Moby-Dick™

Leben mit Herman Melville

Archive for September 2007

Jetzt überrasche ich Sie

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Update (kein Überschreiben mehr möglich)
zu Überraschen Sie mich!:

Waschkörbeweise haben uns die Beiträge zum Gewinnspiel Überraschen Sie mich! vom letzten Dienstag die Kommentarfunktion eingebrandet. Sagt ja keiner, dass Waschkörbe immer voll sein müssen und dass es auf die Größe… nein falsch: die Menge ankommt.

Das Entscheidungsgremium ist zu seinem Ergebnis gelangt und benennt unter den beiden Bewerbern — viel besser noch: Bewerberinnen! — zwei Siegerinnen. Wenn ich Herrn Kapellmeister mal um einen gedämpften Trommelwirbel bitten dürfte.

Gewonnen haben (in zeitlicher Reihenfolge des Eingangs):

Frau Wortteufel mit ihrer Bildunterschrift:

Sperm Whale Plate XXIX Cetacea, Henry J. Johnson 1880
Der nächste, der mir was von Sushi und Stäbchen erzählt, den lass ich kielholen. Arrgh.

Und:

Frau Hochhaushex mit gleich drei Beiträgen:

Sperm Whale Plate XXIX Cetacea, Henry J. Johnson 1880
Wal: “Pfffföh, is das nu der scheiß Klimawandel oder brauch ich doch ‘n Navi? Ich hätte schwören können, dass ich letzte Woche noch hier durchgeschwommen bin.”

Sperm Whale Plate XXIX Cetacea, Henry J. Johnson 1880
Darwin (rechts): “Hmmm… war das nicht andersrum mit der Evolution der Wale, sind die nich vom Land ins Wasser…? Bloß gut, dass mir das keiner mehr anhängen kann.”

Sperm Whale Plate XXIX Cetacea, Henry J. Johnson 1880
Ahab (links): “Damn! Neenee Freundchen, sooo haben wir nicht gewettet. Es war ausgemacht, dass ich den Wal sterbe — zumindest hatte ich den Job. Frag Herman!”
Moby: “Ej, mach mich nich von der Seite an, Großmaul ej! Los ej, gehn wir… äh, schwimmen wir raus, ej!”

Frau Wortteufel gewinnt, weil sie es ihrem Reden nach darauf angelegt hat und das Gremium da mal nicht so sein will, das einwandfrei erhaltene Exemplar Max Reinowski: Wal, Wal! Käppen Bornholdts glücklichste Reise ins Eismeer. Mit Zeichnungen des Verfassers. Hörnemann Verlag, Bonn-Röttgen 1973. Moby-Dick 2.0 und alle angeschlossenen Weblogs wünschen ihr so viel Spaß wie möglich damit, würg.

Frau Hochhaushex gewinnt, weil Buchpreise maritimer Thematik versprochen waren, die mare-Ausgaben Nummer 51, 52 und 58, das sind:

  1. Fischen von August/September 2005,
  2. Kapstadt von Oktober/November 2005 und
  3. Japan von Oktober/November 2006.

Drei Beiträge, drei Preise. Mehr hätte das Gremium sowieso nicht dagehabt. Und die hat es auch nur, weil es vor einem Jahr auf seinen eigenen Ratschlag gehört und die reduzierten Aktionsexemplare eingesackt hat. Inzwischen macht Christiane Paul als Mireille Mathieu verkleidet Werbung für die, aber die Zeitschrift ist weiterhin Oberklasse.

Gratulation und vor allem sehr häufigen Dank für Engagement beim Mitdenken, Mühe beim Rumdichten und Spaß am Mitmachen an die Gewinnerinnen, die praktischerweise WordPress-Nachbarn und Impressumsjunkies sind, so dass die Preise an die jeweiligen Adressen gehen, sobald das Gremium mal wieder zu einer üblichen Postöffnungszeit vor die Tür kommt.

Hätten Sie auch haben können.

mare 51 mare 52 mare 58

Bilder: Nolan Preece Antique Prints, mare;
Lizenz: gemeinfrei, Creative Commons.

Written by Wolf

29. September 2007 at 12:01 am

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116²

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Update, eigentlich Downgrade zu Happy birthday, Herman:

Herman Melville, zwölfjährig the hard way vom Vater verlassen, später im Leben von den guten Geistern seiner Leserschaft, starb schließlich selbst am 28. September 1891. Zu seinem 116. Todestag nähern wir uns respektvoll dem Kapitel 116 aus Moby-Dick: The Dying Whale.

Zur Hauptsache besteht das Kapitel aus einem besonders düsteren Monolog Captain Ahabs, der in seinem Boot sitzend einem Wal beim Sterben zuschaut, den er selbst erlegt hat.

Melville, Ahab, Ismael und letztendlich auch der sterbende Wal: allesamt von elterlicher Seite allein gelassen, daher foster-brothers (Milchbrüder, also von derselben Amme aufgezogen) der ozeanischen Wellen.

Ahab war wieder besänftigt, doch nur zu noch tieferer Schwermut. Er hatte vom Wale abgelegt, saß in seinem ruhig treibenden Boote und betrachtete gespannt, wie es mit ihm zu Ende ging. Jenes seltsame Schauspiel, das man bei allen sterbenden Pottwalen beobachten kann — wie sie ihr Haupt zur Sonne wenden und dann ihr Leben aushauchen —, erschien ihm an diesem milden Abend nämlich wundersamer als je zuvor.

“Da dreht und dreht und dreht er sich ihr zu — wie langsam, doch beharrlich er im Tod sein Hauptmit letzter Kraft zur Huldigung und Anbetung hinwendet! Auch er verehrt das Feuer — ein gläubiger, mächtiger, stolzer Vasall der Sonne! Ach, daß diesen allzu gewogenen Augen dieser allzu gewinnende Anblick vergönnt ist! Sieh nur! Hier, ringsum von Wasser umgeben, weit weg vom Getriebe, vom Wohl und Weh der Menschen, in diesen Meeren, die so offen und so unparteiisch, die ihre Überlieferung nicht auf Steintafeln bannen, wo seit chinesischen Äonen die Wellen wortlos weiterwogten und nie ein Wort vernahmen, den Sternen gleich, die hoch über des Nigers unerforschten Quellen funkeln — auch hier erstirbt das Leben sonnenwärts, in festem Glauben. Doch sieh! Kaum ist’s beendet, kommt der Tod und dreht den Leichnam um, bis er in eine andre Richtung weist.

Herman Melville: Moby-Dick,
Kapitel 116: Der sterbende Wal,
Übersetzung Matthias Jendis.

Oder:

Besänftigt wiederum, doch besänftigt nur zu noch tieferer Schwermut, saß Ahab, welcher achteraus vom Wale abgegangen, da und sah vom nun ruhigen Boot dessen Dahinscheiden zu. Denn jenes seltsame Schaupiel, an einem solch geruhsamen Abend betrachtet, vermittelte Ahab eine Wunderlichkeit, welche er zuvor nicht gekannt.

“Er wendet und wendet sich ihr zu, — wie langsam, wie standhaft aber, seine ehrerbietige und anrufende Stirne, mit seinen letzten sterbenden Regungen. Auch er betet Feuer an; höchst gläubiger, toleranter, freiherrlicher Vasall der Sonne! — Oh, daß diesen allzu anrührenden Augen diese allzu anrührenden Anblicke vergönnt sind. Sieh! hier, weit wasserumschlossen; jenseits allen Gesumms von menschlichem Wohl oder Wehe; in diesen höchst lauteren und unparteiischen Seen; wo den Überlieferungen kein Felsgestein Tafeln bietet; wo lange chinesische Zeitalter lang die Wogen sprachlos und unangesprochen immer weitergewälzt sind wie Sterne, welche auf des Nigers unbekannte Quellen scheinen; auch hier stirbt das Leben sonnenwärts erfüllt vom Glauben; doch schau! sobald er erst tot, rollt der Tod den Leichnam herum, und er richtet sein Haupt andernwegs. —

Herman Melville: Moby-Dick,
Kapitel 116: Der sterbende Wal,
Übersetzung Friedhelm Rathjen.

Und ist es denn ein Wunder? Schaut, wie Melville seinem Ahab beim Zuschauen zuschaut, und seid dankbar, dass ihr noch eine Zeit auf Erden habt, in der ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr in die Sonne schaut.

Gratuliert man eigentlich zu Todestagen? Der Wal starb als erster, Datum unbekannt, dann Ahab. Erst Ismael hat überlebt. — Als ob Herman Melville tot wäre, nur weil er mal gestorben ist.

Der sterbende Wal

Bild: gemeinfrei.

Written by Wolf

28. September 2007 at 12:01 am

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Überraschen Sie mich!

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Moby-Dick 2.0 macht ein Gewinnspiel!

Sie kennen den Cartoon Caption Contest beim New Yorker? Sollten Sie; dann haben Sie schon Übung.

Das machen wir jetzt auch. Lassen Sie das Bild da unten auf sich wirken und schreiben Sie in den Kommentar, was der Wal sagt.

Besondere Erschwernis, die Sie sich freiwillig auferlegen dürfen und die mich bei der Preisvergabe unter Umständen günstig für Sie bzw. Ihren Beitrag einnehmen könnte: Schreiben Sie nicht, was der Wal sagt, sondern was einer der ihn umstehenden jungen Männer sagt.

Andere besondere Erschwernis, die Sie sich freiwillig auferlegen dürfen, wenn Sie sich als von z.B. Bernd Pfarr beeinflusst verstehen: Schreiben Sie nicht, was irgendjemand sagt, sondern erfinden Sie eine atmosphärisch im Dunkeln funkelnde Bildunterzeile. Seien Sie halt nicht so fantasielos, mein Gott, will ich gewinnen oder Sie.

Zu gewinnen gibt es ein wundervoll erhaltenes Exemplar von Max Reinowski: Wal, Wal! Käppen Bornholdts glücklichste Reise ins Eismeer. Mit Zeichnungen des Verfassers. Hörnemann Verlag, Bonn-Röttgen 1973. Wegen des zu erwartenden geringen Ansturms von Beteiligungen werden weitere wertvolle Buchpreise maritimer Thematik gestiftet; wie ich den hiesigen Betrieb einschätze, gewinnt sogar jeder halbwegs ernstzunehmende Beitrag irgendwas, so bin ich halt. Details entscheidet das Gremium. Das Gremium bin ich, von einem Rechtsweg kann keine Rede sein. Überraschen Sie mich einfach.

Einsendeschluss ist am kommenden Freitag, den 28. September 2007, Herman Melvilles 116. Todestag. Solche Texte entstehen spontan oder gar nicht, außerdem will ich diese unsägliche Schmonzette los haben.

Sperm Whale Plate XXIX Cetacea, Henry J. Johnson 1880

Bild: Nolan Preece Antique Prints. Chalk Manner LithographSperm Whale Plate XXIX Cetacea c. 1880 is a fine example of chromolithography of its day. The registration marks in the lower left corner were used to print several stones of different colors. The Chalk Manner can be seen as a crayon drawing on paper.

Copyright 1880 by Henry J. Johnson is noted at the bottom of the print.

Lizenz: gemeinfrei.

Written by Wolf

25. September 2007 at 12:26 am

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Grausiger Fund

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Moby-Dick™ empfiehlt auf gar keinen Fall:

Max Reinowski: Wal, Wal! Käppen Bornholdts glücklichste Reise ins Eismeer. Mit Zeichnungen des Verfassers. Hörnemann Verlag, Bonn-Röttgen 1973.

(Im Original entgegen dem Amazon-Eintrag mit Ausrufezeichen in der Überschrift.)

Walfang im Grönlandeis, Niederlande 1690Glückstadt, zu Anfang des vorigen Jahrhunderts- Das kleine, malerische Städtchen in Schleswig-Holstein lebt vom Walfang und vom Handel. Handel treibt auch Hinnik Voß, in dessen Haus der junge Jens Pieter Aufnahme fand, seit sein Vater im Eismeer blieb. Doch nun hält es den jungen Mann nicht mehr an Land, er will auf eigenen Füßen stehen. Heimlich mustert er auf dem Walfänger “Hoffnung” an und läuft mit ihm aus zur gefährlichen Jagd.

Jahr für Jahr gehen einige der kleinen, hölzernen Segelschiffe in Eis und Sturm verloren, in manchen Jahren ganze Flotten. Trotzdem setzen immer wieder viele junge Menschen ihr Leben aufs Spiel: gute Fänge sind äußerst lohnend. Wie damals der Walfang betrieben wurde, was ein Seemann an Bord und in den Schaluppen zu tun hatte und erleben konnte, schildert Max Reinowski authentisch und äußerst spannend.

Klappentext

Gut, dass Sie das wahrscheinlich nicht mal auftrieben, wenn Sie wollten.

Mit der letzten Ebbe erreichte Jan Rüter die Bastion von Glückstadt. Er hatte Trantonnen aus Altona geholt, so viele, daß sie den Frachtraum hüfthoch überragten. Beim Wenden war der Großbaum nur mit Mühe über die Tonnen herüberzuschwenken, aber endlich fiel das Großsegel im harten Ost wieder voll. Die Lumme trieb an drei dänischen Kriegsschiffen vorüber, die Stadt und Elbe bewachten, und er hatte Zeit, auch das Focksegel in den Wind zu bringen. Der Hafenkommandant rief ihn an: “Hallo, Jan Rüter, schon zurück mit deinen Tonnen?” “Hallo Kommandant! Ja, 240 Stück aus Altona für Hinnik Voß. Willst du sie zählen?” Der winkte ab: “Laß nur. Ich kenne meine Schmuggler.”

“Schönen Dank! So kriege ich doch ‘ne halbe Stunde früher ein ordentliches Essen in den Bauch.”

Er segelte mit seinem Zweimaster hafenein, vorüber an zwanzig Walfangschiffen, die steuerbords am Kai vertäut lagen. Sie waren auf den Werften vom Kiel bis zum Top überholt worden wie nach jeder Reise ins Eismeer und warteten darauf, daß der Winter vorüberging.

Anfang, Seite 7 f.

Aus den 223 Seiten spült einem vor allem eins entgegen: die Jugend eines richtigen Jungen der 1970er Jahre, der dummerweise gern liest und dann, wenn schon, ein gutes Buch in die Hand bekommen soll, damit er wenigstens daraus was fürs Leben lernt. Den Betrug hat er erst nach der Jugendausgabe der Sagen des klassischen Altertums gemerkt, die er zur Kommunion gekriegt hat, nach denen aber wirklich keine Ausrede mehr half. Wahrscheinlich musste er auch die Stafette lesen.

Der Schiffer zog sich den Wollpudel über die Ohren und schlug den Jackenkragen hoch. Es war doch bannig kalt im Ostwind! Dann stapfte er davon, zu sehen, ob seine Minna ihm etwas Gutes vorzusetzen hatte.

Als er zurückkam, ein bißchen müde, jedoch rundum satt, gingen am Hafen zwei junge Mädchen vor ihm her. Ehe er sie erreicht hatte, wandten sie sich um.

“Jan, unsre Männer sind schon fertig, warst du in Kollmar?” fragte die größere.

“Hallo, Inge Maren aus dem Hause Voß und Bürgermeisters Dürte! Was streunt ihr in der Dämmerung im Hafen herum?”

“Wir waren musizieren, Jan. Hast du Tante Hanne in Kollmar besucht?”

“Ja, Mädchen. Sie hat mir einen feinen Teepunsch gemacht.”

Hast du sie mitgebracht?”

“Nee, Hanne Jensen ist in Kollmar geblieben. Was soll sie hier?”

Ach, du, ich meinte doch…” Sie stockte.

Jan merkte, daß sie vor Bürgermeisters Dürte nicht sprechen wollte. “Ich habe alles mitgebracht, auch einen schönen Gruß an dich und die Eltern, und noch einen an Jens Pieter.”

“Das ist gut, das ist fein! Tschüß, Jan, ich muß die Grüße ausrichten!” Und die Mädchen gingen davon.

Seite 9 f.

Die Dialogtechnik wird in den “Automatischen Kulturkritiken” der Riesenmaschine treffend mit “Da kommt Franz, der, wie du weißt, dein Vater ist” wiedergegeben; über das Frauenbild diskutieren die dort gar nicht erst.

Meine kleine Puppenwelt“Du hast mir grade noch gefehlt, Bornholdt! Warum muß er denn ausgerechnet Käppen werden?”

“Weil er das Zeug dazu hat. Mit dem Patent in der Tasche kann er sich dann immer noch überlegen, ob er lieber handelt oder fischt.” Er lachte: “Dann steht er wirklich auf eigenen Füßen, ob er nun im Kontor sitzt oder auf der Brücke steht. Er braucht sich von niemandem schief angucken zu lassen, weil jeder weiß: bist du nicht freunlich zu ihm, läßt er dich sitzen.”

“Ach, Mann, ich bin meintag nicht unfreundlich zu ihm gewesen, was Jens Pieter?”

“Nie, Ohm”, sagte sein Neffe.

“Na also, Hinnik. Dann fang auch nun nicht damit an.

“Tu ich ja nicht. Bleibst du hier, Jens Pieter?”

Der staunte seinen Ohm an. Wie war das möglich? “Ich möchte meinen Kapitän machen, Ohm!”

Da wurde Hinnik Voß böse: “Dann mach ihn doch in Dreideubelsnamen, aber die übrigen acht Monate hältst du das Haus Voß in Gang, für vierhundert Mark, klar?”

“Klar, Ohm”, antwortete Jens Pieter, vor Überraschung stotternd. Sein Ohm blickte argwöhnisch die Tochter an. Sie guckte, als sähe sie ihn zum ersten Mal: “Und du, Deern, was sagst du dazu? Wir haben uns doch nun so lange fein vertragen.

“Ich, Vater?” Sie strahlte ihn an, “ich finde, daß ihr großartige Kerle seid, alle drei!”

Schluss, Seite 210 f.

Der Fortschritt gegenüber lehrhafter deutscher Jugendlektüre der 1930er Jahre liegt darin, dass die großartigen Kerle nicht mehr als famose Kerle adressiert werden und vielleicht sogar darin, dass die Mädels überhaupt gefragt werden. Die Vorgangsbeschreibungen der eigentlichen Walfängerei, deren Hauptsache in dem achtseitigen Glossar nach der Handlung (bannig, hieven, Schiet) hinreichend ausgebreitet geblieben wäre, erspare ich uns allen.

Der Umschlag ist aber richtig gut: Sehr einfach in den drei Grundfarben koloriert, und zwar derart kräftig draufgebuttert, dass man schon nach Sekunden eine Art psychedelischen Flash kriegt, und mit einer hübschen lizenzfreien Illu aus der 1839er Natural History of the Sperm Whale oder etwas in der Art. Innen gibt es immerhin drei brauchbare Zeichnungen von Schiffen mit beschrifteter Takelung. “Wal, Wal!” war nämlich bestimmt viel billiger als das Nautische Lexikon in Bildern von Tre Tryckare 1963, wo sie das raus haben.

Written by Wolf

23. September 2007 at 12:01 am

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Emmaline is sugar and spice and all things nice. The Mother-Tongue Remix

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Less an update but more of a translation to Emmaline is sugar and spice and all things nice, according to her wish:

Emmaline Austere's Banner

Jane Austen is not, as one might consider so prematurely, some kind of fourth Brontë sister (fair enough, they were 5 plus 1 brother; however the writing – and publishing – siblings are confined to Charlotte, Emily [Jane], and Anne). In fact, Ms. Austen died one year after the first Brontëss’ birth.

So la Austen was not a Victorian plague either. At the worst, she antedated it, which is inherently what you might call a piece of merit. You can like or dislike the world she created, eventually it is a self-contained one, not less mythological and quotable than your Ancient-Classical Greek world of gods and heroes or The Lord of the Rings, the mother of all Fantasy. The matters that she used to satirize in her early works were known to Herman Melville, as an antipole to his own approach to writing. This could only take him to warn of reading his Moby-Dick in case you appreciated suchlike literature:

Don’t you buy it – don’t you read it, when it does come out, because it is by no means the sort of book for you.

Regarded like that, it is a bereavement to all involved that Herman Melville was not given to meet Jane Austen, who did her job better though including the full deal of the incriminated laced-handkerchief elements.

Emmaline Austere goes Sarah PhotogirlInvestigations on suspecting Emmaline Austere being the seventh Brontë sibling are not yet entirely closed. Obviously, she stood in her booming, blooming mid-twenties by 1888, and thus could be a late achievement by Reverend Patrick Brontë, Haworth country parson. Austere’s publishing mode proves by far less privileged than her elder sisters’, who still haunt the internet – in compensation on her still spankingly conserved website, she keeps records of her kinfolk passed and passing away, with great talent and a British-foggy-dull-grim sense of humour, as if she was Sarah Photogirl in person.

Angelica Evangeline Bartholomew’s Book of Ugly (her first children’s book, virtually David Copperfield from a 13-year-old girl’s point of view, who menaces London East End at gunpoint through the medium of her camera), Angelica Evangeline Bartholomew and the Diary of Dreadful Deeds, Angelica Evangeline Bartholomew and Grandma’s Treasure Map, Ferdinands Family, and Roadkill, all of her making, will be soon available on the international book market, and if this ever happens, be sure to read all the freaking flashing news on Moby-Dick 2.0.

Should Ms. Austere, like Ms. Austen, not be connected to the Brontës, it is due to reasons different from Herman Melville’s. In return, she looks better than all of them. To insist on even more circumstantial details would be presumptuous.

Emmaline Austere

Captures: Sarah Photogirl; licence: Creative Commons.

Written by Wolf

22. September 2007 at 12:01 am

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Technotexten

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Update zu 5–7–5:

Das Wort das blutet
braucht lang genug: Keine Zeit
für Adjektive.

Jim Jarmusch, Mystery Train

Bild: Youki Kudoh und Masatoshi Nagase in Jim Jarmusch: Mystery Train, 1989 via Release Token; Lizenz: Creative Commons.

Written by Wolf

21. September 2007 at 12:01 am

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Nochmal Starbucks für alle: aufgewärmt Kapitel 26

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Elke rafft sich vom Krankenbett auf to talk like a pirate
über Ritter und Knappen:

Elke HegewaldEr ist der Traum aller Schwiegermütter jeder verdammten Walfängerdynastie zwischen Nantucket und Cape Cod, dieser Starbuck, zweiter Mann auf der Pequod. So und nicht anders muss einer sein und aussehen, der es mit dem Wal aufnimmt. Wie das vom Habitus her rüberkommt, dazu verweise ich mal auf die Spekulationen der Jungs.

Dabei ist er nicht der Draufgängertyp wie der schaumgewordene Bulkington oder gar einer, der das Reden erfunden hat, sondern “ein gelassener, unerschütterlicher Mann, dessen Leben zum überwiegenden Teil eine beredte Pantomime aus Gebärden und Taten war, nicht ein handzahmes Kapitel aus Worten.” (Jendis, Seite 200)

Bible Code DigestEr ist einer, der dorthin gehört, ein Fighting Quaker und Ur-Nantucketer, auch wenn er mit Frau und Kind inzwischen auf dem (damals noch) Festland in Cape Cod lebt – wenn er denn mal zu Hause ist. Was übrigens John Huston in seinem Moby-Dick-Klassiker schamlos ignoriert hat, denn der lässt ihn beim Auslaufen des Schiffes aus dem Hafen von Nantucket seiner Familie zuwinken. Aber dies nur am Rande.

Erfahren in seinem Handwerk, “ungewöhnlich gewissenhaft für einen Seemann und mit einer tiefen Ehrfurcht vor der Natur versehen” (ebenda), weiß so einer genau, was er tut.

Kurz gesagt, er ist der Kerl, dem sich die Mannschaft ohne Zaudern anvertraut, wenn sie mit ihm in das schwankende Walboot springt. In dem er keinen duldet, “der keine Angst vor dem Wal hat”. Das klingt für meine Begriffe so widersinnig und unvernünftig nicht – seine Anleihen beim Aberglauben der Seeleute sind für ihn eine Art Lebensversicherung, geboren aus dem Wissen um die Gefahren des Jobs.

Jens RuschUnd den Wal tötet er nur, weil er schlicht und ergreifend davon leben muss. Schon allein dieser Beweggrund, der Ahabs fanatischem Hass auf den Einen und seiner blutrünstigen Verfolgungssucht ferner ist als nur irgendwas, macht ihn unausweichlich zu dessen Gegenpart. Und wer sollte es auch sonst sein? Allerdings macht Herr Melville des geneigten Lesers Hoffnung auf den Sieg des Guten, nachdem er ihn den Kontrahenten nun ausmachen ließ, auch gleich wieder fast zunichte. Begibt er sich doch in die Tiefen der Starbuckschen Seelenstärke und findet daselbst, warum sie im rechten Moment nicht ausreichen wird:

So tapfer er auch sein mochte, war seine Tapferkeit doch von der Art, wie man sie vor allem an jenen furchtlosen Männern sieht, die zwar im Kampf mit Wasser, Wind und Wal felsenfest zu stehen pflegen und vor dem wirren, gewöhnlichen Grauen der Welt keinen Zoll weichen, aber jenen schrecklicheren, weil inneren Schrecken nicht zu widerstehen vermögen, welche bisweilen von der gefurchten Stirne eines mächtigen, vor Wut rasenden Mannes drohen.

Moby-Dick, Jendis-Übersetzung, Seite 201 f.

Die Seele eines Ahab ist ihm fremd und unheimlich. Das Phänomen hatte Melville schon früher nicht losgelassen, war ihm auch von Shakespeares Helden haften geblieben. So ist in seiner Ausgabe von “Antonius und Kleopatra” die Stelle mit der Warnung des Wahrsagers angemarkert:

Dein Geist, der dich beschützt, dein Dämon, ist
Hochherzig, mutig, edel, unerreichbar,
Dem Cäsar fern: doch nah ihm wird dein Engel
Zur Furcht, wie überwältigt. Darum bleibe
Raum zwischen dir und ihm.

Jens RuschUnd in seinem King-Lear-Exemplar findet sich zur Rede des Verräters Edmund die hingekritzelte Notiz: “Das infernalische Wesen besitzt oft eine Seelenstärke, die der Unschuld versagt ist.” (Siehe Göske-Nachwort, Seite 951) Ich glaub, so langsam weiß man, was er meint. Es riecht geradezu nach der unausweichlichen Katastrophe…

Auf jeden Fall ist es für mich Zeugnis der ruhelosen Sinn- (und Gott-?) -suche unseres Weltenbummlers Ismael alias Melville höchstselbst, der weder seine große Sympathie für den Mann aus dem Volke noch seine Vision der Volksherrschaft als höchstem Ausdruck der “demokratischen Würde” verleugnet. Er geht sogar so weit, diese mit dem “großen und allmächtigen Gott” gleichzusetzen und den gleich zum demokratischen Gott zu machen – schon deshalb eine Vision, falls ihr mich als Atheistin fragt. Zumindest solange Gott und Religion – dochdoch, immer noch – als Werkzeug und Rechtfertigung politischer Macht und ihrer Kreuzzüge dienen. Dem Londoner Lektor ging dies zu weit – so radikal will man ja, noch dazu als Untertan einer Monarchin von Gottes Gnaden, Demokratie nich haben, nä.

Gustave Doré, Don Quixote & Sancho PansaBliebe noch die Frage nach den “Rittern und Knappen”, einer nicht gerade als selbstverständlich erwarteten Kapitelüberschrift, wenn man grad mitten auf einem Walfänger herumsegelt, oder was meint ihr? Also mir fielen dabei seltsamerweise sogleich der Ritter von der traurigen Gestalt und sein treuer Knappe Sancho Pansa ein. Oder ist es doch gar nicht so seltsam? Denn schau an, auch beim Herrn Nachwörtler fand sich dieser Bezug, zwar in einer für meine Begriffe etwas verquasten Herleitung des Melvilleschen “Geistes der Gleichheit” (siehe Göske, Seite 951), aber immerhin. Und als alter Melvilleaner weiß man schließlich auch um des Autors tiefe Verehrung für den ollen Cervantes: In seiner Erzählung “The Piazza” nennt er ihn gar “den weisesten Weisen auf Erden” – im Original: “Don Quixote [nicht, wie von Göske dahinimpliziert, Cervantes], that sagest sage that ever lived“. Was ich eigentlich sagen wollte: Das Bild der wackeren Knappen, die der Wirklichkeit leben und immer die sind, die das Übelste zu mildern und zu verhüten trachten, und ihrer Ritter, die welchem Wahne auch immer verfallen sind – passt es nicht auch hier – irgendwie?

Bilder: Bible Code Digest, 2x Jens Rusch, Gustave Doré via Así hablaba Josef K; Lizenz: Creative Commons.

Written by Wolf

20. September 2007 at 12:01 am

Posted in Steuerfrau Elke

Reden-wie-Piraten-Tag

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Ungeduldiger erwartet als Weihnachten, aber 2.0-mal so lustig:

Talk Like a Pirate

am

Talk Like A Pirate Day!

Nautisch-piratesken Wortschatz aufgepäppelt, in Stimmung geyoutubet? Dann erwarte ich, dass Sie heute mindestens beim Reinkommen mit Ahoi grüßen. Und nicht vergessen, Ihre Erfahrungen im Kommentar zu hinterlassen, das macht glücklich.

Den Soundtrack dazu liefern ein paar ruppige Piratenlieder. Sollten Sie Ihre Pogues, die zumindest noch unter Shane MacGowan eigentlich durchweg den richtigen Geist atmen, nicht von Vinyl auf CD umgestellt haben, was ja in so einer Aushilfspiratenbiografie mal vorkommen kann, reichen für heute:

  1. Flogging Molly: Salty Dog
  2. Ceannn: The Worst Pirate Song
  3. Running Wild: Pirate Song

Ja, ist mir auch aufgefallen, aus welchem Film Lied 1 und 3 unabhängig voneinander bebildert sind. Aus dem ersten, woher denn sonst.

Arrrrr!

Written by Wolf

19. September 2007 at 12:01 am

Posted in Mundschenk Wolf

Einmal werden wir noch wach

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Heißa, dann ist Talk Like a Pirate Day.

Zeit für den phonetischen, semantischen und grammatischen Feinschliff
(6:27 Minuten):

Mal ganz im Ernst: Diese Art von Stimmbildung und eindeutigem Auftreten ist ein nachhaltiger Boost fürs Selbstvertrauen. Schauen Sie sich die darstellenden ehemaligen Pausenhofopfer doch mal an, wie sie in den 6:27 Minuten aufblühen. Ich erwarte ab morgen Ihre Erfahrungen im Kommentar.

‘Tis a fine day to sail the seas!

Written by Wolf

18. September 2007 at 12:01 am

Posted in Mundschenk Wolf

One of the best works on the whale fishery

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Frederick Debell Bennett, Narrative of a Whaling Voyage Round the Globe, 1840Will man ein Buch, das Narrative of a whaling voyage round the globe, from the year 1833 to 1836. Comprising sketches of Polynesia, California, the Indian Archipelago, etc. with an account of southern whales, the sperm whale fishery, and the natural history of the climates visited heißt, nicht einfach nur habenhabenhaben?

Sie nicht? Mir recht, dann können Sie gern weiter die Men’s Health lesen.

Das Ding ist 1840 bei Herman Melvilles Londoner Stammverlag Richard Bentley erschienen und wurde 1970 mal von der New Yorker Da Capo Press neuveröffentlicht; seitdem kann man es lange und fruchtlos suchen.

Nach einem lapidaren Vermerk von Rainer G. Schmidt in seiner 1997er Übersetzung von Mardi bei Achilla Presse hat Melville das gute Stück “häufig benutzt”, was man gut verstehen kann, wenn man es schließlich findet: Antipodean Books, Maps & Prints verkauft ein zweibändiges Exemplar für schon 2.750,00 Dollar.

Auf den drei Bildern, die sie davon stolz herzeigen, umbranden den wohlwollenden Leser sämtliche Gründe, aus denen er sich als Bub unter Bettdecke mit einem Arena Kinderklassiker Moby-Dick beholfen hat: Kalbsledereinbände mit Reliefstruktur, marmorierte Buchdeckel, Aquatinta-Frontispiz und ordentlich hineingefaltete Seekarten. Yummy…

Bis wir die momentan 1.983,78 Euro beieinander haben, lesen wir schon mal beim Plough Boy die Volltexte von Band 1 und Band 2, dann müssen wir die bibliophilen Stücke nicht so runterwanzen.

Bild: Antipodean Books, Maps & Prints (it’s called publicity, folks!).

Written by Wolf

17. September 2007 at 1:30 am

Posted in Moses Wolf

Include Bilge Rat, Squiffy and Nipperkin (We’re doing Science!)

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Noch 3 Tage bis zum Talk Like a Pirate Day!

Warum Piraten immer noch beliebt sind: Pirates remain popular because they have a great vocabulary.

Wie viel Spaß es macht, wie die Piraten zu reden:

bilge rat
landlubber
shanty
bucko
galleon
Arr!
gibbet
bosun
squiffy
nipperkin
buccaneer
keelhaul
avast
mizzen
carouser
doubloon
grog blossom
hornswaggle
poop deck

Und: Warum Piraten einfach cooler als Ninjas sind:

– Jaja, alles englisch. Auf Deutsch haben Sie’s noch leichter: Jeden Satz mit “me hearties” beenden, das verleiht Ihren Aussagen Nachdruck und rückt Ihr Image als verhuschter Nerd zurecht: in Richtung überzeugter Nerd.

Written by Wolf

16. September 2007 at 12:16 am

Posted in Mundschenk Wolf

Absurd and Nonprofit

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Update zu The People of Poets and Philosophers:

Kaum sagt der führende Literaturkritiker der USA etwas wie:

Librarians after darkIt is absurd that our most read and studied writers should not be available in their entirety in any convenient form.

schon dauert es nur noch 21 Jahre, bis sich ein Verlag mit derselben Zielsetzung gründet. Edmund Wilson war das, 1961, und die Library of America besteht gerade seit 25 Jahren. Wenn Reich-Ranicki je dergleichen angeregt hätte, dann hätten sich höchstens alle amüsiert, was dem alten Kauz noch für lustige Ideen beifallen.

Soeben erreicht mich der Jubiläumsprospekt des Verlags, über dem man wieder ganz neidisch wird, dass die Deutschen da nicht drauf gekommen sind: ein Verlag, der mit staatlicher Unterstützung ständig die wichtigste Literatur des Landes reasonably priced bereithält.

Die Veröffentlichungen der Library of America sind uneingeschränkt zu empfehlen: Sauber editiert, auf nicht gilbendem Papier mit Hardcover, eins wie das andere ein Stück fürs Leben. Man hat sie gerne in der Hand und fühlt sich gut davon bedient. Die Bücher, die ich selber von denen hab, sind bei Feueralarm zu retten.

Es soll mir also bloß keiner mit dem Argument kommen, in Form der ganzen Kaufhof-Ausgaben wäre doch das deutsche Literaturgut ständig “preiswert” greifbar. Wer heute beispielsweise eine verlässliche Ausgabe von Jean Paul will und seine Freizeit nicht in Antiquariaten verplempert, muss der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt beitreten.

Volksfront zur Einrichtung eines staatlich unterstützten Verlags zur Erhaltung des deutschen Kulturguts. Das wäre ein Aushängeschild fürs Volk der Dichter und Denker, das man sich nicht von Amerika vormachen lassen sollte, dient der in allen Landesverfassungen verankerten Bildung, und die ganzen Bücherwürmer, die viel mehr sind als man glaubt, weil sie sich ob ihrer minderbewerteten Berufung nie aufzumucken trauen, finden ernstzunehmende Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst. Kann denn das so schwer sein? — Jawohl, da kann ich engagiert werden…

Nur warum sie in New York zu ihren drei Bänden Melville in wissenschaftlicher Textgestalt der kompletten Prosa immer noch keinen Band mit der Lyrik zustande gebracht haben, verschweigen sie.

Spenden an die Library of America sind auch in Deutschland steuerlich voll absetzbar.

Büchereimädchen

Bilder: Librarian Type; ein unbekannter Meister des späten Novecento;
Lizenz: Creative Commons.

Written by Wolf

13. September 2007 at 12:01 am

Posted in Rabe Wolf

Billy Budd heute

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Stephan guckt in die Ferne und sieht die Sopranos beim Streiten, ob Herman Melville schwule Bücher schreibt:

Stephan De MariaOkay, es hat nicht wirklich mit Melville zu tun. Aber ich habe diese Episode gesehen, als ich bereits eine erhöhte Aufmerksamkeit für Melville hatte. Ich möchte für diese U.S.-amerikanische TV-Serie eine Lanze brechen, die im deutschen Fernsehen so schmählich behandelt wurde.

Like her son A.J. Carmela has also missed the homosexual subtext of Billy Budd when to subject had came up after A.J. revealed he got a grade “C” on the essay he wrote on it. A.J. said his teacher Mr. Wegler said that it was a homosexual book. Carmela denies it. When Meadow points out her error she is totally hostile to the idea and maintains that Billy Budd had nothing to do with homosexuality. Carmela becomes more miserable throughout the dinner and gets into an argument over the homosexual content of Billy Budd.

Wikipedia

The Sopranos

Bild: HBO, About The Sopranos; Lizenz: Creative Commons.

Written by Wolf

12. September 2007 at 12:01 am

Posted in Rabe Stephan

Reason Zero

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WTC vom Empire State Building, 1993

Dieses Bilddokument entstand am 11. September – aber nicht 2001, sondern 1993.

Schon damals hatte sich eine Organisation irregeleiteter Linguisten in den Kopf gesetzt, ein Datum zum Wort des Jahres zu machen. Der perverse Plan sollte gelingen, indem ein Terroranschlag nie gesehenen Ausmaßes die ganze Welt derart erschütterte, dass die Gesellschaft für deutsche Sprache nicht anders konnte als das Datum jenes Anschlags zum zweiten dreigliedrigen Wort des Jahres ihrer eigenen Geschichte zu erklären – nach Die neuen Bundesländer 1990, diesmal mit einem noch katastrophaleren Anlass.

Nachdem die Rotte diverse Pläne verworfen hatte (Versenken Kaliforniens im Meer durch Sprengung der Rocky Mountains; Entsorgen des Erdballs auf eine sehr große Müllkippe durch Hochheben am Eiffelturm und Fallenlassen; Umkehren der Erdumdrehung durch Installation eines leistungsstarken Propellers auf der Novaja Semlja; verschiedene kürzerlebige Pläne, in denen Heuschrecken, Blutegel und Faulgase eine Rolle spielten), entschied sie sich dafür, die Freiheitsstatue in New York zum Einsturz zu bringen.

Diese Lösung vereinte den inzwischen zerstrittenen Haufen wieder zur blutigen Tat: Hauptsache, es ging gegen die kulturlosen Amis. Vermutlich stammte die Idee von demjenigen unter ihnen, der von seinem Onkel in New Jersey einen Verleih für Sportflugzeuge geerbt hatte.

Rechts unten im Bild ein Ausschnitt des gewählten Sportflugzeugs, aufgenommen von der Aussichtsplattform des Empire State Building. Glücklicherweise fiel dem Piloten kurz vor dem Ziel (mittig im Bildhintergrund) ein, dass diesen Abend eine lokal bedeutsame Country-Band in seiner nachbarlichen Scheune spielte. Er drehte bei und flog nach einer Schleife um zwei Türme in Hafennähe zurück nach New Jersey. So rettete eine Insel der Kultur inmitten eines ansonsten ach so kulturlosen Kontinents die Welt.

Erst 2001 gelang einer Handvoll noch viel durchgeknallterer und kulturloserer Technikstudenten aus Hamburg-Harburg das Unfassbare: Der 11. September wurde Wort des Jahres 2001.

Previously released in Schilderbilder, 2002. Bild: selbergemacht, 1993, ätsch.

Written by Wolf

11. September 2007 at 12:01 am

Posted in Mundschenk Wolf

My Private Weltverschwörung

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Stuntkid, Captured by the Sky PiratesDer, die oder das Weblog kam ungerufen, niemand hat danach gekräht, niemandem ist damit geholfen, die Hut des Passworts habe ich mir ungebeten angemaßt, und jetzt hungern in Afrika weiterhin die Kinder, qualifizierte Arbeit bleibt weltweit im Gegensatz zum Besitz von Kapital weiterhin unterbezahlt, und wenn mal der Bundestrojaner vorbeischaut, wird er mich schön auslachen.

In solchen Stimmungen bekommt man gern sowas zu lesen:

Stuntkid, Soul EaterAuf diesem Wege meine Bewunderung und Freude über diese wundervolle Liste, dazu in so warmem Ton. Mehr als ansprechend.

Ich möchte auf diesem Wege auch gern zu “Billy Budd” die deutsche Ausgabe des Diogenes Verlags ans Herz legen, die zusätzlich (im Gegensatz zu Reclam) ein fabelhaftes Essay von Albert Camus enthält. Lesenswert, und “Billy Budd” ist sowieso bezaubernd.

Glückwunsch zu dieser Internetpräsenz! Weiter so!

Danke, Maria (ein halbes Jahr zu spät).

Bilder: Jason Levesque, stuntkid.com; Lizenz: Creative Commons.

Written by Wolf

10. September 2007 at 9:42 am

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Talk Like A Pirate Day: Buchstabe B

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Anne Bonny bei der ArbeitB wie Bücher.* Noch 10 Tage bis zum Talk Like a Pirate Day – und Sie haben sich noch gar nicht eingelesen, wetten?

Was Piraten so treiben, wissen Sie aus den bisherigen drei Filmchen, die wir hier selbstlos verlinkt haben, und dem Kinderprogramm mit Errol Flynn. Fragen, die dabei offen bleiben:

  • Warum tragen alle Piraten Augenklappen?
  • Worauf sind Piraten immer so sauer?
  • Wo lassen sich Piraten ihre Ohrlöcher stechen?
  • Wie halten Piraten ihre Unterwäsche auseinander, wenn sie ins Sommerlager fahren?

Da weiß Tom Lichtenheld, mein entfernter Kollege in der Werbung, Rat:

I don’t know much about pirates, but I know enough to draw some pictures. And I can make up enough to draw some more pictures.

Tom Lichtenheld: Everything I Know about Pirates, 2003

Das ist noch nicht der Weisheit allerletzter Schluss, macht aber Laune und allemal klüger als vorher.

Mary Read bei der ArbeitNoch etwas mehr wissenschaftlichen Anspruch – Sie bemerken wohlwollend, wie behutsam wir uns steigern – stellt Margarette Lincoln in The Pirate’s Handbook: How to Become a Rogue of the High Seas von 1995. Das Gaudium bleibt gewahrt, die historische Akribie wird zum Vorbild.

Darin finden Sie die nötigen Schatzkarten, Rezepte (Schiffszwieback!), Näh- und Bastelanleitungen (Stiefelschnallen!) in beherzter Prosa, Diagrammen und aufwändigen Gemälden, die Sie in Ihrem Leben als angehender Schwarzbart brauchen. Vor allem, wenn Sie ein Mädchen sind.

Überhaupt: Falls Sie sich als Mädchen in diesem ganzen Piratenzirkus genetisch etwas benachteiligt vorkommen, was ja kein Wunder wäre, hab ich noch eine ernstliche Empfehlung für Sie:

Booty: Girl Pirates on the High Seas von Sara Lorimer. Hier hat die Wissenschaft, mit einem ganz ungewohnt unaufdringlichen Fokus auf Gender Studies, Vorrang, und gerade deswegen bleibt das Gaudium erhalten – und abermals bemerken Sie mit Wohlwollen, wie behutsam wir uns gesteigert haben. Das wird auffallend gern als Lieblingsbuch genannt und das bestell ich mir jetzt auch, me hearties.

They offered war rather than kisses.

Alle drei Empfehlungen können Sie noch bis zum 19. kriegen und auslesen. Wenn Sie gleich bestellen.

* Oder: B wie Booty.

Bilder: Anne Bonny und Mary Read: gemeinfrei;
Booty: Sara Lorimer, Creative Commons.

Written by Wolf

9. September 2007 at 12:01 am

Posted in Mundschenk Wolf

Talk Like A Pirate Day: Buchstabe A

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Update zu The Countdown Be A-Running:

Noch 12 Tage bis zum Talk Like a Pirate Day – und immer noch bleibt den meisten unter unseren Lesern verschlossen, wie man den überhaupt begeht.

Wie in aller Interaktion geht es um die Art der Kommunikation: Der Ton macht die Musik. Die zwei freundlichen jungen Herren, Old Chumbucket und Captain Slappy, die wir jüngst so herzbeschwingend und motivierend singen hörten, veranschaulichen uns Landratten in ebenso eindringlicher wie probater Form, also mit unaufdringlich pädagogischem Naturtalent, den wichtigsten Wortschatz.

Fünf Wörter, die Ihre Umgangsformen revolutionieren und Ihren Freundeskreis aufs Wesentliche optimieren können (2:02 Minuten). Das Praktische daran: Übersetzen müssen Sie nichts, die funktionieren auch auf Deutsch. Zufall, dass sie alle mit A anfangen?

  1. Ahoy!
  2. Avast!
  3. Ay!
  4. Aye, aye!
  5. Arrrrr!

Und weil das so schön leicht ist und außerdem Spaß macht, erleben wir in der zweiten Lektion einen etwas differenzierter denkenden Herrn der sieben Meere, der uns den kleinen, jedoch feinen Unterschied zwischen Argh und Yargh (4:35 Minuten) nahebringt:

Sie brauchen dazu weniger Mut, als um beispielsweise jemanden anzurufen, mit dem Sie noch nie telefoniert haben; das kriegen Sie ja auch jede Woche ein paarmal hin. Piraten sind heute Sympathieträger, die mag jeder. Und wer sie nicht mag, mit dem wollen Sie auch nichts zu tun haben.

Written by Wolf

7. September 2007 at 12:01 am

Posted in Mundschenk Wolf

Urlaub vom Walfang

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I.

Update zu Das Wesen des Mannes auf seine Essenz verdichtet:

Der Pessimist klagt über den Wind,
der Optimist hofft, dass der Wind sich dreht
und der Realist hisst die Segel.

Sir Adolphus William Ward

Stephan meldet sich aus Starbucks Heimat:

Stephan De MariaNun, Cape Cod ist in der Tat ein Sammelpunkt der W.A.S.P., daneben aber noch groß genug für andere Menschen – wie so oft in den US.

So ist die wichtigste Stadt der Insel Provincetown eine Hochburg der Whale Watching Tours (zu empfehlen: die Sunset Tour) sowie ein Zentrum homosexueller Lebensart und –kultur. Mit der Folge, dass es dort lebendig und lebensfroh zugeht, entspannt und divers.

Aah, es ist heute so ein richtiger Spätsommer-Atlantikküstentag! Wind, fliegende Wolken vor stahlblauem Himmel, die Luft schmeckt nach Reinheit, nach Norden, nach Herbst. Jetzt die Füße auf Bootsplanken stellen und der Tag wäre der Perfektion nahe.

… wenn da nicht noch Post von Greenpeace gekommen wäre:

II.

Update zu Fast Fish:

Facsimile of a Woodcut in the Cosmographie Universelle of Thevet, Paris 1574Walfang lohnt sich nicht. Anscheinend hat das nun auch der isländische Fischereiminister Einar Guofinnsson eingesehen. Er kündigte an, ab jetzt keine Fangquoten für die kommerzielle Jagd mehr zu erlauben.

Hintergrund für den plötzlichen Sinneswandel des Ministers: Für Walfleisch existiert kein Markt mehr. Um es doch noch profitabel zu verkaufen, spekulierte Island auf den Export des Walfleisches nach Japan. Aber selbst dort will es niemand haben. Tausende Tonnen lagern in Japans Kühlhäusern, sodass das Fleisch sogar zu Hundefutter verarbeitet wird. Andererseits wird es aber in Gourmet-Restaurants zu irrwitzigen Preisen angeboten. Japan befürchtet außerdem, Walfleisch aus Island könne zu stark mit Umweltgiften belastet sein.

Island hat im letzten Jahr von den 30 genehmigten Minke- und 9 Finnwalen “nur” jeweils 7 getötet. Die Laborergebnisse von Tests auf Schadstoffbelastungen des Fleisches wurden nicht veröffentlicht – keine gute Voraussetzung, um Kapital aus dem Verkauf der toten Tieren zu schlagen.

Neben der kommerziellen Waljagd hatte sich die isländische Regierung außerdem eine Zweijahres-Quote für den so genannten wissenschaftlichen Walfang verordnet. Die wissenschaftliche Jagd auf Wale ist aufgrund einer Sonderklausel der Internationalen Walfangkommission (IWC) leider immer noch nicht verboten. Doch auch die wissenschaftliche Quote von 200 Walen für die Jahre 2003 bis 2005 wurde bis heute nicht ausgeschöpft.

Die Entscheidung des Fischereiministers, keine neuen kommerziellen Quoten zu erlassen, ist zwar ein Anfang, aber ein endgültiges Verbot des Walfangs muss her! Dass keine Notwendigkeit für wissenschaftlichen Walfang besteht, bestätigt auch das wissenschaftliche Komitee der IWC.

Allerdings boomt der Markt für Whale-Watching: Weltweit werden mit Wal-Safaris über 1 Milliarde Euro verdient. Alleine in Island könnte man damit über 100 Millionen Euro jährlich verdienen. Diese Summe käme zustande, wenn ca. 4,5 Prozent aller Greenpeace-Förderer weltweit Island bereisen würden. Voraussetzung dafür wäre natürlich die Einstellung der Waljagd.

Daher bitte ich Sie: Machen auch Sie mit und fordern das Ende der isländischen Walfangjagd.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Somerset House Inn, Provincetown

Bilder: History of Whaling, gemeinfrei; Somerset House Inn, Provincetown
via Acorn Internet Services Inc., Colorado Springs;
Lizenz: Creative Commons.

Written by Wolf

6. September 2007 at 12:01 am

The Countdown Be A-Running

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Update zu Reden wie die Rüpel und Der Herr ist mein Hirte:

Noch 14 Tage bis zum Talk Like a Pirate Day, me hearties!

Written by Wolf

5. September 2007 at 12:01 am

Posted in Mundschenk Wolf

The Beginning of iPods

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Update zu Bordfunk:

Nicht gar zu lange her, da galt das Konzept der iTunes als Ende der Literatur und Gegenstand ungläubiger Erheiterung.

Albert Robida, Phonographic Literature for the Promenade.

People of small means will not be ruined, you must admit, by a tax of four or five cents for an hour’s ‘hearing,’ and the fees of the wandering author will be relatively important by the multiplicity of hearings furnished to each house in the same quarter.

Is this all? By no means. The phonography of the future will be at the service of our grandchildren on all the occasions of life. Every restaurant-table will be provided with its phonographic collection; the public carriages, the waiting-rooms, the state – rooms of steamers, the halls and chambers of hotels will contain phonographotecks for the use of travellers. The railways will replace the parlor car by a sort of Pullman Circulating Library, which will cause travellers to forget the weariness of the way while leaving their eyes free to admire the landscapes through which they are passing.

Octave Uzanne: The End of Books,
Scribner’s Magazine, vol. 16, no 2, August 1894.

Bild: Albert Robida in Wikimedia Commons; Lizenz: Public Domain.

Written by Wolf

4. September 2007 at 4:58 am

Posted in Moses Wolf

Man stellt sich den Himalaya vor und denkt sich alles weg, was nicht wie der Yeti aussieht

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Update zu Auf der Jagd nach Nantucket:

Was einem während eines Schmausenbuckmatrosenlebens so zuläuft. Der Buchhändler hat es – ich glaube heute noch, nicht richtig gesehen zu haben – unter dem Ladentisch hervorgezogen, als ich ihm ein Zwei-Mark-Exemplar von H.C. Artmann: Gedichte über die Liebe und über die Lasterhaftigkeit abkaufte: “Wenn du auf Artmann stehst, interessiert dich sicher auch das.”

Karlheinz Pilcz, Universitäts- und Stadtbibliothek KölnIn meiner Hand loderte H.C. Artmann, Rainer Pichler, Hannes Schneider: Yeti oder John, ich reise…, illustriert von Karlheinz Pilcz aus dem Willing Verlag München:

Die Drucklegung in 12 Punkt Helvetica wurde im Juni 1970 in der verlagseigenen Werkstätte beendet. Die Ausgabe bleibt beschränkt auf 1525 numerierte Exemplare der einmaligen Auflage. Dieses Exemplar trägt die Nummer

Danach handschriftlich eingetragen: 787.

48 Seiten japanische Bindung (das ist die mit den doppelten, einseitig bedruckten Blättern), annähernd quadratisch 18,2 auf 19 Zentimeter, die artmanntypisch verschrobenen, altertümelnd gelahrten Gedichte, aus denen nicht hervorgeht, welche von Artmann, Pichler oder Schneider stammen. Die Illustrationen von Pilcz sind vier ganzseitige Frontispize wie aus einem naturgeschichtlichen Werk über ferne Länder, in denen kaum jemand gewesen ist, aus dem 17. Jahrhundert; mich erinnern sie an Lovecraft, dessen Cthulhu-Zyklus Artmann immerhin übersetzt hat.

Es war 1970 von vornherein darauf angelegt, bald vergriffen zu sein. Selbst der Verlag ist mittlerweile erloschen. Kein Gedicht aus dem Band wurde in Artmanns Sämtliche Gedichte aufgenommen. Als der Buchhändler es mir zeigte, 20 Mark.

Der Schluss kommt dem Moby-Dick-Leser bekannt vor:

Epilog:

Einer, Leser, ist entkommen.
Merktest Du’s? Es ist der Fünfte,
Der sich heimlich fortgestohlen,
Und erschöpft nach Tagesreisen
Kam zu einer Menschensiedlung
Wo er’s Rapi-Hasch erzählt hat.

Dieser ließ bei einer Flasche
Reiswein sich genau berichten,
Was sich hatte zugetragen
In des Himalayas Schlünden.

Was der Zeuge nicht vermeldet,
Leser, – dies mußt er erdichten.

H.C. Artmann by Sepp Dreissinger, Salzburg 1980

Hinweis 3. September 2007: Der Basis in München hat gerade ein Exemplar!

Bilder: Karlheinz Pilcz in der H.C.-Artmann-Sammlung Knupfer der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln; H.C. Artmann by Sepp Dreissinger, Salzburg 1980.
Lizenz: Creative Commons.

Written by Wolf

3. September 2007 at 9:27 am

Posted in Laderaum

Amiot!

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Vage ein Update zu Moby-Dick als Comic:

Lucky Luke, Dalton City, Dargaud S.A. Editeur, 1968Die Lucky-Luke-Hefte waren immer exklusiver Jungenskram. Selbst Asterix haben die netteren von den Mädchen gelesen, den haben ja sogar die Lehrer empfohlen. Bis heute will es einem kurios erscheinen, wenn die Originale dieser zutiefst amerikanischen Reihe in Wort und Bild französisch parlieren: vom Belgier Morris und dem Pariser René Goscinny. Um sie wegen des schwulen Anflugs, dem dieser französische Singsang unter Schulbuben anhaftet, auszulachen, waren sie von Natur aus zu gut.

Ein seltener Glücksfall von Kalauer ist dem Texter Goscinny in Lucky Luke Band 36: Dalton City, 1968 gelungen – jedenfalls einer, dem in der deutschen Übersetzung kein Gramm Komik verloren geht (weil er mit Eigennamen und einem gr.-lat. Fremdwort arbeitet) und der die Handlung erst in Gang setzt:

Im Gefängnis, in dem die Daltons einsitzen, kommt ein Morse-Telegramm vom Gouverneur an, dass Joe Dalton wegen guter Führung freizulassen sei. Joe hält das bei seinem Ehrgeiz, seine Strafe so renitent wie möglich abzubüßen, für eine Beleidigung und muss gewaltsam rausgeschmissen werden.

Morris 1952, Fans de Lucky LukeIm selben Gefängnis sitzt auch der unschuldige Joe Milton ein, der in seiner Rechtschaffenheit bis zur Unterwürfigkeit gegenüber dem Gefängnisdirektor das schiere Gegenteil von Joe Dalton ist. Es stellt sich heraus, dass er es war, der vom Gouverneur begnadigt werden sollte, und nur der trottelige Funker Sparks ein Problem mit den Morsebuchstaben D, A, M und I hat, von denen die Namen Dalton und Milton unterschieden werden.

Milton muss gerade wegen seiner Gutmütigkeit ebenso gewaltsam wie Dalton freigesetzt werden. Letzterer muss allerdings wieder her, der Handlungsstrang ist auf den Weg gebracht.

Am Schluss der gesamten Handlung morst der Gouverneur – aus Gründen – erneut ins Gefängnis das einzelne Wort: “Amiot!”

Der Gefängnisdirektor erkennt die Botschaft sofort und schimpft seinen Funker Sparks: “Idiot!”

“Sie sind begabt fürs Morsen, Chef.”

Wenn jemandem noch ein handlungstragendes Wortspiel auffällt: Ich sammle sowas.

Lucky Luke, Sarah Bernhardt, 1983. Das nenne ich PR!

Bilder: Dargaud S.A. Éditeur, 1968; Fans de Lucky Luke; Lucky Luke Band 35: Sarah Bernhardt, 1982, deutsch 1983. Lizenz: Creative Commons.

Written by Wolf

1. September 2007 at 6:39 pm

Posted in Moses Wolf