Moby-Dick™

Leben mit Herman Melville

Archive for March 2008

Smoke your pipe and be silent

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Update for A thick card was inserted to stiffen them
and Herba Santa:

Be it said, that though I had felt such a strong repugnance to his smoking in the bed the night before, yet see how elastic our stiff prejudices grow when once love comes to bend them. For now I liked nothing better than to have Queequeg smoking by me, even in bed, because he seemed to be full of such serene household joy then. I no more felt unduly concerned for the landlord’s policy of insurance. I was only alive to the condensed confidential comfortableness of sharing a pipe and a blanket with a real friend. With our shaggy jackets drawn about our shoulders, we now passed the Tomahawk from one to the other, till slowly there grew over us a blue hanging tester of smoke, illuminated by the flame of the new-lit lamp.

Chapter 11: Nightgown

1915

TOBACCO

The use of tobacco, in any form, is a dirty, filthy, disgusting, degrading habit. No gentleman will use tobacco in this city.

You have no more right to pollute, with tobacco smoke, the atmosphere which clean people have to breathe, than you have to spit in the water which they have to drink.

CUT IT OUT, YOU FOOL, before you reap smoker’s cancer paralysis, or one of the many other diseases caused by the use of the filthy, nasty, stinking stuff!

Get Zion literature at the administration building 3 blocks North
W.G. Voliva

An undisclosed American city, 1915 AD


Smoke your pipe and be silent;
there’s only wind and smoke in the world.

Irish Blessing

Written by Wolf

30. March 2008 at 12:01 am

Posted in Moses Wolf

Wenn schon

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Update zur Eingangsseite:

And this, perhaps, in a greater or less degree, is pretty much the case with all things else; for you know nothing till you know all; which is the reason we never know anything.

Herman Melville: Redburn: His First Voyage: Being the Sailor-boy Confessions and Reminiscences of the Son-of-a-Gentleman, in the Merchant Service, Chapter XXVI: A Sailor A Jack Of All Trades, 1849.

Und das ist vielleicht mehr oder weniger mit fast allem genauso, denn man kann nichts, wenn man nicht alles kann; das wiederum ist der Grund dafür, daß wir nie etwas können.

Herman Melville: Redburn. Seine erste Reise. Bekenntnisse und Erinnerungen eines jungen Mannes aus guter Familie als Schiffsjunge in der Handelsmarine, Kapitel 26: Ein Seemann, in allen Sätteln gerecht; Übersetzung: Richard Mummendey, 1967.


Lord, when shall we be done growing? As long as we have anything more to do, we have done nothing.

Herman Melville: Brief an Nathaniel Hawthorne, 17. November 1851.

Herrgott, wann sind wir endlich ausgewachsen? Solang wir noch irgend etwas zu tun vor uns haben, haben wir noch nichts getan.

Übersetzung: Daniel Göske, in: Herman Melville. Ein Leben, 2004.


Lied: Extrabreit feat. Hildegard Knef: Für mich soll’s rote Rosen regnen, 1968/1992.

Written by Wolf

27. March 2008 at 12:01 am

Posted in Reeperbahn

Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen

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Update for To Be Wanted:

David Farley, Moebius Strip. The Doctor Fun Archive, 8. April 1998

Ahab utters these words—his last—after Moby Dick destroys the Pequod, in Chapter 135. As the action picks up pace, the sense of tragedy becomes heightened. These words, Shakespearean in tone, are meant to match the dramatic nature of the situation in which they are spoken. Ahab dies as he began, defiant but aware of his fate. The whale is “all-destroying but unconquering”: its victory has been inevitable, but it has not defeated Ahab’s spirit. In an ultimate demonstration of defiance, Ahab uses his “last breath” to curse the whale and fate. He is, spiritually, already in “hell’s heart,” and he acquiesces to his own imminent death.

Sparknotes Study Guide:
Important Quotations Explained: Moby-Dick.


Image: David Farley: The Doctor Fun Archive, 8. April 1998;
Video: Birgit Nordin in Trollflöjten by Ingmar Bergman, 1975.
Resources: Douglas R. Hofstadter: Gödel, Escher, Bach:
an Eternal Golden Braid
, 1979 (deutsch);
Star Trek II: The Wrath of Khan, 1982;
Dr. Herbert Huber, Türkheim: Die Zauberflöte und Moby Dick or, The Whale.

Written by Wolf

24. March 2008 at 12:01 am

Posted in Moses Wolf

Should we shout? Should we scream?

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Update zu And if the band you’re in starts playing different tunes, I’ll see you on the dark side of the moon:

Tell me true
tell me why
was Jesus crucified?
Is it for this that Daddy died?
Was it for you?
Was it me?
Did I watch too much TV?
Is that a hint of accusation in your eyes?

Karfreitagslied The Post War Dream
in: The Final Cut, 21. März 1983.

Cover The Final Cut, 1983In unserer Serie “Unterschätzte Jubiläen” gedenken wir des 25-jährigen Erscheinungsdatums von The Final Cut von Pink Floyd: 21. März 1983, damals kein Karfreitag, sondern ein Montag.

Nach dem Monument The Wall, das in der laufenden Musikepoche wohl nicht mehr gestürzt wird, war The Final Cut, wie der Name nicht absichtlich sagen sollte, gerade noch eine letzte Gemeinschaftsarbeit der alten Bandbesetzung. Was man auch anders sehen kann, wenn man wie Roger Waters seine Kollegen unter Zwang ins Aufnahmestudio zitieren muss, damit sie ihren Part einspielen. Dann formuliert man auch gerne etwas leichtfertig egozentrisch in die Liner Notes: “by Roger Waters performed by Pink Floyd” und zerstreitet sich darüber erst recht. Roger Waters und David Gilmour sollen sich inzwischen wieder grüßen, die “musikalischen Differenzen” waren aber nie wieder auszuräumen.

In umfassender Vergessenheit ruhen heute die 19 Minuten Extended Play als PR-Film, die vier Musikvideos aus der LP in einen losen Handlungsverlauf stellen. Die offizielle Website zum Album rettet sie.

Text und Ausrichtung sind noch eindeutiger politisch als auf dem Vorgänger The Wall, die Musik klingt ähnlich und zitiert The Wall so weit, dass die Kritik Worte wie “Armutszeugnis” dafür fand. Trotzdem bleiben die besonnenen Melodien in durchsichtiger Instrumentierung auf The Final Cut besser als alles, was unterschiedlich zusammengewürfelte Reste von Pink Floyd danach noch ablieferten, und vornehmlich geeignet, große Mädchen zu beeindrucken. Das war ein Tipp für unbeheizte Osterfeiertage, Jungs.


Teil 1: The Gunner’s Dream;


Teil 2: The Final Cut;


Teil 3: Not Now John;


Teil 4: The Fletcher Memorial Home.

Musik kaufen: Pink Floyd: The Final Cut, 1983.

Written by Wolf

21. March 2008 at 12:01 am

Posted in Rabe Wolf

Mit Medusa oder ohne

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Elke sucht Perseus und findet Keto:

Elke HegewaldDa also danach gefragt ward, worüber ich im Nachhinein gar richtig happy bin, fallen mir zwei Interpretationen zu Hermans Cellini-Ahab ein:

Die erste kurz und schlicht und augenscheinlich, ohne Hintergedanken, lässt den Perseus gänzlich außen vor und bezieht sich nur auf die Statue (als solche ist Ersterer einfach nur ein fraglos äußerst fein gelungenes Exemplar). Wenn man Einem das Attribut zuschreibt, “wie aus harter Bronze gegossen” zu sein (Jendis, Seite 212), will man ihm wohl auch eine vergleichbare menschliche Härte und Standfestigkeit bescheinigen, körperlich und in seinem Wesen, oder? Als Kerl aus einem Guss ist unser Ahab — wenigstens bedingt — vorstellbar. So weit, ihm auch noch bronzene Korrosionsbeständigkeit im maritimen Gewerke oder das Edle und den wärmenden Glanz, die diesem Metall anhaften, anzudichten, möcht man fast gar nicht gehen – aber es könnt ja sein. Melville selbst hat jedenfalls durchaus Sympathien für seine düstere Schöpfung, find ich.

William Hogarth, Perseus rettet AndromedaDie zweite, die mir anfangs viel zu abenteuerlich vorkam, um sie hier öffentlich zu machen, gefällt mir inzwischen immer besser und scheint mir überhaupt nicht mehr so abwegig — denn watet unser guter Melville nicht tief in Allegorien und wird er nicht zu Recht des symbolistischen Vorreitertums verdächtigt? Diese Deutung wiederum hat vor allem mit Perseus zu tun, mit seiner Rolle in der griechischen Mythologie und dem, was Cellini in seiner Skulptur vom Perseus-Mythos abbildet. Danach hat nämlich Perseus — entweder mit dem Haupt der Medusa oder auch ohne (da sind die Sagenerzähler sich uneins) — das Seeungeheuer Ketos getötet. Das — ihr ahnt es? — in sprachlich augenscheinlicher Weise zum Namensgeber für Mobys Familie der Cetacea wurde.

So weit, so gut. Ha, und das ist doch ein Thema, wie gemacht für die Elke, auf das sie schon lange gewartet hat.

Bild: William Hogarth: Illustration zum Gedicht »Perseus und Andromeda« von Lewis Theobald: Perseus rettet Andromeda, Radierung 1730–1731, British Museum, Department of Prints and Drawings.

Written by Wolf

19. March 2008 at 12:01 am

Posted in Krähe Elke

Stigma diabolicum

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Elke hat Kapitel 28: Ahab gelesen und Ahabs Mal gesehen:

Elke HegewaldKapitän Ahab betritt die Bühne. Da steht er also auf seinem Achterdeck rum, der Langersehnte. Das war aber auch schon das Dramatischste, was dieses 28. Kapitel zu verkünden hat, oder? Ansonsten: ein bisschen ahnungsvolles Bauchgrimmen sowie besorgte Spekulationen über Scheffes Befehlsgebaren bei Ismael, der sich wohl auf seine schwindende Erzählerrolle im weiteren Handlungsverlauf vorbereitet, zunehmend eitel Sonnenschein und eine milde Brise auf Deck. Die sogar den finsteren bislang Unsichtbaren zunehmend ans Tageslicht lockt und beinahe hätte lächeln lassen…

Also wirklich. Auf die Gefahr hin, mit grünen Tomaten und Chowder-Bowls beworfen zu werden, frag ich mal ketzerisch: Hat der geneigte Leser (abgesehen von den eingeweihten, die eh Bescheid wussten und nur so tun als ob) von diesem Auftritt nicht was Spektakuläreres, Unheilschwangereres erwartet — und verdient? Wie hat er diesem Moment entgegengefiebert und wie viele Kapitel mit weit mehr Input über den Herrn der Pequod schon hinter sich gebracht und noch zu erwarten. Sogar von dessen Walbein — sei’s nun das rechte oder das linke — weiß er längst. Wen wundert es da noch, wenn die Moby-Projekt-Arbeiter sich “vor der Größe der Ereignisse in stubengelahrte Kniefieseleien” flüchten, wie der Wolf so schön zu formulabern pflegte? Und sich bei ihrer literierenden Waljagd vorübergehend bis an die Grenzen der Trägheit selber retardieren. Andererseits: Wer musste auch seine Erwartungen an des Leibhaftigen Erscheinen so auf die Spitze treiben?

Genug davon und ProvoZeter-Modus aus. Zumal uns doch immer eingebläut wird, positiv zu denken, nä. Und so gesehen ist diese gefühlte Ereignislosigkeit des bemotzten Kapitels nicht des guten Melvilles Schuld, sondern sein Verdienst. Und er uns, explizit was das nämliche Retardieren angeht, ein großer Lehrmeister, hihi.

Öhm… schreiten wir also mal zu einer gerafften Bestandsaufnahme der vorliegenden Nummer 28.

“Die Wirklichkeit übertraf jede Befürchtung. Kapitän Ahab stand auf seinem Achterdeck” macht sich in jedem Falle gut als filmische Drehbuchanweisung und ist eine echte Herausforderung für jeden Regisseur, oder? Womit wir dann allerdings — nicht wahr, Stephan? — schon wieder bei Gregory Peck oder Patrick Stewart und Konsorten wären.

Der Umgang des obersten Herrn der Pequod mit seinen Steuerleuten wird uns sicher noch anders als durch geschlossene Türen offenbar; auf die bunte und für ihr Handwerk überaus kompetente Vielvölkercrew scheinen sowohl Ismael als auch Melville selbst felsenfest zu bauen.

Ruthe, Verzeih mir, 8. August 2007Wäre da noch die Sache mit dem unheimlichen und leichenfahlen (Ganzkörper-?)Mal. Diese Kreuzigung, die — wie bereits festgestellt — nicht nur Generationen von Lektoren und Übersetzern zur Verzweiflung gebracht hat, sondern mich gleich wieder in diverse Spinnereien und diffus Aufgelesenes entführt, warum der Herman ihm eine solche anhängen mag. Deutereien und Spekulationen um diese auf dem Schiff wohl als Tabu gehändelte Zeichnung gibt es im Kapitel selbst ja reichlich — vom Zeitpunkt und der Art ihres Erlangens über ihr Ausmaß bis hin zu damit erworbenen übernatürlichen Fähigkeiten. Und zu allem Überfluss spuken in mir auch noch abergläubische Überlieferungen um unheimliche Körpermale (vornehmlich an Hexen und sonstigen vom Teufel Besessenen zu finden), die Satan höchstselbst verleihen soll und die sogar Eingang in die Rechtsliteratur gefunden haben. Warum auch nicht — hat denn nicht die überlieferte Gottlosigkeit seines historisch-biblischen Namensgebers und sein In-die-böse-Ecke-Rücken nicht auch unser entwurzelter Finsterling ererbt…?

Der Gezeichnete: Ruthe, 8. August 2007.

Written by Wolf

18. March 2008 at 12:01 am

Posted in Steuerfrau Elke

Ahab — Held oder Schurke?

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Jürgen hat Kapitel 28: Ahab gelesen und unterscheidet Gut und Böse:

Jürgen Jessebird SchmitteWie bekannt ist, wird Ahabs Besessenheit für den Weißen Wal ihm, seinem Schiff und seiner Besatzung zum Verhängnis werden. Aber nur, weil er seine Männer opfert, um ein Ziel zu erreichen, macht ihn das schon zum Schurken? Ahabs Auftritt in diesem Kapitel ist nicht dazu angetan, diesen Eindruck zu erwecken. Statt dessen umweht ihn eine Aura von Entschlossenheit, von unbändiger Willenskraft:

There was an infinity of firmest fortitude, a determinate, unsurrenderable wilfulness, in the fixed and fearless, forward dedication of that glance.

Auch wenn Ishmael von “grim aspect” spricht, so ist es doch wohl eher Ehrfurcht als etwas anderes, das er empfindet. Zeigt sich sehr schön auch in der Formulierung “regal overbearing dignity”.

Wäre Ahab nicht “nur” Walfänger, sondern Soldat, dann wäre er aus dem Holz, aus dem man Helden schnitzt. Zitat aus Billy Budd:

Personal prudence even when dictated by quite other than selfish considerations surely is no special virtue in a military man; while an excessive love of glory, impassioning a less burning impulse, the honest sense of duty, is the first.

John Wayne, ca. 1939Persönliche Vorsicht ist also keine Tugend, Pflichterfüllung (auch aus dem Motiv der Ruhmsucht) aber schon. Ahab wird seine Pflicht erfüllen, eine Pflicht, die er sich selbst auferlegt hat. Mit der er nicht immer glücklich ist, die ihm schwer zu schaffen machen wird. Aber: “A man’s gotta do what a man’s gotta do.” (John Wayne in Hondo, 1953)

Das ist Heldenholz, wenn man so will. Nicht alle Welt sieht die Jagd auf einen Wal als hehres Ziel an, doch das ist Ahab gleich — auch das ist, denke ich, ein Aspekt des Helden. Er geht seinen eigenen Weg.

Also, nicht Schurke, sondern Held. Verblendet vielleicht, aber das hat Heldentum ja noch nie geschadet.

Written by Wolf

17. March 2008 at 12:01 am

Posted in Steuermann Jürgen

Cellinis Ahab

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Stephan hat Kapitel 28: Ahab gelesen:

Stephan De MariaIn der Tat, es wird! ich hab den Anschluss gefunden, hab gelesen und auf die schönstmögliche Weise überfüllte ICE mit Fußbodenplatz überstanden. Dieser Ahab. “I was struck with the singular posture he maintained.”

Es war das erste größere Stück, das ich zusammenhängend gelesen habe und ich bin größtenteils schlichtweg amüsiert. Melville hat so viel Ironie und auch handfesten Humor, dass es eine Freude ist. Gleichzeitig ist seine Beschreibung der Charaktere, der Szenen so dicht. Es ist mir sehr schnell gelungen das Bild Gregory Pecks zu vergessen. Ahab hat nun sein ganz eigenes in mir entstandenes Antlitz. Und das ist gut so. “Reality outran apprehension.”

Benventuo Cellini, Perseus, FlorenzThere seemed no sign of common bodily illness about him, nor of the recovery from any. He looked like a man cut away from the stake, when the fire has overrunningly wasted all the limbs without consuming them, or taking away one particle from their compacted aged robustness. His whole high, broad form, seemed made of solid bronze, and shaped in an unalterable mould, like Cellini’s cast Perseus.

Cellinis Perseus: Ich habe mir den angeschaut, und ich muss gestehen, dass ich nicht so recht nachvollziehen kann, was Herman mit dem Vergleich meinte. Vielleicht die Entschlossenheit zu töten? Perseus hält das abgeschlagene Medusenhaupt in seiner linken Hand, den Arm ausgestreckt, während der rechte Arm das Schwert haltend in einer hängenden Ruhepose dargestellt ist. Sein Blick ist gesenkt, die Anstrengung, der Stress lassen wohl gerade ein wenig nach, aber er schreitet entschlossen voran.

Irgendeine Erklärung für mich? Zumal Perseus jung ist, voller Kraft und Leben.

Bild: Benvenuto Cellini: Perseus in Wikimedia Commons.

Written by Wolf

15. March 2008 at 12:01 am

Posted in Steuermann Stephan

Jürgen kommt an Bord

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Update zu Stephan kommt an Bord:

“Nun, wie lautet die Meldung?” fragte Peleg, als ich zurückkehrte. “Was hast du gesehen?”

“Nicht gerade viel”, antwortete ich, “nichts als Wasser, allerdings auch einen beträchtlich weiten Horizont, und ich denke, eine Bö kommt auf.”

“Tja, willst du jetzt immer noch die Welt sehen? Willst du Kap Hoorn umsegeln, um noch mehr von ihr zu sehen, hm? Kannst du die Welt nicht auch von dort sehen, wo du stehst?”

Kapitel 16: Das Schiff, Übs. Jendis, Seite 138.

Wolf schrieb am 13. März Jessebird ins Stammbuch:

Geschätzter Kollege — wir von der Pequod hatten da so die Idee, ob du nicht fest anheuern magst?

Meine eigene Überlegung in xing.com (sieht man das ohne Einloggen…?) war: “Unser neuertreuer Begleiter Jessebird, der mit der Linkes-Bein-rechtes-Bein-Umfrage, hat auch den Mummendey und bestätigt die Göskische Anmerkung. — Ein guter Mann eigentlich, mobybegeistert, engagiert und dann auch noch Buchhändler. Sollte man den nicht mal fragen, ob er fest in die Mannschaft will…?”

Antwort von Stephan: “Ein Buchhändler, mobyphil? Immer herein spaziert!! Und willkommen an Bord!” — und wie man die Shipmatin Elke so einschätzen darf, wird die auch das wenigste dagegen haben.

Die Unternehmung heißt im Untertitel “Leben mit Herman Melville”, und von dir kommen die Moby-Zitate mit Verweis auf die eigenen Kinder — ja wie sehr mit Melville gelebt geht denn noch? und fruchtbare Recherchen, die dem Mobyblog gerade so zuträglich sind wie deinem eigenen, hast du ja eh schon betrieben.

Im Falle Jajajaichwillmit bau ich dein Bildchen nebst einem Absatz Kurzvorstellung in die Seite “P.E.Q.U.O.D.” und erwarte aller paar Wochen was Nettes, das ich mit allersorgfältigstem Verweis auf deine Urheberschaft verblogge. Im Falle Nölassmal kann sich auch keiner erschießen ;)

Einsteigen könntest du auch mittendrin, glaub ich — wir fallen ja weder durch übertriebene Hetze noch durch Dogmatik auf.

Na, nix? )

Worauf derselbe noch selbigen Tags antwortete:

Jürgen Jessebird SchmitteDa machte mein Herz aber einen Hüpfer, als ich das gelesen habe! “It’s an honor; I consider it an honor.”
Ich würde mich ganz außerordentlich freuen, bei diesem wunderbaren Projekt mitmachen zu dürfen! Habe mich bei Xing angemeldet, auch die letzten Beiträge gelesen, aber noch nicht so ganz herausgefunden, wie ich da eigene Nachrichten schreibe. Das wird aber noch! Also: komme gerne an Bord, Käpt’n! Vielleicht kriege ich ja (bei Xing) nochmal so ‘ne Art Schnellkurs wie ihr da so arbeitet?
Habe ich schon erwähnt, daß ich mich freue? )

Darauf wieder der Wolf:

… und schon geglaubt, wir fragen überhaupt nicht mehr ;)

“Well then, down ye go here, Ishmael, for the three hundredth lay.” (Wir legen zusammen…)

Und kataploff hat Xing einen neuen Kunden und wir unsere beste Konkurrenz auf der eigenen Seite. So sind sie, die Buchhändler: Bestellungen bis 18.00 Uhr über Nacht.

Gil Elvgren, Come on Board

Bilder: Jürgen “Jessebird” Schmitte; Gil Elvgren.
Jürgens Oberbekleidungsfachgeschäft: Jetzt auch mit Louise Brooks!

Written by Wolf

14. March 2008 at 5:18 am

Posted in Kommandobrücke

And if the band you’re in starts playing different tunes, I’ll see you on the dark side of the moon

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Update zu The Wizard of the Smaragdenstadt:

The DeVille, The Dark Side of Oz, SyncMoviesMan muss kein Verschwörungstheoretiker sein, um eine Antenne für Apophänien zu entwickeln: Die menschliche Wahrnehmung sucht automatisch nach Parallelen zwischen bekannten Phänomenen; dafür ist sie seit Steinzeiten, seit denen nicht mehr viel passiert ist, gebaut, und deswegen kann man nicht wirklich ungegenständlich malen.

Dazu ermuntert wird die leichtgläubige Liese, die menschliche Wahrnehmung, durch Kifferplatten wie The Dark Side of the Moon von Pink Floyd 1973 und psychedelisch wirksame Filme wie The Wizard of Oz mit Judy Garland 1939. Wollen Sie auch mal?

Dann treiben Sie die DVD Der Zauberer von Oz auf in einer Ausfertigung, die das englische Original bringt, und zwar mit dem schwarz-weißen MGM-Löwen als Filmlogo. Die Version mit dem farbigen Löwen ist geringfügig anders geschnitten und funktioniert nicht. Sobald der Löwe zum dritten Mal brüllt, starten Sie die CD The Dark Side of the Moon (die haben Sie sowieso, stimmt’s?) und lassen beide gleichzeitig durchlaufen.

Was sie dann erleben, ist erstens ein Heidenrabatz und zweitens der Effekt, der in dieser Zusammenstellung seit einer Usenet-Diskussion von 1994 Dark Side of the Rainbow oder The Wizard of Floyd heißt: Mindestens 100 Stellen, die in Film und CD gleichzeitig kommen, wenn Sie beide richtig gestartet haben, korrespondieren in einer Weise miteinander, die es schwer macht, an über hundert Zufälle zu glauben. Das macht den Film zu einem gespenstischen Musikvideo und die Platte zu einem ebensolchen Soundtrack. Die CD spielt auf die Filmlänge etwa zweieinhalb Mal.

Glauben Sie nicht? Für einen ersten Eindruck verfolgen Sie gerne mal den ersten Durchlauf bei Google Video: Wizard of Oz — Dark Side of the Moon — Pink Floyd Dub (with voice track).

Das dauert 42 Minuten Ihres Lebens, die Sie Ungläubiger natürlich nicht erübrigen wollen. Darum hat der Rolling Stone eigens für Sie ein Mashup von vier Stellenbeispielen versammelt, die Ihnen nur ein paar Sekunden klauen. Am frappierendsten darunter finde ich Beispiel 2, wo der schwarz-weiße Teil des Films ins Farbige umschlägt, während das Intro von Money einsetzt. Danach gehen selbst Sie bei Eris Abbitte leisten und die fertig gemischte Version von The DeVille kaufen.

Das ist nicht die einzige Koinzidenz dieser Art, noch nicht mal innerhalb des Werkes der Pink Floyd: Ähnliche Untersuchungen laufen mit der Disney-Verfilmung von Alice in Wonderland gegen The Wall und anderen. Der letztendgültige Beweis: Pink Floyd leugnen alles.

Jamin, The Dark Side of Oz, 18.Juni 2006

Bilder: SyncMovies; Jamin, 18. Juni 2006;
Danke: an USA Erklärt und Elke.

Written by Wolf

13. March 2008 at 3:10 am

From hell’s heart I stab at thee

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Wolf hat Kapitel 28: Ahab gelesen:

Jorge Lacera, Random Bits, Captain Ahab, 25. September 2007Ich kann so nicht arbeiten; nicht, indem ich einfach nicht arbeite. Der letzte Artikel in der Art, für die wir uns hier und da versammelt haben, stammt a) von Elke und b) vom 7. November. Ist ja schon gar nicht mehr wahr, kann man ja gar nicht im Kopf ausrechnen, wie lange das her ist. Was wohl Kapitän Ahab zu einer derartigen Saumseligkeit gesagt hätte. Deckschrubben hätte der einen geschickt, und zwar mit der Zahnbürste. Und mit Vernunftargumenten wäre er davon nicht abzuhalten.

Wo sich die von uns gegangene Steffi doch immer so auf Ahab gefreut hat; in ihren letzten Beiträgen hat sie nie versäumt, ihre Enttäuschung darüber zu vermerken, dass der Quasi-Herrgott der Pequod sich immer noch nicht blicken lässt. Jetzt steht er endlich großmächtig wie aus den Planken gewachsen da mit nicht weniger im Sinn, als die Handlung voranzutreiben.

Die Wirklichkeit übertraf jede Befürchtung: Kapitän Ahab stand auf seinem Achterdeck.

So Jendis; Rathjen fast noch bildhafter:

Die Wirklichkeit ließ das Fassungsvermögen hinter sich zurück; Kapitän Ahab stand auf seinem Achterdeck.

Am eindrucksvollsten an seiner Beschreibung ruft uns Melville Ahabs Gesichtsausdruck vor Augen:

Ahab stood before them with a crucifixion in his face; in all the nameless regal overbearing dignity of some mighty woe.

Eine Kreuzigung trägt er im Gesicht — wie geht’s denn noch leidvoller? Jendis überträgt uns das ganz wörtlich, Rathjen spricht “nur” von Marterspuren. An dieser Stelle Punkt für Jendis, finde ich. Überhaupt hat die Stelle bisher offenbar jedem Moby-Übersetzer zu schaffen gemacht. Ebenfalls im Jendis (Anmerkungen von Daniel Göske, Seite 953) lernen wir:

Nicht nur für den englischen Lektor [der Melvilles Manuskript mit noch mancherlei zickigen Eingriffen verunziert hat] war dieses expressive Bild zu kühn. In der Londoner Ausgabe ist Ahabs Antlitz von “einem anscheinend ewigen Kummer” gezeichnet; frühere deutsche Übersetzungen sprechen (im Gegensatz zu ihren französischen Kollegen [als erster Jean Giono, und folgende]) nur von “heilige[m] Gram” (1944) [also Fritz Güttinger], einem “zermarterte[n] Gesicht” (1946, 1956) [also Thesi Mutzenbacher & Ernst Schnabel und Seiffert & Seiffert] oder “gemarterte[n] Zügen” (1954) [womit wohl Richard Mummendey gemeint ist, dessen 1964er Übersetzung Göske wiederholt falsch zu datieren pflegt. Hat jemand den Mummendey-Moby und kann kurz nachweisen oder widerlegen, ob das der mit den gemarterten Zügen ist?].

Locker drüber hinweg konnte da noch niemand lesen.

Ferner benutzen unsere beiden Lieblingsübersetzungen die Schreibweise “Kapitän Ahab”. Bisher hab ich mir webloghalber “Captain Ahab” angelegen sein lassen, weil man es unwillkürlich englisch ausspricht, oder jedenfalls in der dahingeflapsten Weise, die wir Landratten gern für seemännisch halten. Das schreibt sich dann meistens “Käpt’n Ahab”, was ich für eine bemühte Kinderbuchsitte halte. Aber ihr dürft das gern weiter benutzen, es wäre zu rechtfertigen und ist außerdem genügend etabliert.

Ihr merkt es wohl, ich flüchte mich vor der Größe der Ereignisse in stubengelahrte Kniefieseleien. In rituellen Anfängen oder Abschieden war ich noch nie gut. Seit November hab ich durchaus den einen oder anderen Anlauf genommen, um einen Beitrag wie diesen zu liefern. Mit dem bisschen Ergebnis mögen meine Leser mit mir glücklich sein oder nicht, aber es ist schon auch kein Wunder. Fangen Sie mal an, über Ahab zu recherchieren. Zugeschwemmt werden Sie da von Google, zugeschwemmt. Hauptsächlich mit Musikern unterschiedlicher Richtungen, die sich auf ihn berufen, dann mit Gregory Peck in seiner gleichnamigen Rolle 1956, erst dann mit dem Büchernerdkram, wie wir ihn brauchen. Man wird das bis Kapitel 135 noch oft tun müssen, und dafür wünsche ich mir dann spitzere Themenstellungen. Als ob ich sie nicht selbst aussuchen könnte — aber auf was hübsches Brillantes über Ahab-itis freu ich mich schon.

Genug, das handlungstragende Personal ist beisammen, in Kapitel 29 winkt dann ein Wechsel der Erzählperspektive. Der Leser, den sich jeder Schreiber für jedes Buch neu schaffen muss, ist damit wohl vollendet: Uns mein ich. Wir sind auf See und können nicht mehr zurück. Mir gefällt, wie sogar Ahab fast gelächelt hätte:

Nevertheless, ere long, the warm, warbling persuasiveness of the pleasant, holiday weather we came to, seemed gradually to charm him from his mood. For, as when the red-cheeked, dancing girls, April and May, trip home to the wintry, misanthropic woods; even the barest, ruggedest, most thunder-cloven old oak will at least send forth some few green sprouts, to welcome such gladhearted visitants; so Ahab did, in the end, a little respond to the playful allurings of that girlish air.

Und wieder bleibt unklar, welches Bein dem Manne eigentlich fehlt. Ich übergebe an Elke, Stephan und jeden, der was zu sagen hat.

Ahab the captain/looks a lot like Abe Lincoln/but walks with a limp

Bilder: Jorge Lacera: Random Bits, 25. September 2007;
MadHaiku: MoBy DiCk In HaIkU v2, Chapter Five.

Written by Wolf

11. March 2008 at 1:58 am

Posted in Steuermann Wolf

While some folks row way up to heaven I’m gonna sing the pirate’s gospel

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Update zu Reden-wie-Piraten-Tag:

“Viel schon ist getan,
mehr noch bleibt zu tun”,
sprach der Wasserhahn
zu dem Wasserhuhn.

Robert Gernhardt zum Internationalen Frauentag

War nicht gerade Valentinstag? Und schon haben die Frauen ihren nächsten Tag, gar ihren Internationalen.

Ein kurzer Scan durchs morgendliche Bordradio lehrt, dass unsereins ja schließlich die restlichen 364 Tage für sich hat (hey! Was ist mit Valentinstag?), in den letzten 97 Jahren viel getan wurde, mehr aber noch zu tun bleibt, vor allem in Richtung Gewalt gegen Frauen, Prostitution und Arbeitsgehälter. Find ich auch…

Alela Diane with the big MiezVor so einem Hintergrund, der impliziert, dass jeder an der Weltmisere mindestens mitschuldig ist, der im Stehen pinkeln kann, finde ich burschikose Frauen, die unangestrengt und dogmenfrei ihren Job tun, geradezu beruhigend. Alela Diane, eine neuere Hoffnung am engen, aber erhebenden Country-Folk-Himmel, hat eine Platte mit lauter ernsthaften Schönheiten vollgesungen. Dabei sieht sie nicht aus wie eine jener arischen Spitzenzüchtungen, die vom “Spiegel” als elitäre Alphamädchen entdeckt wurden und sich über ihre Benachteiligung allemal mehr echauffieren als Leute mit Grund zur Klage, von der Physiognomie her mehr indianisch bis mexikanisch — ihre MySpace-Seite verortet sie im kalifornischen Nevada City —, wirkt aber wie jemand, der sich gut mit dem fühlt, was er tut. Frauen werden benachteiligt, weil sie Frauen sind? Ich bin entsetzt. Dann muss man das scheiße finden und zuschauen, wie es besser geht. Dass man da extra Aktionstage einrichten, ja sich überhaupt drüber unterhalten muss. Alela Diane singt doch auch Piratenlieder, veröffentlicht sie 2003 im Selbstverlag und 2007 endlich mit Bezahlung. Respekt.

Anspieltipp: The Rifle, das sturztraurigste Video der Geschichte, in Buster-Keaton-Optik. — The Pirate’s Gospel aus The Pirate’s Gospel:

Danke an Billy Budd für Aufmerksamkeit.

Written by Wolf

8. March 2008 at 10:50 am

Posted in Moses Wolf

Ferdinand Hardekopf: Angebinde

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Update zu 1 Tonne Nagetier,
Herba Santa
und Merry Springtime:

Ich stell sie dir hin, die blassen Herbstzeitlosen,
Den letzten Schierlingszweig trag ich herbei
Und will, Canaille, wieder mit dir kosen,
Wie im Zigeunerkraut am dritten Mai.

Den Taumel-Lolch, dies nette Giftgetreide,
Den zarten Schwindelhafer rupf ich aus
Und winde dir, infame Augenweide,
Aus Hundstod und aus Wolfsmilch einen Strauß.

Im Fingerhut das reichliche Volumen
Digitalin (mein Herz, du kennst es schon),
Das pflück ich dir und Belladonna-Blumen
Und Bittersüß und dunkelroten Mohn.

Kennst du des Bilsenkrautes böse Gnaden?
Der Beeren Scharlachglanz am Seidelbast?
Und die Betäubung, dreimal fluchbeladen,
Die stachlig die Stramin-Frucht in sich faßt?

So nimm sie hin, die blühenden Narkosen,
Aus Nacht und Haß ein Duft-Arrangement,
Und stell es zwischen deine Puderdosen
Und die Parfumflacons von Houbigant.

Ferdinand Hardekopf, 15. Dezember 1876—26. März 1954

Ferdinand Hardekopf

Bild: Ferdinand Hardekopf beim Literaturatlas Niedersachsen.

Written by Wolf

7. March 2008 at 12:01 am

Posted in Laderaum

Lies Bücher, nicht T-Shirts!

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(Wenn eines auf der Welt kein Jazz ist,
dann ja wohl Pilze!
)

Update zu Phasen eines Umschlags von Deutsch into English:

Katz und Goldt, Wissen Schweigen VorübergehenEs ist schwer geworden, Max Goldt zu verteidigen. Seit Anfang der 1990er, als dieser sympathisch autoritäre Moralist mit einer ungewohnt blitzsauberen Sprache das deutsche Literaturgeschen von hinten aufrollte und von zuinnerst erleuchtete, sind seine Epigonen so viele geworden, dass er allenfalls noch als selbstgerechter Querulant auffällt.

2008 wird Max Goldt 50: für einen Popliteraten zu alt, für einen besserwisserischen Sabbelsack zu jung. Vermuten wir mal, dass man im jungen Jahrtausend für diese Altertümelei in Wort- und Themenwahl immer entweder zu jung oder zu alt ist. Die Codes haben sich überlebt. Vorwürfe von Ex-Fans lauten dahin, dass er den Leuten gegenüber einen reichlich präpotenten Ton anschlägt; selbst wenn man sich seinen Büchern heute mit einem Vorschuss an Wohlwollen nähert, kann man sich noch ziemlich angeranzt vorkommen. Seinen dauererigierten Zeigefinger hat man mal geschätzt. Es funktioniert nicht mehr. Selbst die unverwüstlichsten Fans sind nur noch treu.

Seine Kolumne in der Titanic zählt immer noch zum Besten, was nur irgendwie monatlich erscheinen kann. Im Februar hieß sie Im Visier von Pakistan und Texas, singt ein selten luzides Abschiedslied auf Weblogs, lobt jedoch ausdrücklich die German Joys von Andrew Hammel, die seit langem in den Nordamerikana der Linkrolle nebenan hausen und mit Vergnügen und Gewinn gelesen werden. Max Goldt hat einen Lieblingsblog, schau mal einer an, dabei gar keinen schlechten, und einen, der sich mit den krausen Moby-Dick™-Themen vereinbaren lässt. — Aus Goldts Laudatio:

Andrew Hammel, andrewhammel.comHammel ist Texaner und, soweit ich es verstanden habe, seit einigen Jahren als Jurist an der Uni Düsseldorf tätig, Interessenschwerpunkt: Todesstrafe. Damit hier nichts mißverstanden wird: Er setzt sich gegen die Todesstrafe ein. Verblüffend ist es, daß er trotz Berufstätigkeit und eines regen Reiselebens Muße findet, ein so regelmäßiges und ausführliches öffentliches Diarium zu schreiben, und das auch noch in bestens gebauten Sätzen ohne modische Sprachsalopperien und sogar fast ohne Tippfehler. Offenbar gehört er zu den beneidenswerten Autoren, die druckreif denken können und nicht nach jedem Satz erst einmal zehn Minuten rauchend und zweifelnd in der Wohnung auf und ab gehen müssen. Auf Privates und redundanten Meinungsausfluß über Sport und Popmusik […] ist er liebenswürdig genug, ganz zu verzichten, statt dessen gibt es allerlei Gewitztes über Politik, Kultur, Wissenschaft und das, was man in der inzwischen stark abgenutzten Kategorie “Alltag” zusammenfaßt, sowie dienliche Rubriken wie “German Word of the Month”.

German Joys ist demnach eine Art USA Erklärt umgekehrt: Im letzteren, 2007 fast grimmepreiswürdigen Falle erklärt ein Amerikaner in Deutschland auf Deutsch den Deutschen Amerika; im Falle Andrew Hammel erklärt ein Amerikaner in Deutschland auf Englisch den Amerikanern Deutschland (und raskal trippin hat auch mal was in der Richtung gemacht…).

Womöglich ist es inzwischen mit Max Goldt selbst so bestellt, wie er das Weblogwesen im Febraur 2008 beschreibt: dass es “so’n bißchen vorbei” sei, dass man dafür aber in angenehmer Weise von Hypes wie einer “Blogosphäre” verschont bleibe. Sein stiller, aber gar nicht überschätzbarer Einfluss ab Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau 1989 ff. bleibt: Von Max Goldt abzuschreiben ist immer noch keine richtige Schande, das macht man nämlich sowieso dauernd.

Bilder: Rumpfkluft bei Katz & Goldt;
Andrew Hammel bei Andrew Hammel.

Written by Wolf

4. March 2008 at 12:01 am

Posted in Rabe Wolf

Rrrrrache

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Update zu Ich habe euch immer gesagt, dass wir die Menschen fröhlich machen müssen:

I, Ishmael, was one of that crew; my shouts had gone up with the rest; my oath had been welded with theirs; and stronger I shouted, and more did I hammer and clinch my oath, because of the dread in my soul. A wild, mystical, sympathetical feeling was in me; Ahab’s quenchless feud seemed mine. With greedy ears I learned the history of that murderous monster against whom I and all the others had taken our oaths of violence and revenge.

Herman Melville: Moby-Dick, Chapter 41: Moby Dick

Wochenend: Zeit zum Zocken. Nach einem langen Monopol der Körnerfresser, gefolgt von Gutmenschen und Nichtessern, macht Tierschutz endlich Spaß. Jeder dritte der putzigen, gewalttätigen Großmeeressäuger ist sogar weiß; so nähern wir uns sinnreich dem Themenkomplex Rache mit Captain Ahab. Nach erfolgreichem Japsenpatschen bitte die Online-Petition rechts daneben unterschreiben, ja?

Captain Ahab's Revenge

Freitagsillustration: Mike R. Baker: Captain, 18. August 2007.

Written by Wolf

1. March 2008 at 12:01 am

Posted in Mundschenk Wolf