Moby-Dick™

Leben mit Herman Melville

Archive for April 2010

Christina D. kennt die Mannsbilder

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Christinchen Dichterliebchen in der Grube

“Zeig mal. Was sag ich da drauf?”

“‘Mädchen, hütet euch vor diesen,
die beim Kuss die Augen schließen.'”

“Soso. Weil du sie immer offen lässt beim Küssen, oder was?”

“Kluges Mädchen.”

“Und was sollen unsere ganzen englischen Leser damit anfangen?”

“‘Maidens, be aware of those,
who, kissing-wise, their eyes do close’?”

“Du bist echt so ein Arsch…”

Bild groß.

Written by Wolf

30. April 2010 at 12:01 am

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Christina D. loves to suckle fools and chronicle small beer.

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Update zu Hallo Shakespeare, adiós Cervantes:

Christina Dichterliebchen spricht sensibel auf Literatur an

23. April ist Welttag des Buches und des Urheberrechts und des deutschen Bieres. Weil da 1516 das Reinheitsgebot erlassen und 1564 Shakespeare geboren wurde. Transferdenken können Sie selber.

Christina Dichterliebchen besteht wie immer aus Druckbleistift 0,5 HB, eitel Rötel und Augustiner Edelstoff. Genau wie (introducing!:) Frau Kreutzer aus Modernes Antiquariat, Klassik und Papeterie.

Written by Wolf

23. April 2010 at 12:01 am

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Die Nachrichten von seinem Tod: Huck, Mark, Samuel und Tom (und Alexander, Andreas und Paul)

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Update zu Moby-Dick goes Huckleberry Finn
und The little mocking bird sang sweetly all the day:

Gentlemen: — Please do not use my name in any way. Please do not even divulge the fact I own a machine. I have entirely stopped using the Typewriter, for the reason that I never could write a letter with it to anybody without receiving a request by return mail that I would not only describe the machine, but state what progress I had made in the use of it, etc., etc. I don’t like to write letters, and so I don’t want people to know I own this curiosity-breeding little joker.

Yours truly,
Samuel L. Clemens.

Mark Twain to E. Remington Typewriter Company,
Hartford, March 19, 1875.

Dictating autobiography to a typewriter is a new experience for me, but it goes very well, and is going to save time and ‘language’ — the kind of language that soothes vexation.

I have dictated to a typewriter before — but not autobiography. Between that experience and the present one there lies a mighty gap — more than thirty years! It is a sort of lifetime. In that wide interval much has happened — to the type-machine as well as to the rest of us. At the beginning of that interval a type-machine was a curiosity. The person who owned one was a curiosity, too. But now it it is the other way about: the person who doesn’t own one is a curiosity.

In a previous chapter of this Autobiography I have claimed that I was the first person in the world that ever had a telephone in his house for practical purposes; I will now claim — until dispossessed — that I was the first person in the world to apply the type-machine to literature. That book must have been The Adventures of Tom Sawyer. I wrote the first half of it in ’72, the rest of it in ’74. My machinist type-copied a book for me in ’74, so I concluded it was that one.

That early machine was full of caprices, full of defects — devilish ones. It had as many immoralities as the machine of to-day has virtues.

Mark Twain: Unpublished Autobiography, 1904,
Villa Quarto, Florence, in: Harper’s Weekly, March 18, 1906.

Huckleberry DichterliebchenAlles an dem Manne ist zwei.

Das fängt mit dem Namen an: Samuel Langhorne Clemens wurde Mark Twain, das bedeutet wörtlich: zwei Faden Tiefe unter dem Rumpf eines Schaufelraddampfers, was wiederum bedeutet: Wenn das Uferpersonal bei seinem Nahen “mark twain!” rief, konnte sein Schiff sicher passieren — und das in seinem zweiten Leben, dem als Schreiber. Das erste behielt er bei: als Geschäftsmann, Ehemann und Vater. Die Hälfte Mark Twain wurde einer der Klassiker, die hundert Jahre nach ihrem Tod noch freiwillig, ja begeistert gelesen und verstanden werden.

Das ist heute. “Klassiker: ein Buch, das die Leute loben, aber nicht lesen” — das stammt von ihm wie bestimmt Hunderte anderer kurzer, knackiger Sätze, die ihm gern nur zugeschrieben werden, weil sie so schön knurrig-versöhnlich nach ihm klingen. Manchmal werden sie auch mit denen von Oscar Wilde verwechselt, es hat eben alles zwei Seiten.

Im englischsprachigen Volksgedächtnis haftet er wie Shakespeare und Lewis Carroll, selbst im deutschen ist er der Inbegriff eines schnucklig-romantischen Amerika geworden, dem man weder für den Bürger- noch die Irakkriege noch die als selbstverständlich angenommene Kulturlosigkeit böse sein kann: Den Negersklaven ging’s doch richtig gut! Und Lausbubengeschichten vom Mississippi sind ja was anderes als Musik mit Schlagzeug! Lösungssätze für Kreuzworträtsel liefert er wie sonst nur Wilhelm Busch, Kästner und Schiller.

Seine zwei stilprägenden Welterfolge waren die ersten Bücher, die ich im englischen Original gelesen hab; dem Jungwolf mangelte es am nötigen Gelde, und die Nürnberger Stadtbibliothek hatte auf Deutsch nur schmalbrüstige Kinderausgaben da. The Adventures of Tom Sawyer (1876) und Adventures of Huckleberry Finn (1884) dagegen in einem Band, complete and unabridged, wo ich noch nicht mal wusste, was abridge heißt, und nicht so kindisch mit bunten Bildchen von beschönigten prekären Existenzen aufgemacht, sondern eine abgegriffene, erwachsen wirkende Textwüste, älter als ich. Ich erinnere mich, dass ich die paar hundert Seiten durchgehalten hab, mit dem Pons Global in Nachschlageweite auf dem Bauch. Mein zweites Buch auf Englisch war dann Bukowski, dafür ließ ich mir alsbald von der Leipziger Verwandtschaft die DDR-Aufbau-Ausgabe Der berühmte Springfrosch von Calaveras von 1963 schenken (auf Amazon.de nur noch im Softcover bebildert), um eine Reihenfolge einzuhalten.

Der Unterschied zwischen Tom Sawyer und Huckleberry Finn ist ungefähr der zwischen Micky Maus und Donald Duck: der jeweils erstere ein kleiner Held aus dem einfachen Volk, Identifikationsangebot und pädagogisch taugliches Vorbild; die letzteren ihr struppigerer Widerpart — nicht etwa Gegner, nur Reibungsflächen als komplementäre Sidekicks. Und sogar beide in ihren Serien zuerst als Nebenfigur aufgetreten, danach wegen großer Nachfrage Hauptfiguren ihres eigenen Werks. Die etwas böseren Jungs auf der guten Seite, dadurch plastischer, schillernder, glaubwürdiger in ihrer mehrschichtigen Welt. Fand jemals einer Tom Sawyer besser als Huck Finn? Mag irgendwer Micky Maus?

Ersparen wir uns, die Lobreden auf Mark Twain und seine Jugendaufarbeitungen nachzusingen, die gerade zu seinem hundertsten Todestag die Feuilletons verstopfen; sie führen alle an, was Hemingway über den Huckleberry gesagt hat (soll ich’s sagen? — : dass es vorher “nichts” gab und nachher nichts Gleichwertiges mehr kam und dass es das beste Buch sei, das “wir” haben — außer Hemingways eigenen wahrscheinlich) und was sein Schöpfer doch für ein brillanter “Zyniker” war. Es stimmt alles, ist aber egal. Nehmen wir sachbezogen zur Kenntnis, was getan wird:

Mark Twain on Mississippi RiverDer Hanser-Verlag hat Sawyer und Finn in einem Band in neuer Übersetzung von Andreas Nohl vereint. Man hört nur Gutes darüber, es scheint wirklich grandios und überaus genießbar geraten — der Twain, hört man, fürs dritte Jahrtausend —, und man hätte von Hanser gar nichts Geringeres erwartet. Als Unternehmung, in Anspruch und Aufmachung erinnert das Opus stark an ihren neu eingerichteten Moby-Dick von 2001.

Und Alexander Pechmann hat Mark Twains Briefe erstmals auf Deutsch zu einer Biographie zusammengefasst: Sommerwogen. Eine Liebe in Briefen vereint vor allem die Briefe an seine Frau mit solchen, die den Entwurf vervollständigen. Pechmann hat sich vormals als Herman Melvilles neuester Biograph verdient gemacht, seine Unternehmung erinnert in Anspruch und Aufmachung stark an Daniel Göskes Materialsammlung Ein Leben von und über Melville.

Melville und Twain, die amerikanischen Ikonen — etwas scheint sie zu verbinden. Sicher das Stiften einer künstlichen neuen Welt für die geographische Neue Welt: Haben doch beide das Zeug zum Mythos und sind immerhin Klassiker geworden. Da lagen Themen herum, jemand musste sie aufgreifen. Und das Neue im Altbekannten, die frische Sicht auf allgemeinmenschliche Zustände konnten Zeitgenossen anrühren (in Melvilles Fall wenigstens den Verleger, in Twains Fall eine Menge Publikum, die zum zweitgrößten Bestseller der Zeit nach Uncle Tom’s Cabin reichte) und werden es wohl noch einige Generationen lang können.

Ferner teilten sich Melville und Twain den Verleger, Evert Duyckinck von Harper — übrigens auch mit Emerson, Longfellow und Poe; Harper besteht bis heute. Beider Romane wurden für reife Leser erfunden und als Kinderbücher zurechtgestutzt und vereinnahmt. Und wie Melville unternahm Twain seine Bildungsreise durch Europa und das Heilige Land, worüber vom letzteren mehr und entschieden besser gelaunte Zeitungsartikel, Romane und Vorträge entstanden als Melvilles langatmigstes Versepos der Welt. Auch das Bildungsideal der Europareise besteht noch unter ehrgeizigen Amerikanern.

In Italien interessierte ihn an Kunstschätzen hauptsächlich der Markusplatz, weil der nach dem Namenspatron seines Pseudonyms heißt, ansonsten mehr das nautische Geschick der Gondolieri. Seine Ciceronen nervte er mit der ersten Frage, ob die ganzen Leute, von denen sie ihm stolz erzählen wollten, doch nicht etwa schon tot seien.

Womöglich arbeitete er so auch am uramerikanischen, gerade in der Alten Welt volkstümlichen Bild des kulturlosen Amis. Wir wissen jetzt: Seiner Kultur mangelt es nicht, sie wendet sich nur gegen ihr falsches Verständnis.

Aus dieser betonten, stellenweise bis zur Pose aufgesetzten Volksnähe entspringt mein persönliches Lieblingsstück von ihm: The Awful German Language von 1880. Twains Stoffe sind ohnehin niemals erst durch ihre Benennung ins Leben getreten, sondern bilden es — vice versa — ab. Niemand kann ihm nachsagen, er hätte nicht versucht, dem Volk aufs Maul zu schauen, um es ihm gleichzutun. An der deutschen Sprache ist er mit launig allen vernünftig — lies: englisch — sprechenden Leuten mitgeteilter Verzweiflung gescheitert. Das Frappierende für den deutschen Leser ist die Sicht des Fremdsprachlers auf das Gestrüpp von endlosen Wörtern und ebensolchen Sätzen mit auseinandergerissenen Verben. Man muss weder Amerikaner noch Germanist sein, um auf die grotesken Aspekte der deutschen Sprache zu stoßen — aber so einsichtig und einsehbar, so erhellt und erhellend und dabei so pointiert wie der Innocent Abroad Twain hat’s seither keiner mehr gebracht. Praktischerweise ist die Satire ganz gut in ihren eigenen Gegenstand übersetzbar; online steht sie am handlichsten als Weblog-Eintrag aufbereitet bei Vitaly Friedman.

Die Ismael-Figur, die aus dem Nirgendwo kommt, tut, was sie will, geht, wohin sie will, sagt, was sie denkt, und erfolgreich das schafft, was sie als ihre Bestimmung erlebt — auch Huckleberry Finn ist so eine, und das macht ihn zutiefst amerikanisch. Die unverdrossen scheiternden Loser Ismael, Huck Finn und Donald Duck — dem Setting nach auch Django und alle anderen namenlosen Westerndorfbesucher europäischer Provenienz — leben den American Dream. Und es macht Spaß.

Nun wäre Samuel Clemens nicht Mark Twain, wenn das die einzige Sicht wäre.

Gleich im zweiten Kapitel von Tom Sawyer steht jenes Parade-Schelmenstück, das immer kommt, wenn irgendwas über Tom Sawyer kommt: wie er zur Strafe Tante Pollys Lattenzaun anstreichen muss, sich dabei einen Lenz macht und noch materiellen und sozialen Gewinn daraus zieht. Ein dramaturgischer Geniestreich, in dem sich die amerikanische Seele offenbar seit jeher wiedererkennt, und bei dem man jedes Mal wieder breit mitgrinst.

Das steht am Anfang. Im weiteren Verlauf treffen wir den stadtbekannten Säufer Muff Potter, den amoralischen Raubmörder Indianer-Joe, in ihr Schicksal ergebene Sklaven, korrupte und bigotte Honoratioren und nicht zuletzt einen vom alkoholkranken Vater verstoßenen kleinkriminellen Halbwaisen namens Huck Finn, der auf den einzigen anständigen Charakter auf dieser Geisterbahn in der Provinz von Missouri, den Bürgersohn Tom Sawyer, Einfluss nimmt, als ob das lustig wäre, besonders wenn man in diesem Milieu aufwachsen musste.

Ist es nicht. Aber man kann es idyllisch darstellen. Das Sequel Huckleberry Finn ist dann auch ungleich vielschichtiger, durchwachsener als Tom Sawyer, der tatsächlich fast als Sammlung von Kinderepisoden durchgeht. Genau richtig, um ziemlich viele Seiten und das inzwischen dritte Jahrhundert lang zu tragen. Mit diesen vergnüglichen Hits des Schreibers Mark Twain tingelte der Geschäftsmann Samuel Clemens durch einen Triumphzug von Lesereisen. Niemand von uns Heutigen war dabei oder könnte auf Bild- und Tonmaterial davon zurückgreifen — aber sich fragen, was er dabei über sein Publikum dachte, das er eigentlich nur getreulich abgebildet hatte.

Mark Twain and Dorothy QuickSehr viel schlimmer treibt er es in seinen späteren Büchern. Er etabliert als Stilmittel, lustig und übermütig anzufangen und dann immer düsterer zu werden, die Maulschellen der Sozialkritik kommen im Trojanischen Pferd humoriger Geschichten. Er schrieb unstrukturiert, atemlos und an allen Enden gleichzeitig — einer von denen, angesichts deren schieren Outputs man sich fragt, ob der denn nie wenigstens mal aufs Klo musste, dabei hatte er vor seiner Schreiberkarriere die nötige Lebenserfahrung zusammenerlebt, Drucker gelernt, nach Gold geschürft, Dampfer auf dem Mississippi von New Orleans nach St. Louis und zurück gelotst und als Journalist gearbeitet und war als Live Act ein unfehlbarer Kassenfüller für den Buchhandel, nebenbei auch noch treusorgender Ehemann, ein glühender Freund und Unterstützer aller Katzen, fleißiger Europareisender und, worauf alle Zeichen deuten, liebevoller Vater, und einzig als Investor für seine selbst erfundene Setzmaschine, deren Zeit noch nicht reif war, zu hitzig und folglich glücklos, und wenn’s am einen Projekt nicht recht vorwärts gehen wollte, schrieb er eben schnell am anderen weiter. Hier war er nicht zwei, hier war er die ganze Menschheit, die er für missraten und verloren hielt. Was musste in diesem Mann alles brodeln.

Ein Yankee aus Connecticut an König Artus’ Hof fängt an als harmlose Satire aufs ach so finstere Mittelalter. Hintenzu stellt sich als Moral heraus, dass die Menschheit seitdem nicht vorwärtsgekommen, sondern rückwärts in einen Abgrund gestolpert ist. Am Schluss sind die Neuzeitlichen die Kriegsgewinnler, sterben aber am Leichengift der Selbstbesiegten. Man hätte stutzen sollen, als die Titelfigur Hank Morgan Werksmeister in der Hartforder Waffenfabrik von Samuel Colt war.

Die Briefe von der Erde gar waren dermaßen brandgefährlich aggressiv, dass sie erst 1963 veröffentlicht wurden, nachdem Clemens/Twains letzte Tochter Clara starb und der Nachlass frei wurde. — Satan wird auf die Erde strafversetzt und muss Berichte schreiben, die zu einer radikal hoffnungslosen Abrechnung mit allem geraten, was Moral, Trost, ja Leben heißt:

Wenn es ein Motto für [Gott] gab, so hätte es lauten müssen: „Laßt keinen Unschuldigen entkommen.“ Man denke daran, was er in der Zeit der Sintflut tat. Da waren Unmengen von kleinen Kindern, von denen er genau wusste, dass sie sich nicht das Geringste hatten zuschulden kommen lassen; aber ihre Angehörigen hatten es, und das genügte ihm. Er sah die Wasser steigen bis zu ihren schreienden Mündern, sah die wilde Angst in ihren Augen, das Flehen auf den Gesichtern der Mütter, das jedes (andere) Herz als das seine gerührt hätte; aber er ließ die kleinen Würmer ersaufen.

Mark Twain: Briefe von der Erde,
cit. nach Paul Stänner: Ein Yankee aus Connecticut, Deutschlandradio Kultur Berlin, 18. April 2010.

Remington Typewriter CompanyDer liebenswerte, mitreißende Stegreif-Rhetoriker und ansteckend lebendige Kauz mit wuscheligem Feuerkopf und Schnauzbart, die Einstein und Disney von ihm abgeschaut haben müssen, war ein schonungsloser Haudrauf — nicht, weil er in Wirklichkeit so viel Bosheit unterdrücken musste, sondern im Gegenteil: weil er das Menschengeschlecht, das seine, lieb haben wollte. Seine Düsterarien sind nie Ermunterungen zum Aufgeben, nur Darstellungen dessen, was längst passiert ist und von Anfang an so war. Die Hölle, die sein Wohnort und der seiner Lieben ist, war ihm nicht recht: Er wollte, dass es vorwärts geht und besser wird; Tom Sawyer ist das erste Schreibmaschinenmanuskript der Literaturgeschichte — klar: gelernter Drucker; über den fingierten Ich-Erzähler Huck Finn, den bildungsfernen, verwahrlosten Straßenjungen, hat er Südstaaten-Slang in die Hochliteratur getragen und damit vielleicht endgültig die amerikanische von der englischen Literatur emanzipiert. Heute hätte er wahrscheinlich gebloggt.

Zynismus ist kein großmäulig missmutiges Herumlästern, sondern eine der anspruchsvollsten philosophischen Richtungen, für die man eine gute Zeitlang gelebt und sich aufmerksam umgeschaut haben muss — daher “ein Vorrecht des Alters”, wie wir von Twain wissen —, das wurde schon immer unterschätzt. Und Pessimisten haben immer Recht, darum kriegen sie nie einen Gutenachtkuss. Dass er seine von Anfang bis zum Ende zärtlich geliebte Frau Olivia und drei seiner vier Kinder überleben musste, gab ihm den Rest. Kein Gott, kein Teufel, kein Weltall existiert, und erst recht keine Liebe in der Welt — mitt alledem konnte man noch irgendwie zurecht kommen. Nur vor solcher Ungeheuerlichkeit eines blind dreindreschenden Schicksals stand sein Witz wehrlos, hilflos, resigniert.

Samuel Clemens, nicht so sehr Mark Twain, hat am Ende eine Art Frieden damit gemacht, dass die Menschheit nun einmal verdammt ist. So ist der Mensch, hier steht er und kann nicht anders, Gott helfe ihm, falls es ihn überhaupt gibt, es ist, was es ist, finden wir uns damit ab oder sterben wir noch unglücklicher als unbedingt notwendig. Seine letzten, bittersten Texte sah er erst gar nicht mehr zur Veröffentlichung vor.

Es hat einen Grund, dass ich lieber von hier unten aus dem Grab spreche: Von hier kann ich frei sprechen.

Twain hat seine Bibliothek sorgfältig behandelt, seine Arbeitsweise ist schwer anhand von Anstreichungen und Eselsohren nachvollziehbar, weil es kaum welche gibt. Umso auffallender die eine in seinem Exemplar von Darwins Reisebericht von der Beagle, Journal of Researches — mit Tinte:

Can any plausible excuse be furnished for the crime of creating the human race? [Kann man sich für das Verbrechen, die Menschheit erschaffen zu haben, irgendeine plausible Entschuldigung ausdenken?]

Ein Vorwurf gegen Gott, nicht gegen einen Menschen, das muss man unterscheiden. Twains alte Zweiheit: Nicht, weil sich das ausschlösse — sondern weil es eine andere Seite ist.

1835 war ein Jahr, in dem der Halleysche Komet in Amerika vorbeischaute, da wurde Samuel Clemens (noch nicht Mark Twain) geboren. Am 20. April 1910 war der Komet das nächste Mal fällig, da wollte er sterben. Einen Tag später, am 21. April vor 100 Jahren, hat er es geschafft und behielt ein letztes Mal Recht. Eine seiner wenigen Sentenzen, die überlebt und dabei — ausnahmsweise nicht vor lauter Überstrapazierung — sich überlebt haben, ist deswegen gerade noch:

Die Zeitungen schreiben, dass ich sterbe. Das ist falsch. Ich würde so etwas niemals in meinem Leben machen. Die Nachrichten über mein Ableben sind stark übertrieben.

Vielleicht ändert sich innerhalb hundert Jahren ja doch das eine oder andere — oder beides.

Prost, Master Mark, prost, Mr. Samuel. Ihr werdet noch gebraucht.

Literatur:

Totenlied: Blind Willie Johnson: Shine On Me: Afromamerikanischer Südstaaten-Gospel, hat nicht unmittelbar mit Mark Twain zu tun, stammt aber aus seiner Mississippidelta-Gegend, atmet seine verzweifelte Fröhlichkeit — und wird genau ab der zweiten Hälfte knorriger und besser. Das hab ich eigens für hier zusammengeschraubt. Falls es trotzdem mal wieder gesperrt ist, gucken Sie die zweite Wahl von Rose Stone and the Venice Four and the Abbot Kinney Lighthouse Choir aus dem Coen-Remake Ladykillers 2004, da kriegen Sie noch Trouble of This World obendrauf. Das ist auch noch wirklich schön und gibt genügend was fürs Auge her, dass es Vollbild rentiert.

Bilder: The Living Daylight: More of Mark Twain’s, 4. November 2009;
Mark Twain and Dorothy Quick: Photowall Mark Twain in Quotations Book;
E. Remington Typewriter Company, 1904;
Videobild: FotoEdge: Gospel Lighthouse in Excelsior Springs, Missouri, 16. November 2008.

Huckleberry Dichterliebchen: Druckbleistift 0,5 HB und Rötel auf Moleskine, April 2010.

Written by Wolf

21. April 2010 at 12:02 am

Wief la Schohsoh

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Mise à jour pour Foutez la paix à François Schätzing:

Oschurdwüi: Schack Brell: Nöh möh kitte bah, 1959.

Purr la Coyote de Phrixus.

Nöh möh kitte bah, il foh ublijee,
Tu pöh sublijeh, kie songfüi descha,
Ublijeh lö tomm, deh malongtongdüs
Eh lö tomm perdü, a sawwoa kommoh,
Ublijeh sehs öhr, kie tüäh parfoa,
A kuh dö purqua, lö kör dö bonör.
Nöh möh kitte bah, nöh möh kitte bah.

Elizabeth Catherine, Imagination, June 5, 2009Moasch toffriräh deh perl dö plüi,
Wönüh dö bäih, u il nö plö bah.
Schö kröseräh la tär schüskaprä ma mohr
Pur kuwrir tong kohr, dohr äh dlümjähr
Schöfräh öng domäne, u lamuhr söra roa
U lamuhr söra loa, u tu söra rähn
Nöh möh kitte bah, nöh möh kitte bah.

Nöh möh kitte bah, schö töngviträh
Deh moh ängsongsee, kö tü komprongdra
Schtö parlrä, dö see amohngla
Ki ong wüh döh fwa, köhr sombrasee
Schtö rakongträ, listwoah dö sö rwa
Mohr dö nawoah bah, püh tö rakongtreh,
Nöh möh kitte bah, nöh möh kitte bah.

Onnawüh suwoh, röschajir lö föh
Döng angsjong wolkang, koh krojä tro wjö
Il e parätil deh terr brüleh
Donnong plü dö bleh, köng mejör avril
E koh wjä lö swah, pur köng sjell flombojeh
Lö rusch e lö nwah, nö sepuhstil bah,
Nöh möh kitte bah, nöh möh kitte bah.

Nöh möh kitte bah, schön wäh plü plöreh
Schön wäh plü parleh, schöm kaschrä lah
Atrögardeh, dongseh e surier
E a tekudeh, schongdeh e püi rier
Lässtmwa döwenier, lohmbrdtong ohmbrch
Lohmbrch dö ta mähng, lohmbrch dö tong schjäh
Nöh möh kitte bah, nöh möh kitte bah.

~~~\~~~~~~~/~~~

Prochainement et detaillé dans ce blogue: Charles Trenet: La mer, 1945!

Connaissez et achetez la chanson!

Image: Elizabeth Catherine: Imagination, Juin 5, 2009.

Written by Wolf

15. April 2010 at 7:12 am

Posted in Mundschenk Wolf

Christina D. redet sich raus

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Ich trinke keinen Wein, keinen Kaffeeh, keinen Liqueur, rauche keinen Tabak, und schnupfe keinen, eße die einfachsten Speisen, und bin nie krank gewesen, nicht auf der See und unter den verschiedensten Himmelstrichen. Meine stärkste Ausgabe ist Obst. Ich habe weder in Amerika noch in Rußland einen Pelz getragen: meine Panazee ist Diät und Bewegung.

Johann Gottfried Seume: Brief an Gleim, 1. Mai 1798.

Christina Dichterliebchen redet sich raus

Du weißt, daß Schreibseligkeit eben nicht meine Erbsünde ist, und wirst mir auch Deiner selbst wegen sehr gern verzeihen, wenn ich Dir eher zu wenig als zu viel erzähle. Wenn ich recht viel hätte schreiben wollen, hätte ich eben so gut zu Hause in meinem Polstersessel bleiben können.

Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802;
Butin (Banat), Dezember 1802, in meiner Ausgabe Seite 24.

Druckbleistift 0,5 HB und Rötel auf Moleskine; groß.

Written by Wolf

14. April 2010 at 12:01 am

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Christina D. erfindet zurück

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Christina Dichterliebchen probiert Namen aus

Ku-ert ist aus Schloss Gripsholm, Nathaniel aus dem Sandmann (E.T.A. Hoffmann, nicht Neil Gaiman, außerdem mit mit i statt a), Arthur war der Gummibaum in der deutschen MAD-Redaktion, Schnutz der Kindheitsname einer alten Werberkollegin, und Heribert hat einer im Deutsch-LK zu mir gesagt, weil er sich keinen anderen Namen merken konnte. In den Dance Remix kommen noch Goethes Kindheitsname Hätschelhans, Rumpelstilzchen und Elfriede.

Das Zeug rechts von seinem Ellenbogen sollen Knoblauchschalen sein. Die Schwierigkeit lag darin, Christina Dichterliebchen ihrem Dialogpartner weder zu weit noch zu nah auf der Pelle in den Raum zu stellen und dabei ihre korrekte perspektivische Größe einzuhalten. Im Scan vermisse ich die Stuhllehne hinter ihm, auf dem Papier fällt das gar nicht mal so auf; sitzt er halt aufm Hocker. Solche Unterschiede in der Wahrnehmung merken.

Druckbleistift 0,5 HB und Rötel auf Moleskine; groß.

Written by Wolf

13. April 2010 at 12:01 am

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Christina D. wird erfunden

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Update zu Shut Up ‘N Play Yer Guitar:

Christina Dichterliebchen, die mich seit etwa 1998 durchs Internet begleitet, gibt seit locker zehn Jahren keine Ruhe damit, endlich sichtbar zu werden. Trotz der Themenferne zum Weblog tu ich ihr endlich den Gefallen. Und wehe, sie stiftet nicht in kurzer Zeit das Ihre, unsere Melvilleana zu unterstützen, sonst nix Dobro.

Druckbleistift 0,5 HB, roter Buntstift und Graphit auf Moleskine; groß.

Written by Wolf

11. April 2010 at 12:22 pm

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Nicola Black, Molly Crabapple, Neil Gaiman: Desert Wind

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Update for Thought is a powerful formidable essence:

Molly Crabapple puts it like this:

Molly CrabappleWhen I was 7 years old, I fell in love with the cool girl at camp. She was 14, with a shaved head, an ankh necklace, and a copy of The Sandman. Neil Gaiman has been my favorite author ever since.

One of the coolest moments of my career was when, last spring, Neil twittered me and asked me to draw a poem poster for him. I agonized over it for months. Nothing seemed good enough. I tore through tent cities, researched Canaanite gods. At long last, here it is, ready to present to you. It’s one of my favorite illustrations ever.

This is a 10” x 22” full-color bleed print illustrating Neil’s dark mirage of a tale DESERT WIND. It’s designed by Nicola Black, one of my fave collaborators. […]

Cat Mihos, the headmistress of the convocation of coolness that is Neverwear, gave me a sweet interview too.

~~~|~~~~~~~|~~~

Nicola Black puts it like this:

For this portfolio piece, I thought I’d post about my process. This collaboration between Neil Gaiman, Molly Crabapple and myself was so much fun — I had to share my experience. […]

My job was to find the perfect type style for the title, layout the poem itself and possibly embellish the art work and text elements when and where possible. I began looking through fonts for the perfect style to accentuate the illustration as well as the words of the poem. This process is one any designer can get lost in. I know I always do! There are oodles of well designed fonts out there to choose from (my fave go to site is myfonts.com) allowing me to set aside a nice, big bundle as possible contenders for this poster. ArcanaGMMStd-Manuscript ended up being the perfect font for this project – a little weathered, a bit of a Middle Eastern flair, all mixed with just a touch of whimsy.

Nicola Black. Woo hoo, I got my Molly Crabapple piece, April 18, 2008When designing, there can be quite a lot of details to be applied to the text to accommodate the layout. After all, my goal is to make sure the text really feels like a part of the piece. I don’t want the text to feel disjointed and simply pasted on top of the illustration. My next step was to stack the text as well as tilt each line a bit. This allows the title to fill the top portion of the design nicely.

Next, I applied a few distortions to the text. Even though the type face provides a nice organic feel, this step adds just a bit more movement to the treatment. I found that the text alone in the space wasn’t quite right. Something was missing. It still felt a bit lonely. I needed to incorporate more elements to tie the treatment into the illustration. So, I got out the sketch book and jotted down a few of my own little swirls inspired by those found in the illustration. I also pulled out my trusty tracing paper and began to apply some extra embellishments to the text. Dotted swirls, loops and curlicues did the trick! Here’s what it looked like before I applied it to the illustration. Keep in mind, I had a plan for the color and transparency of the different areas of the text – so this example is a little overwhelming being that it is the high contrast, black and white version.

Next step – apply it to the illustration! I experimented with color and transparency creating multiple versions of the piece. I then held official voting in my studio with my fiancé (thanks, Todd – ha ha). […]

The body copy went through a lot of revisions. In some of my first compositions, I treated the text similarly to the title treatment – giving it a bit of movement. In the end, simplicity prevailed. After looking back at some of those other compositions, I’m so glad they were vetoed. The poster has so much going on it was best to keep Mr. Gaiman’s poem untouched in regard to fanciful embellishments and distortion. At the foot of the poster, I felt it would be a fun element to reiterate the words, “this time,” from the poem. They become ghost like and an after thought I felt added a little something extra to the piece.

And there you have it! This project was SO much fun to work on. It’s always a pleasure working with Molly Crabapple (as you can tell from my portfolio – only my favorite jobs make it there). And I am so very honored to have been able to work on this poem for Neil Gaiman, Cat Mihos and neverwear.net. One of the most rewarding pieces I’ve had the pleasure of working on yet! The poster will be available for sale beginning Friday, April 2nd, 2010 at 4PM PST on neverwear.net. There will also be limited quantities available here soon! More info to come – please check back regularly!

Neil Gaiman, Nicola Black, Molly Crabapple, Desert Wind, 2010

There was an old man with skin baked black by the desert sun
who told me that, when he was young, a storm had separated him from his caravan
and its spices, and he walked over rock and over sand for days and nights,
seeing nothing but small lizards and sand-coloured rats.

But that, on the third day, he came upon a city
of silken tents of all bright colours. A woman led him into the largest tent,
crimson the silk was, and set a tray in front of him, gave him iced sherbet
to drink, and cushions to lie upon, and then, with scarlet lips, she kissed his brow.

Veiled dancers undulated in front of him, bellies like sand dunes,
Eyes like pools of dark water in oases, purple were all their silks,
and their rings were gold. He watched the dancers while servants brought him food,
all kinds of food, and wine as white as silk and wine as red as sin.

And then, the wine making good madness in his belly and his head, he jumped up,
into the midst of the dancers, and danced with them, feet stamping on the sand,
jumping and pounding, and he took the fairest of all the dancers
in his arms and kissed her. But his lips pressed to a dry and desert-pitted skull.

And each dancer in purple had become bones, but still they curved and stamped
in their dance. And he felt the city of tents then like dry sand, hissing and escaping
through his fingers, and he shivered, and buried his head in his burnous,
And sobbed, so he could no longer hear the drums.

He was alone, he said, when he awoke. The tents were gone and the ifreets.
The sky was blue, the sun was pitiless. That was a lifetime ago.
He lived to tell the tale. He laughed with toothless gums, and told us this:
He has seen the city of silken tents on the horizon since, dancing in the haze.

I asked him if it were a mirage, and he said yes. I said it was a dream,
and he agreed, but said it was the desert’s dream, not his. And he told me that
in a year or so, when he had aged enough for any man, then he would walk
into the wind, until he saw the tents. This time, he said, he would go on with them.

I put it like this: Neil Gaiman’s Sandman is the best graphic novel series in existence.

Objections?

Illustration © 2010 Molly Crabapple • Design © 2010 Nicola Black Design, L.L.C. • Poem © Neil Gaiman from Smoke and Mirrors, 1998.

Written by Wolf

5. April 2010 at 12:01 am

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Ostergewinnspiel: Finde die sieben Fehler!

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Update zu Katze von der Steuer absetzen!:

Man sieht nur mit der Brille gut.

Cohu de Saint-Exupéry, 8. März 2008.

Original und Fälschung: Kringeln Sie die sieben Fehler, die unser Photograph auf dem rechten Bild versteckt hat, mit monitorsicherem Edding ein und gewinnen Sie eine Stunde Frühjahrsputz bei sich zu Hause!

EgoshootingMiriam Fairfax Breasty Pinup

Bilder: Der Wolf mit seiner neuen Cerruti 1881, Karwoche 2010;
Terri Burton in der Rolle von Miriam “Ich hab auch Augen, du Arsch” Fairfax,
ca. 1851 (Schätzwert) via Tittyblog:
Einzige ernstzunehmende Bildersammlung (zwei Seiten) auf My Archives. Authentic Vintage Porn.

Lied: Die Ärzte: Buddy Hollys Brille aus: Im Schatten der Ärzte, 1985 und immer noch ihre beste.

Written by Wolf

4. April 2010 at 12:01 am

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Sprache hat dich nur betrogen

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Ludwig Tieck:

Trost

Eric Kincaid, MermaidsWenn die Ankerstricke brechen,
Denen Du zu sehr vertraust,
Oft Dein Glück auf ihnen baust,
Zornig nun die Wogen sprechen, –
O so laß das Schiff den Wogen
Mast und Seegel untergehn,
Laß die Winde zornig wehn,
Bleibe Dir nur selbst gewogen,
Von den Tönen fortgezogen,
Wirst Du schön’re Lande sehn:
Sprache hat dich nur betrogen,
Der Gedanke Dich belogen,
Bleibe hier am Ufer stehn. –

~~~|~~~~~~~|~~~

Zitiert nach: Wilhelm Heinrich Wackenroder: Sämtliche Werke und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Herausgegeben von Silvio Vietta und Richard Littlejohns, Band 1: Werke, herausgegben von Silvio Vietta, Universitätsverlag Carl Winter, Heidelberg 1991; darin: Phantasien über die Kunst für Freunde der Kunst [Folgeband zum frühromantischen Bestseller Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders, 1797]. Herausgegeben von Ludwig Tieck, 1799. Aufsatz Tiecks innerhalb Wackenroders Sammlung: VIII. Die Töne. Erstveröffentlichung in Ludwig Tieck: Gedichte. Zweiter Theil, Seite 32.

Rotschopfsirenen: Eric Kincaid via Never Sea Land.

Written by Wolf

3. April 2010 at 12:01 am

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Rogue’s Gallery: The Art of the Siren, #36

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Song: Stan Ridgway: Hanging Johnny (3:28 minutes)
from Rogue’s Gallery: Pirate Ballads, Sea Songs, and Chanteys, ANTI- 2006.

Artist’s website;
songs playlist.

Buy CD in Germany and elsewhere.

Images: Chih-Han Hsu and Victor Tango:
Your Cold Feet Only Stirred Up Dark Ripples,
Queensland, Australia, November 7, 2009.

Lyrics:

1.: They call me hanging Johnny,
hee yay-hay-i-o
I never hanged nobody
(and it’s) hang, boys, hang.

2.: First I hanged your mother,
Me sister and me brother.

3.: I’d hang to make things jolly,
I’d hang all wrong and folly.

Chorus.: A rope, a beam, a ladder,
I’ll hang ye all together
Well next I hanged me granny
I’d hang the wholly family.

4.: They call me hanging Johnny,
I never hanged nobody.

(Solo)

Bridge.: Come hang, come haul together,
Come hang for finer weather,
Hang on from the yardarm,
Hang the sea and buy a big farm.

5.: They call me hanging Johnny,
I never hung nobody.

6.: I’d hang the mates and skippers,
I’d hang ’em by their flippers.

7.: I’d hang the highway robber,
I’d hang the burglar jobber.

8.: I’d hang the noted liar,
I’d hang a bloated friar.

9.: They say I hung a copper,
I gave him the long dropper.

Explanatory liner notes by ANTI-:

A maneuver called swigging was sometimes used to give a last strong tightening pull on a halyard. This essentially involved one or more sailors reaching high and hanging on the line with their full weight-hence, the association with hanging at the halyards where this chantey was used.

Written by Wolf

1. April 2010 at 12:01 am

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