt: Kreuzende Wege. Die üblichen Verdächtigen waren die zuverlässigsten und werden dafür reich belohnt. Hättest du auch haben können, ganz simpel eigentlich. Nächstes Mal machst du mit, oder?

Elke hat von ihrer praktisch überhaupt nicht bemessenen Freizeit einen erheblichen Prozentsatz abgeknapst und richtig Hirnschmalz und Augenmaß investiert. In ihrem Weblog nimmt sie uns auf ihre Forschungszüge durch Berlin mit, ihre schönsten Funde dokumentiert sie in malerisch verwackelten Bildern voller lebensnaher Großstadtromantik. Das hätt ich so nicht hingekriegt, muss ich neidlos zugeben — schon allein weil ich nicht dazu neige, meine Wege quasi live mitzusprechen. Lehren meine Jobs mich doch öfter, möglichst wenige Absätze auf die blanke Information zu skelettieren. Da leidet die Lebensnähe. Elke dagegen führt uns an der Hand:

Elke, Bratwurstmann BojanAch ja, und dann ist da noch der langhaarige komische Vogel in schwarzem Echtpelzjäckchen mit dem silberfarbenen Köfferchen und dem Mädchentouch. Der ist auch nicht von dieser Welt. Die Lautstärke seines Ei-Potts lässt die Mitreisenden mühelos mithören. Was völlig überflüssig ist – denn er singt entrückt-verzückt und mit geschlossenen Augen lauthals mit. Hardrock, eigentlich ein Widerspruch zu seiner Erscheinung. Den hab ich skizziert (auf sowas Ähnlichem wie ‘nem alten Kassenzettel.)

Auf dem Rückweg zum Bahnhof gesellte sich zu meiner mageren Bilderausbeute endlich doch noch ein lebendig bewegtes Motiv – naja, also im Rahmen seines Bewegungsspielraums jedenfalls. Branko, der Bratwurstmann. Der hat sich seit seinem Umzug von der Adriaküste zum Alex die mobile Fastfoodtheke mit dem Schirm hinten dran vor den Bauch schnallen lassen, um selber gelegentlich auch mal was anderes als Bratwurst essen zu können. Er posierte gern für das Projekt und reist nicht nur mit, sondern ist sozusagen der Speisewagen für alle Mitreisenden.

Als Bonusbild und Fazit schlussendlich noch zwei Echte. So weit, wie die wollen, kommt sowieso keiner mit – Australien, Start von Gate 8 in Tegel. Aus der Reihe: Be two Mitreisende!

Elke, Be Two Mitreisende nach Australien

Und dann Hannah. Unsere immer noch ziemlich frisch dazugeheuerte dunkelsonnige Phrixuscoyotin mit einer einzelnen, höchst mitreißenden Mitreisenden in Marburg mit Hund, Laktoseintoleranz (nicht im Bild) und einem erklärtermaßen frei erfundenen Persönlichkeitsprofil, durch das die Botschaft nur wächst:

Hannah, Diana und ihr HundDas Modell: Diana (und ihr Hund): Diana ist ein junges Ding von 23 Lenzen und ist zum Studieren aus ihrem Heimatort Ursulapoppenricht nach Marburg gekommen. Sie studierte ein Semester Deutsch auf Lehramt, bevor sie merkte, dass ihre Leidenschaft nicht der Schulpädagogik gilt. So wechselte sie zum Studiengang Europäische Literaturen. Zu ihren Lieblingsautoren zählen Henry Miller und Orhan Pamuk, weil man die im Studium nicht ständig lesen muss und sie ein bisschen Abwechslung mag. In ihrer letzten Hausarbeit verglich sie zwei italienische Autoren des 19. Jahrhunderts.

Darüber, wie sie aufgewachsen ist, veliert sie nicht viele Worte, weil es ihr nicht allzu relevant erscheint. Ihre Kindheit war glücklich, deshalb kann sie die allgemeine Gier nach Schauergeschichten damit nicht bedienen. Sie war immer schon sehr selbstständig und setzt gern ihre eigenen Ideen durch. Deshalb, und weil sie dabei einen stabilen Lebenswandel pflegt, hat sie auch ihren Hund nach Marburg mitgenommen. Eine gelegentliche gewisse Rebellenlaune kann man ihr nicht absprechen. So hat sie sich auch den aparten kleinen Ring durch die Nase stechen lassen – nicht um zwanghaft anders zu sein oder zwanghaft irgendwo dazuzugehören, einfach nur aus einem Gefühl diebischer Freude heraus.

Was Diana mag: Musik von Radiohead, Muse und ein paar französischen Bands, die sonst keiner kennt, Erdbeerkuchen, morgens bei einer großen Tasse Tee an ihrem wackeligen, weiß lackierten Küchentisch zu sitzen und zu lesen, indisches Essen, Stachelschweine, das Geräusch von Sommerregen auf einem Wellblechdach. Sie sieht nicht viel fern, aber sie hat ein paar Lieblingsfilme, zum Beispiel “Das Lächeln der Mona Lisa”.

Was Diana nicht mag: Wellensittiche, die Allgegenwärtigkeit von künstlich aromatisiertem Rooibostee, die Kerne in Himbeermarmelade, Avantgarde-Jazz, den Geruch von warmem Sauerkraut, Kung-Fu-Filme und den ganzen Comedy-Kram im Fernsehen, den findet sie nämlich nicht wirklich lustig, Strom aus Atomenergie.

Dianas Lieblingszitat: “Indem der Mensch voller Hingabe schafft, macht er sich stets zum Sklaven der eigenen Schöpfung. Er selbst wird sich dessen selten bewußt, wohl aber die Generation, die ihm folgt.” (Leo Frobenius, 1873–1938, deutscher Ethnologe)

Dianas Lieblingslied:What A Difference A Day Makes” von Dinah Washington.

Danke an alle, die mitgemacht haben — an alle zwei. Elkes Tatsachen und Hannahs Erfindungen liest man mit Staunen, Vergnügen und Gewinn.

Und ich höre heraus, dass vor allem auch die Teilnehmenden mit Vergnügen und Gewinn dabei waren. Als Verlosender werde ich meine eigenen Unternehmungen in dieser Richtung — übrigens bei weitem nicht so schöne — falls überhaupt, erst bei Gelegenheit außer Konkurrenz veröffentlichen, kann das aber nur bestätigen — und es entspricht auch dem, was die Aktiven im Vorbildprojekt 100 Strangers berichten: Man kann süchtig danach werden, sagt dort mehr als einer. So weit muss es nicht gehen, aber wenn man sich erst mal traut, bereichert es spätestens nach drei Versuchen unfehlbar. Ob gerade zufällig ein Gewinnspiel bei uns läuft oder nicht, kann ich es nur empfehlen. Man verpasst was.

Die drei Bücherstapel, gleich Preise, hab ich in zwei umverteilt. Elke und Hannah kriegen ziemlich gewichtige Post, sobald ich zwei passende Kartons aufgetrieben hab.

Written by Wolf

8. February 2011 at 7:55 am

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Verlängerung!

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Update zu There’ll be two winters in the year:

Dave Strong, Olga, 27. Oktober 2010Du entsinnst dich: Heute um Mitternacht sollte ja das

Januargewinnspiel:
Be a Mitreisender

zu Ende gehen. Auf vielfachen Wunsch von Hannah — immerhin der einzige, der mich erreicht hat — verlängern wir bis in einer Woche um die gleiche Zeit. Das wäre dann bis

6. Februar 2011 um Mitternacht.

Ist das okay so, alle? Ich hör ja auf jeden, der freundlich mit mir redet. Hannah braucht bis Imbolg (das ist: Samhain, Groundhog Day oder Mariä Lichtmess) zur Genesung, was ihr beiläufig bemerkt mal wieder ähnlich sieht, stimmt’s?

Bis zu diesem ersten offiziellen Frühlingsboten kannst du dir die Finsternächte mit Hannahs Freundlicher Begegnung (das ist: ihrem freudigen Fund und ihrer Empfehlung) Moby Dick: The Video Game verkürzen. Das ist eins von denen, von denen man süchtig wird, etwas bunter und graphisch ausgefeilter als Snowcraft vielleicht, und formenreicher als Tetris. Es sind immer die simplen Dinge im Leben.

Die Bilder von Reisenden, die du schon gemacht hast und genau jetzt einreichen willst, werden ja nicht ranzig, und die Bücherstapel halten ein Leben lang. Also ruhig rüber damit.

Mädchen, das Glück bringt: Dave Strong: Olga, 27. Oktober 2010.

Written by Wolf

30. January 2011 at 5:25 pm

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Januargewinnspiel: Be a Mitreisender!

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Es muss wieder sein. Vor die Tür mit uns, was bedeutet: mit mir — und: mit dir.

Teppo Moisio, Emmi, 18. Januar 2008Dabei weiß niemand besser als ich, was für ein steiniger Weg vom Bett bis ans Waschbecken führen kann, die Nordwestpassage war einmal um den Block dagegen, und vom Computer bis in die Spirituosenabteilung erst, nur von der Kneipe ins Bett ist es weiter.

Sind wir nicht alle Reisende? Jeden Tag, gewollt oder nicht? So wie der erwerbstätige Teil einer zwischenmenschlichen Beziehung, der einkommenslos sich dahinfrettende urbane Single, der Student der Geisteswissenschaften, die alleinerziehende Mutter oder das schaffend lebende Inventar eines strukturschwachen Landstrichs die letzten Helden der Post-Postmoderne sind, so dürfen wir in Pendlern, Flaneuren, Shoppern oder Passanten mit einem unmittelbaren Ziel die immer noch vorhandenen Abenteuerreisenden erblicken. Ismael war Jedermann, jeder Mensch ist Ismael.

Mach ein Bild von einem deiner Mitreisenden! Knips jemanden, der auf einem Wege ist — in der U-Bahn, auf der Straße, im Café, bei der Arbeit, in Ruhe oder in Hetze — kritzle jemanden, der dir unterwegs auffällt, mit Sparkassenkuli auf einen verknitterten Kassenzettel, Handyfoto tut’s auch, sei penibel oder gedankenschnell, es ist dein Bild. Im Gegensatz zu der Aufgabe aus dem Oktobergewinnspiel mit den drei Fremden musst du diesmal nicht vorher fragen, aber sei dir bewusst: Fragen ist anständiger und dient dem Motiv.

Wolf Gang, EIn Sommertag in München, 5. Juli 2008Eine Geschichte zu deinem Bild, egal wie du es angefertigt hast, wünsch ich mir: Was zeichnet den Menschen als Reisenden aus, woher kam er, wohin wollte er, wohin warst du selbst unterwegs, wolltet ihr dort sein? Interviewe deinen Mitreisenden oder erfinde etwas. Teil mir Bild samt Geschichte im Kommentar verlinkt oder als E-Mail-Anhang mit. Bitte bis Sonntag, 30. Januar 2011 um Mitternacht.

Ich verlose drei ausgewachsene Bücherstapel. Jeder ist so komponiert, dass was zum Freuen und was zum Wundern dabei ist, voll wie das richtige Leben. Alle Bücher sind antiquarisch, in einem ist eine ebenfalls gebrauchte CD dabei. Der Marktwert war mir wumpe, beim Porto werd ich sowieso ganz schön draufzahlen. Die Stapel sind alles mögliche, bloß nicht langweilig, und ich werd dir schon keinen Frank Schätzing unterjubeln.

Dein Beitrag findet mein kindlich erregbares Wohlwollen, wenn ich darüber staunen und/oder grinsen muss. So viel kann ich mir schon denken, dass du weder den Kapitän eines transpazifischen Schafdampfers noch die schlaksige Rothaarige herbeischaffen wirst, die ich im Juli am Kleinhesseloher See nicht angesprochen hab (oder…?), also hilf einfach an der Realität zimmern, der du angehörst.

Denn sei dir weiters bewusst: Sobald du Mitreisende hast, bist auch du ein Mitreisender; Ende des praxisphilosphischen Teils. Stell dir vor, du machst ein Bild für mein anhaltendes Lieblingsprojekt 100 Strangers — nur dass es hier ist leichter und einträglicher ist.

Ein paar Kilo Bücher gegen ein Bild zu einer Geschichte von zweieinhalb Sätzen, die noch nicht mal stimmen müssen: Vor Weihnachten kann jeder großherzig sein. Damit kannst du ziemlich lange zurück ins Bett.

Die Preise:

3 Bücherstapel

Du darfst dir einen davon wünschen. Garantieren kann ich ihn dir nicht, man wird sich jedoch einigen. Frau Küchenteufel und Andrea haben aus vergangenen Bemühungen was gut; ich hab noch ein paar Sonderschätzchen außerhalb der Stapel und kann außerdem notfalls noch unauffällig umschichten. Die schlaksige Rothaarige darf sich zusätzlich was aus der Spirituosenabteilung aussuchen. Ihr Freund kriegt den Schätzing.

Bilder: Teppo Moisio: Emmi, 18. Januar 2008 (angeblich eine echte 100-Strangerin);
Wolf Gang (nein, nicht ich): Ein Sommertag in München I, 5. Juli2008.

Soundtrack: Coeur de pirate: Comme des enfants, aus: Coeur de Pirate, 2010.

Written by Wolf

7. January 2011 at 2:56 pm

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Guten Morgen erst mal.

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Nehmen wir vorsichtshalber an, 2011 kann schlimmer werden als 2010. Viel Glück uns allen!

Freu dich nicht zu früh: Element of Crime: Der weiße Hai, aus: Immer da wo du bist, bin ich nie, 2009.

Neujahrsbrief mit Aquarell. Angelnder Knabe im Boot vor einer Villa

Neujahrsbrief mit Aquarell: Angelnder Knabe im Boot vor einer Villa, Höhe 33; Breite 20,5 cm:

Fröhliche Winde, tanzende Wellen
Gebe Dir das kommende Jahr;
Nie möge Dein Boot bei Irnytow zerschellen
Oder der Müggelsee Dir drohn Gefahr.
Zieh‘ hin nach Stralow mit heißem Verlangen,
Rasch dann gefahren in’s Hemde so roth,
Bleibe ein Seemann ganz ohne Bangen,
Der nicht kennt Angst, sitzt er in sein’m Boot.

Dein Otto.
In meinem und meines Vaters
Namen.

Written by Wolf

1. January 2011 at 12:01 am

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Kaufen:

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Update zu Hunderttausend heulende Höllenhunde:

Mare 82: Die Globalisierung eines Romans.

Der Vor-, mare– und Moby-Dick™-Leser Klaus Jost meint: “Nicht viel wirklich Neues, aber schön gemacht.” Was begehrt man mehr für 8,50 Euro?

Written by Wolf

7. November 2010 at 1:44 pm

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Suchbild: Wo ist die Katze?

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Egoshooting, Struppwolf, 6. November 2010

Aus unserer halbjährlich fortgesetzten Chronik des Verfalls: Rotkäppchen und der Wolf.

Bei dem Suchbild gibt’s diesmal nichts zu gewinnen; ich zähl immer nur zeitraubend mein Altpapier auf, und Sie durchschauen’s ja doch und quittieren es mit dem fundamentalen Desinteresse, das es verdient. Die Bücher aus dem Oktobergewinnspiel behalte ich bis auf weiteres.

Rotkäppchen und der Wolf, Egoshooting 6. November 2010Outtake: Rotkäppchen und der Wolf:

Bilder: Egoshooting, 6. November 2010.

Written by Wolf

6. November 2010 at 11:26 am

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Barfuß war schon weg.

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Update zu Fiep fiep:

Offizieller Pate des Wortes barfüßig

Wenn du fortan das Wort “barfüßig” verwendest, überweise mir eine Summe Geldes. Meine Kontoverbindung weiß ich auswendig. Betroffen sind alle Konjugationen.

Kent Marcus, School, 25. September 2010Willst du nicht? Dann mach beim

Oktobergewinnspiel

mit, da kriegst du was von mir. Besser, oder?

Offizieller Pate des Wortes Barfußfee

Bilder: Wortpatenschaft;
Kent Marcus: School, 25. September 2010.
“Barfußfee” erlaub ich gratis, das verwendest du sowieso nie.

Written by Wolf

20. October 2010 at 3:03 pm

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Oktobergewinnspiel: Drei Fremde

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Fremd ist der Fremde nur in der Fremde.

Karl Valentin.

Moby-Dick™ unterstützt das photographische Projekt 100 Strangers. Es wird über die gleichnamige Gruppe auf Flickr gestaltet. Da ist jeder, der eine Kamera festhalten und den Mund aufmachen kann, in ganz unbeuysischem Sinne ein Künstler. Und du jetzt auch.

Kat Colorado, Bella im Starbucks in Basel, 1. März 2008Die Vorgehensweise vereint die von mir hoch geschätzten Disziplinen Personenphotographie, Street Art und Happening in einer sozial förderlichen, den Künstler und sein “Objekt” unmittelbar erbauenden, um nicht zu sagen: lustigen Weise, die sich durch eine kindlich schlichte, menschlich natürliche Verhaltensweise ergibt. Die Welt wird spürbar ein Stück besser davon. Was bitte soll man von der Kunst, die das Leben ist, noch mehr verlangen? Weil ich dergleichen von dir und dir und dir und besonders von dir sehen will, schenke ich jedem ein Buch, der dabei mitmacht.

Deine Aufgabe ist ab sofort: Mach ein Bild von jemandem, den du nicht kennst — daher “Strangers”. “100” daher, weil du das hundertmal machen sollst. Bei mir genügt dreimal. Du gewinnst also ein Buch, wenn du drei Photos von dir fremden Menschen mir zugänglich machst.

Du sollst deine drei Beiträge eigens erstellen, also keine alten Bilder verwenden, die irgendwie passen könnten. Und du musst die fremden Leute zuvor um Erlaubnis fragen, also keine Candids ergaunern. Und du musst ein Gespräch mit ihnen führen, aus denen wir dein Model kennen lernen, also mindestens den Namen und die Situation, in der du es angetroffen hast. Wünschenswert ist Aufschluss über “Und was machst du so?” oder “Warum läufst du denn so rum?” oder für ganz Mutige: “Bist du glücklich?”

Wer ist der fremde Mensch? Was stellt er im Leben vor? Warum hast du genau ihn angesprochen? Worüber habt ihr geredet? Und: Wie war’s? Die Binse stimmt immer: Die allermeisten Leute reden gerne über sich selbst. Damit kennen sie sich nämlich aus.

Die Originalgruppe formuliert es so:

The One Hundred Strangers project is a learning group for people who want to improve the social and technical skills needed for taking portraits of strangers and telling their stories. The method is learning by doing.

The project is lots of fun and improves photojournalistic skills. During the process you might expand your every day living experience — and who knows, maybe you will even get a couple of new friends during the process.

Cynthia Plett, Ashley, 11. Juli 2010Doch, das traust du dich. Sogar ich hab das schon geschafft, und ich falle nicht gerade als öffentlichkeitswirksames Muster eines Club-Animators auf. Deshalb werde ich so frei sein, mich selbst zu beteiligen. Es wird funktionieren an einem Tag, an dem du rund läufst; Mädchen allen Alters und Geschlechts sagen Good Hair Day dazu.

Such jemanden aus, der seinerseits gut drauf ist, der es nicht sichtlich eilig hat und vor dem du dich auch ohne deine Absicht nicht geradezu fürchten würdest: Es geht um Selbstbewusstseinstraining, nicht um Selbstverletzung. Möglicherweise wendest du dich an jemanden aus einer Gruppe, denn in freundlichen Gruppen sind die Menschen zugänglich, weil sie sich geschützt fühlen. Zulässig — und klasse Bildmotive — sind Leute, die etwas verkaufen wollen, Straßenmusiker, auffallend zurechtgemachte Gestalten, denn die sind unterwegs, um mit anderen Leuten zu reden. Du hast jeden lieben Tag 21 Stunden: Kein Mensch will zwischen 4 und 7 Uhr morgens angesprochen werden.

Günstig ist es in belebten Stadtgegenden, typischerweise im Café, weil dort niemand Angst haben muss. Gern auch jemanden, der in der Öffentlichkeit liest oder schreibt. Als Tipp: Einer, der im Getümmel Ruhe sucht, ist an menschlichen Kontakt gewöhnt, rechnet zumindest damit. Und du kommst in freundlicher Absicht, zeigst Wertschätzung und Interesse, du bist ein angenehmer Umgang und bietest ein beglückendes Erlebnis.

Nach meiner eigenen Erfahrung mögen einen die Leute, die man auf den ersten Blick mag, umgekehrt ebenfalls auf den ersten Blick. Psychologisch ist das ein Effekt aus Balance und Spiegelung, stimmt aber trotzdem. Man macht tatsächlich fast ausschließlich bessere Erfahrungen, als man erwartet. Sollten dich unter den vorgesehenen hundert Leuten — als realistischer Prozentsatz —: zwei anranzen, bist du eben versehentlich an einen Deppen geraten, den du gar nicht kennen lernen wolltest — oder an einen sonst umgänglichen Menschen in einem ungünstigen Moment. Beides ist kein Grund, dir oder anderen etwas übel zu nehmen. Verbuch es unter Erfahrungsgewinn. Unter den dreien, die ich von dir sehen will, erwischst du exakt einhundert Prozent nette Leute, so viel kann ich schon fast versprechen.

Sprich gleich aus, was du von dem Menschen willst: ein Photo. Am besten mit einem Kompliment zur Begründung — etwa: “Sie haben so einen toll bunten Schal um, darf ich da ein Bild machen?” Verschweig nicht, dass es ins Internet soll; das hat außer mit dem juristisch bedeutsamen Persönlichkeitsrecht am eigenen Bild mit Respekt zu tun. Verrate die Adressen 100strangers.com und ismaels.wordpress.com und betone, dass es da harmlos zugeht. Biete die fertigen Bilder per E-Mail oder als Papierabzüge an.

Sei ganz allgemein großzügig, vielleicht übernimmst du den Cappuccino oder kannst ein Geschenk machen: Zigarette, Haargummi, Ü-Ei-Figur, Postkarte, Bleistiftstummel, kommt drauf an. Du und dein Model schenken einander sowieso Zeit; Zeit ist etwas verdammt Wertvolles, weil sie von selber weniger wird. Ihr sollt einander bereichern. Hilf dem Fremden dabei. Ihr gewinnt beide.

Messy!, Lucy and JJ Crash from Lucy's Diary, 1. April 2008Leg dir um Himmels willen kein Interview zurecht, um es abzuspulen, nur damit es “was zu reden” gibt, sondern lass kommen, was geschehen soll. Die Menschen wollen interessiert gefragt und nicht mit Fragebögen beballert werden. Sei nicht “gut vorbereitet”, sei ein freundliches Haus. Sei neugierig. Das ist bis zu einer gewissen Schwelle eine nützliche und einnehmende Eigenschaft. Wenn du sie überschreitest und indiskret wirst, erfährst du davon. Dann entschuldige dich kurz und mach mit etwas Unverfänglichen weiter.

Es ist ein Ritual — ein kleines, unspektakuläres, aber jedenfalls kein alltägliches. Darum werden mindere Unsicherheiten von der Situation selbst verziehen. Du darfst schüchtern sein. Stottern, Verhaspeln und nervöses Flackern der Hände und des Blickes sind erwartbar und voll okay. Nochmal: Fremde Leute sind gemeinhin sehr viel freundlicher und kooperativer, als man glaubt.

Wer die Fragen stellt, ist momentan der Chef. Nimm deshalb als Faustregel für dein Unterfangen wie fürs ganze Leben: Sei kein Arschloch. Wenn dir das schwer fällt, hast du ein tiefer gehendes Problem. See a doctor.

Geh davon aus, dass du willkommen bist. Nur wenn du merkst, dass es deinem Model auch nur ansatzweise nicht recht ist, abgelichtet zu werden und gar “ins Netz” zu kommen, pack deine Kamera ohne Diskussion bereitwillig und demonstrativ weg und bleib freundlich. Das richtet sich nicht gegen deine Person. Dir bleiben dann immer noch die Aktion und das bewusste Stück Leben.

Vielleicht machst du eine ganze Serie Bilder, dann ist der Vorteil der Digitalkamera, dass du dich sofort mit deinem Model zusammensetzen und das beste auswählen kannst. Die meisten Menschen kennen ihr eigenes Bild grundsätzlich spiegelverkehrt, da ahnt man nicht, wodurch sie sich dargestellt fühlen.

Abschiede sind immer heikel. Geht auf jeden Fall im Guten auseinander. Das untrüglichste Zeichen dafür ist, wenn ihr eigentlich lieber noch länger weitermachen und mehr unternehmen wolltet. Und wenn ihr lacht; Lachen ist immer gut, das verbindet. Renn nicht einfach auf und davon, dreh nicht die Wertschätzung ab, sobald du dein Bild und ein paar verwendbare Sätze rausgequetscht hast. Du hast eine ausgefallene soziale Situation herbeigeführt und gestaltet, dafür hast du Verantwortung, also sei lieb zu ihr. Sei sorgfältig, nicht abrupt. Dein Model loszulassen muss euch beiden ein bisschen weh tun.

Mir hilft der Trick, bloß nicht nachzudenken. Lies meine oberweisen Ratschläge und vergiss sie in der Praxis — einmal aufmerksam durchgelesen, werden sie latent in dir schlummern, das reicht. Nicht denken — tu’s einfach. Fortgeschrittene Teilnehmer an den 100 Strangers berichten, dass es süchtig machen kann. Das glaub ich denen: Es macht kurzfristig euphorisch, langfristig vielleicht sogar glücklich.

Ich rate davon ab zu erwarten, dass das jetzt der Anfang deiner großen Liebe oder einer wunderbaren Freundschaft wird. Damit frustrierst du dich. Such am besten nicht mal jemanden aus, der dich erotisch anspricht, das macht dich nur befangen. Du bist auf nicht weniger, aber erst recht nicht mehr als eine freundliche Begegnung aus. Und lass dich vor dem Losziehen nicht bei Kapazitäten wie Juri Gottschall “inspirieren”, das lähmt. Der Mann macht das seit Jahren täglich, außerdem hat er professionelle Ausleuchtung gelernt, natürlich kann der das besser als du. Bei uns genügt ein erkennbares Bild mit der zugehörigen Geschichte, von mir aus in lausiger Lomo- oder Handy-Qualität, von mir aus eine glaubwürdige Skizze mit klecksendem Werbekugelschreiber nach realem Vorbild. Es geht um die dokumentierte Aktion.

Schon klar: Das ist eine ziemlich große Nummer für ein Moby-Dick™-Gewinnspiel. Darum lass ich dir (und mir dazu…) viel Zeit und verspreche was Größeres dafür. So bekommt jeder, der bis Sonntag, den 31. Oktober 2010 um Mitternacht drei solche Bilder bei mir einreicht, ein richtig anständiges Buch von mir. Kann auch eine CD werden. In der Auswahl sind:

  • Charlotte Brontë: Jane Eyre. Im Original bei Penguin;
  • Jonathan Franzen: Die Korrekturen. Gebraucht, aber das Hardcover;
  • Rudolf Herfurtner: Rita Rita (“Am Flipperautomaten ist Rita unschlagbar. Da lernt sie Franz kennen, einen, der anders ist. Rita bleibt nicht länger die coole, überlegene Flipperqueen.”);
  • Dr. Heinz Küpper: Handliches Wörterbuch der deutschen Alltagssprache. Deutsche Buchgemeinschaft 1968 (Rezension im Spiegel: Schlick und Schlunz, 8. Juli 1968);
  • Reimut Reiche: Sexualität und Klassenkampf. Zur Abwehr repressiver Entsublimierung, Probleme sozialistischer Politik, Verlag Neue Kritik;
  • Friedrich Wencker-Wildberg: Raubritter des Meeres. Die Weltgeschichte der Seeräuber;
  • private Eigenbrände von The Muffs, Tom Waits und/oder Hille Perl & Cie;
  • und als Trostpreis: Frank Schätzing: Der Schwarm. Hardcover!

Besondere Leistungen in Schönheit, Beherztheit und Kunstsinn belohne ich mit einem Buch, das ich extra kaufe. Ich bin bei der Flickr-Gruppe, die schon eine ganze Weile läuft, selber erst frisch eingeschrieben und weiß noch nicht, ob ich mir das volle Hundert zutrauen soll, keinesfalls werde ich deine Bilder zum Aufstocken meiner eigenen missbrauchen, ermutige dich aber ausdrücklich zum Mitmachen: Kostet nix und ist die rundum erfreulichste Kunstform, die mir einfällt. Nur wer glaubt, mit 1 Bild mit 3 Leuten drauf durchzukommen, muss mir ein Buch kaufen. Überrascht mich einfach. Das macht Spaß und dient dem Karma aller Beteiligten. Und jetzt raus mit dir!

Friendly Joe, Sea Ray Cap'n, 17. August 2008

Bildbeispiele: Kat Colorado: Bella im Starbucks in Basel, 1. März 2008;
Cynthia Plett: Ashley, 11. Juli 2010;
Messy!: Lucy and JJ Crash from Lucy’s Diary, 1. April 2008;
Friendly Joe: Sea Ray Cap’n, 17. August 2008.

Ungeheuerlich passender Soundtrack: Pulp: Common People, aus: Different Class, 1995.

Written by Wolf

1. October 2010 at 7:04 am

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Es lebt der Mensch ein Streben lang

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Update — kein Überschreiben mehr möglich — zum Junigewinnspiel:

Das war ein hartes Rennen! Zu vervollständigen war der Satz

Es strebt der Mensch ein Leben lang

Aufs Finale zu zeichnete sich ab, dass der Atem der Athleten immer länger, jedoch nie langatmig wird. Die Vorlage, die sich aus dem Stand spülend in die dunstigsten Sphären der Küchenphilosophie erhob, lieferte der Dichtungsring:

Es strebt der Mensch ein Leben lang
und im nächsten fängt er von vorne an.

Noch kürzer glaubte sich Gingi mit einer Lösung fassen zu können, deren besondere Grandezza in ihrer spartanischen Sportlichkeit liegt. Genau 1 (Betrag in Worten wiederholen: einen) Buchstaben fügte Gingi hinzu, mit dem er dem Satz neuen Sinn verlieh. Selbst mit zwei leichten Korrekturen in der Orthographie bleibt da kein Zeichen zuviel und keins zuwenig — was der Definiton von wahrer und großer Kunst sehr nahe kommt:

Es strebt der Mensch, ein Leben langt.

Keine leichten Gegner! Der Lokalmatador smashill, kaum dass er das Ziel erkannte, feuerte umgehend aus allen Rohren:

Es strebt der Mensch ein Leben lang, deshalb gibt’s heut zu wenig Wein, Weib und Gesang.

Es strebt der Mensch ein Leben lang, in der Schule haben Streber noch aufs Maul gekriegt, heute schauen Sie auf die Harz-IV-Empfänger runter und haben immer noch Angst, alleine durch dunkle Straßen zu gehen.

Es strebt der Mensch ein Leben lang, drum wär ich gern ein Delphin oder Wal, würde das Meer nicht so versaut sein.

Es strebt der Mensch ein Leben lang, morgens mit seiner Hose aus dem Haus zu gehen.

Wie nie anders zu erwarten, stürmte Elke aus dem Hinterhalt, um keinen Stein auf dem anderen zu lassen. Vor ihrer Ergänzung eines Satzes schweigt jeder Kommentar. Wer das zu Ende gelesen hat, sollte gar nicht erst dem Impuls zu widerstehen suchen, still sein Kreuzlein zu schlagen.

Ewiglange (Un)Ode an das ewige Streben und so

Elke HegewaldEs strebt der Mensch ein Leben lang
im Tun und auch im Meiden
Nach Hab und Gut, Wein, Weib, Gesang,
nach Freuden – oder Leiden,

nach Sinn, nach Ehre, Lohn und Brot,
nach Gipfelsturm, nach Ruhe.
Und kriegt er keine Flügel nicht,
will er bequeme Schuhe.

Der strebt nach Macht, nach Volk und Raum,
will siegen oder erben,
der nach Willkomm, nach Abschied kaum —
in dem wohnt stets ein Sterben.

Strebt auf, strebt ab, nach Höh’rem gar,
verbissen und versponnen,
und sieht sich oft doch wieder da,
wo alles hat begonnen,

strebt von der Wiege bis zum Tod
geklagt sei’s und gepfiffen –,
in seinem Lebenssegelboot
die Klippen zu umschiffen,

auf die es ihn tagein, tagaus
in Sturm und auch bei Flaute,
bei Wellengang und stiller See
hintrieb: wo Finstres graute,

wo Morgenrot ihn mal ergriff,
als neue Ufer harrten;
wo ‘s Steuer brach, das ganze Schiff,
als ihn Sirenen narrten

vielleicht auch der Klabautermann —
mit Sang und mit Verlocken.
Mal kam er, mal kam er nicht an,
tat Lieb’ und Seel’ verzocken.

Sieht Inseln blühen oder Wahn,
Weiß nie, was kommt am Ende.
Er strebt und rackert, dass sein Kahn
auch mal ‘nen Hafen fände.

Der hier will alles, der da grient,
nimmt’s leicht, was kommt, mit Spaß.
Kriegt einer je, was er verdient? –
Der sag’: wie geht denn das?

Der alte Mann am Fische zieht
im Meer, das ihm verwandt.
Der Dichter träumt, dass einst ein Lied
man singt – von seiner Hand.

Ich streb und taste mit dem Zeh,
Dem großen und dem kleinen,
dass ich nicht fall und aufrecht geh
auf Wiesen, Strand und Steinen,

aus Strandgut Hühnergötter klaub
oder ‘nen Engel fänge…
was Glück bringt, wenn ich nur dran glaub,
in angemessner Menge.

Es irrt der Mensch, solang er strebt –
und andersrum stimmt’s auch,
wer ohne Fehl ist, werf’ den Stein —
die Sehnsucht wohnt im Bauch.

Du liebst, strebst, träumst, traumtanzt – und fällst.
Ja mei, auch das kommt vor.
Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt,
der ist ein armer Tor.

So geht’s uns allen, gell, mein Freund?
Da hilft auch kein Gezeter.
Der Trick ist: wieder aufzustehn —
lang hinschla’n, das kann jeder.

***

Was sind wir doch ein seltsam Tier,
das großtut: “Streber samma!” —
Zuviel gestrebt, das wissen wir,
bringt Stress und Katzenjammer.

Mensch, alter Streber, halt mal ein!
Musst du denn stets durchs Leben rasen?
Sooo schlimm kann es doch wohl nicht sein:
sich einfach auch mal treiben lassen…
die Beine baumeln… Wolken zählen…
die Sommersprossen auf der Nasen…
die Lieblingshandynummer wählen…
auf der Mundharmonika blasen,
Zu zweit allein das eine tun;
in Platten stöbern – oder Truhn.
Zu Haus in sich sein dann und wann,
bevor der Tanz hebt wieder an:

Es strebt der Mensch sein Leben lang,
ob er gesund ist oder krank.
So soll’s wohl sein. Die Zeit verrinnt,
drum, Steuermann: Bleib hart am Wind!
Zurück ans Ruder in dein Boot –
weil wenn du aufhörst, bist du tot.

Die Adresse von Elke ist bekannt, die von smashill war es kurzzeitig, stand aber auf einem inzwischen ausgemisteten Zettel, was niemand persönlich nehmen muss. Schreibst du sie mir bitte nochmal? Dichtungsring und Gingi sind neu im Olymp und müssen ihre Adressen erst verraten. Gewonnen haben alle, jeder kriegt was Feines, das Porto Büchersendung geht aufs Haus.

Soll ich noch meine Lieblingslösung aus meiner Schulzeit sagen? Geliefert hat sie mein nachmaliger Deutsch-LK-Lehrer, dem wir wünschen wollen, dass er hinter seinem einsteinesken Schnauzbart eine angemessene Pension verknuspert:

Es strebt der Mensch einen Leben lang
nach Bockwurst, Bier und Zitherklang.

Hach… gerade weil er sich den dritten Schritt zur deutschlehrerhaften Alliteration und vor allem “Klampfenklang” verkniffen hat…

Herr OStR C. Ruppert (nein, nicht der H. “Musik”-Ruppert. Und sind Sie jetzt eigentlich noch StD geworden?) kriegt leider nix, obwohl er jede gut eingelesene Schwarte verdient hat — aber wenn er mir auf ein paar Tage die 1988er Abizeitung zum Abkopieren leihen könnte (das war die mit meinem “Werther’s Echte”-Comic drin, die ich zu vage erinnerten sieben Achteln im Alleingang mit der Nadja gemacht hab, oder ham die andern dreieinhalb was anderes gemacht als zwei Druckereien angefragt? Und nein, das Sekretariat hat sie nicht mehr), wär ich ihm auch nicht bös.

Danke an alle!

Written by Wolf

21. June 2010 at 9:56 pm

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Juni-Gewinnspiel

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Vervollständigen Sie den Satz

Es strebt der Mensch ein Leben lang

und gewinnen Sie was Schönes — am wahrscheinlichsten eins der Bücher, die vom Mai-Gewinnspiel übrig und seitdem nicht schlechter geworden sind, oder wünschen Sie sich was Vernünftiges. Die Frage, ob ich das stiften will, werde ich zumindest ernst nehmen. Es hängt wesentlich von Ihrer Brillanz ab.

Der Satzanfang ist einer, den meine weiland Schülerzeitung vor etwa einem Vierteljahrhundert unter rund fünfzig Lehrern vervollständigen ließ. Da haben sich manche damals gar nicht so ungeschickt angestellt. Also lassen Sie mal hören! Nehmen Sie sich so viele Versuche, wie Sie brauchen.

Fällt Ihnen bis Sonntag, den 20. Juni 2010 um Mitternacht was ein? — Rechtsweg? Haha.

~~~\~~~~~~~/~~~

Und weil ich persönlich übers Reimen am besten nachdenken kann, wenn’s nicht so leichenenstill ist, geb ich Ihnen als Denkhilfe Katzenjammer mit. Ein fast so unschlagbarer Ohrwurm wie Pippi Langstrumpf, die Skandinavier können’s halt. Schauen Sie mal, wie liebreizend sie am 24. April 2010 im Kölner Rockpalast gesungen haben:

Katzenjammer: Demon Kitty Rag aus: Le Pop, 2009.

Written by Wolf

2. June 2010 at 6:42 am

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Special Eintrag to smashill:

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And nothing that moves on land or sea
Will seem so beautiful to me

Rachel Field/Natalie Merchant.

Es mag in den Kommentaren untergangen sein, aber du hast im Mai-Gewinnspiel gespielt und gewonnen! Deine Adresse zum Gewinnverschicken wäre recht — siehe ebenfalls den einschlägigen Kommentar. Glückwunsch nochmal!

Weiter mit Musik: Natalie Merchant: Equestrienne, aus: Leave Your Sleep, 2010 (die mag ich nämlich zur Zeit, war grade aufm Konzert, und welche im Dreiertakt sind eh immer die schönsten, auch wenn das Video etwas, öh, zurückgenommen is).

Written by Wolf

19. May 2010 at 6:45 am

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Die Antwort (O Grave, where is thy victory?)

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Update zu Mein Leben im Konjunktiv
und A Wolf’s Gotta Do What a Wolf’s Gotta Do:

Oh let me sail on
With my ship to the East
And keep my eye on the North Star
When the journey is no good for man or for beast
I’ll be safe wherever you are.

Johnny Cash: I Corinthians 15:55. Text; Originaltext.

Der Sehwolf bei der Arbeit, Teil x

In unserer Chronik des Verfalls betrachten wir, was wir übers Jahr gelernt haben:

  • Ich hatte schon immer Recht.
  • Die Leute glauben einem nicht, weil es so glaubwürdig klingt.
  • Mädchen riechen nur ausnahmsweise wie bei Cicely Mary Barker.
  • Es kommt nicht so drauf an, was man sagt, macht oder gar denkt.
  • Es endet nie gut, dafür bleibt selbst das nicht für ewig.
  • Das Gegenteil ist genauso falsch.
  • 42.

Neu ist die Brille. Noch mehr vom Leben zu verlangen bedeutete Vermessenheit.

Soundtrack: Johnny Cash: I Corinthians 15:55, aus: American Recordings VI, 2010.

The only thing that looks good on me: Cerruti 1881, Meister Ederer.

Written by Wolf

6. May 2010 at 7:09 am

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Maigewinnspiel: Alles muss raus!

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Christina Dichterliebchen

Comment what Christina Dichterliebchen is saying in the picture, and win one of the books listed below. Deadline: Sunday, May 16, 2010, midnight.

Mal wieder Zeit für ein richtiges Gewinnspiel, oder? Es gibt richtig klasse Preise, die meisten davon Abschreibungen der Münchner Stadtbücherei, Filiale Isarvorstadt. Die legen da so oft so tolles Zeug auf ihren Grabbeltisch, dass ich ab und zu entschlacken muss. Ihr Vorteil, liebe Moby-Dick™-Leser.

Erst die Preise oder erst die Aufgabe? — Gehen wir chronologisch vor: Ein Buch gewinnt, wer in den Kommentar schreibt, was Christina Dichterliebchen, wie wir sie oben auf dem Bilde schaun, sagt.

Möglicherweise ruft sie gerade nach “Moooooby!!”, singt “Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen, Sonnenschein” von Nana Mouskouri, beschwört mit uraltem Hexenkram die Elemente, zitiert Melville, Shakespeare oder Edmund Spenser, den Melville mochte und ich schon lange mal hier reinzerren will, oder freut sich: “Heute back ich, morgen brau ich, übermorgen straps ich mir den Stümper, der mir dauernd solche Affenkrallen als Hände und Füße malt.” Überraschen Sie Christina Dichterliebchen und mich!

Bedenken Sie dabei, dass Sie jemandem etwas in den Mund texten wollen, der immerhin in der Lage ist, besoffen ganze Passagen Seume herzusagen und zielführend zu verwenden.

Wie Sie bemerken, ist in der Bildaufteilung so viel Platz für eine Sprechblase, dass sie die Kimmung nicht überschneidet. Neu scannen muss ich die sprechende, singende Version dann sowieso, da kann ich notfalls gleich noch irgendwas dazumalen. Wenn Sie für Ihre Lösung einen Leuchtturm, eine Walfontäne, ein Ruderboot, ihren Rucksack oder dergleichen benötigen — im Meer ist viel Platz. Eine zweite Person bitte nicht, sonst kritzel ich vorher aufgrund meines mangelhaften künstlerischen Geschicks wieder drei Blätter mit Anatomiestudien voll. Aus dem gleichen Grund bitte auch keinen Windjammer; einfache Dreimaster gehen.

Christina Dichterliebchen spricht Deutsch, Fränkisch, Bairisch, Österreichisch, Latein und Englisch. Alle anderen europäischen Dialekte eher gebrochen, aber wenn’s der Aussage dient, strengt sie sich an.

Als preiswürdig erweist sich, wer das Dichterliebchen und mich zum Grinsen bringt, und Sie wissen ja, durch wie simple Purzelbäumchen ich zu erheitern bin. Es ist genug für alle da, mindestens aber zehn Bücher:

  • Frédéric Beigbeder: 39,90 (der französische 2001er Knaller über die böse, böse Werbebranche noch als Hardcover!);
  • Rudolf Herfurtner: Rita Rita (Ravensburger Taschenbuch Jeans. “Am Flipperautomaten ist Rita unschlagbar. Da lernt sie Franz kennen, einen, der anders ist. Rita bleibt nicht länger die coole, überlegene Flipperqueen.” Das steht schon vorne drauf);
  • Bruno Jonas: Gebrauchsanweisung für Bayern (genau: der Kabarettist. Der typische Seppl-Humor, der Berlinern und Küstenbewohnern offenbar doch immer wieder zusagt, aber nicht ganz so würdelos gemacht);
  • Tone Kjaernli: Und wer küsst mich? (ach, kommen Sie, ist doch süß. Haben Sie keine Tochter oder waren wenigstens mal eine? Weder das Chicklit-Dings von Heide John noch das andere Chicklit-Dings von Claudia Sanders — das Kinderbuch. Die Zielgruppe hinterbringt mir, es sei sehr einfühlsam);
  • Längst fällig. 37 notwendige Verbote (Antje Kunstmann als Herausgeberin und Verlegerin. In der Beiträgerliste stehen Funny van Dannen, Robert Gernhardt, Wiglaf Droste, F.W. Bernstein und Harry Rowohlt. Deshalb ist das einer der Hauptpreise);
  • Fanny Morweiser: Ein Winter ohne Schnee (kleines schmuckes schwarz-gelbes Diogenes. Kurzgeschichtensammlung von der Dame mit meinem alten Liebling O Rosa, müsste also richtig gut sein);
  • Boris Pasternak: Doktor Shiwago (fettleibiges Taschenbuch, erinnert in Kaliber, Geschichte, Aufmachung und Anspruch an das Vom Winde verweht des Erbfeindes. Pageturner, Lesefutter, Herz, Schmerz, politische und historische Bildung, russische Säälä!);
  • Wilhelm Reich: Sexualität und Klassenkampf (einer der Grundpfeiler der deutschen Hippie-Theorie. Und so wie es aussieht, war es das Exemplar von Rainer Langhans);
  • Frank Schätzing: Der Schwarm (großmächtiges Hardcover, da werd ich mit dem Porto ganz schön draufzahlen, weil das nicht als Büchersendung, sondern als Paket durchgeht, aber das loszuwerden ist es mir wert);
  • Laurence Sterne: Tristram Shandy (der hochkomische Geheimtipp mit allen literarischen Mitteln, die eigentlich erst zwei Jahrhunderte später dran waren, als dickes Reclam. Übersetzung von Otto Weith, 1972. Das Buch ist aber erst so alt wie du, Stephi).

Wenn Sie Ihren Text vorschlagen, wünschen Sie sich auch gleich ein Buch dazu, sonst gewinnen Sie am Ende den Schätzing. Jeder hat so viele Versuche, wie er braucht. Sollten mehr Lösungen eingehen als Preise da sind, werden ein paar von den ersteren für doof erklärt, oder besser, ich schau nochmal zum Grabbeltisch.

Das ist eine lustige Aufgabe, die man lutschen muss, solange sie frisch ist. Einsendungen bitte bis Sonntag, den 16. Mai 2010, Mitternacht. “Rechtsweg” hab ich überhört.

Written by Wolf

1. May 2010 at 12:01 am

Der Freizeittipp: Fuck yourself or fuck each other

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Ich mach’s kurz:

Der Country Rap hat heute Uraufführung. What about Carson haben komponiert, instrumentiert und trainiert, und den paar Fetzen nach, die Edda mir in den frühen Morgenstunden nach ihrem Novemberkonzert an der Theke vom Casablanca vorab ins Ohr gerappt hat, wird er klasse.

Heute, Mittwoch, 3. März 2010, ab 20.00 Uhr, im Casablanca, Nürnberg, Brosamerstraße (des is do beim Kobernikusblazz ins Luuch nei, wers kennt): Kunstkarawane! Eigene Musikinstrumente mitbringen, das wird lustig!

Hin!

Der sophisticated Rotschopf mit dem richtigen Werkzeug:
Qathi mit Norwegian Wood, 22. November 2007.

Written by Wolf

3. March 2010 at 12:01 am

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Dezembergewinnspiel: What about Carson: Way Below the Way

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Damit der Monat anfängt, wie er aufgehört hat, und Weihnachten auch auf Moby-Dick™ zu einem gewissen Recht kommt:

What about Carson: Way Below the Way, 2009.

Durchgehalten? Fünf Minuten, die für drei Tage Ohrwurm reichen. Und Sie werden von mir am Dienstag, den 22. Dezember 2009 in die Fürther Kofferfabrik aufs Carsons-Konzert eingeladen, wenn Sie mir in den Kommentar schreiben, warum ich das tun sollte. Es gilt den Eintritt und zwei Bier. Das ist ein Materialwert von 10 Euro, aber anreisen muss ich schließlich auch. Wenn Sie da nicht können — ich muss mir den Termin selber erst freischaufeln — wünschen Sie sich um den gleichen Aufwand — ein paar Sätze zum Thema “Warum ich?!” — eine selbstgebrannte und gut gereifte CD von der Urversion der Kapelle, Carson Sage and the Black Riders:

  • Final Kitchen Blowout (1993);
  • Walk With an Erection (5-song-EP 1993);
  • Great Music in Stereo (1995); oder
  • die neue (6 Lieder, schon von What about Carson): Singaling!! (2009).

Bis Sonntag, den 20. Dezember 2009 um Mitternacht können Sie bequem wissen, was Sie wollen — und vor allem, warum.

Cover Singaling, Luis 2009

Bild: Luis, November 2009.

Written by Wolf

1. December 2009 at 12:18 pm

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Novembergewinnspiel: A Wolf’s Gotta Do What a Wolf’s Gotta Do

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Update zu !מזל טוֹב:

Aus unserer jährlich fortgesetzten Dokumentarserie Chronik des Verfalls:

Sehwolf bei der Arbeit, 2009

Erraten Sie, welche Internetseite der Wolf, wie wir ihn auf Bilde schaun, aufgerufen hat, und was er warum damit treibt!

Jeder Versuch, der sich erkennbare Mühe gibt, gewinnt ein schönes Buch. Im Regal jucken:

  • Stephen Chboski: The Perks of Being a Wallflower;
  • Heinrich Heine: Buch der Lieder, ein Goldmanns Gelbes Taschenbuch von 1956, also noch sehr viel gelber als zur Veröffentllichung, aber ungekürzt; und als Sonderpreis:
  • Heinrich Heine: Im Pavillon am Jungfernstieg. Eine literarische Reise von Helgoland bis in den Harz, Reihe Die Bibliothek des Nordens bei Hoffmann und Campe, verlagsneu, kein “preisreduziertes Mängelexemplar”, original eingeschweißt.

Für das letztere muss allerdings schon was kommen. Dafür werde ich mich leichten Herzens zu weiteren Überraschungspreisen bewegen lassen: Sogar ein paar LPs sind da.

Bitte bis Sonntag, den 15. November 2009 um Mitternacht, in den Kommentar. Nicht drängeln, alle dürfen, und wie ich mich kenne, kriegen auch die meisten was. “Rechtsweg” hab ich überhört.

Bild: Egoshooting, 6. November 2009.

Written by Wolf

6. November 2009 at 6:21 pm

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Gewinnspielauflösung August

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Update zu Buch im Blut:

Elke entwächst den Buchstaben und filmschafft uns alle into oblivion:

Statt Oscar: 1. Platz im August-Gewinnspiel. Glückwunsch! — Und als Preis? Barnes: Stachelschwein, Nöstlinger: Gurkenkönig, King: Carrie oder Rosendorfer: Ruinenbaumeister?

Bild, Text, Konzept, Idee, Script, Lektorat, Grafik, Idee, Recherche, Kreation, Programmierung, Webmistress, Ringmistress, Illustration, Layout, Design, Typografie, Marketing, Vertrieb, Human Resources, Seitenpflege, Markenpflege, Kundenpflege, Art Buying, Art Direction, Creative Direction, Kontakt, Public Relations, Übersetzung, Content Management, Customer Relation Management, Moderation, Trost & Rat, Bühnenbild, Beleuchtung, Kulissenschieben, 1. + 2. Geige, Streicherensemble, Holz- + Blechbläser, Blechtrommel, Maultrommel, Klavier, Lead- + Rhythmusgitarre, Leading Vocals, Bass, Schlagzeug, Mundharmonika, Kamera, Soundtrack, Gaffer, Best Boy, Key Grip, Regie, Produktion, Casting, Catering, Peitsche, Zuckerbrot, Koch- und Backrezepte, Inbrunst, Hingabe, Zärtlichkeit, Freizeit, Blut, Schweiß, Tränen und Copyright: Elke the Hochhaushex.

Written by Wolf

10. August 2009 at 12:01 am

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Augustgewinnspiel: Happy 190th, Herman!

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Update zu Happy 189th, Herman!:

Herman Melville hat uns so viel geschenkt.

Heute wird er 190.

Schenken wir ihm was.

Was kann einer, der rein technisch-rechnerisch nichts mehr braucht, brauchen? Lassen Sie sich was einfallen! Die nächsten Weihnachten liegen näher als die letzten, da können Sie diese empathische Fertigkeit schon wieder einüben.

  • Ein Gedicht?
  • Eine hübsch gestaltete Geburtstagskarte?
  • Ein Seemannslied?
  • Den dramatischen Versuch, den er in seinem monumentalen Gesamtwerk nie selber schrieb?
  • Eine lässliche Sachbeschädigung in Form Ihres Lieblingssatzes von ihm, mit Edding auf eine Kneipentoilette?
  • Eine Runde Schiffchenbauen, Weidenpfeifchenschnitzen, Bleistiftkritzeln, Musikmachen, Singen, Vorlesen und/oder Land Art an See, Wald und Flur mit dem eigenen Kinde als späten Trost für seinen erst abwesenden, dann versagenden Vater?
  • Eine Runde ganz doll Liebhaben mit einem significant other als spätes Vorbild, dass es wenig hilfreich fürs Lebensglück ist, wenn man seine Frau besoffen die Treppe runterschubst?
  • Ein paar Stunden Arbeit für einen sozialen Zweck als späte Anerkennung für seine zwanzig Jahre im ungeliebten Zolldienst?
  • Eine Spende an die AIDS-Hilfe als Unterstützung für ungelebte wie geoutete Schwule?
  • Johoho, und ne Buddel voll Rum?

Suchen oder denken Sie sich etwas aus, schenken Sie es ihm und erzählen Sie im Kommentar davon — was es ist, warum es ihn freuen wird und wie Sie es überreichen (der Vorteil ist: Der Mann ist tot und sieht, hört und riecht jetzt alles). Die großartigsten Ideen und Umsetzungen gewinnen ein schönes Buch, das ich übrig hab oder ohne mir einen Arm auszukugeln beschaffen kann, oder eine gebrannte CD (privat und legal). Es gibt so viele Preise, wie Sie Begeisterungsschübe bei mir auslösen. Immerhin nullt Herman Melville, da lass ich mich nicht lumpen. Sie dürfen an Ihrem Preis mitwünschen, ich streng mich auch an.

Dergleichen darf man nicht verschleppen: Zumindest die Idee sollten Herr Melville und meine bescheidene, lediglich vermittelnde Person bis Sonntag, den 9. August 2009 um Mitternacht kennen. Ans Werk.

Stadtgründungsfest München 2009, Liebst du

Bild: Liebst du?, Bayerisches Nationaltheater München;
Link siehe auch Walking Tour.

Written by Wolf

1. August 2009 at 12:01 am

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Junigewinnspiel: Noch 101 bis Kapitel 136

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Update zum hiesigen From hell’s heart I stab at thee
und Jürgens Ahabs Bein(e):

Uns steht die letzte angekündigte Abhandlung zu Kapitel 35 ins Haus. Was man so hört, ist sie fast schon angefangen — hallo Elke! — und birgt die schöne Gewissheit, dass wir danach nur noch 100 Kapitel vor uns haben, das bisschen Epilog nicht eingerechnet. Hochgerechnet gibt es Moby-Dick™ bei gleichbleibender Lesegeschwindigkeit, damit es seinen Zweck erfüllt hat, also nur noch bis Ende 2017.

Die Zeit drängt, da wollen Sie in den verbleibenden achteinhalb Jährchen sicher noch mitnehmen, was geht. Da war your humble Logbuchschreiber nicht faul und hat ein 136. Kapitel konzipiert, und Sie dürfen mitschreiben. Die Illustration kann sich ohne weiteres mit denen von Rockwell Kent messen, fehlt noch der Text. Der kommt von Ihnen.

Captain Ahab rollt von Bord, Kapitel 136

Das ist ein Entwurf, den Sie ausgestalten helfen. Eine Reinzeichnung mit schwarzer Tinte auf zeitlosem Moleskine ohne die hässlichen Kästchen mach ich, wenn der Text steht. Ahabs Fortbewegungshilfen sollen etwas realistischer in Proportion zu seiner geclippten Person stehen, sein Gesichtsausdruck noch angepisster wirken und die Gangway von der Pequod etwas seemannspittoresker. Wie Abraham Lincoln sieht Ahab im kollektiven Gedächtnis ja schon immer aus.

Gesucht wird

  1. eine Kapitelüberschrift und
  2. was Captain Ahab in der angedeuteten Sprechblase sagt.

Schreiben Sie beides in den Kommentar und gewinnen Sie, mein willkürlich verteiltes Wohlwollen vorausgesetzt:

  • Karl May: In den Kordilleren, Band 13 der Bamberger Grünen Ausgabe — das Original! Altersbedingt angestaubt (1228. Tausend), sonst top erhalten; oder
  • Herbert Rosendorfer: Der Ruinenbaumeister, ein ausgemustertes Büchereiexemplar, daher mit allerlei Narben, die so ein Bücherschicksal schlägt, aber einwandfrei lesbar, jedenfalls mit intakter Bindung — noch ein weißes dtv mit Umschlagillustration von Piatti. Ein einziger grandioser Irrgarten aus Abschweifungen, keine Ahnung mehr, wovon. Es gab eine Rahmenhandlung im Nymphenburger Park zu München; das Beste war eine Parodie auf E.T.A. Hoffmann (schon wieder was mit Bamberg), die besser war als der Meister selbst.

Als preiswürdig wird jede Idee eingestuft, über die ich mindestens so sehr grinsen muss wie über meine eigene, die ich beizeiten schon verraten werde. Sie sind allesamt kluge Leser, bis unter die Ohren angefüllt mit dem, was im Feuilleton der zum Beispiel Bamberger Nachrichten “hintergründiger Humor” heißt, und schütteln sowas doch souverän aus den Fingerkuppen. Nichts anderes, als was Sie ständig beim New Yorker Cartoon Caption Contest tun. Belehren Sie meinen Glauben an die Faulheit der Menschen, dass ich nicht zwei, sondern mindestens zehn Preise vergeben müsste! Bis 30. Juni um Mitternacht ist Ihnen was eingefallen, ist das okay?

Dazu der sinnigste Soundtrack, der nur jemandem einfallen konnte:
MissinCat aka Caterina Barbieri: Back on My Feet aus: Back on My Feet 2009, hihi.

Written by Wolf

12. June 2009 at 6:58 am

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Guardian of public virtue came ridin’ along

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Das muss ich jetzt erzählen: Endlich hab ich auch mal gegen die Community-Richtlinien von Youtube verstoßen. Ich bin böse, jaaaaa!

Jemand oder etwas nahm Anstoß daran, dass mein Video zu Robin Holcomb: Dead Horse nackte Frauenbrüste zur Schau stellte. Schlimmer noch: Jungfrauenbrüste! Ja, Seejungfrauenbrüste, wenn nicht gar noch Meerjungfrauenbrüste!

Selbstverständlich hat jemand oder etwas vollinhaltlich Recht. Wenn ich meiner zwölfjährigen Tochter in meinen bevorzugten Weltgegenden die Tiere des Waldes zeigen wollte und da hupft eine Seejungfrau hinterm Busch hervor und hängt die Hupen raus, so würde ich sie zur Ordnung rufen — die Seejungfrau, nicht meine Tochter. Vor allem so hässliche Hupen wie die, welche Herr oder Frau Isolated Instances of Non-Gravity für die Collage Darling vewendet hat.

Bei dieser grandiosen Schweinigelei von Good Ship Venus konnte man vorher so schlau sein und dem offenbar gerade gestern volljährig gewordenen Mädel züchtig die Bikinizonen verhüllen; noch böser als Ausdrücke wie “Hupen raushängen” zu verwenden und überhaupt zu wissen, was “Spreizbildchen” sind (schuldig geworden am 1. April 2009), bin ja nicht mal ich. In nimmermüdem Einsatz für unsere Leser wurde deshalb das Video selbstverständlich umgehend durch eine entschärfte Version ersetzt.

Gegen mein Youtube-Konto wurde eine Warnmaßnahme gemäß den Community-Richtlinien ergriffen, die in sechs Monaten abläuft. Weitere Verstöße können dazu führen, dass ich vorübergehend keine Inhalte mehr in YouTube posten darf bzw. mein Konto gekündigt wird. Youtube-Feind Nr. 1 — der sowieso andauernd dafür notorisch wird, dass er Videos von Element of Crime aufzurufen versucht, die für “mein Land” nicht verfügbar sind. Gut, dass wenigstens Moby-Dick™ seit 2007 R-rated ist, was in Deutschland einer Freigabe ab 16, in den USA sogar ab 17 Lebensjahren entspricht. Und außerdem bin ich neugierig, ob ich jetzt auch so viele Suchanfragen für “hässliche Hupen” wie bisher für “sexy Zehen” reinkrieg.

In diesem Sinne: Eleni Mandell: Afternoon, aus: Afternoon, 2004, die jugend- und hupenfreie Collage aus wenig Meer und viel Country.

[Edit:] Wir könnten auch anders. [/Edit]

Written by Wolf

19. May 2009 at 4:50 am

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Zwischenostern (If you accept the pain, it cannot hurt you)

with 3 comments

Es verlautet: Der Zürcher KEIN & ABER, dessen Hervorbringungen man unbesehen zusammenkaufen kann, sobald sie nur erscheinen, veranstalten einen besonders schönen Wettbewerb: Sie sollen den Namen für den 89. Band der Vegetarischen Abenteuer Bibliothek finden. Das geht bis 31. Mai, die ersten 88 bibliophilen Bände mit Lesebändchen aus Tofu und essbarem Schutzumschlag gibt’s schon vorher.

Fast so schön wie das

—> Osterwichteln <—

auf Moby-Dick™, gell? Sie denken doch dran? Auch daran, dass heute der letzte Tag vor Ostern ist, an dem die Post geöffnet hat? — Nein, am Samstag schaffen Sie’s nicht mehr, da trocknen Sie Ihre Karfreitagstränen oder wenn Sie Heide sind, schlafen Sie Ihren Feiertagskater aus.

Hugh MacLeod, How to be creative

Bild: Hugh MacLeod: Ignore Everybody. Endlich eins für hinter den Spiegel, vor allem von der Größe her — auch wenn die neueren Checklisten aus dem Themenkreis Live Your Life and Be Yourself (oder umgekehrt) eher empfehlen: “Stop blogging” und “Don’t worry about finding an inspiration. It comes eventually” doppelt vorkommt. Über eins von beiden kann man ja dann den Tesafilm kleben. Dieses ewige zwanghafte Kreativsein ist ja ebenso überschätzt.

Danke an Cara aus der Fehlerteufelei!

~~~|~~~~~~~|~~~

Maritimer Osterohrwurm: Wreckless Eric: Whole Wide World 1978,
bekannt aus Stranger Than Fiction 2006.

Written by Wolf

9. April 2009 at 1:21 am

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Osterwichteln

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Die Menschen, so leicht sie’s haben könnten, wollen keine suspekten Gewinnspielpreise vom bösen Märchenonkel, schon wieder gleich Ostern und weit und breit kein Geschenk. Dabei kriegt jetzt von mir jeder eins.

Schenken Sie mir was zu Ostern, und Sie kriegen etwas Vergleichbares von mir zurück: Wer mir ein Buch schickt, kriegt eine fast einwandfrei erhaltene Rarität aus dem, nun ja, Antiquariat. Wer mir eine CD von seinen aktuellen Ohrwürmern aufnimmt, kriegt eine von mir, die nicht zwingend von The Muffs oder The Singing Adams sein muss. Wer mir was bastelt — worunter auch Bildermalen, Gedichteschreiben und Sockenstricken fällt –, kann mich von so genannter wichtiger Arbeit abhalten, weil ich mir dann auch sowas ausdenken muss, und wer mir falsch verstandene Liebesbriefe, einen Nacktputzer für Ostermontag oder Spreizbildchen schickt (nämlich welche von sich selbst, aber kommt drauf an), muss sich hinterher nicht wundern. Um die marketingpsychologisch bedeutsame Grenze von zwanzig Euro einzuhalten, reden wir nicht so sehr über Geschmeide denn über schöne Postkarten. Ist mir sowieso lieber.

Meine Adresse ist erstens ziemlich verbreitet, zweitens problemlos erstalkbar und drittens kein Geheimnis für freundliche Menschen. Weil’s meine Idee war, schicken Sie zuerst. Kann ich bis zum ersten Posttag nach Ostern, das wäre am Dienstag, 14. April, was haben?

Als Zugeständnis an den 1. April: Götz Widmann & Holger Brömel:
Hank starb an ‘ner Überdosis Hasch,
live im Coffeeshop Joint Venture, Arnhem 1996,
auf: Harmlos 2006
(für die Freaks: a-Moll/G-Dur Turnaround).

Written by Wolf

1. April 2009 at 12:01 am

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Märzgewinnspiel: A Voyage Thither and So Long

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Am 16. März 1849 erschien Mardi, and a Voyage Thither, Herman Melvilles Fingerübung zu Moby-Dick, bei Richard Bentley in London. Vor gleich 160 Jahren.

Melvilles monumentaler dritter Roman — da war er 29 — wurde erst 1998 zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt — von Rainer G. Schmidt, was ihm den Paul-Celan-Preis eintrug; besser anerkannt kann man nicht übersetzen. Ein sperriges und unterschätztes Werk und damit ein typischer Melville.

Obwohl danach noch etliche Romane unterschiedlichen Erfolgs kamen, ist Mardi Melvilles Einstieg in die Lyrik, lange bevor er den Ehrgeiz entwickelte, die amerikanische Lyrik zu revolutionieren, und sei unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Als Roman steht er in Prosa, die sich aber als gebundene Rede lesen lässt: Der Text fließt stellenweise rhythmisch, seine Struktur baut Lieder nach, darübergeordnet sind die Kapitel, die verschiedenen Südseeinseln wie ein Rundgesang zugeordnet sind. Aus Gesprächen von Seeleuten und Südseeinsulanern entsteht ein umfassendes Gesamtbild des Menschen und der Welt an sich. Wie in der Bücherliste vorgestellt, bewusst etwas kategorial anderes als die ersten beiden autobiografischen Reiseerzählungen, die sowieso niemand glaubte; nach wenigen Kapiteln ausgefranst und übergebordet zu einem Standardwerk der Groteske auf der Basis einer krausen, nachvollziehbar bleibenden pantheistischen Seebärenphilosphie. Im Unterschied zu Moby-Dick gibt es darin eine Liebesgeschichte. Auch deshalb: ein typischer Melville.

Mit diesem Wissen: Malen, zeichnen, fotografieren, collagieren oder von mir aus: modellieren Sie bis zum 16. März, Mardis 160. Jubiläum, das Titelbild zu einer eventuellen zweiten deutschen Übersetzung (nicht dass meines Wissens eine anstünde)! Mindestens auf DIN A4, außer Ihre Technik lässt nur kleinere Formate zu, und so, dass sie’s hinterher auf den Scanner kriegen. Foto geht auch — normalerweise ist das allerdings ein Thema für einen großen Gobelin.

Gewinnen Sie dafür wie üblich, weil sich dergleichen ruhig verbreiten darf, entweder:

  • 1 CD mit 26 Liedern von The Muffs (privater Brand wie gehabt und jetzt schon nicht mehr in dieser Form rekonstruierbar);
  • 1 CD von Carson Sage and the Black Riders (heute What about Carson wie vorgestellt, private Brände):
    • Final Kitchen Blowout (1993);
    • Walk With an Erection (5-song-EP 1993); oder
    • Great Music in Stereo (1995);
  • 1 Kopie Herman Melville: The Lightning-Rod Man auf Deutsch in der Übersetzung von Richard Mummendey, ca. 10 Seiten. Sehr selten und stark nachgefragt; oder
  • 1 Erlaubnis für einen Gastbeitrag auf Moby-Dick™ über was Sie wollen außer (doofem) Porno und Verherrlichung von Frank Schätzing.

Werden die Preise schon langweilig? Dann verlose ich für besondere Leistungen eine apokryphe LP von Motorpsycho, und LP bedeutet hier: Vinyl und einen Durchmesser, der kleiner ist als der von den LPs, an die sich die Alten und Altmodischen unter uns erinnern: The Desperate Deeds of Ringo. A Story of the Wild West (auf Amazon in allen Ländern nur als CD), die ganz unerhört nach Country, Punk, dem ersten Spaghettiwestern mit John Wayne, Ennio Morricone, Whisky, Dreck und jenem amerikanischen Westen klingt, wie wir ihn alle lieb haben — und von der ich mich sehr ungern trennen werde. Da muss ich überzeugt werden, also strengen Sie sich ruhig an.

Und zwar bis 16. März 2009 um Mitternacht bitte.

Werkzeugkasten:

Amazon, Mardi, 2 Bände Hardcover Achilla Presse

Entreact Melodram (Brotzeit):

Story from the Wild West: Motorpsycho: So Long, aus: The Desperate Deeds of Ringo. A Story of the Wild West
und das ist noch nicht mal das beste von der Platte.

Written by Wolf

6. March 2009 at 1:52 am

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Februargewinnspiel 2: It means just what I choose it to mean

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Update zu The still unannotated Melville:

Ein Gewinnspiel, das einen Monat dauern soll und nach drei Stunden gelöst wird, so geht das ja wohl nicht, auch wenn der Februar gar so kurz ist. Machen wir einfach noch eins, euch helf ich.

Lewis Carroll, Alice Pleasance Liddell, The Beggar Maid, 1858 via skipofgorthDer Preis: The Complete Illustrated Lewis Carroll bei Wordsworth 1998, noch mit einem anderen Einband als heute auf Amazon, ein Bild steht unten. Wenige Bleistiftanmerkungen, auf dem Einband innen mein Name, der gravierendste Mangel ist eine Kerbe oben im Schnitt, etwa einen Millimeter tief. Ist aber sehr sauber eingeschnitten und beeinträchtigt weder beim Lesen noch beim Blättern — und rührt daher, dass ich diesen Backstein mal als Unterlage zum Sägen von Parkettrauhspunden hergenommen hab. Das Stück war mein Arbeitsexemplar aus dem Handapparat des Traditionsunternehmens discreet monsters, um dem Sinn anglophoner Redewendungen nachzuspüren; so wichtig wie der Shakespeare daneben. Sie erringen außer den beiden Bänden Alice mit den richtigen Illustrationen von John Tenniel die beiden Bände Sylvie and Bruno, The Hunting of the Snark, das lyrische Werk, die Stories, alle mathematischen Hirnklimmzüge und A Miscellany, alles auf 1170 Seiten, nach elf Jahren kaum gegilbt. Ich trenne mich davon, weil ich eine Ausgabe mit besser reproduzierten Bildern gefunden hab. Für Ihre Zwecke reicht’s, wetten?

Die Aufgabe: Meine Lieblingsstelle aus Alice in Wonderland — genauer: dem zweiten Band Through the Looking-Glass — war immer die mit Humpty Dumpty: Das unsympathisch selbstüberzeugte fette Ei erfindet buchstäblich von oben herab die Sprach- und Bewusstseinsphilosophie, jedenfalls die semantische Pragmatik darin, und Konstruktivismus, Intentionalismus, Semiotik, Agnostizismus und Eristik gleich mit. Alles in einem sechs- bis siebenschlägigen Dialogpingpong, für den der Punkt bei ihm bleibt. Wenn das mal keine Größe hat. Die Stelle geht:

John Tenniel, Humpty Dumpty and Alice“I don’t know what you mean by ‘glory,'” Alice said.

Humpty Dumpty smiled contemptuously. “Of course you don’t – till I tell you. I meant ‘there’s a nice knock-down argument for you!'”

“But ‘glory’ doesn’t mean ‘a nice knock-down argument,'” Alice objected.

“When I use a word,” Humpty Dumpty said in a rather a scornful tone, “it means just what I choose it to mean – neither more nor less.”

“The question is,” said Alice, “whether you can make words mean different things.”

“The question is,” said Humpty Dumpty, “which is to be master – that’s all.”

Alice was too much puzzled to say anything, so after a minute Humpty Dumpty began again.

“They’ve a temper, some of them – particularly verbs, they’re the proudest – adjectives you can do anything with, but not verbs – however, I can manage the whole lot! Impenetrability! That’s what I say!”

Und Sie sind aufgefordert, einen Dialog zu erfinden. Muss nicht lang sein, Sie haben ja gesehen, in welcher entwaffnenden Prägnanz Carroll die entscheidenden Disziplinen der Philosophie kinderfreundlich konstituieren konnte (und ist ja auch nur ein Februargewinnspiel). Ihre Version muss auch gar keine Jahrhunderte überdauern, sondern mich zum Grinsen bringen, und wie leicht ich zu erheitern und auch sonst zu beeindrucken bin, erleben Sie an dieser Stelle ebenfalls ständig.

Ihr Dialog soll sich zwischen Humpty Dumpty und einer weiteren Person Ihrer Wahl ereignen: der vorgefundenen Alice, deren Vorbild Alice Liddell, Ihnen selbst oder dem anderen großen käsegesichtigen Unsympathen der Weltliteratur: Moby Dick — the question is which is to be master — und irgendwie mit Philosphie zu tun haben. Honoriert wird Ihr Mut zur Brillanz, da ist mir dramaturgisch wurscht, wer den Dialog gewinnt.

Wenn ich sehr gut aufgelegt und Sie spürbar bemüht sind, werde ich in meiner grenzenlosen Generosität geneigt sein, als Trostpreis sogar noch Alice hinter den Spiegeln draufzulegen, ein schmuckes Insel-Bändchen in deutscher Übersetzung von Christian Enzensberger, featuring Humpty Dumpty und die Tenniel-Illus, weil ich’s übrig hab. Muss die Stadtbibse mal aufn Müll gestellt haben.

Einsendeschluss ist wieder Sonntag, 1. März um Mitternacht. Bitte in den Kommentar, oder wenn Sie schon vorher fertig sind und Ihr Produkt bis zum Stichtag geheim wissen wollen, weil die Konkurrenz nicht schläft, können Sie’s auch mailen.

Aufgerufen sind vor allem auch des gestaltenden Schreibens mächtige Menschen von außerhalb der P.E.Q.U.O.D.: Wir sind hier eine private im Unterschied zu einer kommerziellen, aber bei weitem keine geschlossene Gesellschaft!

The Complete Illustrated Lewis Carroll, Wordsworth 1998

Bilder: Lewis Carroll: The Beggar Maid featuring Alice Pleasance Liddell, 1858,
heute mal in der Wiedergabe von skipofgorth, 18. Mai 2008;
Alice mit Humpty Dumpty: John Tenniel für Through the Looking-Glass, 1871;
Alice vor den Spiegeln: selber gemacht.
Soundtrack: Aimee Mann: Humpty Dumpty aus: Lost in Space, 2004.

Written by Wolf

5. February 2009 at 5:17 am

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Hör- und Seewolf

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Update zu Novembergewinnspiel: Die Suche nach dem Glück in 26 Kategorien:

Es geht um den Seewolf, es geht um kleinteiliges Gefizzel in Schriften, es ist ein Gewinnspiel, es ist im Fontblog, den man, um mitreden zu können (mit wem eigentlich…?), sowieso täglich lesen muss, und die interessierten Freaks treffen Aussagen wie “Habe mir echt schon überlegt, die Versicherung zu wechseln, weil die die Eras benutzen” — Gründe genug für Moby-Dick™, das zu verlinken.

Beim Fontblog gibt’s ein FontShop-Typo- und Repromaß zu gewinnen — und bis Sonntag, den 30. November bei uns eine CD mit 26 Liedern von The Muffs! Weihnachten kann kommen.

Fontblog, Ghost

Bild: Fontblog: Kalendsadventer 13: Geisterschrift, 26. November 2008.

Soundtrack: Get Well Soon: Christmas in Adventure Parks aus: Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon, 2008.

Written by Wolf

27. November 2008 at 3:38 am

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Don’t benehm dich like a pirate, Acer

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Update zu There’s no business:

Die Vorweihnachtszeit tobt. Jürgen hat mir für ein paar entfernt angebrachte Worte mit einem original Buchhandelsexemplar Flacherland. Die unglaubliche Reise der Vikki Line durch Raum und Zeit von Ian Stewart vermacht, derweil mir zu Hause das wichtigste (na gut: das einzige) Arbeitsgerät dauerhaft kapeister geht, was vermutlich nicht ursächlich zusammenhängt, woraufhin niemals eiliger ein neuer angeschafft und unter wenigen, aber langen Nächten Einsatzes seitens der Firma the missing link eingerichtet wurde, was ja gar kein Mensch zahlen kann. Zahlreichen Dank deshalb an Jürgen und die angetraute Grafik- und IT-Abteilung und ab nach Ebay mit dem kaputten Waffeleisen.

Zwei dieser drei Ereignisse möchte ich in einem einzigen Bild abfackeln: die Ankunft einer mathematisch-philosophischen Discworld (warum hat man dergleichen nicht vor dreißig Jahren in der Schule durchgenommen?) sowie des neuen Schlachtschiffs gegen Ignoranz und hundertjährigen Büroschlaf.

Und morgen, Crew und befreundete Begegnungen, ist hier Ende, Auflösung und Preisziehung fürs Septembergewinnspiel, yarrrrr.

Acer notebook with Ian Stewart, Die unglaubliche Reise der Vikki Line durch Raum und Zeit

Desktop-Hintergrund: Es fragt ja doch jemand danach, dass die versonnene Wasserfee, die das neue einzige Arbeitsgerät bewacht, von MyFlyAway entlehnt ist.

Written by Wolf

21. September 2008 at 10:53 pm

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Das Wichtigste in Kürze

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Ahoy, me hearties!

  1. Heute ist, wie des langen und breiten angekündigt, Talk Like a Pirate Day. Feiern Sie ihn fleißig, denn damit gewinnen Sie das Septembergewinnspiel, das
  2. verlängert wird. Bis Montag, den 22. September nämlich. Das kommt, weil
  3. dieser Tage mein getreuer Laptop von uns ging. Will ihn jemand? Sein Nachfolger ist schon im Haus. Er heißt Acer, kann Vista und ist doppelt so breit wie Ihrer.
  4. Am Montag hoffe ich diese Harley von Spielgerät eingerichtet zu haben, dann kann ich auch in Ruhe Sachen verlosen und wieder lustige und spannende Abenteuer von Lande und zur See (in der Luft is doof) erzählen. Machen wir das so?
  5. Ja.
  6. bin ich eigentlich gar nicht da. Man sieht sich.

Soundtrack: The Pogues, leider schon ohne Shane MacGowan: When the Ship Comes in, aus: Pogue Mahone, 1995.

Written by Wolf

19. September 2008 at 12:26 am

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Der fehlende Sinn

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Update zum Septembergewinnspiel (noch bis 20. September!):

19. September ist auch der Look Like a Pirate Day! Also mal nicht so zaghaft hier!

Anregungen auf Flickr. Und eine Einreichung ist schon eingegangen. Und zwar gar keine so schlechte. Ich erwarte also etlichen Aufwand, von aus auch in Videoform. Uarrr!

Look Like A Pirate Day by eye-said-it-before.de

Bild: von Malcolm, öh, ausgeliehen, und der von der Quelle, 6. September 2008.

Written by Wolf

15. September 2008 at 4:14 am

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The Sorrows of English-Speaking Goethe Fans

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Update for Decision to be US Goethe:

Is there a reasonable translation of The Sorrows of Young Werther in the 1787 version? Thomas Carlyle and the nowadays authoritative translation by Burton Pike both used the 1774 version, but Goethe went thoroughly over it for his Complete Works. Can you recommend a book or even an online source?

Help, anybody?

Werther's Original Bag

Image: Werthers Original Bag 190 Pieces by Buy Candy Wholesale, Amazon.com.

Written by Wolf

3. September 2008 at 2:00 am

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B.L.A.U.W.A.L. (Besonders Langweilige Aufzählung Uninteressanter Wal-Affiner Literaten)

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Nach über zwei Jahren hat das Projekt Moby-Dick™ Reisegeschwindigkeit angenommen: “Schon segeln wir kühn über die Tiefe der See, doch bald werden wir uns in ihren uferlosen, hafenfernen Unermesslichkeiten verloren haben.” (Anfang Kapitel 32). Die ohnehinigen Wackelkandidaten haben das schwanke Schiff verlassen, wer jetzt noch hier ist, fühlt sich recht zuverlässig an, ich bin stolz auf uns. Wie’s aussieht, sind wir komplett.

Auf der P.E.Q.U.O.D. (Pandämonium der Exegeten, Quellenforscher und orientierungslosen Denker) segeln bis auf weiteres sechs mehr oder weniger (meist mehr weniger…) aktive Literatinnen und Literatinnen im Stande eines W.A.L., das ist: Wal-Affinen Literaten, deren individuelle Ränge nach Lust, Laune und Selbstherrlichkeit des B.U.C.K.E.L.W.A.L. verliehen werden und gegen die der Widerspruch zulässig ist. Im einzelnen sind dies:

  • Wolf Gräbel, B.U.C.K.E.L.W.A.L. (Beobachter Und Chancenloser Kapitän Einer Liga Wal-Affiner Literaten);
  • Christian Westheide, G.R.A.U.W.A.L. (Gelegentlich Ratloser Aber Unbeirrbarer Wal-Affiner Literat);
  • Elke Hegewald, F.U.R.C.H.E.N.W.A.L. (Für Unglaublich Reichhaltiges Cetologisches Hexenwerk Endlos Nimmermüde Wal-Affine Literatin);
  • Hannah Bayer, SCH.W.A.R.Z.W.A.L. (SCHaurig Witzige Aber Reichlich Zerzauste Wal-Affine Literatin);
  • Jürgen Schmitte, B.A.R.T.E.N.W.A.L. (Bücher Aus Reinem Trieb Erstaunlich Nutzender Wal-Affiner Literat);
  • Stefanie Drecktrah, N.A.R.W.A.L. (Nicht Auffindbare, Retrospektiv Wohl Abgängige Literatin);
  • Stephan De Maria, P.O.T.T.W.A.L. (PraxisOrienTierTer Wal-Affiner Literat).

Für herausragende Leistungen in Weitsicht und Unterhaltungswert, beispielsweise für Beiträge, die besonders A.H.A.B. (AllentHalben Anständig Brauchbar) sind, kann der B.U.C.K.E.L.W.A.L. auf eigenen oder anderweitigen Antrag den Rang des B.E.L.U.G.A. (Belesener Experte für Lustige Und Gelehrte Ansichten), wahlweise O.R.C.A. (Ordinarius Rebus Cetologiae Animatus) verleihen.

Fortgesetzte Nachlässigkeit in der Beteiligung einzelner W.A.L. verhilft auf direktem Wege in den Rang der A.R.S.C.H.G.E.I.G.E. (Auffallend Ruhiger, Säumiger Cetologe, Hinderlich Gegen Eigene, Interdisziplinär Gültige Erforschungen), der fortan in allen Beiträgen des betreffenden W.A.L. zur Verwendung kommt.

I.S.M.A.E.L. (Ich Seh Mich Aber Eher Locker), der B.U.C.K.E.L.W.A.L.

Auch Außenstehende werden ausdrücklich ermuntert, Ränge anzustreben. Zur Verfügung stehen noch Akronyme für S.T.A.R.B.U.C.K., S.T.U.B.B. oder F.L.A.S.K. Wer Q.U.E.E.Q.U.E.G. sinnhaft auflösen kann, wird automatisch B.E.L.U.G.A.

Carl Barks, Fähnlein Fieselschweif, Das Wehklagen der Walwächter

Bild: Carl Barks/Kay Wright/Daan Jippes: Das Wehklagen der Walwächter, auch: Wale in Gefahr. Original: Wailing Whalers, 29. Juli 1972, erstes Panel. Deutsche Übersetzung: Dr. Erika Fuchs. Besonderer Dank geht an Christian Pfeiler, MdD und Kalendermacher der D.O.N.A.L.D. 2008/2009, für den druckfähigen Scan!

Written by Wolf

31. August 2008 at 12:01 am

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Ende von Sommergewinnspiel

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Update (kein Überschreiben mehr möglich)
zum Sommergewinnspiel auf Moby-Dick™:

Sascha Zivkovic aus Frankfurt hat korrekt gelöst — womit sich alle folgenden Versuche von selbst erledigen.

Das erste Buch, das so schwer erreichbar ist, dass man sich im Antiquariat mit einem Hechtsprung darüberwerfen soll, um es unter verhalten irrem Kichern unauffällig zur Kasse zu schleppen, ist Redburn: His First Voyage, being the Sailor-Boy Confessions and Reminiscences of a Son-of-a-Gentleman, in the Merchant Service — Herman Melvilles vierter Roman, 1849. Auf Englisch in mehreren Ausgaben erhältlich, auf Deutsch ein einziges Mal von Richard Mummendey übersetzt und im vergriffenen Sammelband Redburn/Israel Potter/Sämtliche Erzählungen abgedruckt und dann nie wieder; das langweilige ist An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations von Adam Smith 1776. Das finden Sie in den Buchläden, wenn Sie es suchen, aber das wollen Sie nicht wirklich.

Wie Sascha das wohl herausgefunden hat? Und welchen der drei Preise er nun zu gewinnen begehrt? Glückwunsch, sag ich! Es gibt noch Leser.

Musik: Sir Edward Elgar: March of Pomp and Circumstances No. 1, op. 39, 1901,
dirigiert von ihm selbst.

Written by Wolf

29. July 2008 at 12:16 am

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T-Shirts sind auch für Sissies!

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Hauptsache, sie machen Sie schön und mich reich.

Wolfsleibchen Poetry is not for sissies T-Shirt

Schöne, nützliche, moderne Kleidung mit melvilleanischem, maritimem und literarischem Bezug ist in Arbeit, denn Wolfsleibchen können Ihr Sozialprestige und Ihr Selbstwertgefühl steigern.

Written by Wolf

28. July 2008 at 4:16 am

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Pöse, pöse PR

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Written by Wolf

18. July 2008 at 12:01 am

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Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu gratulieren

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Das geht einem Haufen Leute in meinem Alter so. Trotzdem danke.


Hildegard Knef: Der alte Wolf, aus: Ich bin den weiten Weg gegangen, 1974.

Written by Wolf

6. May 2008 at 12:01 am

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Korrekt gekleidete Melville-Leser weiter auf eigene Zukäufe angewiesen!

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Written by Wolf

16. April 2008 at 12:01 am

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Nackige und nachlässig gewandete Melville-Leser zum letzten Mal aufgerufen!

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Update zu Melville-Leser nackt!,
Katze von der Steuer absetzen! und
Melville-Leser möglicherweise etwas luftig für die Jahreszeit angezogen!:

SchlangenlesemädchenEs ergeht der letzte Aufruf: Morgen, Dienstag, den 15. April 2008, um 23.59 Uhr ist Einsendeschluss für das Gewinnspiel in Moby-Dick™: Machen Sie ein Nacktfoto (oder wenigstens eins, auf dem Sie nicht so dick eingepackt sind…) von sich, auf dem Sie Ihre Affinität zu Weltliteratur, vorzugsweise zu Herman Melville, darstellen, und gewinen Sie ein top Exemplar Moby-Dick; oder: Der Wal in der Übersetzung von Friedhelm Rathjen! Ich wiederhole: Das ist morgen!

Raus aus den Klamotten und ein Buch und eine Kamera beschafft! Die Hürde zum Gewinn ist niedrig: Wir reden hier über ein 30-Euro-Buch, da möchte ich einfach ein bisschen beeindruckt werden. Das kann nach meiner freudlosen Jugend doch nicht so schwer sein. Die Kommentare für Fotolinks sind offen.


Bild: War kurz vor der Jahrtausendwende mal in unicum.de.
Glaub ich jedenfalls.
Lied: Eric Idle: I Bet You They Won’t Play This Song On The Radio, ca. 1989, nicht by Monty Python und that’s why auch nicht auf der Monty Python Sings, 1991.

Written by Wolf

14. April 2008 at 1:53 am

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Melville-Leser möglicherweise etwas luftig für die Jahreszeit angezogen!

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Update zu Melville-Leser nackt!
und Katze von der Steuer absetzen!:

Noch vier (in Worten: 4) Tage, um ein Nacktfoto von sich zu machen und Moby-Dick; oder: Der Wal in der Übersetzung von Friedhelm Rathjen zu gewinnen! Oft sag ich das also nicht mehr! Am Dienstag, den 15. April 2008, um 23.59 Uhr ist Einsendeschluss!

Bilden Sie sich selbst nackt und in Beziehung zu einem Werk der Weltliteratur ab, beeindrucken Sie mich mit Ihrer wahnsinnigen Bildidee und warten Sie auf Post. Wegen des bisherigen Ansturms an Nacktbildern lasse ich ab sofort auch eine gewisse Menge an Kleidungsstücken zu.

Verlinkbaren Speicherplatz für Ihre Bilddateien (bitte mindestens 500 Pixel breit — so breit wie die WordPress-Spalte) für kein Geld finden Sie zum Beispiel hier auf WordPress, bei 23, Flickr, Fotocommunity, Geocities, Myspace oder Photobucket, und meine E-Mail-Adresse ist auch kein Geheimnis für Leute, die freundlich fragen.

Bild: Thongflossy #98 auf Brainhack, 6. November 2007.

Written by Wolf

11. April 2008 at 1:51 am

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Katze von der Steuer absetzen!

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icken mit Kate Moss! +++++ Flatratekoksen mit Pete Doherty! +++++ Britney Spears gratis downloaden! +++++ Wii umsonst! +++++ Werbetexte und Webdesigns geschenkt! +++++ tickertickerticker +++++ F

Jetzt, wo ich Ihre Aufmerksamkeit habe, seien Sie daran erinnert: Das Gewinnspiel in Moby-Dick™ läuft noch 10 (in Worten: zehn) Tage.

Das ist viel, wenn man für ein Nacktbild von sich selbst nur eine hundertfünfundzwanzigstel Sekunde berechnet, aber wenig, wenn Sie noch keine Bildidee haben. Die erste davon, natürlich nächstliegende, hab ich jetzt nämlich schon selber verwendet. Bislang deutet also alles darauf hin, dass Moby-Dick; oder: Der Wal in der Übersetzung von Friedhelm Rathjen bei mir bleibt. Strengen Sie sich mal an.

Handeln Sie ähnlich: Gehen Sie in sich, überlegen Sie, wie Sie in Ihrem nackigen Zustand in Verbindung mit Weltliteratur dargestellt sein wollen, dann kommen Sie wieder raus und gucken nach, wie an Ihrem Gerät der Selbstauslöser geht (Ihrer Kamera nämlich), oder lassen sich von einem Menschen Ihres Vertrauens zur Hand gehen. Hopphopp, Wochenende! So günstig wird die Gelegenheit nie wieder!

Erwähnte ich schon, dass ich von jeher ein heilloser Bewunderer des Genres Outdoor-Akt bin?

Wolf der weiße Wal

Setzen Sie sich nackt auf einen Bücherstapel, den Sie aus der Bücherliste zusammenkaufen! Stellen Sie das 18. Kapitel aus Typee nach! Das Sujet “Was Flaubert in Madame Bovary verschweigt” tut’s auch! Bringen Sie Barefoot Candids aus Antiquariaten bei! Lassen Sie sich Melville-Zitate mit chinesischer Tinte auf den Hintern kalligraphieren! Massieren Sie sich die Brüste mit Walrat! Na, und den Jungs wird schon auch irgendwas einfallen.


Und weil grad noch 1 Minute 56 Zeit ist:

Lied: Die angesäuselte Elfe mit den emoschwarzen Fingernägeln ist Cat Power — gut aufgepasst, das ist die mit Lived in Bars und wahrscheinlich die coolste aus dem Genre Klampfenfee — und raunzt und sitztanzt das viel ohrwurmtauglichere Crying, Waiting, Hoping, das ist eins von Buddy Holly, in einem mädchenhaft simplen Zupf auf MyFlyAway.

Written by Wolf

5. April 2008 at 12:01 am

There’s no business

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Gewinnspielnachricht 1: Aoife hat im Verbund mit ihrer nirgends näher benannten fünfköpfigen Jury das schöne Buch The Cat Who Killed Lilian Jackson Braun von Robert Kaplow an mich verlost — ein Band aus einer Serie mit so verheißungsvollen Titeln wie The Cat Who Tasted Like Chicken, The Cat Who Was Convinced Herman Melville Wrote “Gold Diggers of 1935”, The Cat Who Hated Donald Rumsfeld oder The Cat Who Was Deported by Donald Rumsfeld. Das konnte nur geschehen, weil ich im Verbund mit einer siebenschwänzigen Katze ein zweiköpfiges Kreativteam gebildet habe, um im bestmöglichen Vierzeiler zu begründen: warum ausgerechnet ich. Dass das Ding auf Amazon im Moment bis 54,26 Euro gehandelt wird, seh ich selber grade erst, ehrlich. Danke, Aoife!

The Cat Who Killed Lilian Jackson Braun auf meinem Schreibtisch

Gewinnspielnachricht 2: Frau Wirtin hat auch einen Wanderpokal. Nachdem Medienberichten zufolge die vergangene Winterurlaubssaison eine besonders erfolgreiche für die Kärtner Gastronomie war, wird Stilke nicht länger anstehen, das gute Stück, das einst von Moby-Dick™ ausging, im Verbund mit ihren siebenköpfigen Kreativteams an weitere Würdige zu verlosen.

Gewinnspielnachricht 3: Das Moby-Dick™-Gewinnspiel vom 1. April läuft noch! Und zwar bis 15. April! Demallernächst geht der Veranstalter (das bin ich) mit gutem Beispiel voran und zeigt, wie’s geht. Das Bild ist schon fertig. Das heißt für Sie: Dann ist die erste Bildidee schon verbrannt. Zögern Sie also nicht so rum und machen Sie Nacktbilder von sich, auf denen Sie Ihre Person mit einem Werk der Weltliteratur in Beziehung setzen. Das macht zufrieden und trägt Ihnen mit gar nicht mal so unverschämt viel Glück eins der schönsten Bücher ein, die es derzeit überhaupt gibt: Moby-Dick; oder: Der Wal in der Übersetzung von Friedhelm Rathjen. Aus den Klamotten und an die Kameras!

Bild: Selber gemacht unter Verwendung von Robert Kaplow: The Cat Who Killed Lilian Jackson Braun und des Wikipedia-Bildes über die unparodierte Cat Who Series von Lilian Jackson Braun.

Written by Wolf

3. April 2008 at 12:05 am

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Jürgen kommt an Bord

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Update zu Stephan kommt an Bord:

“Nun, wie lautet die Meldung?” fragte Peleg, als ich zurückkehrte. “Was hast du gesehen?”

“Nicht gerade viel”, antwortete ich, “nichts als Wasser, allerdings auch einen beträchtlich weiten Horizont, und ich denke, eine Bö kommt auf.”

“Tja, willst du jetzt immer noch die Welt sehen? Willst du Kap Hoorn umsegeln, um noch mehr von ihr zu sehen, hm? Kannst du die Welt nicht auch von dort sehen, wo du stehst?”

Kapitel 16: Das Schiff, Übs. Jendis, Seite 138.

Wolf schrieb am 13. März Jessebird ins Stammbuch:

Geschätzter Kollege — wir von der Pequod hatten da so die Idee, ob du nicht fest anheuern magst?

Meine eigene Überlegung in xing.com (sieht man das ohne Einloggen…?) war: “Unser neuertreuer Begleiter Jessebird, der mit der Linkes-Bein-rechtes-Bein-Umfrage, hat auch den Mummendey und bestätigt die Göskische Anmerkung. — Ein guter Mann eigentlich, mobybegeistert, engagiert und dann auch noch Buchhändler. Sollte man den nicht mal fragen, ob er fest in die Mannschaft will…?”

Antwort von Stephan: “Ein Buchhändler, mobyphil? Immer herein spaziert!! Und willkommen an Bord!” — und wie man die Shipmatin Elke so einschätzen darf, wird die auch das wenigste dagegen haben.

Die Unternehmung heißt im Untertitel “Leben mit Herman Melville”, und von dir kommen die Moby-Zitate mit Verweis auf die eigenen Kinder — ja wie sehr mit Melville gelebt geht denn noch? und fruchtbare Recherchen, die dem Mobyblog gerade so zuträglich sind wie deinem eigenen, hast du ja eh schon betrieben.

Im Falle Jajajaichwillmit bau ich dein Bildchen nebst einem Absatz Kurzvorstellung in die Seite “P.E.Q.U.O.D.” und erwarte aller paar Wochen was Nettes, das ich mit allersorgfältigstem Verweis auf deine Urheberschaft verblogge. Im Falle Nölassmal kann sich auch keiner erschießen ;)

Einsteigen könntest du auch mittendrin, glaub ich — wir fallen ja weder durch übertriebene Hetze noch durch Dogmatik auf.

Na, nix? )

Worauf derselbe noch selbigen Tags antwortete:

Jürgen Jessebird SchmitteDa machte mein Herz aber einen Hüpfer, als ich das gelesen habe! “It’s an honor; I consider it an honor.”
Ich würde mich ganz außerordentlich freuen, bei diesem wunderbaren Projekt mitmachen zu dürfen! Habe mich bei Xing angemeldet, auch die letzten Beiträge gelesen, aber noch nicht so ganz herausgefunden, wie ich da eigene Nachrichten schreibe. Das wird aber noch! Also: komme gerne an Bord, Käpt’n! Vielleicht kriege ich ja (bei Xing) nochmal so ‘ne Art Schnellkurs wie ihr da so arbeitet?
Habe ich schon erwähnt, daß ich mich freue? )

Darauf wieder der Wolf:

… und schon geglaubt, wir fragen überhaupt nicht mehr ;)

“Well then, down ye go here, Ishmael, for the three hundredth lay.” (Wir legen zusammen…)

Und kataploff hat Xing einen neuen Kunden und wir unsere beste Konkurrenz auf der eigenen Seite. So sind sie, die Buchhändler: Bestellungen bis 18.00 Uhr über Nacht.

Gil Elvgren, Come on Board

Bilder: Jürgen “Jessebird” Schmitte; Gil Elvgren.
Jürgens Oberbekleidungsfachgeschäft: Jetzt auch mit Louise Brooks!

Written by Wolf

14. March 2008 at 5:18 am

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… for who dreams to find fish in a well?

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Another update for My Private Weltverschwörung
and A Note on “Isle of the Cross”:

Lieber Wortarbeiter,

O how I despair of making my words cool and clean like yours. Nevertheless, melvilliana is becoming born again.

http://melvilliana.com

Dein,
Scott

Da wissen wir ja gleich, wer da immer die frisch reingelaufenen Artikel als erstes durch Google Translations schickt (deren Beta-Version erstaunlich gut geworden ist). Dabei wollte ich den Melvilliana in der Linkrolle gerade das grüne Herzchen aberkennen, weil ich nicht die ganze Zeit meine Kundschaft wissenden, wenngleich weinenden Auges auf einen toten Link schicken kann. Schön zu hören, dass er nur schläft.

Und batztadaa, da is er ja wieder und führt Moby-Dick™ als insanely wunderschön and sexy, too. Wow.

...for who dreams to find fish in a well? Herman Melville in Pierre, 1852

Written by Wolf

21. February 2008 at 12:01 am

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Bei Feueralarm zu retten:

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Update zur Wolf’schen Bedürfnispyramide
(also There’ll be two winters in the year halt jetzt…):

Herman Melville, Tales, Poems, and Other Writings, ed. John Bryant 2001Das wichtigste hätt ich fast vergessen:

Herman Melville: Tales, Poems, and Other Writings. Edited, With an Introduction, and Notes, by John Bryant. Fluid text editions of Typee, “Camoëns,” “Art,” and “Ur-Billy-Budd” copyright © 2001 by John Bryant, The Modern Library Classics, 2001

Bekannt aus der Bücherliste nebenan. Gerade unter Sie wollen nicht wissen was wiedergefunden. Gibt’s jetzt als Hardcover billiger denn als Taschenbuch (im Bild), wird aber von Auflage zu Auflage teurer, also zacka.

Soundtrack:

Bild: Diptychon Herman Melville: Tales, Poems, and Other Writings, meins.

Written by Wolf

10. February 2008 at 12:01 am

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Pretty Good Kunitzburger Eierkuchen

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Update zu Prokrastination jetzt! und Warum die Doppelgängerin Moby-Dick voraussichtlich nicht lesen wird:

Liedchen

Die Zeit vergeht.
Das Gras verwelkt.
Die Milch entsteht.
Die Kuhmagd melkt.

Die Milch verdirbt.
Die Wahrheit schweigt.
Die Kuhmagd stirbt.
Ein Geiger geigt.

Joachim Ringelnatz: Liedchen, in: 103 Gedichte, Seite 7, 1933

Constantin Brancusi, Portrait James Joyce 1929Als James Joyce nach sechzehn Jahren Arbeit, wegen schleichender Erblindung mit dem Zimmermannsbleistift, mit dem verzwicktesten Buch der Welt, Finnegans Wake, fertig wurde, hatte er gut Lust, ein sehr einfaches Kinderbuch zu schreiben. Wenn dieser Salat — oder muss man es eine Bouillabaisse nennen? — hier fertig ist, was im Laufe von 2014 oder so passieren müsste, bloggen wir auch was ganz Überschaubares.

Es darf gerne etwas Deutsches sein, das recherchiert sich leichter. Kürzlich ist mir wieder jenes alte Haus-, Hof-, Leib-, Magen- und Seelengedicht von Joachim Ringelnatz ein- und aufgefallen, das mir und Ihnen und unseresgleichen von den ersten jugendlichen Manifestationen des Charakters an lebenslang an die Wand genagelt gehört.

Das Frappierende daran ist, dass man mit jeder Zeile davon ein Leben lang nicht fertig wird. Allein die Stelle mit dem Kunitzburger Eierkuchen, wie sie gesagt und wo sie eingebaut wird, ist der Anstoß zum Radikalen Konstruktivimus.

Ideal zum Bloggen; ich denke daran, jede Zeile als eigene Kategorie zu definieren und den Schreibfluss mindestens so lange durchzuhalten, wie wir für Moby-Dick — Futur II: — gebraucht haben werden. Das hätte Tiefgang und wäre schlicht genug, dass die Menschen es haben wollen. — Vorsicht, die Händebreit Wasser unterm Kiel werden gleich ein letztes Mal für heuer seichter.

Wir lesen uns 2008.

Ansprache eines Fremden
an eine Geschminkte
vor dem Wilberforcemonument

Guten Abend, schöne Unbekannte! Es ist nachts halb zehn.
Würden Sie liebenswürdigerweise mit mir schlafen gehn?
Wer ich bin? – Sie meinen, wie ich heiße?

Liebes Kind, ich werde Sie belügen,
Denn ich schenke dir drei Pfund.
Denn ich küsse niemals auf den Mund.
Von uns beiden bin ich der Gescheitre.
Doch du darfst mich um drei weitre
Pfund betrügen.

Glaube mir, liebes Kind:
Wenn man einmal in Sansibar
Und in Tirol und im Gefängnis und in Kalkutta war,
Dann merkt man erst, daß man nicht weiß, wie sonderbar
Die Menschen sind.

Deine Ehre, zum Beispiel, ist nicht dasselbe
Wie bei Peter dem Großen L’honneur. –
Übrigens war ich – (Schenk mir das gelbe
Band!) – in Altona an der Elbe
Schaufensterdekorateur. –

Hast du das Tuten gehört?
Das ist Wilson Line.

Wie? Ich sei angetrunken? O nein, nein! Nein!
Ich bin völlig besoffen und hundsgefährlich geistesgestört.
Aber sechs Pfund sind immer ein Risiko wert.

Wie du mißtrauisch neben mir gehst!
Wart nur, ich erzähle dir schnurrige Sachen.
Ich weiß: Du wirst lachen.
Ich weiß: daß sie dich auch traurig machen.
Obwohl du sie gar nicht verstehst.

Und auch ich –
Du wirst mir vertrauen, – später, in Hose und Hemd.
Mädchen wie du haben mir immer vertraut.

Ich bin etwas schief ins Leben gebaut.
Wo mir alles rätselvoll ist und fremd,
Da wohnt meine Mutter. – Quatsch! Ich bitte dich: Sei recht laut!

Ich bin eine alte Kommode.
Oft mit Tinte oder Rotwein begossen;
Manchmal mit Fußtritten geschlossen.
Der wird kichern, der nach meinem Tode
Mein Geheimfach entdeckt. –
Ach Kind, wenn du ahntest, wie Kunitzburger Eierkuchen schmeckt!

Das ist nun kein richtiger Scherz.
Ich bin auch nicht richtig froh.
Ich habe auch kein richtiges Herz.
Ich bin nur ein kleiner, unanständiger Schalk.
Mein richtiges Herz. Das ist anderwärts, irgendwo
Im Muschelkalk.

Joachim Ringelnatz: Ansprache eines Fremden an eine Geschminkte vor dem Wilberforcemonument, in: Kuttel-Daddeldu, Seite 61f., 1923

Lied (Hold onto nothing as fast as you can — still: a pretty good year):
Tori Amos: Pretty Good Year, aus: Under the Pink, 1994;
Bild: Constantin Brancusi: Frontispiz aus James Joyce: Tales Told of Shem and Shaun, Paris 1929. Portrait von James Joyce ohne Antlitz.
Das untere ist eins von Gil Elvgren.

Schöne Restfeiertage von Gil Elvgren

Written by Wolf

29. December 2007 at 12:01 am

Dass man immer so deutlich werden muss

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Update zu Schrott für alle:

Ich kann recherchieren bis es blutet, mir lesen die Kunden hier immer nur das Geständnisstöckchen und das alte hingeschlonzte Ding über Pinguine, wobei wenigstens im letzteren noch eine Melvillestelle vorkommt, die es sonst nirgends on- oder offline auf Deutsch gibt und die ich im Schweiße meiner Künstlerpfötchen abgetippt hab.

Für eine fruchtbare Beschäftigung mit Herman Melville braucht’s heutzutage nicht einfach eine Kaugummiautomatenausgabe Moby-Dick, sondern da schaffen Sie sich, wo Sie so schön seit August 2006 durchhalten, endlich die Inkunabeln der Melvilleforschung an:

Warum genau die alle, erfahren Sie in den einschlägigen Weblog-Einträgen und der angeschlossenen Bücherliste. Die Suchfunktion ist rechts oben. Ich empfehle das und werde wissen warum und deswegen wird das jetzt gemacht. Eigentlich bin ich ein ganz unautoritärer Mensch, aber über meine Sexualgewohnheiten und die Zubereitung von Pinguinen haben Sie jetzt genug herausgefunden und dürfen die verbleibenden Informationen ab sofort zu dem nutzen, wozu sie gedacht waren.

Der Unterschied zwischen meinen und den “Geschenke-Tipps”, die Sie sonst zu lesen kriegen: Ich denk mir was anderes dabei, als wie viele Anschläge (mit Leerzeichen) mir der PR-Arsch von einem namhaften Marktartikelunternehmen bezahlt. Niemand zahlt mir das. Aber ich würd’s nehmen.

Ist doch Advent und so. Soll man sich doch besinnen und alles. Also: Bitte.

Reading Sailorette

Bild: Juliette.

Written by Wolf

1. December 2007 at 10:47 am

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Schrott für alle

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Raoul Schrott: Die Erfindung der Poesie. Gedichte aus den ersten viertausend Jahren. Eichborn: Die Andere Bibliothek, Band 154, September 1997, vergriffen, heute dtv.

Das lesen Sie jetzt. Ich schreib hier erst wieder was, wenn ich das bei jedem voraussetzen kann.

Sappho

Bild: Sappho.

Written by Wolf

1. November 2007 at 3:16 pm

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Phasen eines Umschlags von Deutsch into English

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Less an update but more of the consequence to Emmaline is sugar and spice and all things nice. The Mother-Tongue Remix:

I was thirteen years old when I got my first
very cheap guitar.
I rehearsed a real lot and I wrote one song
each day, I was trying hard.
But my English pronunciation fand ich selber bald zum Lachen,
also fing ich an, deutsche Texte zu machen.

Thommie Bayer: Auf jeden Fall verkehrt/
Ich hab das alles mitgemacht Teil 3,
in: Abenteuer, 1979

Yankee Doodle Spirit of 1776On USA Erklärt, an English native speaker in Germany explains American matters to Germans in Germany in German; on German Joys, an English or German native speaker in Germany or America explains German matters to Germans or Americans in English; on raskal trippin, an exiled New York English native speaker in Berlin, Germany and Montreal, Canada explains hopscotch adventures to those who still keep a hint.

Solely on Moby-Dick™, a bunch of German native speakers have been riddling about English-American matters in German, though English-American native speakers might be most interested. Still we could reach a lot more readers by writing in English. There are more German folks who understand English than English folks who understand German.

Still following? The point is: Contributors to Moby-Dick™ are encouraged to write in a language that is received by prospective readers. Articles will preferably be published in English from now on. For the sake of friendly English-German connections and avoiding to be inverse nazis, German language will still be permitted.

On Moby-Dick™, a bunch of German native speakers in Germany will be trying to explain German-English matters to those who are interested using an idom they were supposed to learn in some kind of English lessons. Thank you.

Bild: Pike-Amite-Walthall Library System, Lizenz: Creative Commons.

Written by Wolf

13. October 2007 at 4:36 pm

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Metakram: Als ich einmal mein Theme änderte

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Update zu Neat…:

Randall EnosDie Zeichen der Zeit standen nach einem neuen Outfit. Das neue Theme (das ist bei WordPress das, was woanders ein Template ist) heißt Cutline. Das hat Chris Pearson gebaut. Sieht luftig aus.

Perfekt ist es nicht. Zum Beispiel sollte die Überschrift mit und die Brotschrift ohne Serifen stattfinden statt umgekehrt, der Header will ums Verrecken die statischen Seiten darstellen, der Text pappt sich an Bilder, zu denen man Links-Wrap definiert hat, trotz allem v- und hspace gnaden- und abstandslos dran, die Trennstriche in der Bücherliste werden nicht zentriert, die Überschriften in der Seitenleiste erscheinen ausschließlich versal — lauter Sachen, mit denen man leben lernen muss.

Mit denen man leben wird. Der Kaiser und der Ostblog können das ja auch — wobei der erstere offensichtlich das CSS gemietet hat, um darin herumzuändern, aber da hab ich jetzt meinen Dickschädel. Alle anderen Themes in der Auswahl benehmen sich noch viel renitenter. Das neue Erscheinungsbild ist demnach bis auf weiteres nicht verhandelbar.

Besonderer Dank geht an Randall Enos, der das Portrait von Herman Melville in druckfähiger Auflösung in seinem Weblog bereitgestellt und mit seinem Segen zur Verwendung freigegeben hat — sowie an die Firma the missing link für Einrichtung und typografische Beratung.

<edit> 4. Oktober 2007, 08:17 Uhr: Nach ausführlichen Diskussionen am lebenden Objekt wurde von Text, Grafik, Typografie und Content Provision entschieden, wieder das Theme Neat einzuführen (so viel zu “nicht verhandelbar”). Das Bild von Herrn Enos bleibt. Abermals danke an alle Beteiligten. </edit>

Weiter mit Inhalt.

Screenshot alter Look Neat!

Written by Wolf

4. October 2007 at 1:23 am

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Jetzt überrasche ich Sie

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Update (kein Überschreiben mehr möglich)
zu Überraschen Sie mich!:

Waschkörbeweise haben uns die Beiträge zum Gewinnspiel Überraschen Sie mich! vom letzten Dienstag die Kommentarfunktion eingebrandet. Sagt ja keiner, dass Waschkörbe immer voll sein müssen und dass es auf die Größe… nein falsch: die Menge ankommt.

Das Entscheidungsgremium ist zu seinem Ergebnis gelangt und benennt unter den beiden Bewerbern — viel besser noch: Bewerberinnen! — zwei Siegerinnen. Wenn ich Herrn Kapellmeister mal um einen gedämpften Trommelwirbel bitten dürfte.

Gewonnen haben (in zeitlicher Reihenfolge des Eingangs):

Frau Wortteufel mit ihrer Bildunterschrift:

Sperm Whale Plate XXIX Cetacea, Henry J. Johnson 1880
Der nächste, der mir was von Sushi und Stäbchen erzählt, den lass ich kielholen. Arrgh.

Und:

Frau Hochhaushex mit gleich drei Beiträgen:

Sperm Whale Plate XXIX Cetacea, Henry J. Johnson 1880
Wal: “Pfffföh, is das nu der scheiß Klimawandel oder brauch ich doch ‘n Navi? Ich hätte schwören können, dass ich letzte Woche noch hier durchgeschwommen bin.”

Sperm Whale Plate XXIX Cetacea, Henry J. Johnson 1880
Darwin (rechts): “Hmmm… war das nicht andersrum mit der Evolution der Wale, sind die nich vom Land ins Wasser…? Bloß gut, dass mir das keiner mehr anhängen kann.”

Sperm Whale Plate XXIX Cetacea, Henry J. Johnson 1880
Ahab (links): “Damn! Neenee Freundchen, sooo haben wir nicht gewettet. Es war ausgemacht, dass ich den Wal sterbe — zumindest hatte ich den Job. Frag Herman!”
Moby: “Ej, mach mich nich von der Seite an, Großmaul ej! Los ej, gehn wir… äh, schwimmen wir raus, ej!”

Frau Wortteufel gewinnt, weil sie es ihrem Reden nach darauf angelegt hat und das Gremium da mal nicht so sein will, das einwandfrei erhaltene Exemplar Max Reinowski: Wal, Wal! Käppen Bornholdts glücklichste Reise ins Eismeer. Mit Zeichnungen des Verfassers. Hörnemann Verlag, Bonn-Röttgen 1973. Moby-Dick 2.0 und alle angeschlossenen Weblogs wünschen ihr so viel Spaß wie möglich damit, würg.

Frau Hochhaushex gewinnt, weil Buchpreise maritimer Thematik versprochen waren, die mare-Ausgaben Nummer 51, 52 und 58, das sind:

  1. Fischen von August/September 2005,
  2. Kapstadt von Oktober/November 2005 und
  3. Japan von Oktober/November 2006.

Drei Beiträge, drei Preise. Mehr hätte das Gremium sowieso nicht dagehabt. Und die hat es auch nur, weil es vor einem Jahr auf seinen eigenen Ratschlag gehört und die reduzierten Aktionsexemplare eingesackt hat. Inzwischen macht Christiane Paul als Mireille Mathieu verkleidet Werbung für die, aber die Zeitschrift ist weiterhin Oberklasse.

Gratulation und vor allem sehr häufigen Dank für Engagement beim Mitdenken, Mühe beim Rumdichten und Spaß am Mitmachen an die Gewinnerinnen, die praktischerweise WordPress-Nachbarn und Impressumsjunkies sind, so dass die Preise an die jeweiligen Adressen gehen, sobald das Gremium mal wieder zu einer üblichen Postöffnungszeit vor die Tür kommt.

Hätten Sie auch haben können.

mare 51 mare 52 mare 58

Bilder: Nolan Preece Antique Prints, mare;
Lizenz: gemeinfrei, Creative Commons.

Written by Wolf

29. September 2007 at 12:01 am

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Überraschen Sie mich!

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Moby-Dick 2.0 macht ein Gewinnspiel!

Sie kennen den Cartoon Caption Contest beim New Yorker? Sollten Sie; dann haben Sie schon Übung.

Das machen wir jetzt auch. Lassen Sie das Bild da unten auf sich wirken und schreiben Sie in den Kommentar, was der Wal sagt.

Besondere Erschwernis, die Sie sich freiwillig auferlegen dürfen und die mich bei der Preisvergabe unter Umständen günstig für Sie bzw. Ihren Beitrag einnehmen könnte: Schreiben Sie nicht, was der Wal sagt, sondern was einer der ihn umstehenden jungen Männer sagt.

Andere besondere Erschwernis, die Sie sich freiwillig auferlegen dürfen, wenn Sie sich als von z.B. Bernd Pfarr beeinflusst verstehen: Schreiben Sie nicht, was irgendjemand sagt, sondern erfinden Sie eine atmosphärisch im Dunkeln funkelnde Bildunterzeile. Seien Sie halt nicht so fantasielos, mein Gott, will ich gewinnen oder Sie.

Zu gewinnen gibt es ein wundervoll erhaltenes Exemplar von Max Reinowski: Wal, Wal! Käppen Bornholdts glücklichste Reise ins Eismeer. Mit Zeichnungen des Verfassers. Hörnemann Verlag, Bonn-Röttgen 1973. Wegen des zu erwartenden geringen Ansturms von Beteiligungen werden weitere wertvolle Buchpreise maritimer Thematik gestiftet; wie ich den hiesigen Betrieb einschätze, gewinnt sogar jeder halbwegs ernstzunehmende Beitrag irgendwas, so bin ich halt. Details entscheidet das Gremium. Das Gremium bin ich, von einem Rechtsweg kann keine Rede sein. Überraschen Sie mich einfach.

Einsendeschluss ist am kommenden Freitag, den 28. September 2007, Herman Melvilles 116. Todestag. Solche Texte entstehen spontan oder gar nicht, außerdem will ich diese unsägliche Schmonzette los haben.

Sperm Whale Plate XXIX Cetacea, Henry J. Johnson 1880

Bild: Nolan Preece Antique Prints. Chalk Manner LithographSperm Whale Plate XXIX Cetacea c. 1880 is a fine example of chromolithography of its day. The registration marks in the lower left corner were used to print several stones of different colors. The Chalk Manner can be seen as a crayon drawing on paper.

Copyright 1880 by Henry J. Johnson is noted at the bottom of the print.

Lizenz: gemeinfrei.

Written by Wolf

25. September 2007 at 12:26 am

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My Private Weltverschwörung

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Stuntkid, Captured by the Sky PiratesDer, die oder das Weblog kam ungerufen, niemand hat danach gekräht, niemandem ist damit geholfen, die Hut des Passworts habe ich mir ungebeten angemaßt, und jetzt hungern in Afrika weiterhin die Kinder, qualifizierte Arbeit bleibt weltweit im Gegensatz zum Besitz von Kapital weiterhin unterbezahlt, und wenn mal der Bundestrojaner vorbeischaut, wird er mich schön auslachen.

In solchen Stimmungen bekommt man gern sowas zu lesen:

Stuntkid, Soul EaterAuf diesem Wege meine Bewunderung und Freude über diese wundervolle Liste, dazu in so warmem Ton. Mehr als ansprechend.

Ich möchte auf diesem Wege auch gern zu “Billy Budd” die deutsche Ausgabe des Diogenes Verlags ans Herz legen, die zusätzlich (im Gegensatz zu Reclam) ein fabelhaftes Essay von Albert Camus enthält. Lesenswert, und “Billy Budd” ist sowieso bezaubernd.

Glückwunsch zu dieser Internetpräsenz! Weiter so!

Danke, Maria (ein halbes Jahr zu spät).

Bilder: Jason Levesque, stuntkid.com; Lizenz: Creative Commons.

Written by Wolf

10. September 2007 at 9:42 am

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Steffi scheint von Bord

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Update zu Stephan kommt an Bord:

Stefanie DrecktrahWir haben sie gemocht. Sie uns vermutlich auch. Wir haben sie unterstützt. Und sie uns. Wir haben ein Lieblingsbuch geteilt, wir sind miteinander gesegelt, wir haben diskutiert, was Freundschaft ausmacht, und ob Wale oder Dosentunfische schützenswerter sind. Wir waren uns einig.

Sie war unser Mann im Verlag, sie zeitigte nicht nur Ergebnisse auf Google, sondern gar auf Amazon, wovor wir Lesebärchen nur neidisch erblichen. Wir bangten mit ihr, als sie die Wohnung, den Internetanbieter und den Lebensgefährten wechselte. Sie hatte Freude an der Sache und immer ein schönes Foto links oben. Wir hatten einander einen Sommer, genauer: zwei halbe Sommer. Und einen Herbst, Winter und Frühling dazwischen. Sie blieb 22 Kapitel lang.

Nach langer, schwerer Faulheit ist Steffi von uns gegangen. Wir harren ihrer Wiederauferstehung. Bis dahin bleiben uns der Schatz ihrer Beiträge und ihr Mahnmal auf der Mannschaft-Seite.

I'll be a good housewife

Und wenn ich jetzt den Rest der Mannschaft einschließlich mich selbst um Luziditäten zu Kapitel 26 bitten dürfte.

Bild: Net-Games.

Written by Wolf

4. August 2007 at 6:41 pm

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In 100 Jahren möchte ich geblogrollt werden

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Update zu Grimme Non-Mine Award:

Johannes Sprick, Annette von Droste, 1838Wie schön, dass der Grimme Online Award endlich vergeben ist; dann hat das ganze Gekabbel, wer denn nun wann aus welchen Beweggründen aus der Jury ausgetreten wurde, damit man ihn selber prämieren kann, das man gar nicht im einzelnen verlinken mag, sein Ende gefunden.

Besonders schön: Der Preis geht an ein ähnliches Projekt wie Moby-Dick 2.0 – literarisch, 19. Jahrhundert, interaktiv, versucht einen einzelnen Autor (jaja, es ist eine Autorin, geschenkt, geschenkt) zu verstehen, zeigt Spaß an bleibenden Werten – das seit langem da rechts in der Linkrolle wohnt.

Kann sein, dass Nach 100 Jahren möchte ich gelesen werden innerhalb ein paar Tagen fertig geschrieben war: Aus dem Gutenberg-Projekt abkopieren, in eintraglange Abschnitte aufteilen, alle auf einmal mit verschobenem Datum abschicken, damit sie sich in einzwei Jahren nach und nach veröffentlichen sollten, und was Gutenberg nicht hat, aus der dtv-Ausgabe abscannen.

Wenn man da vorher draufgekommen wäre. Aber will man sich wirklich messen mit all den sonstigen Zweitverwendungsplattformen und kritischen Organen für Stromgeräte?

Siehste.

Written by Wolf

22. June 2007 at 7:49 pm

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Die wahren Orte sind es nie [aber mach was]

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Update zu Eine Biografie von Hillary Clinton:

Antiquariat Kitzinger, München, Schellingstraße 25Kommt morgen jemand beim Antiquariat Kitzinger in der Schellingstraße vorbei?

Heute erfahren: Die Rathjen-Übersetzung von Moby-Dick ist von Zweitausendeins (in diesem besonderen Fall der sinnigste aller Verlagsnamen) in den Zustand der Ramschware übergegangen (nicht abfällig gemeint, ich werd selber bald 40). Und ich seh’s noch beim Kitzinger rumliegen (das ist nicht der, wo sommers der schwarze Kater im Schaufenster pooft, sondern der eins rechts daneben) für 19,90 statt 29,90, vormals 42,80. Kann ich das auf diesem Weg zurücklegen lassen?

Und dann: Links Jendis, rechts Rathjen weiterlesen. Sag noch einer, Literatur wäre was für beschauliche Gemüter.

Die Zwei, Antiquariat Thomas Rezek, München, Amalienstraße 63

Written by Wolf

30. May 2007 at 1:19 am

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Neat…

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Update zum Header-Bild:

Theme Neat!Weil ein gewisser Topi Peltonen bei der Herstellung seines ansonsten recht praktikablen Templates, Entschuldigung, Themes bei der Typografie noch nicht mal ganz fünfe gerade sein hat lassen, soll ich mich inhaltlich einschränken.

“Hä?”

Okay, von vorn. – Die Beitragsüberschriften sind ja wohl ein Witz. Wer hat sowas erlaubt, dass der Permalink ausgerechnet auf der Headline liegt? Noch besser: Wer hält für zulässig, dass Headlines in Blocksatz stattfinden? Und wer unterbindet, dass man Headlines wenigstens mit handelsüblichem Grundschul-HTML formatieren kann?

Besagter Topi Peltonen. Nun leben wir im Internet Nummer zwei Punkt null, sind mit jedem über spätestens sieben Ecken vernetzt und verschwägert und dürfen uns deshalb auch beschweren, wenn wir suboptimale Umstände für menschenrechtswidrig halten. – Und? Haben Sie mal www.aamukaste.org, die Präsenz (!) von Herrn (?) Peltonen angeklickt? – So viel dazu.

Die Lösung wäre gewesen, Topi Peltonen konstruktive Vorschläge zu machen, wie er sein Template, Entschuldigung, Theme mittels weniger Eingriffe in die Formatierung der Headlines zu einem wahrhaft perfekten machen kann. Die Lösung ist, fortan nur sehr, sehr kurze Überschriften zu formulieren.

Grünes BuchEs ergeht deshalb der Disclaimer: Meine Ehefrau und Arbeitskollegin Vroni Gräbel hat nichts und wieder nichts mit der Gestaltung des Templates, Entschuldigung, Themes Neat!, das im Weblog Moby-Dick 2.0 verwendet wird, zu tun. Sie hat es weder gebaut noch gut geheißen und wird es aus Gründen auch nicht tun.

Das Header-Bild dagegen wurde von ihr abgenommen, und das ist ja dann auch wirklich gut.

Ferner ist Moby-Dick 2.0 einer korrekten deutschen und englischen Rechtschreibung verpflichtet und setzt sein Leben darein, ein blitzsauberes Deutsch vorzulegen. Das hilft denken. Und was haben die Typografen, die Herr über ihre CSS sind? Ein schönes Template, Entschuldigung, Theme.

Written by Wolf

22. May 2007 at 12:32 am

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Grimme Non-Mine Award

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The Poems of Herman Melville, RobillardJetzt kann ich’s ja sagen: Ich hab Moby-Dick 2.0 im März fristgerecht zum Grimme Online Award angemeldet. Die Nominierungen sind bekannt, und wieder einmal zeigt sich: Es reicht nicht bei jedem, sein Bestes zu geben.

Natürlich war die Aktion vermessen. Ein semipopulärwissenschaftlicher Nischen-Weblog mit gelegentlichen anzüglichen Auswucherungen muss von beschränktem öffentlichem Interesse sein, und dann schlägt sich schon wieder so ein Ego-Frettchen via Anbieter-Formular selber vor, weil sich keine anderen Fans finden und obwohl er offiziell noch drei Mitautoren hat, und ein Preisträger-Interview im Fernsehen hätte der Nerd, der sowas erwartbar betreiben muss, ohnehin nicht durchgestanden.

1300 Bewerbungen, darunter Die Zeit, Stefan Niggemeier und der Moby-Dick 2.0 thematisch nahe, dabei qualitativ bedeutend höher stehende USA-Erklärer: Gerade aus Kelchen, die so utopisch weit vorüberziehen, nicht trinken zu können, hat paradoxerweise auch einen erleichternden Aspekt. Es ist schon okay, wie es ist. Meine in den meisten Fällen neidlosen Glückwünsche begleiten alle 20 Nominés.

Viel wichtiger: Kurz nach den Grimme-Nominierungen erreichen mich The Poems of Herman Melville, mein Geburtstagsgeschenk an mich (verspätet). Die einzige gültige Ausgabe von 1976, revidiert 2000, nach der in nachzählbarer Zukunft wohl nichts mehr kommen wird, England-Import für weniger als den halben Neupreis, previously unpossessed. Das liest sich neben den nächsten Moby-Kapiteln auch nicht von selber. Die Arbeit ist nicht annähernd getan, sondern mehrt sich.

So hat alles einen tiefen Sinn.

Fliers Welt hat's auch versucht

Written by Wolf

13. May 2007 at 12:01 am

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Kanadische Walkunde aus Plastikstühlen

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Update zu Walskelette gucken:

Brian Jungen gilt als der wichtigste kanadische Künstler seiner Generation (Jahrgang 1970). Die Villa Stuck in München ist noch bis 20. Mai 2007 die einzige deutsche Station seiner Ausstellungstournee durch Europa.

Zum Beispiel: Seine Serie von drei Walskeletten aus Plastikstühlen, die Knochen von Cetology 2002, sind untrennbar verknüpft mit einer ganzen Reihe möglicher Assoziationen – im Material verankerte Verknüpfungen, die die Grenzen von Plastik, naturkundlichem Anschauungsobjekt, Kritik am Warenfetischismus und religiös, politisch oder romantisch besetzter Symbolik transzendieren (und wahrscheinlich sowieso das Sinnvollste, was man aus den Folterschrebergartenstühlen nachlässig geführter Café-Freisitze machen kann).

Moderatoren des Zündfunk machen die Führungen gratis. Handlungsanweisung: Hin.

Danke an Frau Fernseherin für Aufmerksamkeit!

Written by Wolf

27. March 2007 at 3:03 am

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Diskussion: Über die Magie des Bösen

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Niemals wird die Magie des Bösen mächtiger wirken, als wenn jemand glaubt, das Böse besiegen zu können mit den Instrumenten des Bösen.

Das sagt Eugen Drewermann in seiner Interpretation zu Moby-Dick.

Ein Satz, der erschreckend an die Rhetorik des US-amerikanischen Präsidenten George W. Bush erinnert. Das sagt Dr. Werner Fuchs in seiner Besprechung zu Drewermanns Buch. Und anhand solcher Parallelen wird schon fast körperlich die Aktualität Herman Melvilles spürbar.

Oder?

Könnte Bush das gesagt haben? Wäre er dazu intelligent genug oder müsste man solche Aussagen auf seine reduzierte Gesamtverfassung zurückführen? Wie würde so ein Satz von Bush in der Welt aufgenommen? Könnte man ihm zustimmen? Wäre so eine Aussage doch eher einem Bush-Gegner zuzuschreiben? Hätte er damit Recht? Heiligt der Zweck die Mittel? Muss man den Teufel in der Hölle bekämpfen? Muss man ihn denn bekämpfen? Wer ist dazu berufen? Ist jeder dazu verpflichtet? Ist irgend jemand dazu befugt? Hat Captain Ahab das Böse bekämpft? War er selbst böse? Warum? Weil er sich der Instrumente des Bösen bediente? Ist, wer böse handelt, böse? Was macht einen guten Menschen aus? Entsteht moralisches Handeln bestenfalls zufällig?

Sind das zeitgemäße, sind es wichtige Fragen oder kann oder sollte einem das wurscht sein?

Die Kommentarfunktion ist offen.

Written by Wolf

25. February 2007 at 5:19 am

Melvilles Reisen (des anderen)

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Wer Melvilleana hinterherjagt, findet bald zu zahlreichen Melville Locations, nämlich mit dem Zeiger auf Google Earth und meistens in Nordpolnähe.

Die Melville Bay, Melville Lake, Melville Peninsula, Melville Sound und mein neues Fernwehobjekt, die Melville-Insel, wo der Moschusochse Flechten käut, liegen in Kanada dort, wo kein Erdkundelehrer mit seinem VW-Bus hinkommt. Allein die andere Melville-Insel liegt entgegengesetzt, nördlich Australien vorgelagert.

Enttäuschend nur: Die heißen nicht so, weil man da so viele weiße Wale trifft, und nicht mal nach dem schottischen Reformer Andrew Melville, sondern nach dem 2. Viscount Melville Robert Dundas, Sohn des ersten Henry, für fortgesetzte Verdienste in der Erforschung der Arktis.

Was mich nicht abgehalten hat, die deutschen Wikipedia-Artikel für die Melville-Halbinsel und den Melville-Sund anzulegen. Ich vernerde immer rasanter.

Bild: Melville Island, Canada: Wikimedia Commons.

Written by Wolf

17. February 2007 at 6:00 pm

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Gewinnen mit Moby-Dick 2.0: Dreifach tolle Preise!

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This Eintrag is an Update zu Quohog. sein Zeichen:

Moby Dick, Bild Reclam-Ausgabe, gedruckt 1972; Link zur Insel-AusgabeDabei hätte ich als erster drauf kommen müssen: Blättern in alten Papieren macht noch am klügsten. Die Moby-Dick-Übersetzung von Alice und Hans Seiffert bringt brühwarm auf Seite 138 oben Queequegs Zeichen, wie es Melville in sein Manuskript gemalt haben muss: als Unendlichkeitszeichen.

Preisrätsel 1:

Wer mir sagen kann, ob so ein Unendlichkeitszeichen in Form einer liegenden Acht auf einen mathematischen Fachterminus hört (und wenn ja, auf welches, Sie Schlauberger…), gewinnt eine lobende Erwähnung hier im Weblog.

Preisrätsel 1a:

Wer mir sagen kann, wieso das Bild links oben im Beitrag nicht aus dem Original stammen kann, kriegt anerkennend in die Wange gekniffen.

Preisrätsel 2:

Wer mir zur Veröffentlichung hier im Weblog eine Reproduktion von Queequegs Zeichen aus einer Originalfassung beschafft, sei es als digitale Bilddatei oder als analoges Stück Papier, gewinnt die jeweils gerade bei amazon.de am billigsten erhältliche Ausgabe der Moby-Dick-Übersetzung von Alice und Hans Seiffert, von Insel oder von Reclam – und die lobende Erwähnung in erweiterter Form gleich mit dazu, da bin ich wirklich nicht so.

Preisrätsel 3:

Wer mir schlüssig begründen kann, woher Alice und Hans Seiffert anno 1956 wissen konnten, wie Queequegs Zeichen aussah, obwohl das Manuskript von Moby-Dick, wie wir wissen, nicht erhalten ist (gab ja nüscht in d’r Zone…), gewinnt hohes wissenschaftliches Ansehen.

Moby Dick an der IsarDie Auswahl der Gewinner unterliegt meiner blanken Selbstherrlichkeit; Einsendeschluss ist, wenn ich es sage. Von einem Rechtsweg kann keine Rede sein.

Written by Wolf

21. January 2007 at 5:02 am

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Quohog. sein Zeichen.

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This entry was pimped on 15. Januar 2007:

Außerdem it is closely connected to the Preisrätsel!

Je nach Zählung existieren online 54 oder 56 englische Volltexte von Moby-Dick, auf Deutsch überhaupt keiner, und von den englischen bringt keiner Queequegs Zeichen als Bild, nicht mal die in .pdf-Format, die es technisch leicht einfügen könnten, sondern geben es durch den Platzhalter

Quohog.

his X mark.

wieder. Diesem Missstand hilft Moby-Dick 2.0, Ihr Lieblingsblog für kauzige Nischeninhalte der Weltliteratur, ab. Die Fotografie stammt von Seite 164 in meinem Exemplar der deutschen Übersetzung von Matthias Jendis, die Sie auch kaufen sollten. Das Copyright wird deshalb der Hanser Verlag inne haben.

Queequegs Zeichen ähnelt in den Druckausgaben fatal einem Eisernen Kreuz, das Melville allerdings 1851 in seiner heutigen Bedeutung unbekannt gewesen sein dürfte. Überhaupt widerspricht diese Form Melvilles Beschreibung: an exact counterpart of a queer round figure which was tattooed upon his arm, das als illustration of the infinity sign angegeben wird. Nun ist das Manuskript von Moby-Dick nicht erhalten; trotz allem liegt nahe, dass der Schriftsetzer der Erstausgabe einfach eine Type verwendete, die im Gegensatz zur queer round liegenden Acht des Unendlichkeitszeichens gerade zur Hand war.

Weil ich nicht entscheiden müssen will, ob man Bilder übersetzen kann und ob sie Bestandteil einer Übersetzung sein können oder Teil der Originalvorlage bleiben, mag es auch beim amerikanischen Rechteinhaber von Moby-Dick, den es nicht gibt, liegen, oder bei Herman Melvilles Erben oder was weiß denn ein kleiner Blogger. Ich zitier das nur und empfehle jedem, der es verwenden will, wenigstens anstandshalber bei Hanser anzufragen.

Written by Wolf

15. January 2007 at 1:02 am

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Schon jetzt: Das Schnäppchen des Jahres 2007: Melville auf Ebay:

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Aktuell! Dringend! Jetzt! Zackzack! Sofort zuschlagen! – : Auktion endet am 9. Januar 2007 um 19.05 Uhr (das ist am Dienstag):

Drei (!) Bücher, das sind: sechs (!!) Romane plus alle (!!!) kürzeren Erzählungen von Herman Melville, die alten, teuren Ausgaben bei Artemis & Winkler, übersetzt von Richard Mummendey: Moby Dick, Redburn, Israel Potter, Typee, Omoo, Weißjacke, Sämtliche Erzählungen einschließlich Bartleby, Benito Cereno, Billy Budd, Encantadas und allem.

In dieser Vollständigkeit und Qualität der Übersetzung und der Kommentierung nebst Nachworte und in so einer liebevollen Ausstattung gab es erst neulich wieder eine vergleichbar feudale Werkausgabe bei Hanser. Und die Sämtlichen Erzählungen gab es überhaupt nicht wieder. Außer auf Englisch.

Zustand laut Ebay-Beschreibung neuwertig. Dünndruck auf Persia Bibeldruckpapier, das sich geradezu erotisch anfasst. Selber kauf ich die Dinger allein deswegen nicht, weil ich sie schon hab, ätsch.

3x Melville

“Och nö”? – Selber schuld.

Disclaimer: Das verbreite ich ausschließlich aus meiner angeborenen Großherzigkeit heraus. Ein materieller Nutzen erwächst mir daraus nicht.

Written by Wolf

4. January 2007 at 11:51 pm

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Ab heute neu in der Blogrolle:

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Die so dicke Bretter wie wir bohrenden Kollegen (vielleicht, ja nahezu sicher, sind es auch Kolleginnen) von den Projekten:

Lewis Carroll: Alice In Wonderland, das zu jedem Kapitel beider Bände wissenschaftlich benutzbare Essays dort aufführt, wo man sie braucht (englisch); in der Blogroll am 20. Februar 2007 umgelinkt auf alice-in-wonderland.net, da findet man das gleiche, nur über Umweg;

John Milton: Paradise Lost, das fast mehr zum Werk aufführt, als man je wissen wollen wird (auch englisch, logisch) (Vorsicht Bürosurfer: Da bricht umgehend ein Heidenkaracho los);

Marcel Proust: A la recherche du temps perdu, das einem das Lesen von 5000 Seiten pathologischer Langeweile erspart, darin dem Moby-Dick-2.0-Projekt am nächsten verwandt: gleich zwei Weblogs über die Lesereise im Bauch des Wals von einem Buch, beide schon länger nicht mehr upgedatet, was uns eine Lehre sein sollte (alles davon englisch, was im Falle Proust schon nicht mehr ganz so selbstverständlich ist).

Auf die Gefahr hin, der der ansonsten zutiefst verwerflichen Selbstreferenzialität von Weblogs anheim zu fallen: Hey – Menschen beschließen, bis auf weiteres sehr tiefe Gedanken und einen großen Haufen Arbeit auf ein altes Buch zu verwenden. Sie schließen sich dafür zusammen und tauschen sich mit den jeweils modernsten Mitteln der Technik darüber aus, die sich schnurrige Printleser leisten können. Was soll das noch von Meditation unterscheiden, von quasireligiöser Arbeit an jenem rauhen Stein, der die Seele ist? Und solang wir das noch machen, wird die Welt nicht zwangsläufig gerettet, aber schon gar nicht vollends verrottet sein.

Ingres, La Grande Odalisque, Louvre, Paris, 1814

Written by Wolf

17. December 2006 at 8:59 am

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Auf nach Nantucket

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Google Maps empfiehlt, Nantucket von New Bedford aus über Cape Cod anzufahren.
Ich vermisse den Fährenplan.

Nicht auf Nantucket spucken!

Written by Wolf

1. November 2006 at 4:44 pm

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Übersetzung The Lightning-Rod Man: Der Blitzableitermann!

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BlitzableitermannWer immer das ist, der, die oder das seit Wochen nicht müde wird, nach übersetzung lightning-rod man zu googeln und fortgesetzt auf meiner Bücherliste rauskommt, darf gerne Laut geben. Dann kriegt er, sie oder es gerne eine Kopie von der Mummendey-Übersetzung, ich bin da wirklich nicht so. Das passt auf vier A4-Seiten und kostet keinen Euro Porto.

“Der Blitzableitermann” gibt’s nämlich nicht als Online-Text und wenn doch, soll er, sie oder von mir aus auch es erst recht was sagen. Bitte.

Bild: Blitzableitermann 1900 via Eduardo Pardo.

Written by Wolf

26. October 2006 at 9:09 am

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Mummendey hatte Recht

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Also mein persönlicher Internet-Fund des Monats sind ja die beiden Links zu Putnam’s Monthly Magazine und Harper’s New Monthly Magazine, in denen Melvilles abgelegenere Geschichten erschienen sind. Schön, das schon Mitte des Monats zu wissen.

In meinem alten Melville, übersetzt, kommentiert, erläutert, bibliografiert, herausgegeben und auch sonst mit selbstangebautem Grießbrei gefüttert von Richard Mummendey, stehen seit vor 1960 kryptische Quellenangaben, die von lange vergessenen und eingestampften amerikanischen Literaturzeitschriften handeln. Fünfzig Jahre später ist die Menschheit so weit, sie morgens um drei im Internet nachgucken zu können. Über Mummendeys Übertragungen kann man stellenweise diskutieren, aber insgesamt war es schon a piece of lion work, und wenn man nach seinen Arbeiten seine Bücherliste verlinken will – : Batz! ist alles da.

Die USA sind für alles mögliche beliebt und berüchtigt, nur nicht für geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung. Making of America erinnert einen dann wieder daran, dass sie non solum den einen oder anderen Krieg, sed etiam die systematische Ausbildung in Creative Writing erfunden haben, und der nächste, der ich weiß nicht wem nachsabbelt, “Die Amis ham ja ka Kuldur, nix Eigns und alles vo di andern Länder abgschaut”, fängt eine. Es ist eine junge Kultur, auf irgend einen anderen Steinbruch wird sie sich beziehen müssen. Wie weit waren die Deutschen nach 300 Jahren ihrer eigenen Geschichte? Jedenfalls anderthalb Jahrtausende von dem Wissen entfernt, wer sie überhaupt sind.

Ich stelle mir vor, wie ein entsetzter Hiwi dazu abgestellt wurde, aus dem Uniarchiv so viele Jahrgänge von Putnam’s und Harper’s auszuleihen, wie er auf seinen Ausweis kriegen konnte, und sie zum Scanner in dem staubigen Büro der Bibliothek von Cornell zu schleppen. Missmutig und mit den Gedanken bei seinen Kumpels, mit denen er am Freitagabend wieder im Cabrio beim Table-Dance vorfahren wollte, brach er jedem Einzel-Issue das Kreuz, dass vergilbter Papierabrieb herausrieselte, und legte manche Blätter ein bisschen schief auf.

Der Nächste, der sich von dem selbstverständlich geißbärtigen, vieräugigen projektleitenden Professor misshandelt vorkam, war der mit einer Staubschicht überzogene Nerd im Computerraum, der aus den Scans eine Website bauen sollte. Das hielt ihn wochenlang vom Counterstriken ab, aber wenigstens hielt der Prof danach bis auf weiteres den Mund.

Und es war den beiden überhaupt nicht klar, was sie da zum Fortschritt der Menschheit beitrugen: Grundlagenforschung aus der Zeit, als ihr Land, auf das stolz zu sein man sie ihre ganze Education lang gelehrt hatte, genau halb so alt war wie jetzt. Als ihnen auffiel, dass eine Geschichte von Melville in der selben Ausgabe wie eine Fortsetzung eines Dickens-Romans ersterschienen war, unterlief ihnen eben doch ein anerkennendes Nicken.

Die etwas davon haben, sollen gern noch eine Zeitlang ihr Web 2.0 durchs Dorf treiben. Der wahre Wert des Internet ist doch, dass in ihm das Wissen über die Zeiten und Plattformen getragen werden kann.

Putnam und der Wolf

Written by Wolf

12. September 2006 at 4:00 pm

Bonny Approaches the Ocean

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Sollte ich miese kleine Landratte vergessen haben, den Neuzugang zu begrüßen?

Dann mal willkommen an Bord, Matrosin Elke. Stellnse Ihren Seesack dahinten inne Ecke, nehmense sichn Schiffszwieback und haltense Ihren btb-Moby von Salzwasser fern. Leider heiß ich nicht Ahab und bin von daher nicht befugt, etwelche Ablegemanöver zu kommandieren, aber Maatin Steffi wird zur Wachablösung schon mal wieder auftauchen.

Das wirft mich einmal mehr in einen Mädchenverein. Und das bei diesem Jungensbuch. Nun, man ist davon abgekommen, dass Frauen auf Schiffen Unglück bringen; so christlich ist die heutige Seefahrt wiederum nicht.

So viel Prework. Darf ich vielleicht endlich das Vorwort lesen?

Anne Bonney over the ocean

Written by Wolf

30. August 2006 at 3:36 am

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Moby & ich

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Thar she blowsMoby Dick war mein erstes Reclam-Heft. Reclam war damals noch billig, und es war demnach die Seiffert-Übersetzung von 1956, zwölf Jahre älter als ich, und ich war wohl so dreizehn.

Für Seemannsromantik war ich schon immer empfänglich. Wenn ich was Billiges zu lesen wollte, kaufte ich mir sogar die Räuberheftchen, die “Seewolf” hießen, wenn daneben Jerry Cotton lag, der damals noch nicht ganz so uncool war. Das heißt aber nicht viel; ich bin ja sogar für Fernfahrerromantik empfänglich.

Wie Dreizehnjährige so sind, wollte ich umgehend Ismael sein. Was dieser angenehm übersichtliche Charakter für ein mythisches Ausmaß hat, ahnte man erst viel später. Jedenfalls hab ich das nicht irgendwie weggelesen, vielmehr trat dieses Buch in mein Leben, man kann es nicht billiger sagen – ein Erlebnis, das ich später allenfalls noch mit Richard Brautigan, Max Goldt und den Sandman-Comics hatte (in chronologischer Reihenfolge).

Das Reclam-Heft – denn auch Reclam-Bücher werden immer “Hefte” sein – sah schon unverhältnismäßig zerfleddert aus, während ich es las, weil ich es überall mit hinschleppte, weil man ja in dem Alter seinerseits noch von seinen Eltern überall mit hingeschleppt wird, und ich in der Schule keine kostbare Lesezeit verschenken wollte. Die Ränder sind rundum mit Tesafilm verstärkt, und es muss wohl ich gewesen sein, der mit Bleistift hinten reingekrakelt hat: “Dieses Buch war schon mal in Förrenbach” – offenbar aus der Erkenntnis heraus, dass sua fata habent libelli. Förrenbach, das war ein von meinen Eltern gerne zu Sonntagsausflügen frequentiertes Kaff in der Hersbrucker Schweiz, Frankenalb.

Als mir mal eine Freundin sagte, sie fühle sich zur Zeit wie Ismael im ersten Kapitel (“als mich nichts Besonderes an Land hielt”), wusste ich: Es ist aus. Über die Dreizehn war ich hinaus, aber Ismael, das war immer noch, wenn schon, mein Part.

Meine nächste Moby-Ausgabe kaufte ich mir erst, als ich nach München gezogen war, im Advent 1997. Da führte ich meiner Freundin – die heute meine Frau ist – Deutschlands größten englischen Buchladen vor, den Words’ Worth in der Schellingstraße. Da haben sie ein Shakespeare-Zimmer, einen Hauskater namens Morris und ein überaus engagiertes, vier Mann starkes Personal. Und weil ich nie zuschauen kann, wenn sie sich ein Buch kauft, ohne dass ich auch eins krieg, schnappte ich wie selbstverständlich nach der Studienausgabe Moby-Dick bei Norton. Es musste schnell gehen, weil der Laden selbst im Weihnachtsgeschäft am frühen Samstagnachmittag dicht machte. In solchen Fällen landet man entweder einen gloriosen Fehlgriff oder erwischt das, was einem ohnehin von einer höheren Instanz zugedacht war. Und mit meinen Spontankäufen bin ich eigentlich immer ganz gut gefahren.

Als es mit angedeuteter Frau ans Einrichten einer Wohnung ging, musste mein Zimmer unbedingt aussehen wie Ahabs Kapitänskajüte. Sollte je die Walfangprämie aufgeteilt werden, arbeiten wir weiter dran.

Moby-Dick im Original bedeutete einen Quantensprung in meinen Englischkenntnissen, weil ich penibel auch die ganzen Fachausdrücke der christlichen Seefahrt im allgemeinen und des Walfang-Handwerks im besonderen nachschlug; Norton bietet ein seemännisches Glossary. Wir Anglistik-Studierten kennen ohnehin Wörter, über die jeder Native Speaker Mund und Augen aufreißt – was mich leider eher davon abhält, souverän auf Englisch zu parlieren, aber mach was. Erkenntnis ist durch nichts zu ersetzen.

Und dann machte Hanser ab 2001 die Melville-Ausgabe auf Deutsch und ließ alles frisch übersetzen. Ich nix wie hin und ein Stück aus der Erstauflage kommen lassen. Und was soll ich sagen: Schon klasse.

In diesen Tagen vor einem Vierteljahrhundert ist mir Moby-Dick zugelaufen. Leben mit Melville.

Written by Wolf

20. August 2006 at 10:18 pm