Moby-Dick™

Leben mit Herman Melville

Archive for July 2009

Das Ende des Pützpatzers

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Update zu 8 oder 9 oder 80 oder 90 Eimer und 2 E-Mails.

La Petite Twinkie, Concentrate, 20. April 2008Jürgen sagt:

Was mich daran erinnert, dass die Rathjen-Übersetzung im Juli ja im Taschenbuch kommt – und dann als kostenloses Lese-Exemplar auch ins Haus Wolf geliefert werden soll. Jedenfalls hat mir das die Dame vom Fischer-Verlag zugesagt… (Und ich hab’ ihr im Gegenzug eine Besprechung auf Moby-Dick™ zugesagt…)

Und Wolf darauf:

Ich krieg ein Leseexemplar? Hui, wow, wie find ich denn das… Fortgeschritten klasse find ich das ja. Besprechung zugesagt heißt, dass du sie schreibst? .ò)

Dieser Tage erfuhr auch ich durch eine ebenso überraschende wie überraschend gewichtige Post, mit welchem Wort ich ausnahmsweise Post meine, dass Jürgen schon am 28. Februar an Frau Ursula Kracht vom Fischer Verlag gemailt hat:

Hallo Frau Kracht,

mein Name ist Jürgen [Jessebird], ich arbeite in der Buchhandlung [Dings] in [Bums]. Mit großer Freude habe ich gesehen, dass Fischer im Sommer in seiner wunderschönen Klassiker-Reihe endlich auch den “Moby-Dick” bringt, noch dazu in der besten aller Übersetzungen: der von Friedhelm Rathjen. Ich habe Herrn [Buchhandelsvertreter] hoffentlich lange genug bearbeitet, so dass er wenigstens ein oder zwei Exemplare vorbestellt hat…?

Und dazu habe ich folgende Idee: Ich schreibe mit an einem Web-Projekt namens “Moby-Dick™” (unter ismaels.wordpress.com). Da lesen ein paar seltsame Gestalten den “Moby-Dick” und schreiben darüber. Wenn Sie eine bestimmt originelle Online-Besprechung der Fischer-Ausgabe haben möchten, dann senden Sie doch unserem Webmaster, Wolf Gräbel, eine Lese-Exemplar!

[Lieferadresse für wohlwollende Zuwendungen]

Der würde sich bestimmt freuen und seiner Freude auch Luft machen! Und dann könnte ich auch herausfinden, ob der “Pützpatzer”, der in der Ausgabe von Zweitausendeins drinsteckt, in dieser Ausgabe “behoben” ist… (Details unter http://planet9.wordpress.com/2008/01/10/moby-dick-ubersetzung-die-losung)

Schöne Grüße aus [Bums]!

[Unterschrift und Adresse für noch mehr wohlwollende Zuwendungen]

“Da lesen ein paar seltsame Gestalten den ‘Moby-Dick’ und schreiben darüber.” Herrschaften, was hab ich schon daran herumformuliert, wer hier eigentlich was tut, und so einfach wär’s gewesen. Die großen Wahrheiten sind ja immer die ganz einfachen (E=mc²). Also sagen wir es so schlicht wie möglich:

Das Leseexemplar ist da. Danke, Frau Kracht (verwandt?); danke, Jürgen!

Und das Spannendste: Der erwähnte Pützpatzer (cit. Rathjen/Jessebird, 2008) ist tatsächlich behoben. Es heißt jetzt in Kapitel 78: Zisterne und Pützen:

Ob’s nun so war, daß Tashtego, jener wilde Indianer, so unachtsam und leichtsinnig gewesen, für einen Augenblick seinen einhändigen Halt an den großen vertäuten Taljen, die den Kopf hielten, fahrenzulassen; oder ob der Platz, wo er stand, so trügerisch und schlickig; oder ob der Leibhaftige persönlich es gewollt, daß es so ausfalle, ohne seine besonderen Gründe dafür anzugeben; wie’s genau geschah, das läßt sich nicht mehr sagen; doch ganz urplötzlich, als die achtzigste oder neunzigste Pütz schlürfend hochkam — mein Gott! der arme Tashtego — der stürzte wie der entsprechend gegenläufige Zwillingseimer bei einem richtigen Brunnen kopfüber in dieses große Heidelburgher Faß hinunter und entschwand mit einem fürchterlichen öligen Gurgeln spurlos allen Blicken!

So steht

Whether it was that Tashtego, that wild Indian, was so heedless and reckless as to let go for a moment his one-handed hold on the great cabled tackles suspending the head; or whether the place where he stood was so treacherous and oozy; or whether the Evil One himself would have it to fall out so, without stating his particular reasons; how it was exactly, there is no telling now; but, on a sudden, as the eightieth or ninetieth bucket came suckingly up—my God! poor Tashtego—like the twin reciprocating bucket in a veritable well, dropped head-foremost down into this great Tun of Heidelburgh, and with a horrible oily gurgling, went clean out of sight!

Indigo Vapour, Cosy Sarah, 11. Februar 2007korrekt übersetzt in der neuen Ausgabe von Moby-Dick bei Fischer Klassik in der Übersetzung von Friedhelm Rathjen, Juli 2009, auf Seite 508. In den Hardcovers bei Zweitausendeins und mare stand noch auf Seite 484: “die achte oder neunte Pütz”. Das ist ein Übersetzungsfehler in einem minder schweren Fall (das “Heidelburgher Faß” hingegen ist keiner, vielmehr ein angemessen übertragener Melvillismus), der Herrn Rathjen nur unterlaufen konnte, weil er seine Übersetzungen unerschrocken gleich zweimal schreibt: das erste Mal von Hand; und da in einer reichlich doktoralen Handschrift. Jürgen hat’s gemerkt, Rathjen hat’s eingeräumt, ein Lektor bei Fischer hat’s verbessert. Sag noch einer, Weblogs hätten keine Macht.

Das Fischer-Taschenbuch enthält naturgemäß den gleichen Text wie das mare-Hardcover, das uns als Rathjen-Referenz maßgeblich bleiben soll. Denn das Taschenbuch enthält nicht: die bei mare zugehörige vollständige Einlesung von Christian Brückner, was auch denkbar unverschämt zu verlangen wäre — vor allem aber enthält es nicht die Illustrationen von Rockwell Kent. Bei fortschreitendem Lesen gewinnt die Übersetzung von Rathjen immer mehr gegenüber der von Matthias Jendis, die “nur” eine tiefgreifende Bearbeitung der Rathjenschen ist. Das bedeutet vor allem: Hardcover und Taschenbuch sind nicht seitengleich, was das Zitieren nicht gerade vereinfacht.

Die Verdienste der mare-Ausgabe sind ja ebendiese Brückner-Einlesung, nach der man unfehlbar noch lange diese verwegene, sensibel kratzige, blitzsauber dosierte Seebärenstimme mithören wird, und ebendiese Rockwell-Illustrationen, bei denen man ganz überrascht ist zu erfahren, dass sie darin erstmals in einer deutschen Moby-Dick-Ausgabe versammelt sind. Das Fischer-Taschenbuch behält bei: viele — nicht alle — begleitenden historischen Primärtexte aus dem Anhang von mare. Im einzelnen:

  • Owen Chase: Bericht vom Schiffbruch des Walfängers Essex;
  • Herman Melville: Notizen zum Bericht von Owen Chase;
  • Jeremiah Reynolds: Mocha Dick; oder der Weiße Wal des Pazifiks;
  • Herman Melville: Skizzen einer Walreise.

Immerhin: Der Mocha Dick von Jeremiah Reynolds gilt immer noch als wunder was für eine Rarität, dabei steht er seit Jahren leicht greifbar ungekürzt übersetzt bei Hugendubel rum, dank Herrn Rathjen und Kollaborateuren — allen voran Norbert Wehr; jetzt sogar als Taschenbuch, es gibt also keine Ausrede mehr. Das alles und noch mehr wurde 2001 von Rathjen für die Originalausgabe bei Zweitausendeins übersetzt. Ferner den gerade für Fachkollegen rasend interessanten Übersetzerbericht vom selben — dann noch Melvilles tabellarischen Lebenslauf, unterschiedlich von dem in der Auswahlausgabe bei Hanser und nicht in den Hardcover-Vorgängern — sowie, ebenfalls nicht in denselben und wie in den Fischer-Klassik-Ausgaben üblich, den Artikel zu Moby-Dick aus Kindlers Literaturlexikon, 3., völlig neu bearbeitete Auflage 2009 — übrigens von Klaus Ensslen und Daniel Göske, dem Herausgeber der Jendisschen Konkurrenzübersetzung bei Hanser.

La Petite Twinkie, Tick-tock, 12. März 2009Faustregel für Buchhändler-Azubis: Hanser-Hardcovers werden btb-Taschenbücher, mare-Hardcovers werden Fischer-Taschenbücher. So auch bei den beiden konkurrierenden Moby-Dick. Der Vorteil an Hanser-btb-Lizenzen: Sie bleiben seitengleich. Das bleiben die mare-Fischer-Migrationen normalerweise auch, nur hier hat’s weder für die Rockwell-Illus noch den Rest des Anhangs gereicht. Schade, das ist ein Verlust. Gerade der Rathjen taugt jedoch, so ohne die teilweise diskutierwürdigen Verbesserungen von Jendis, als Schnellvergleich, was bei Melville wirklich steht. Und dazu ist das Taschenbuch wirklich gut: als Arbeitsgerät. Auch wenn ich weiterhin so frei sein werde, mein feudales mare-Hardcover mit Bleistiftgeschmier zu verunzieren, kommt es bei dem Fischer nicht so drauf an. Rathjen und Jendis bleiben weiter Kopf an Kopf mit eher graduellen als kategorialen Qualitätsunterschieden, als K.o.-Argument zugunsten Rathjen bleibt bestimmt wieder übrig: Er kostet 12,50 Euro statt 13.

Ich finde selber nicht, dass man Kultur von 50 Cent abhängig machen sollte. Wovon sonst, weiß ich allerdings auch nicht.

Die Rathjen-Übersetzung als:

War das jetzt die von Jürgen versprochene “originelle Online-Besprechung”? Da schenkt man in Dreier-Teamwork einer seltsamen Gestalt einen nagelneuen 928-Seiten-Oschi, an dem fast noch die Druckerschwärze verwischt, und er schreibt darüber mäkelige Fremdvergleiche. Allerdings wette ich meinen nahezu melvilleanischen Seemansrauscheflauschebart, dass das gute Stück noch häufige Erwähnung finden wird. Nein, echt, ungelogen, uneingeschränkt, unbenommen: Ist schon ein tolles Buch. Kaufen.

Cover Moby-Dick, Fischer Klassik, Juli 2009

Lustige Bilder: La Petite Twinkie: Concentrate, 20. April 2008, und Tick-tock, 12. März 2009;
Indigo Vapour: Cosy Sarah, 11. Februar 2007, mit dem Zeug zum Lieblingsbild.
Ernsthaftes Bild (größer als bei Amazon wird’s nicht): Fischer Klassik, Juli 2009.

Written by Wolf

28. July 2009 at 7:57 am

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Lieblingswitz

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Update zu The Poet, the Physician, the Farmer, the Scientist:

Der Bauer aus Simonshofen hat sich was gespart und will die Welt sehen. Und mal schauen, wie’s in diesem “Schanghai” zugeht, von dem er in seinen Piratengeschichten gelesen hat.

Wartet auf den Bus nach Lauf. Steigt ein:

“Grüß Gott, einmal nach Schanghai bitte.”

Sagt der Busfahrer: “Ja um Gottes willen, bis Schanghai hab ich nicht. Fahrst halt mit bis Lauf.”

Bauer fährt mit bis Lauf, geht zum Bahnhof: “Grüß Gott, einmal nach Schanghai bitte.”

“Ja um Gottes willen, bis Schanghai hab ich nicht. Bis Nürnberg kann ich Ihnen geben.”

Bauer fährt mit der S-Bahn nach Nürnberg. Geht an den Schalter: “Grüß Gott, einmal nach Schanghai bitte.”

“Ja um Gottes willen, bis Schanghai hab ich nicht. Bis Berlin kann ich Ihnen geben.”

Bauer fährt stundenlang bis nach Berlin. Geht an den Schalter: “Grüß Gott, einmal nach Schanghai bitte.”

“Ja um Gottes willen, bis Schanghai hab ich nicht. Bis Moskau kann ich Ihnen geben.”

Bauer fährt durch die Taiga bis Moskau. Geht an den Schalter: “Grüß Gott, einmal nach Schanghai bitte.”

“Ja um Gottes willen, bis Schanghai hab ich nicht. Bis Wladiwostok kann ich Ihnen geben.”

Bauer fährt mit der Transsibirischen bis Wladiwostok. Geht an den Schalter: “Grüß Gott, einmal nach Schanghai bitte.”

“Ja um Gottes willen, bis Schanghai hab ich nicht. Bis Harbin kann ich Ihnen geben.”

Bauer fährt bis Harbin an die chinesische Grenze. Geht an den Schalter: “Grüß Gott, einmal nach Schanghai bitte.”

“Ja um Gottes willen, bis Schanghai hab ich nicht. Bis Peking kann ich Ihnen geben.”

Bauer fährt durchs fremde China. Geht in Peking an den Schalter: “Grüß Gott, einmal nach Schanghai bitte.”

Kriegt seine Fahrkarte nach Schanghai, fährt hin, schaut sich Land und Leute an. Nach vierzehn Tagen will er wieder heim. Geht an den Schalter:

“Grüß Gott, einmal nach Lauf bitte.”

Lauf links del Pegnitz odel Lauf lechts del Pegnitz?”

Fahrplan Moskau--Wladiwostok

Reportage: Aufgeschnappt 1988 im Gasthof Pillhofer, Nürnberg, gleich neben dem Bahnhof.

Bild: Bolzi.

Written by Wolf

24. July 2009 at 5:39 pm

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Durch den Schlick schrammen

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Update zu München am Meer III: Der größte Buchladen Deutschlands:

Da ist mir wieder ein ganz exquisites Blättchen unterlaufen.

Meeresküste mit Schiffen heißt es und ist von Johan Christian Clausen Dahl 1834 gezeichnet.

Es war in dem schönen, leider recht abgelegenen und daher vergriffenen Band Deutsche Romantik. Aquarelle und Zeichnungen, 2000 bei Prestel herausgegeben Jens Christian Jensen vom Museum Georg Schäfer in Schweinfurt, der die gleichnamige Sammlung ebenda dokumentiert.

In angenehm altmodisch ausführlicher Akkuratesse stehen bei jedem einzelnen Bild Künstlerbiographien, Beschreibungen der Technik und des Zustands jeden Exponats sowie alles Notwendige, was man an Historie und Zusammenhängen weder in Wikipedia noch im Brockhaus findet. ISBN 3791324268, die ist googlefähig. Gefunden bei texxt in der Sendlinger Straße.

Der Band legt uns endlich einen Grund nahe, nach Schweinfurt zu reisen. Stilecht müsste man es heimlich tun und unter einem sach- und fachfremden Vorwand, am besten einen Strohmann vorschicken. Vergleichbar hat Georg Schäfer, ein ansonsten eher rechteckiger mittelständischer Firmenvorstand, seine Sammlung zusammengetragen. Seine Liebe zum aquarellistischen und zeichnerischen Treiben der deutschen Romantik, wie es unter Mitwirken von ausgebildeten Künstlern und noch mehr Dilettanten florierte, um nicht zu sagen: ganz so epidemisch wucherte wie heutigentags die Photographie mit Mobilfernsprechern, gestand er nur seiner Familie und engsten Freunden ein. Unabkömmlich in seinen Brotgewinsten, beauftragte er Agenten, Versteigerungen im ganzen Land zu anzureisen, und stattete sie mit großzügigen Budgets aus, um einen möglichst umfassenden Querschnitt durch seine bevorzugte Periode zu horten. In der Sammlung Georg Schäfer ist nichts wirklich vollständig, aber alles reichhaltig und bunt. Quantität kann eine Qualität sein.

Von Dahl hat Herr Schäfer etliche Blätter gesammelt, selbst innerhalb seines nicht gerade überhypeten Gesamtwerks immer noch nicht die bekannteren Dresdener Ansichten, sondern Nebenprodukte maritimen Anstrichs. Zum Beispiel diese hingeworfene Studie aus wenigen Strichen.

Aber wie das sitzt! Gemäß der Bildlegende ist es in Feder/Tinte und Pinsel/Tusche in Grau auf dünnem, weißem Papier ausgeführt. Eine abgespeckte, sparsame Technik für klare Ansichten. Es dürfte gar kein Strich mehr sein. Die Perspektiven jeden Details sind so geschwind und zielsicher mit der Feder eingefangen wie mit dem Auge wahrgenommen. Der Vergleich ist anachronistisch und darf mir als gewollt popkulturalisierend angekreidet werden — aber das ist die Meisterschaft eines Comiczeichners.

Ich kann Georg Schäfer gut verstehen. Mit ausreichenden Mitteln wäre es nicht meine letzte Idee, eine Sammlung wie die seine einzuhamstern. Das Buch kostet bei texxt noch weniger als auf Amazon, bisher war ich es nur zwei-, dreimal besuchen. Jedes Mal brauchte ich nicht unter einer halben Stunde für unser knospendes Techtelmechtel. Beim Anblick von dem Dahl fiel mir schon beim Kennenlernen umgehend die Klappe runter; gut, dass sie bei texxt für solche Fälle zwei Sofas in die Kunstbandecke gestellt haben (Kellergeschoß, hart backbord).

Als ich zuletzt aufwartete, standen zwei Exemplare feil. In dem linken davon fehlte ein paar Seiten vor dem Dahl ein Blatt, offenbar von einem begeisterten Kunstfreund in aller Eile schlampig und ohne Schneidewerkzeug noch aus dem selben Druckbogen gerissen. Noch ein exquisites Blättchen anscheinend, und: Nein, das war nicht ich. Wenn Sie kommen, um es zu erwerben, passen Sie also auf, dass Sie das unverstümmelte erwischen, oder — ein echter Tipp — verleiten Sie Münchens hübscheste Buchhändlerin, die jungische Magere mit dem ehrlich aufmerksamen Blick, Pferdeschwanz, entwaffnend freundlich aber diskret, zu einer Fachsimpelei über Buchpreisgestaltung. Dann hab ich wenigstens eine Ausrede, mir die 26 (statt 58) Euro zu sparen.

Dahls Biographie nach müsste 1834 die Ostsee Modell gesessen haben. Es sieht aber richtig aus wie Meer, auch wenn solche polnischen Baggerseen nicht einmal uns fränkische Hinterländler weiter scheren sollten.

Johan Christian Clausen Dahl, Meeresküste mit Schiffen, 1834

Bild: Johan Christian Clausen Dahl: Meeresküste mit Schiffen, Feder/Tinte, Pinsel/Tusche in Grau auf dünnem, weißem Papier, 1834, aus der Sammlung Georg Schäfer in: Deutsche Romantik. Aquarelle und Zeichnungen, München: Prestel 2000, Exemplar bei texxt, Sendlinger Straße 24, München, eigene Digitalphotographie Juni 2009.

Written by Wolf

22. July 2009 at 12:01 am

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Juligewinnspiel: Save the Grauwale!

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Christina Dichterliebchen macht sich zum Einstand lieb Dichterkind und verlost dem Wolf seine alten Schwarten für einen guten Zweck:

Donna Ricci als Christina DichterliebchenGrüß euch ahoi mitsammen, ich bin die Neue. Seit ein paar Wochen ist es mir eine Ehre *protz* und ein Vergnügen *stöhn*, die Website von Pax Terra ins Deutsche zu übersetzen. Wenn im deutschen Teil Fehler drin sind, ist es noch das Provisorium aus dem WordPress-Übersetzungsautomaten, dem ich mich alsbald zuwenden werde *hust*.

Pax Terra ist eine Art Greenpeace, nur jünger und webbasierter, und engagiert sich unter anderem für den Schutz der Grauwale vor der mexikanischen Magdalena Bay, wo sie sich jeden Winter bis Frühjahr massenweise zum Paaren, Gebären und Früherziehen einfinden (die Wale, nicht Pax Terra). Dann wimmelt und prustet dort alles, dass dem Ökologen — und übrigens auch dem Ökonomen — in uns allen das Herz im Leibe lacht. Warum Grauwale schützenswert sind, muss ich hier nicht rechtfertigen. Jedenfalls sind sie in der Magdalena Bay, ihrem überlebenswichtigsten Stammbiotop, wegen Überfischung gefährdet.

Meine Übersetzungsarbeit geschieht aus meinen beiden Grundbedürfnissen, Grauwale zu retten und Kohle zu scheffeln. Das erstere kannst du jetzt auch:

Wer mir glaubhaft machen kann, dass er bis zum Freitag, den 31. Juli 2009 um Mitternacht eine Summe Geldes an Pax Terra gespendet hat, gewinnt mit noch etwas mehr Glück, als ohnehin aus dem Bewusstsein entspringt, richtig gehandelt zu haben, eins von drei (eigentlich zwei…) Büchern:

Und nur unter innerem Protest eins, das ich wahrscheinlich sowieso unter fadenscheinigen Jury-Ausreden ganz einbehalten werde, also strengt euch mal an und überrascht mich mit irgendwas:

Über die Pax-Terra-Site geht’s noch nicht, du musst betterplace benutzen oder dich an Marc wenden. Ein freundlicher Mensch.

Deine Spendensumme soll hier im Kommentar genannt werden, damit sich jeder was schämt, der mit Centbeträgen rumkleckert, deine Adresse, falls du gewinnst, darf und sollte verdeckt bleiben.

Die Preise sind alles gebrauchte, gut erhaltene Exemplare, einwandfrei verwendbar für alles, wofür wir Bücher lieben (ein Freizeittipp gratis: Im ZVAB regelmäßig mitverfolgen, was sie schon wert sind!). Ein Bücherwunsch darf genannt, kann jedoch bei dem zu erwartenden Ansturm von Beteiligungen nicht garantiert werden.

Die zwei (lieber nicht drei…) Preise verteile ich ab Samstag, den 1. August 2009, nach einem komplizierten Algorithmus aus der Spendenhöhe, deiner Glaubwürdigkeit und meiner machtbesessenen Willkür (das leukämische Waisenmädchen mit blonden Zöpfen, das die Lose ziehen sollte, wurde leider gerade letzte Woche adoptiert und konnte nur unter Androhung physischer Sanktionen überzeugt werden, wenigstens die Bücher dazulassen).

Als Spendennachweis gilt mir dein Wort, weil Walretter gute Menschen sind — eine Logik, die mir mein Mathelehrer um die Ohren gehauen hätte, und die mir gerade deswegen besonders zusagt; außerdem fang ich hier nicht an, zu große und zu pixelige Scan-Attachments von raffeligen Überweisungszetteln zu kontrollieren, und wer wegen einem alten Mädchenbuch mich samt einer mittelgroßen Umweltschutzorganisation anschwindeln muss, kann bitte allein damit klarkommen.

Dies ist eine private Veranstaltung, von einem Rechtsweg kann deshalb keine Rede sein.

Pax Terra ist gemeinnützig, Spenden an sie sind deshalb steuerlich absetzbar. Also nicht zu zaghaft bemessene Summen, wenn ich bitten darf!

Film: Pax Terra, 2009.

Written by Wolf

19. July 2009 at 2:24 pm

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Bilzbar

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Update zu Hervey Bay:

Beiträge zur Dokumentarischen Dialektlyrik.

A: Waddnä
mei Blogghiddn wenni erschd hob
af Nannduggedd oddä
in Nu Beddfodd ba di Seefoärä driim
oddä in dä Schdaabfalz hind
(zu meinä Schwesdä bauis ned naus
döi schbannäd mi blous dauänd
zum Erwän ei)
nou machi än Buff drinnäd aaf
mid Wassäbeddn
undärä roudn Ladern herass
di Bilzbar
zum schdeifm Benis hassz
un nou kennäs mi alle
am Oäsch leggng
un du wenzd äweng bläid laxd
sollmä di Erika glei ä Geld ferddimachng.

B: Des däzlld deä fei
innerä jedn Wäddschafd.

Saundregglöidlä: Fiddler’s Green (Germanisten in Erlangen Anfang-Mitte Neunziger, jahaa!):
The Mermaid, aus: King Shepherd, 1995. Scheißvideo, aber mit dem besseren Sound.

Written by Wolf

15. July 2009 at 7:23 am

Posted in Mundschenk Wolf

Fiep fiep

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Help save the most persecuted and misunderstood creature on this earth!

Sehr richtig. Most misunderstood nächst den Walen, die ja auch immer so unverständliches Zeug singen. Mir sagt besonders die Idee der Adoption zu.

Wenn Sie Ihr Geld einfach mir überweisen, machen Sie aber auch nix falsch: Einfach in PayPal meine E-Mailadresse und einen nicht zu zaghaft bemessenen Betrag eingeben — gerettete, glückliche, zutrauliche, flauschige Wölfe.

Bild: Save the Wolf mit Howling Acres Wolf Sanctuary.

Written by Wolf

8. July 2009 at 10:43 am

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Kapitel 136: Ahab geht von Bord

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Update zu Noch 101 bis Kapitel 136 (und Weiberfasching):

Moby-Dick Kapitel 136, Captain Ahab geht von Bord

(Flickr mit 300 dpi)

Meine eigene Lösung, frisch gemalt mit schwarzer Tinte auf Moleskine, gehighlightet mit Holzkohle. Eigentlich hab ich mir eine Collage vorgestellt, in der Gestalt, dass Ahab an einer Reling vorbeikollert, Stock-Fotos zum Drumrumkleben hab ich schon rausgesucht. Dann reifte jedoch der Beschluss, dass solche Cartoons gar nicht reduziert genug sein können, vor allem wenn eins nicht zeichnen kann.

Soundtrack sei trotzdem ein Collagenlied (“This ain’t Hollywood, life is never that good. She won’t come back with love in her sack, not a single picture of you in her wallet, the letters you wrote aren’t pinned up her bed”): The Tellers: Second Category aus: Hands Full of Ink, 2007. Die Artwork ist von by Deflower Prod..

Written by Wolf

6. July 2009 at 12:01 am

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You hear of no domestic afflictions; bankrupt securities; fall of stocks

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Elke fasst snugly stowed in casks in Kapitel 35: Im Masttopp die Ewigkeit!

Elke HegewaldA mariner sat in the shrouds one night,
The wind was piping free;
Now bright, now dimmed, was the moonlight pale,
And the phospher gleamed in the wake of the whale,
As it floundered in the sea.

Elizabeth Oakes Smith, zitiert in den Extracts.

Mast von unten

Das Meer.

Es hat so viele Züge und Mentalitäten wie das Jahr Tage. Dem Seemann bringt es Glück oder Verderben. Uns zieht es in seinen Bann, gießt in uns Ruhe und Stille, Stürme und wilde Sehnsucht. Mal ist es sanft und friedlich, mal unmutig und launenhaft. Heute singt es und murmelt und rauscht, morgen brüllt es und gurgelt und tost.

Das Meer hat viele Dimensionen, zuvörderst die der vielleicht einzig fassbaren Ewigkeit. Doch wann hat einer, der noch nie Ausgucksteher im Masttopp war, jemals gefühlt und geahnt, dass sich zur unendlichen Weite bis hinter den Horizont und Tiefe bis zum unheimlichen Grund auch eine Dimension der Höhe gesellt, von wenigstens hundert Fuß? Nicht jedermanns Sache, wie wir seit der Phobie eines Schiffskameraden wissen. Doch hat sie, wie ich finde, durchaus ihren eigenen Reiz von Freiheit, die Vorstellung, aus dem Blickwinkel und mit dem Schrei der Sturmmöwe hoch über den Schiffsplanken und den Schaumkronen der wogenden Wogen zu schweben. Frei von den schnöden Ärgernissen und immerwährenden Pflichtkämpfen der anstrengenden Welt…:

… a sublime uneventfulness invests you; you hear no news; read no gazettes; extras with startling accounts of commonplaces never delude you into unnecessary excitements; you hear of no domestic afflictions; bankrupt securities; fall of stocks; are never troubled with the thought of what you shall have for dinner—for all your meals for three years and more are snugly stowed in casks, and your bill of fare is immutable.

Allerdings birgt der Gedanke, hoch oben auf der Bramstenge stundenlang nur auf zwei dünnen Zweiglein zu balancieren, auch für Süßwassermatrosen, die ihre Höhenangst halbwegs im Zaume halten können, schon was Ungemütliches und ein flaues Gefühl in der Magengegend. Tsss… aber Sturmvogel sein wollen! — Vielleicht würde ja vorgelagert ein Ferien-Crashkurs auf der Gorch Fock helfen?

Und auch hier müssen wir wieder erfahren, dass nie alles Gute beisammen ist. Es sei denn, man steht weniger darauf, ein Südseewaljäger zu sein, und singt seine Wale lieber auf ‘nem Grönlandfahrer aus. Der nämlich Anspruch auf ein kuscheliges Krähennest mit Ofenheizung und Hausbar hat… hmmm, oder so ähnlich. Lest’s doch selber, mit welchem Komfort Papa Melville grinsend die Erfindung des guten Käpt’n Sleet ausstattet, der beiläufig der leibhaftige Vater der von ihm kreuz und quer zitierten Waljägerlegende William Scoresby ist.

Was wir noch lernen: dass eben jene Krähennester — oder auch die Bramdwarssaling-Zweiglein der südlichen Walfänger — die eigentliche Heimat unserer wohlbekannten Isolatos sind. Und der blassen pantheistischen Aussteiger — einer Spezies, die der Herman samt den Emersonschen Transzendentalisten und ihrem großen Vorbild Goethe mit spitzer Spötterzunge gut zu pieken weiß. Okay, letztere nun nicht explizit vor Ort, dafür aber im Mardi und im Briefgeflüster mit seinem Intimus Hawthorne. Vermerkt auch das Göske-Jendis-Gespann in seinem gutbestückten Nachwort (Seite 961).

Gern hätt’ ich mich ja noch ein bissel über den heiligen Säulenbewohner Stylites auf seinem P(f)osten ausgelassen, der da oben wenigstens noch gleichzeitig allen Wettern trotzen und predigen konnte. — Im Gegensatz zu den stummen und von braven kunstfertigen Handwerkern in Bronze gegossenen Säulenheiligen in aller Welt, die inzwischen nach ihrem lebendigen Ruhm längst sorgsam das Maul halten über dem Elend zu ihren Füßen… an irgendwas hat mich das erinnert. Aber man will ja nicht schon wieder langweilig ausufern.

Alles in allem ist das 35. doch so recht ein Kapitel für Träumer und Romantiker, möchte man meinen, die sich von den Wellen einwiegen lassen und nichts als meerblaue Weite aussingen. Doch unser guter Melville ist ein Schelm, wie man weiß. Nicht nur, dass er an dessen Ende den fast vollends Entschwobenen unsanft in der harten Realität… öhm, auf den alles verschlingenden Wassern aufschlagen und in cartesianischen Strudeln untergehen lässt. Nein, ich heg ja den begründeten Verdacht, dass er wieder mal den heimlichen Dramatiker raushängen lässt, der in dem ganzen munteren Geplauder und philosophischen Herumchillen schlitzohrig vor sich hin retardiert, um dann den ahnungslosen Leser mit dem nächsten Höhepunkt zu überfallen. Jaja, ahnungslos… denn der wird doch nicht schon das nächste, das Achterdeck-Kapitel ausspioniert haben…?

Schiff von oben

Bilder: Grännäs Marina AB; Ian Burns: From the crow’s nest of the Nooderlicht, 9. Oktober 2009.

Musik von unten: Flëur: Русалочка (Russalotschka — Die kleine Seejungfrau). Offizielle Website!
Musik von oben: Great Big Sea: Mary-Mac.

Written by Wolf

2. July 2009 at 7:15 am

Posted in Steuerfrau Elke

De taal die zij begrijpen

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Ancilla Tilla, Jahrgang 1985, Fetischmodel, verdientes Playmate und angeblich Most Sexy Vegetarian 2008, strippt für Wakker Dier. Nur so viel: Auf Youtube muss man sich dafür anmelden, es muss Ihnen also nicht gefallen. Nix zu danken. Oder doch: An Frau Scratch!

Written by Wolf

1. July 2009 at 7:54 am

Posted in Meeresgrund