Moby-Dick™

Leben mit Herman Melville

Archive for April 2009

Ihr seid so gut.

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Fast hätt ich vergessen zu vermelden: Das Osterwichteln hat ein Ende. Alle von euch — die überhaupt teilgenommen haben — haben sich einen Kopf, einige Mühe und ein bisschen Geldausgabe gemacht, Spaß gemacht haben alle Einsendungen. Alle Konterwichtel hab ich inzwischen auf den Weg gebracht und hoffe euch damit gerecht zu werden. Danke an alle!

Auch schon vorbei: Das Free Verse Project der Academy of American Poets: Man sollte ein englischsprachiges Gedicht in einer vergänglichen Form darstellen und photographieren. Das hab ich selbstverständlich allein deswegen nicht verlautet, weil ich einen Ansturm von Einsendungen meiner Leser befürchte und mit meiner eigenen gar keine Chance mehr hätte.

Mein eigener Beitrag war: Herman Melville: To ——— (The Weedy Stream). Und Sie machen sich ja überhaupt keinen Begriff, was so eine hundertjährige Vintage-Schreibmaschine wiegt, wenn man sie an die Isar schleppt. Und wie man bei so einer Unternehmung mit den Leuten ins Gespräch kommt! Besser als Gassigehen mit einem Border Collie. Das war ein Tipp für Singles.

Das Gedicht ist eins aus dem Nachlass von Melville, posthum in jener legendären Lebkuchendose gefunden, in der unter anderem Billy Budd lag. Es wird um 1860 eingeordnet, klingt mir aber nach bedeutend später, vor allem bei diesem wörtlichen Anklang an Poe.

Herman Melville, To---------. The Weedy Stream

Herman Melville: To ———

Ah, wherefore, lonely, to and fro
Flittest like the shades that go
Pale wandering by the weedy stream?
We, like these, are but a dream:
Then dreams, and less, our passions be;
Yea, fear and sorrow, and despair
Be but phantoms. But what plea
Avails here? phantoms having power
To make the heart quake and the spirit cower.

Wenn ich gewinne, das sag ich dann.

Written by Wolf

27. April 2009 at 12:14 am

Posted in Fiddler's Green

Tu es la vague, moi l’île nue

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Mise à jour pour Pour saluer Melville:

Jane Birkin, taz 5. Dezember 2008Bislang war nur mangelhaft erforscht, dass Jane Birkin noch andere Lieder kennt außer dem einen, das die Vorstellungskraft Pubertierender seit 1969 beflügelt.

Gainsbourg, der gewiefte Hund, hat nämliches Lied zuvor, im Dezember 1967, mit Brigitte Bardot aufgenommen. Das galt als das Original, bis es mit der Bardot nicht mehr so lief, was ich ihm auch gleich hätte sagen können: Hände weg von Mädchen, die ihren Lebensunterhalt darin sehen, ihre Backen aufzupumpen, aber auf mich hört wieder keiner.

Wie berechtigt die Revision der Duettparnerin war? Nun, Brigitte Bardot fällt durch Filmchen wie Viva Maria! (1965) und geiferndes Engagement gegen Schwule, Neger und arbeitsloses Gesindel auf, Frau Jane Mallory Birkin gönnt Carla Bruni ihre Karriere und redet von China und Birma, wenn man sie fragt, wie man mit 62 allemal noch ansehnlicher daherkommt als, sagen wir, ihre Kollegin Bruni, Lieder wie Meeresbrisen singt und glaubwürdig barfuß über den Bretagnestrand hüpft.

Je t’aime … moi non plus war die einzige Single, die ich meinen Eltern bei meinem Auszug geklaut hab. Was Gescheiteres konnten sie mir sowieso nicht mitgeben, und es klebten so viele Erinnerungen von mir daran.

Jane Birkin: Période bleue, de: Enfants d’hiver, 2008. Die hätte auf Deutsch sogar noch besser geklungen: als “Winterkinder”, aber siehe oben.

Jane Birkin 2008

Bilder: taz, Jane Birkin.

Written by Wolf

25. April 2009 at 12:01 am

Posted in Wolfs Koje

Von zum Beispiel den Walfischen

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600. Beitrag

Update zu Reality continues to ruin my life:

Ich will kein Käfer sein.

Im Schatten der Ärzte, 1985.

Katzen können sich mit jeder ihrer vier Pfoten an jeder gedachten Stelle ihres Körpers kratzen. Was sie, Säugetiere hin oder her, deutlich von zum Beispiel den Walfischen unterscheidet: gar keine Pfoten, viel zu weitläufiger Körper. So ein Walfisch möchte ich nicht sein, wenn ich etwa mit einer Qualle zusammengeriete.

Was können Walfische überhaupt? Singen? Na gut, immerhin besser als mein Wellensittich, Gott hab ihn selig.

Aber lange nicht so gut wie die Katze, zumal wie der Kater in männlicher Laune.

Was den Walfisch allerdings sehr eng mit meinem Wellensittich verbindet: Beide können nicht geradeaus gucken. Beider Augen sind nämlich denkbar unzweckmäßig links und rechts an den Köpfen angebracht.

Was mein Wellensittich zum Ausgleich wiederum besser kann als der Walfisch: den Kopf drehen, um eben doch geradeaus zu gucken.

Ferner kann die Katze sich vom Wellensittich ernähren. Umgekehrt der Wellensittich nicht von der Katze. Und auch der Walfisch hätte viel zuviel zu würgen, wenn er sich an Miez und Pieps vergreifen wollte. Bleibe er bei seinem Krill und verständige sich klagend mit seinesgleichen.

Am Walfisch vergreift die Katze sich nicht. So gerne sie Fisch zu sich nimmt, hat auch sie schon den Spruch gehört, dass ein Walfisch eigentlich kein Fisch sei; sicher weiß sie auch darum, dass die Erdbeere der Gurke näher steht als, sagen wir, der Brombeere. Sieht man ja an der Schwanzflosse.

Wo der Walfisch haust, ist es der Katze zu nass. Auch der Wellensittich schüttelt schon beim Gedanken an Walfischs feuchtes Domizil angewidert sein Gefieder. Und das bei dem Namen.

Der Walfisch kein Fisch, der Wellensittich wasserscheu. Nur eine Katze ist immer eine Katze. Vier zu null für die Katze.

~~~|~~~~~~~|~~~

Und weil gerade noch 2:34 Minuten Zeit ist: Redheaded Woman!

Spaß bei der Arbeit: Deke Dickerson and the EccoFonics: Redheaded Woman,
WRFG FM 89.3 studios in Atlanta, Georgia, Sagebrush Boogie show, 10. Februar 2000.

Written by Wolf

24. April 2009 at 2:47 am

Posted in Mundschenk Wolf

Der neue Blitzableitermann

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Update zu Übersetzung The Lightning-Rod Man: Der Blitzableitermann!
und Medienschau: Bücherfrühling!:

Liebe Schülerinnen, Schüler, Life-long Learners und Blitzableiterfans,

alles wird gut. Die seltene bis kaum je vorhanden gewesene Übersetzung The Lightning-Rod Man von Herman Melville, die bis vor wenigen Wochen einzige von Richard Mummendey 1964, ist überholt. Es gibt seit 4. März eine Neuübersetzung von Michael Walter und Daniel Göske. 34,90 Euro, die jeden Cent wert sind, vor allem, wenn Sie schauen, was sie noch alles dazu kriegen. Mit dem Taschenbuch rechne ich etwa Herbst 2010 bei btb und verlaute das dann auch. Und ab jetzt will ich hier keine Schnäppchenjägerkommentare mehr sehen, nur noch fachkundige, inspirierende und feinziselierte Anregungen besonnener Menschen, und davon jede Menge.

Bitte!

Danke, ich hab euch alle lieb.

Nochmal zum Mitsingen: Herman Melvilles Große Erzählungen bei Hanser anschauen, anlesen, anschaffen.

Retro Model Sari - the German pin up girl by Elisabeth Hackmann

Bild: Elisabeth Hackmann: Sari, the German Pin-up Girl and Retro Model: Zufriedene Sudentinnen in stillvergnügter Lerngruppe, WS 2008/2009.

Written by Wolf

22. April 2009 at 2:45 am

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Rogue’s Gallery: The Art of the Siren, #26

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Song: White Magic: Long Time Ago (2:35 minutes)
from Rogue’s Gallery: Pirate Ballads, Sea Songs, and Chanteys, ANTI- 2006.
Buy CD in Germany and elsewhere.
Image: Suicide Girls on Myspace.

Lyrics:

A long time was a very good time,
Long time ago.
A long time was a very long time,
Long time ago.

Around Cape Horn we got to go,
Around Cape Horn to Calleao.

You give me the girl and you take me away,
A long long time in the hull below.

Around Cape Horn with frozen sails,
Around Cape Horn to fish for whales.

I wish to God I’d never been born,
A long long time in the hull below.

Around Cape Horn where wild winds blow,
Around Cape Horn through sleet and snow.

A long long time in the hull below,
A long long time in the hull below.

Explanatory liner notes by ANTI-:

By the 1890s this is said to have been the most popular halyard chantey of all. Probably African-American in origin, there are versions in German and Norwegian.

Written by Wolf

21. April 2009 at 1:12 am

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Erdäpfelgulasch

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Update zu die fahrt zur insel nantucket und An Gorta Mór:

H[ans). C[arl]. Artmann, in: Grammatik der Rosen; Band 3:
Kleinere Texte aus den Jahren 1972 bis 1974, Seite 125 bis 129:

Gulasium bramborum aut bramborové gulaš: 2 libra bramboris cortate in aleas, 2 cepæ magnæ cortate in rotas, lardus porculi cortate in aleas maggiformas, papricium hungaricum (media, suaviter, media fortiter) sal, aqua calida.

(Vojtěch Delavigne SJ.)

Der erdapfel, erdtoffel, kartoffel, erd- oder grundbirne (soianum tuberosum), eine in die fünfte klasse, erste ordnung (pentandria monogynia), nach dem system des liebenswerten Linné gehörige pflanze, wird wegen ihrer mensch wie tier gleich angenehmen knollen überall in Europa, wo ein tätiger agronom zu finden ist, in großer menge angebaut und als sicherstes mittel gegen hungersnot hochgeachtet. Sie stammt eigentlich aus den niederungen Perus und wurde von daher zuerst im august 1565 durch einen sklavenhändler, nämlich Potaterley Hawkins, nach England gebracht, aber in Europa, das sich damals noch größtenteils an kapaunen und krametsvögeln sättigte, bald wieder vergessen. Im jahre 1585 brachte sie ein kaperkapitän aus Tavistock in Devonshire von neuem nach England; doch auch jetzt blieb sie noch lange zeit eine floristische sehenswürdigkeit in den lustgärten der großen. Beschrieben wurde sie zum ersten mal von dem trefflichen Gaspard Bauhin. Gegen ende des 16. jahrhunderts machte ein gewitzter italiener in Holland den ersten versuch mit ihrem anbau. Noch zu anfang des 17. jahrhunderts wurde sie als seltener leckerbissen an der königlichen tafel zu Paris verspeist. Erst als ein domnonischer edelmann aus Hayes bei Bodley sie 1623 aus Virginien nach Irland gebracht hatte, fand sie allmählich, doch immer nur langsam, eine weitere verbreitung. Ein gewisser Antonio Segnoretti führte sie zuerst 1710 im württembergischen ein; herr von Milkau 1717, bei seiner rückkehr aus dem Brabant, in Sachsen; Jonas Altströmer 1726 in Schweden, der jesuit und alchimist Vojtěch Delavigne 1740 in Österreich und Böhmen, und zur gleichen zeit etwa Graham, der erfinder des nach ihm benannten brotes, in Schottland ein. Seit 1750 wurde sie in ganz Mitteleuropa in gärten, und seit 1780 im freien felde immer allgemeiner angebaut. Man darf mit recht behaupten, daß der erdapfel die zeit der kapaune und krametsvögel abgelöst hat, eine wahrhafte demokratisierung unserer ernährung, die wir im grunde kurioserweise einem sklavenhändler zu verdanken haben.

Soweit die geschichte des erdapfels von seinen bescheidenen anfängen bis zu seinem völligen triumph auf den feldern des europäischen kontinents. Wie aber verhält sich der veritable kochkünstler angesichts dieser heute leider zur kümmerlichen beilage degradierten frucht? Ich stelle diesee frage rein rhetorisch und gehe sogleich in medias res: er bereitet das einzige original spezial-erdäpfelgulasch nach art des genialen Albertus Delavignus zu, diese kaum über Wien hinaus bekannte ambrosia des armen mannes. Es haben sich freilich durch zwischenkunft übelster modernster verschiedene afterrezepte breitgemacht, manche davon betiteln sich kartoffelgulasch oder prunken mit noch unsachgemäßeren bezeichnungen, was wunder, daß es sich dabei durchaus um schale schleimsoßen, fastensüppchen und schreckliche strafmähler handelt, aberrationen mit unverständigen essigzugaben, gewürzgürklein, knackwurstscheibchen, paradeiserscherzchen et cetera sonder grazie.

Im vergangenen herbst erst, sah ich in einer antwerpener privatversammlung einen völlig unbekannten Gauguin, ein gemälde aus der letzten schaffensperiode des meisters: To e patato tulasi. Es stellt eine robuste hübsche polynesierin dar, die, vor einer art zigeunerfeuer auf den fersen hockend, mit einem holzkochlöffel den inhalt eines allem anschein nach aus Frankreich eingeführten gußeisentopfes umrührt. Im tagebuch des malers konnte ich folgendes nachlesen (ich übersetze zum besseren verständnis ins deutsche): Nanitanaaupo kocht mir jetzt seit einigen tagen die mahlzeiten. Nanitanaaupo, die ich kurz Nani nenne, ist eine junge frau, die zu mir beim ersten anblick zutrauen gefaßt hat — und ich zu ihr. Ich fühle bei ihrer kost förmlich wie sich meine verlorengeglaubten lebensgeister zu regen beginnen. Zweimal in der woche bereitet sie mir potato tulasi zu, das inzwischen mein leibgericht geworden ist. Eine art scharfer soße aus zwiebeln, zu scheiben geschnittenen bataten, rotem pfeffer, pfeilwurzmehl und meerwasser. Ein wahres aphrodisiacum!

Ich muß gestehen, mir war beim lesen dieser zusammensetzung eines tahitianischen erdäpfelgulsches nicht sehr wohl zu mute, trotz meiner großen wertschätzung für Gauguin, trotz aller freundlichen gefühle für ein sonniges naturkind der südsee und dessen außerordentliche qualitäten in puncto küche und lager.

Ich möchte bei dieser gelegenheit am rande erwähnen, daß ich mich vor einigen tagen mit einem ungarischen freund über die orthodoxe zubereitung von erdäpfelgulasch unterhielt, über papriás krumpli, wie er es bezeichnete (was für mich schon eine nicht geringe zumutung war). Und obschon er im prinzip mit mir übereinstimmte, so hatte er dennoch die eher abwegige ansicht, etwas gemahlenen kümmel oder und pfeffer als unerläßlich zu finden, ja, er mißbilligte sogar das bestäuben der gewürfelten erdäpfel mit mehl! Das gulasch müßte, so sagte er, klar und durchsichtig wie consommé sein! Nein, nein, und abermals nein! Vielleicht fand sein vernacularer geschmack das reizvoll, allein mit feiner cuisine hat das nichts mehr zu tun.

Völlig abzulehnen sind allerdings ungewürfelte, wenn auch kleinste erdäpfel, wie Señor Sartén, der koch Alphon XIII. in seinem ansonst hochinteressanten memoirenwerk Cuarenta años despues beschreibt. Dieser nicht unbegabte mann berichtet doch tatsächlich über die von ihm ersonnenen patatas revolucionarias o golaches, ich zitiere: Peladas bastante cantidad de patatas lo más pequeñas posible, se lavan y escurren bien, se guisan como las demás en un frito de cebolla, ajo y tomate (sic!). Knoblauch und paradeiser und ungewürfelte erdäpfel! Kein wunder, daß bei dieser revolutionären küche die spanische monarchie zugrunde gehen mußte.

Ich könnte gewiß noch dutzende solcher appetitschmälernder rezepte anführen, doch was solls? Das einzig original spezial-erdäpfelgulasch besteht indessen aus drei grundelementen, zwei gewürzen und reinem wasser. Ich berechne die nötigen mengen für zwei mittlere esser:

          1 kg speckige erdäpfel
          30 dkg zwiebeln
          10 dkg würfelig geschnittenen bauchfilz
          1 gehäuften eßlöffel paprika (edelsüß und scharf zu gleichen teilen gemischt)
          1 gehäuften teelöffel salz
          heißes wasser

Man stelle nun zu beginn keinerlei yogaübungen an, allerdings sei man tadellos rasiert, der schnurrbart sei dem anlaß entsprechend gepflegt, man gehe noch einige minuten in den garten, betrachte das rosenrondell, erbaue sich kurz an den narzissen und schwertlilien, mache eine besinnliche runde um den teich, entwerfe tief durchatmend ein kleines gedicht. Darauf begebe man sich heiter lächelnd in die tadellos aufgeräumte küche, binde eine saubere weiße schürze vor, reinige nochmals fingernägel und hände, trockne diese mit einem vorgewärmten frottétuch, zünde die gasflamme an (kein elektroherd!), setze eine gußeiserne casserolle auf das feuer, lasse in dieser den würfelig geschnittenen bauchfilz aus. Inzwischen hat man die zwiebeln feinnudelig geschnitten, füge sie bei und lasse sie im heißen fett schön goldbraun rösten. Ist man so weit, stelle man die casserolle vom feuer und bringe die mit glattem mehl leicht gestaubten erdäpfelwürfel (ca. einen zoll im quadrat) dazu, rühre alles einige male um, stelle die casserolle wieder auf das feuer und warte, nach gelegentlichem umrühren, bis die erdäpfel gut blanchiert sind. Sodann nehme man die casserolle abermals vom feuer und überstreue alles mit dem paprika, rühre wieder um und gieße schließlich heißes, aber nicht kochendes wasser gerade soviel auf, daß die erdäpfel leicht bedeckt sind. Nun salze man nach geschmack und lasse das ganze zugedeckt bei kleiner flamme köcheln. Sind die erdäpfel gar, ist das gulasch praktisch fertig und kann serviert werden (suppenteller!). Wohlhabenderen leuten ist es erlaubt, dem erdäpfelgulasch noch einen schuß madeirawein beizufügen, für damen empfiehlt sich ein eßlöffel süßsaurer rahm (süßrahm mit einem spritzer limonensaft), der bei tische mit einer gabel in der gereichten portion verrührt wird. Dazu ißt man, wenn vorrätig, einige schnitten frisches kümmelbrot.

Written by Wolf

18. April 2009 at 3:39 pm

Posted in Laderaum

I don’t think you’re happy enough

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Written by Wolf

16. April 2009 at 4:10 am

Posted in Meeresgrund

We could have, we should have, we didn’t

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Update zu And it will be the last thing I do:

The Great Park, Stephen Burch, Sounds of nature, The Argus (Brighton newspaper)13/12/08. Feature on Woodland RecordingsThe Great Park in Person von Stephen Burch spielt mit Unterstützung von Liz Green am 19. April 2009 ab 20 Uhr im Münchner Südstadt. Auch zwei solche, die ohne weiteres meine Lieder vertonen dürften.

Anspieltipp The Great Park: We Could Have We Should Have We Didn’t;
Liz Green: Sit Down You’re Rocking the Boat.

Sie kommen doch auch, am Sonntag? Ich bin der lange Ungekämmte mit der Brille in Flip-Flops, weil das Südstadt bei mir um die Ecke liegt. Im Kneipenfenster hängt nur das Plakat für Liz Green, aber es kommen beide. Wer mir einen Ausdruck dieses Artikels vorzeigt, kriegt einen Absinth spendiert.

Bild (click big): The Argus (Brighton newspaper),
feature on Woodland Recordings, 13. Dezember 2008.

[Edit Freitag, den 17. April 2009:] Jetzt kann ich doch nicht am Sonntag, ich singe dann wie immer in Abwesenheit selber, und niemand muss mein sparsam blickendes Gesicht fürchten. Sparen Sie sich also den Ausdruck und kaufen Sie trotzdem dem Südstadt einen Absinth ab. Eine lohnende Ausgabe. Aber nur einen, am Montag ist die Nacht rum.[/Edit]

Written by Wolf

15. April 2009 at 12:13 am

Posted in Reeperbahn

The Poet, the Physician, the Farmer, the Scientist (My Antediluvian Baby)

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Update zu Gone Stag:

Thou art perfect then, our ship hath touch’d upon
The deserts of Bohemia?

Shakespeare: A Winter’s Tale III,3

Ich war ein lausiger Soldat. Ich war Urlaubssachbearbeiter bei den Fernmeldern in Kötzting, weil ich zu faul zum Verweigern war. Irgendwann war es mir egal, wie oft mein Geschäftszimmerfeldwebel, ein blaurasierter Wichtigtuer von fünfundzwanzig, mich am Tag anschiss. Ich hielt aus, versuchte einen Sinn darin zu sehen, Soldaten wenigstens ein paar Tage in Urlaub zu schicken, und wartete aufs Wochenende. An den Wochentagen besoff ich mich allabendlich viehisch und sang Lieder zur Klampfe.

Freitags zum Dienstschluss war es schon dunkel. Meistens war ich der Letzte in der Schreibstube, der die Schicht vom Fernmeldeturm abwartete und alle ins Wochenende schickte, bevor er zusperren durfte. Von der Kaserne ging es bis zur Bushaltestelle stetig bergab. Der letzte Bus des Tages, vielleicht sogar der einzige, was mich nicht wundern würde, fuhr vom Bahnhof aus nach Cham, von wo ein gewisser Bahnverkehr in Richtung Nürnberg herrschte. Dann wälzte er sich eine unverhältnismäßig lange und umständliche Strecke durch den Landkreis mit ein paar Ortschaften, deren Namen selbst ihre Einwohner vergessen. Jedes Mal war ich der einzige Fahrgast.

Schon in der zweiten Woche, in der ich mitfuhr, erwartete der Busfahrer mich, ein junger Schnauzträger mit Fußballermatte. Wir grüßten uns stumm. Zwei arbeitende Mannsbilder in ungeliebten Jobs zur falschen Zeit am falschen Ort, solche erkennen einander. Er wartete nicht auf weitere Mitfahrer und warf den Diesel an, sobald ich saß. Auf dem vorderen Sitz, damit ich möglichst schnell wieder rauskam, mein kleines Sturmgepäck neben mir auf dem Fensterplatz. Er stellte Bayern 3 an, weil klar war, dass man das mit mir machen konnte.

Einmal grüßte er mich nicht mehr. Er wartete, bis ich saß, warf seinen Diesel an und fing an, wie es sein Job war, mit seinem Geschaukel durch die Oberpfalz. Auf Höhe Chammünster fragte er: “Stört’s, wann i rauch?” Ich hatte ihn noch nie sprechen gehört.

“A wo”, sagte ich, “i rauch höchstens mit.”

“Mogst aa oa?” fragte er und schüttelte, ohne den Blick von der Landstraße zu wenden, sein Zigarettenpäckchen in meine Richtung. Er nahm den Zigarettenanzünder vom Armaturenbrett, ich kramte in meinen Grünzeughosentaschen. Wir rauchten stumm. Das war seine Entschuldigung dafür, dass er nicht gegrüßt hatte.

In diesem Moment brach auf Bayern ein neues Lied los. Ein altes, damals schon, so alt wie ich, 1968. Atlantis von Donovan. Und plötzlich konnte Cham mit seinem Bahnhof, mit seinen Zügen in meine Heimat, gar nicht weit genug weg liegen. Der Busfahrer rauchte und bekam einen Blick, wie ihn Seeleute, Cowboys und Country-Musiker haben — Leute, die viel in die Ferne sehen, den Horizont absuchen — Männer, die Dinge kommen sehen. Er wischte sich die Augen, vielleicht weil ihm Rauch hineingekommen war.

Das Lied dauerte fünf Minuten, dann passierten wir das Chamer Ortsschild. Noch nie war mir Cham so vertraut vorgekommen; ich wusste, wo man zum Bahnhof abbiegen musste, wo das Moonlight lag, in dem die Nicki verkehrte, zwei Gassen weiter in der Altstadt sollte noch ein neunzigjähriger Bürstenbinder praktizieren, und dass ich da vorn am Eck mal ins Mephisto wollte.

Verkehrsdurchsage. “Des is a Musik”, sagte ich atemlos, er sah mir meine Geschwätzigkeit nach. Unsere Zigaretten waren gleichzeitig ausgegangen.

“Nächste Woch!”

“Nächste Woch.”

Fünf Minuten erinnerten sich zwei Mannsbilder, die nicht hierher gehörten, daran, dass der Mensch eine Stimme hat. Nicht nur eine innere, die nach zu vielem Schreien nach Liebe heiser wird. Dass der Mensch träumen darf und warten, dass etwas anfängt, aber sich nicht wundern, wenn er den Moment verpasst hat.

Ich habe nie herausgefunden, ob das gut ist oder schlecht. Lieder wie Atlantis lehren uns an eine höhere Instanz glauben, denn sie sind ihr Medium. Und gerade Schleifen wie Way down below the ocean, where I wanna be, she may be kann man endlos vor sich hin singen, mindestens bis nach Nürnberg, sicher bis nach Amerika. Der eine greift mit ihnen im Ohr Sachen an, dem anderen genügt das Wissen um ihre Melodie. Das sind die, die ihr Leben verrauschen lassen. Wieder unter denen jammern die einen darüber, die anderen lernen es nach ein paar Jahrzehnten der Verzweiflung endlich hinzunehmen. Das sind die Weisen.

Wahrscheinlich ist schon die Frage nach Gut oder Schlecht unzulässig. Es ist wie es ist, und fürs Universum ist die Schöpfung damit erledigt, oder was sonst lernen wir aus Büchern wie Moby-Dick? Man muss sich nicht persönlich getroffen fühlen, wenn man einem Lied wie Atlantis begegnen darf. Schon gar nicht, während man durch die meerferne Oberpfalz gondelt.

In der nächsten Woche grüßten der Busfahrer und ich uns stumm. Auf Höhe Chammünster fragte er: “Stört’s, wann i rauch?”

“A wo”, sagte ich, “i rauch höchstens mit.”

Bayern 3 spielte Nicki.

Lied: Donovan: Atlantis, 1968, auf: Barabajagal, 1969.

Written by Wolf

14. April 2009 at 12:24 am

Posted in Fiddler's Green

Rogue’s Gallery: The Art of the Siren, #25

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Song: Loudon Wainwright III
(yes, that’s right — that one who appeared in several episodes of M*A*S*H):
Good Ship Venus (3:15 minutes)
from Rogue’s Gallery: Pirate Ballads, Sea Songs, and Chanteys, ANTI- 2006.
Buy CD in Germany and elsewhere.
Image: Ms. Camille on Driftwood: MPL Studios.

Lyrics:

On the good ship Venus
by Christ you should have seen us
the figurehead
was a whore in bed
sucking a dead man’s penis.

The captain’s name was Lugger
by Christ he was a bugger
he wasn’t fit
to shovel shit
from one ship to another.

And the second mate was Andy
by Christ he had a dandy
till they crushed his cock
on a jagged rock
for cumming in the brandy.

The third mate’s name was Morgan
by God he was a gorgon
from half past eight
he played till late
upon the captain’s organ.

The captain’s wife was Mabel
and by God was she able
to give the crew
their daily screw
upon the galley table.

The captain’s daughter Charlotte
was born and bred a harlot
Her thighs at night
were lily white
by morning they were scarlet.

The cabin boy was Kipper
by Christ he was a nipper
he stuffed his ass
with broken glass
and circumcised the skipper.

The captain’s lovely daughter
liked swimming in the water.
Delighted squeals
came when some eels
found her sexual quarters.

The cook his name was Freeman
and he was a dirty demon
and he fed the crew
on menstrual stew
and hymens fried in semen.

And the ship’s dog was called Rover
and we turned the poor thing over
and ground and ground
that faithful hound
from Teneriff to Dover.

When we reached our station
through skilful navigation
the ship got sunk
in a wave of spunk
from too much fornication.

On the good ship Venus
by Christ you should have seen us
the figurehead
was a whore in bed
sucking a dead man’s penis.

Explanatory liner notes by ANTI-:

Among the filthiest series of limericks ever collected and written down, this gem was first put to paper by Christopher Logue in Count Palmiro Vicarion‘s Book of Bawdy Ballads [available in Amazon.com and in Germany], courageously published by the notorious Olympia Press (Maurice Girodias) in 1956. Maurice was a much persecuted man. He also published Lolita and Lady Chatterley’s Lover. Old time sailors would surely have been proud.

Wikipedia (stub, to date of January 18, 2009):

Good Ship Venus, also known as Friggin’ in the Riggin, is a bawdy drinking song devised to shock with ever increasingly lewd and debauched sexual descriptions of the eponymous ship’s loose moralled crew. The tune usually used (especially for the chorus) is “In and Out the Windows”. The lyrics, as with all folksongs, show variations — sometimes vast changes from performance to performance and from singer to singer. […]

The usual rhyming structure for this song is the limerick AABBA structure. The sexual lexis used throughout the poem is limited in its depravity only by the respective singer’s gratuitous imagination.

British punk band The Sex Pistols recorded a version which appears on their Great Rock ‘n’ Roll Swindle album. The American Thrash metal band Anthrax covered the Sex Pistols’ version. […]

Whenever a ship was required in The Goon Show, it was often named the “Good Ship Venus” or “HMS Venus”, one of several references to dirty jokes the Goons managed to get past the 1950s BBC censors. […]

Shout-out: Exactly these recent days, Mr. Hulton Clint published another shanty for adult listeners — and singers: Seraphina from Salty Dog’s Uncensored Sailor Songs. Listen if you can.

Written by Wolf

12. April 2009 at 12:01 am

Posted in Siren Sounds

Zwischenostern (If you accept the pain, it cannot hurt you)

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Es verlautet: Der Zürcher KEIN & ABER, dessen Hervorbringungen man unbesehen zusammenkaufen kann, sobald sie nur erscheinen, veranstalten einen besonders schönen Wettbewerb: Sie sollen den Namen für den 89. Band der Vegetarischen Abenteuer Bibliothek finden. Das geht bis 31. Mai, die ersten 88 bibliophilen Bände mit Lesebändchen aus Tofu und essbarem Schutzumschlag gibt’s schon vorher.

Fast so schön wie das

—> Osterwichteln <—

auf Moby-Dick™, gell? Sie denken doch dran? Auch daran, dass heute der letzte Tag vor Ostern ist, an dem die Post geöffnet hat? — Nein, am Samstag schaffen Sie’s nicht mehr, da trocknen Sie Ihre Karfreitagstränen oder wenn Sie Heide sind, schlafen Sie Ihren Feiertagskater aus.

Hugh MacLeod, How to be creative

Bild: Hugh MacLeod: Ignore Everybody. Endlich eins für hinter den Spiegel, vor allem von der Größe her — auch wenn die neueren Checklisten aus dem Themenkreis Live Your Life and Be Yourself (oder umgekehrt) eher empfehlen: “Stop blogging” und “Don’t worry about finding an inspiration. It comes eventually” doppelt vorkommt. Über eins von beiden kann man ja dann den Tesafilm kleben. Dieses ewige zwanghafte Kreativsein ist ja ebenso überschätzt.

Danke an Cara aus der Fehlerteufelei!

~~~|~~~~~~~|~~~

Maritimer Osterohrwurm: Wreckless Eric: Whole Wide World 1978,
bekannt aus Stranger Than Fiction 2006.

Written by Wolf

9. April 2009 at 1:21 am

Posted in Kommandobrücke

Raubein, Großmaul, Hasardeur, Hallodri — der tollste Hecht aller Zeiten

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Update zu Herz des Positivismus:

Wer etwas wie diesen Roman schreibt, sollte dann auch die Hauptrolle spielen müssen.

Daniel J. Gall: Hochseeabenteuer gesetzter mittelalter Herren oder todgeweihte Piraten, 2. Juli 2007.

Marlon Brando, Donald Cammell, Madame Lai, Cover marebuch April 20091979 war der Roman fertig, durfte aber nicht zu Lebzeiten der beiden Autoren veröffentlicht werden. Heißa, was das für ein Bestseller geworden wäre.

Marlon Brando und Donald Cammell schätzten sich ein Leben lang gegenseitig, ihre Freundschaft pflegten sie anhand hochfliegender Filmprojekte. Ihr Werden, Vergehen, Durchspielen, Beatmen, Verkaufen und Begraben wechselten wie Liz Taylors Ehemänner, ein Film kam dabei nie zustande. Immerhin den Roman Fan Tan, für den man wenigstens keine Schauspieler zusammencasten, Funds raisen und Produzenten beknien musste, sondern den man in regelmäßigen Südseeurlauben in der Palmenhütte zusammenschreibseln konnte, hat Brandos Witwe China Kong 2005 von David Thomson vollenden lassen und freigegeben. Die deutsche Fassung erschien 2007 als Madame Lai wo sonst als beim marebuchverlag und jetzt im April 2009 ebenda als Taschenbuch.

Eine grandiose Räuberpistole ist es geworden. Über Marlon Brandos Genie als Darstellungsarbeiter wurde im Lauf eines halben Jahrhunderts das Nötige gesagt, Donald Cammell hat 1968 mit Performance Tarantino vorweggenommen: nichtlineare Erzählweise, Schnitte wie in Musikvideos, Cut-ups, überdeutliches Gevögel als Kunst und Drogenverherrlichung nicht zu knapp — man kann es gut oder schlecht finden, wegweisend auf alle Fälle.

So ein Regisseur versteht sich natürlich besonders gut mit einem Schauspieler, der sich ab einem gewissen Ruhmespegel (der Mann hinterließ 20 Millionen Dollar und eine Inselkette in der Südsee) raushängen lässt, dass er’s eigentlich nicht mehr nötig hat, und sich seine Rollen, wenn überhaupt, danach aussucht, ob die Schauspielerin, mit der er seine Sexszenen hat, hübsch genug ist. Ihre Romanschreibeurlaube betrachteten die Kumpels als Familienangelegenheit.

Diesen Geist atmet auch Fan Tan. In den Worten des marebuchverlags liest sich das:

Madame Lai ist die ungefilterte Essenz von Marlon Brandos Träumen, Fantasien und Obsessionen — das Vermächtnis eines entfesselten Genies, in dem in einem Sturm aus Sex und Verbrechen zwei Giganten aufeinanderprallen.

Die beste einsehbare Besprechung von Ray Young puts it like this:

Marlon Brando, Donald Cammell, Fan TanThere’s been some talk in the press about how the novel’s main character, Anatole ‘Annie’ Doultry, is the kind Brando would have loved to play on screen. But this thin sketch of a man floats over a hackneyed plot, one that was to have been fleshed out (with co-author Donald Cammell, the film director) for a movie that never went beyond the planning stages. Brando and Cammell’s combined notes—napkin doodlings? inebriated rants? audio tapes encrusted with lunch?—were culled together by film critic David Thomson, whose stamina and endurance should not go unnoticed. Filling less than three hundred pages, Fan Tan is a numbing chore to read, and Thomson’s task would’ve pushed a lesser man to the brink.

Not that the work is entirely without purpose or narrative structure. Strikingly odd imagery comes alive during all-too-brief passages, such as one concerning an hallucinatory drug experience, and another with a tortured man’s consumption of his own toe. But they’re outweighed by so much rambling nonsense, tiresome blather about prison cockroach races and the rather bland profile of the soldier of fortune making shaky deals with a Dragon Lady.

Nor is it easy to picture Brando as ‘Annie,’ a character more suited to the Robert Mitchum of, say, Josef von Sternberg’s Macao wandering onto the set of Sam Fuller’s China Gate, tussling with Angie (‘Lucky Legs’) Dickinson in yellow face. Flat and underdeveloped in its irony and cynicism, the prose has a dash of old school jingoism and the tourist’s eye for Asian culture. As if to underline its own shortsightedness, the novel barely notices its one readily available metaphor, the structure of the Chinese casino game of Fan Tan in relation to ‘Annie’ in his everyday house of cards.

Da mag er Recht haben. Es kann aber auch um die Story hinter der Story gehen — dass die zwei Filmfreaks sich in einem Roman ausgetobt haben, den sie schon immer mal lesen und verfilmen wollten, bevölkert mit schönen Frauen asitischen Gepräges und ausgepichten Piratenhallodris, die sie sogar sein wollten. Ego-Literatur, wie man sie gerade im jungen Jahrtausend von Pubertierenden jeglichen Alters kennt und praktischerweise nach den ersten drei Beispielen nicht mehr bis zu Ende lesen muss. Einem gewissen brainsplatter fiel 2007 zum Hardcover auf:

Kleinigkeiten, die auffallen und unstimmig sind: ist es wirklich wahrscheinlich, daß ein Waffenschmuggler in Südostasien 1927 über den erst 1922 in englisch erschienen Tractatus Logico-Philosophicus räsoniert? Glauben die Chinesen tatsächlich an Wiedergeburt oder sind das nicht doch eher die Inder? Was ist mit “Schlehdorn” gemeint? Schlehe, Schwarzdorn oder keins von beiden?

Zum fast geflügelten Wort im Buch wird der Satz: “…, aber das ist eine andere Geschichte” mit dem Brando – ja, was eigentlich? Ich weiß es nicht. Bekommt Doultry nach langem hungern Essen gebracht, klingt das bei den Autoren so: “Im Mahlwerk seines Mundes erwachten die Speicheldrüsen unter dem köstlichen Anflug leichter Stiche.”

Stimmt ja alles. Trotzdem bleibt es dabei, dass das Setting mit der raubauzigen Schießbude von Personal und dem hanebüchenen Seemannsgarn von Plot einfach Spaß machen.

Randbeobachtung zum Kleine-Mädchen-Beeindrucken: Die deutsche Ausgabe ist möbliert mit einem Vorwort von Truman Capote, das Taschenbuch auch mit einem von der o.a. Witwe. Wenn wir unterstellen, dass er das zeitnah zur Fertigstellung des Romans 1979 geschrieben hat — zur Erstveröffentlichung 2005 waren alle Beteiligten schon tot –, war das drei Jahre, nachdem er im Alter von 52 als bester Nachwuchsdarsteller einen Golden Globe gewonnen hatte; Brando dagegen polierte sein Vermächtnis ein letztes Mal in Apocalypse Now auf. Warum so schnell, das Vorwort, und wozu ins Leere, werde ich mal weiter beobachten.

Es hat viel von Joseph Conrad: die Südsee voller europäischer Käuze, die am anderen Ende der Welt ihr Leben verändern, mit einem Anspruch ins Allgemeingültige — geschrieben von einem (respektive zweien), deren Baustelle eigentlich woanders lag: die von Conrad im polnischen Übersetzungsgewerbe (die britische Seefahrt war ja schon biografisches Fremdgehen), die von Brando und Cammell in Hollywooder Szenediskotheken. So hätte Conrad geschrieben, wenn er bei Sinnen gewesen wäre. Der eine lebt’s, der andere nicht, wieder andere wenigstens als Räuberpistole.

Unterstützet Moby-Dick™ und erwerbt Fan Tan und Madame Lai!

Trailer: Performance, 1970.

Written by Wolf

8. April 2009 at 12:07 am

Posted in Reeperbahn

Grabstein

with 3 comments

Jesse Woodson James: 5. September 1847 in Centerville, Missouri; † 3. April 1882 in Saint Joseph, Missouri.

Nicht jeder Henker hat eine hübsche Tochter die kein Blut sehen kann

Nicht
jeder Henker hat
eine hübsche Tochter
die kein Blut sehen
kann

Franz Dobler: Grabstein
aus: Jesse James und andere Westerngedichte, Bommas Verlag Augsburg 1992

Bild: Annie, Bertha und Cynthia am C-Turm im E-Garten, Oktober 2002.

Written by Wolf

3. April 2009 at 4:23 pm

Posted in Laderaum

Rogue’s Gallery: The Art of the Siren, #24

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Song: Jack Shit: Boney (1:55 minutes)
from Rogue’s Gallery: Pirate Ballads, Sea Songs, and Chanteys, ANTI- 2006.
Buy CD in Germany and elsewhere.
Images: A fine selection of multi-originated pictures on the topic Walk Like a Pirate.

Lyrics:

Boney was a warrior
A warrior a terrier
Boney beat the Prussians
The Austrians, the Russians

Boney went to school in France
He learned to make the Russians dance
Boney marched to Moscow
Across the Alps through ice and snow

Boney was a Frenchy man
But Boney had to turn again
So he retreated back again
Moscow was in ruins then

He beat the Prussians squarely
He whacked the English nearly
He licked them in Trafalgar’s Bay
Carried his main topm’st away

Boney went a-cruising
Aboard the Billy Ruffian
Boney went to Saint Helen’s
He never came back again

They sent him into exile
He died on Saint Helena’s Isle
Boney broke his heart and died
In Corsica he wished he stayed

Boney was a warrior
A warrior a terrier
Boney was a warrior
A warrior a terrier

Explanatory liner notes by ANTI-:

Boney is, of course, Napoleon Bonaparte, whose exploits are recounted in much abbreviated, but fairly accurate fashion in this halyard or fore-sheet chantey. The chantey probably originated from a street ballad of the times.

Written by Wolf

2. April 2009 at 1:42 am

Posted in Siren Sounds

Osterwichteln

with 8 comments

Die Menschen, so leicht sie’s haben könnten, wollen keine suspekten Gewinnspielpreise vom bösen Märchenonkel, schon wieder gleich Ostern und weit und breit kein Geschenk. Dabei kriegt jetzt von mir jeder eins.

Schenken Sie mir was zu Ostern, und Sie kriegen etwas Vergleichbares von mir zurück: Wer mir ein Buch schickt, kriegt eine fast einwandfrei erhaltene Rarität aus dem, nun ja, Antiquariat. Wer mir eine CD von seinen aktuellen Ohrwürmern aufnimmt, kriegt eine von mir, die nicht zwingend von The Muffs oder The Singing Adams sein muss. Wer mir was bastelt — worunter auch Bildermalen, Gedichteschreiben und Sockenstricken fällt –, kann mich von so genannter wichtiger Arbeit abhalten, weil ich mir dann auch sowas ausdenken muss, und wer mir falsch verstandene Liebesbriefe, einen Nacktputzer für Ostermontag oder Spreizbildchen schickt (nämlich welche von sich selbst, aber kommt drauf an), muss sich hinterher nicht wundern. Um die marketingpsychologisch bedeutsame Grenze von zwanzig Euro einzuhalten, reden wir nicht so sehr über Geschmeide denn über schöne Postkarten. Ist mir sowieso lieber.

Meine Adresse ist erstens ziemlich verbreitet, zweitens problemlos erstalkbar und drittens kein Geheimnis für freundliche Menschen. Weil’s meine Idee war, schicken Sie zuerst. Kann ich bis zum ersten Posttag nach Ostern, das wäre am Dienstag, 14. April, was haben?

Als Zugeständnis an den 1. April: Götz Widmann & Holger Brömel:
Hank starb an ‘ner Überdosis Hasch,
live im Coffeeshop Joint Venture, Arnhem 1996,
auf: Harmlos 2006
(für die Freaks: a-Moll/G-Dur Turnaround).

Written by Wolf

1. April 2009 at 12:01 am

Posted in Kommandobrücke