Moby-Dick™

Leben mit Herman Melville

Archive for the ‘Fiddler's Green’ Category

München am Meer XXIII: Photographing the Herman Melville Section

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Update for Der größte Buchladen Deutschlands (für Amanda):

o new zealand, new zealand, wonderful country of magic-green-rain-rolling-hills….today i woke up and walked randomly through the city of auckland…we play the powerstation tonight. after browsing in a fantastic bookstore called Unity (i always take a secret perverse pleasure in photographing the neil gaiman section and emailing it to neil. i’m like a international publishing spy) i passed a little juice bar, thought twice, backtracked, and walked in.

Amanda Palmer, the Neil Gaiman section in Unity Bookstore, Auckland, New Zealand

Amanda Palmer: tit-free newspapers, masturbating in hotels,
meeting richard o’brien + gifting paul kelly
, January 26, 2012.

The Herman Melville section in Hugendubel Marienplatz, München,
as stocked on Saturday, June 9, 2012:

Hugendubel Marienplatz, München, Abteilung Klassiker, Herman-Melville-Ecke

Full panorama view (the Herman Melville section is on the left side, in the height of young, lovely, and bespectacled Miss Amanda’s skirt):

Hugendubel Marienplatz, München, Abteilung Klassiker Hugendubel Marienplatz, München, Abteilung Klassiker

Written by Wolf

13. June 2012 at 12:01 am

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München am Meer XXII: Clamabunt ad me, et ego exaudiam

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Update zu Die schönste Kirche der Welt,
New Bedford bei Kaufbeuren,
Belly of a Whale und
Jesaja 9,1—6 (Von Jesse kam die Art):

I have read ye by what murky light may be mine the lesson that Jonah teaches to all sinners; and therefore to ye, and still more to me, for I am a greater sinner than ye. And now how gladly would I come down from this mast-head and sit on the hatches there where you sit, and listen as you listen, while some one of you reads me that other and more awful lesson which Jonah teaches to me as a pilot of the living God.

Chapter IX: The Sermon.

Giovanna Del Bufalo, sirenetta contemporanea, 11. August 2007

Et Propheta: Si laeseritis, inquit, pupillos et viduas, clamabunt ad me, et ego exaudiam, et indignabitur furor meus, percutietque vos gladio, et erunt vxores vestrae viduae, et filij vestri orphani.

Conrad Heresbach: De Educandis Erudiendisque Principum Liberis, De Tutelis. Caput XIIII.,
Frankfurt am Main, 1592, via Camena Projekt.

Conrad Heresbach, De Educandis Erudiendisque Principum Liberis, De Tutelis. Caput XIIII., Frankfurt am Main, 1592

Imagines: Clamant ad illam et ea exaudiat: Giovanna Del Bufalo: sirenetta contemporanea, 11. August 2007;
Conrad Heresbach: De Educandis Erudiendisque Principum Liberis in Camena Projekt.

Auf ein Spruchband in Münchens hinreißendstem Schmuckschatüllchen, der Asamkirche in der Sendlinger Straße.

Written by Wolf

26. May 2012 at 12:01 am

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München am Meer XXI: Meistens ist das Zeug nach ein paar Stunden wieder weg

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Update zu Cats in the Cradle and the Silver Spoon, Little Boy Blue and the Aufmerksamkeitsspanne:

Die Rausfrauen -- normalerweise nachts unterwegs, um München mit buntem Strickwerk auszustatten -- weihen noch unentdeckte Wollfetischisten in die Kunst des Häkelns ein. Für Männer (und Frauen) jeden Alters und Aussehens. Bitte ohne Vorkenntnisse. Wolle und Nadeln bringen wir, Hände bringt ihr. Keine Anmeldung. Freiwillige Spenden.Sissi und Hermine, beide Mitte 20 und studierend, die gar nicht so heißen und auch sonst unerkannt bleiben wollen, machen Kunst in ihrer reinsten Form: Sie haben perfektioniert, was jungen Frauen am tunlichsten zukömmt, und stricken und häkeln, zeigen es vor und erwarten nicht Dank noch Bezahlung. Zusammen heißen sie sich in urbaner Hipster-Ironie die Rausfrauen. Die einen nennen es Vandalismus, die anderen Urban Art, die dritten eine Form von Street Art, wieder welche Guerilla Knitting. Egal, so sind sie beschäftigt.

Man kann es auch so sehen, dass zwei emanzipierte Frauen, was immer das heutigentags bedeuten darf, sich den männlich definierten öffentlichen Raum mit weiblichen Mitteln erobern. Weil sich die zwei Mädels auch nicht zerreißen können, beschränkt sich ihr Wirken auf wenige, wenngleich prominente öffentliche Plätze im Münchner Stadtgebiet, in Postleitzahalen mit 80- und touristisch gut erschlossen. Wenn man mal in einer U-Bahn mitfährt, die an einem Vierer ein Paar luftig gehäkelte Gardinchen hängen hat, darf man sich schon glücklich preisen. Emanzipiert, feministisch, elfenhaft — nach ein paar Stunden ist das Zeug ohnehin von selber verschwunden.

Das ist so mittellegal, wahrscheinlich kämen sie mit einer Verwarnung wegen Ordnungswidrigkeit davon, also ungefähr sowas wie Falschparken ohne Behinderung oder sein Kaugummipapierchen nicht mehr aufheben. Existiert eigentlich ein Straftatbestand der Anstiftung zu Ordnungswidrigkeiten minderen Ausmaßes?

Ja? Echt? So ein Quatsch, aber wenn’s schön macht: Dann kriegen wir “Sissi” und “Hermine” jetzt dran: MIttwoch, 21. März 2012, im Neuen Kubitschek, Gollierstraße 14 ab 20 Uhr!

Die Rausfrauen, Nixe am OberangerAm Münchner Oberanger, Ecke Singlspielerstraße, waren sie im Sommer 2011: Da ist ein Brunnen, der gern als Nixe apostrohiert wird, auch wenn er bei München und seine Springbrunnen (warm empfohlener Link!) sowie im München-Wiki nur als “Mädchen auf einer Schildkröte” durchgeht. Mein Poseidon, wie feenfeindlich muss man denn werden? Also jedenfalls haben sie dem Bronzemädchen da einen Bikini gehäkelt, fotografiert, und später war er wieder weg. Mehr ist da nicht:

Das figurschmeichelnde Modell aus luftigen Maschen ist in einem satten Pink gehalten, der den Bronzeteint besonders gut zur Geltung kommen lässt. Ein Muss für den Sommer in der Stadt!

Und unten noch ein aktuelles Foto, um die offizielle Street Art der Münchener Stadtverwaltung zu dokumentieren, die das Mädchen, sei es eine Nixe oder irgendein Fratz, das eine Schildkröte belästigt, sehr viel besser bedeckt als der Häkelbikini der Rausfrauen.

Wir sehen uns am Mittwoch? Bikinis häkeln geht leicht, weil man da nur vier Dreiecke zusammenknoten muss, so viel weiß ich noch:

Die Rausfrauen — normalerweise nachts unterwegs, um München mit buntem Strickwerk auszustatten — weihen noch unentdeckte Wollfetischisten in die Kunst des Häkelns ein. Für Männer (und Frauen) jeden Alters und Aussehens. Bitte ohne Vorkenntnisse. Wolle und Nadeln bringen wir, Hände bringt ihr. Keine Anmeldung. Freiwillige Spenden.

Mädchen mit der Schildkröte, März 2012

Bilder: Die Rausfrauen, 22. Juni 2011; meins, 17. März 2012.

Written by Wolf

20. March 2012 at 12:01 am

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München am Meer XX: Zehntausend Walspeckjäger, € 24,–

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Update zu Call me Ödipus (Vorübergehender Wahnsinn in ungewöhnlich jammervoller Stunde)
und Die sichtbare Welt, Das ist Aller vornemsten Welt-Dinge und Lebens-Verrichtungen Vorbildung und Benahmung:

Version Lord Byron: Childe Harold’s Pilgrimage, 1812–1818, Canto the Fourth, stanza CLXXIX.:

     Roll on, thou deep and dark blue Ocean — roll!
     Ten thousand fleets sweep over thee in vain;
     Man marks the earth with ruin — his control
     Stops with the shore; upon the watery plain
     The wrecks are all thy deed, nor doth remain
      A shadow of man’s ravage, save his own,
     When, for a moment, like a drop of rain,
     He sinks into thy depths with bubbling groan,
Without a grave, unknell’d, uncoffin’d, and unknown.

Version Adolf Böttger, Leipzig 1854:

     Roll’ an tiefblauer Ocean, roll’ an!
     Es fegen spurlos dich zehntausend Flotten,
     Der Mensch zerstört das Land, soweit er kann,
     Doch auf der Flut ist dein Werk: auszurotten!
     Und vor dem Greul der Menschen, dieser Motten,
     Bleibt keine Spur, — ihr Schatten höchstens blos
     Wenn stöhnend er zu deinen tiefen Grotten,
     Ein Regentropfen, sinkt in deinen Schoos,
Vergessen — ohne Klang — sarglos und grabeslos.

Version Herman Melville: Moby-Dick Chapter 35: The Mast-Head:

Roll on, thou deep and dark blue ocean, roll!
Ten thousand blubber-hunters sweep over thee in vain.

Version Friedhelm Rathjen: Moby-Dick Kapitel XXXV: Der Masttopp:

Roll zu, tief dunkelblauer Ozean, zu!
Zehntausend Walspeckjäger streifen hier umsonst.

Version Deutsches Museum Shop, München 2009 ff., Vitrine hinten rechts:

Deutsches Museum Shop

Written by Wolf

22. January 2012 at 12:01 am

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München am Meer XIX: Plenty of Fischsemmeln

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Update zu Von Lindau bis zum Fehmarnsund kennt man mich als Schäferhund:

Es ergeht eine vorläufige Entwarnung: Seit Dienstag ist München wieder betretbar, das Oktoberfest rum. Die schlimmsten Glasscherbennester, Kotz- und Blutlachen sind bereinigt, die ersten Prozesse wegen Drogenmissbräuchen und eines bunten Straußes von Gewalt- und Eigentumsdelikten laufen. Die Stadt München erhält eine Schonfrist bis 25. November, da geht dann der Christkindlmarkt los.

Fischsemmeln

Blow, boys, blow, for Californi-o.
There’s plenty of grass to wipe your ass
on the banks of the Sacramento.

Hanseaten-Imbiss

Mich erheitert ja immer die vernakuläre Version des Hamborger Veermaster, die als Grund zum Auswandern angibt, in diesem Kalifornien, da gebe es endlich mal genug Gras, um sich den Hintern zu wischen.

Jaja, ich kann auch ohne fünfzehn überdimensionierte Bierzelte albern sein.

Hörbeispiel: Dr. Hulton “Ranzo” Clint: vergleichende Versionen Sacramento;
die richtige Version: Salty Dick.

Written by Wolf

7. October 2011 at 12:01 am

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München am Buchstabenmeer XVIII: This mere painstaking burrower and grubworm of a poor devil of a Sub-Sub

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Update zu Orson Whales:

Moby-Dick Volltext auf 1 Seite

Weißt du, was das ist? Das ist der Moby-Dick, auf einer Seite. Volltext. Leicht geschummelt, weil der ganze Front Matter mit Etymology und Extracts fehlt, aber ab “Call me Ishmael” vollständig. Die Bleiwüste ist ein Buchstabenmeer.

Der Text eines Buches mit sechs- oder achthundert Seiten passt auf eine einzige Seite, und zwar, o der Platzverschwendung, in einer Schrift mit Serifen. 100 Zentimeter hoch, 140 Zentimeter breit, in zwölf Spalten: Abzüglich der aus dem Text ausgesparten Fluke unten im Bild ist Moby-Dick ein rund 23 Meter langes Buch.

Und wir auf der P.E.Q.U.O.D. haben unser letztes Kapitel vor etwa dreizehn Monaten abgeschlossen und seitdem zwei, wenn nicht drei Leute verloren. Einen “Mann”, auf dessen erste Herzensergießungen ich mich seit vor Weihnachten freue, haben wir dazugewonnen. Die Wölfin hat mich entsetzt gefragt, was wir denn die letzten fünf Jahre getrieben haben, ohne auch nur ein lausiges Drittel zu bewältigen. Das Bild, das mich über solche Rechnungen hinwegtrösten soll, indem es sie anschaulich und greifbar macht, hat mich allerhand gekostet. Der Ausdruck war noch umsonst zu Weihnachten geschenkt; die Geschichte, wie ich das Ding endlich an die Wand gekriegt hab, glaubt mir kein Mensch. Sagen wir einfach: Es sind darüber drei Monate, der größte Teil eines Monatsgehalts und ein Monat Gesundheit draufgegangen, und wenn die Farce, die ich mühevoll aus meiner Ehe gemacht hab, noch nicht vor der Hochzeit in Scherben gegangen wäre, dann wäre sie es jetzt. Das Bild ist aber wirklich klasse. Und das heißt: Wer das blendfrei entspiegelte Glas antatschen, ja auch nur respektlos an persönlich nicht näher bekannte Wechselrahmen denken will, ohne sich vorher die Finger zu waschen, kann sich ab sofort aber sowas von mit mir anlegen.

Zur Orientierung: Das Post-it auf dem Bild klebt am Anfang von Kapitel 41, wo es in sehr kurzer Zeit weitergehen soll; das liegt einen guten Dreiviertelmeter vor dem ersten Drittel.

Solche Vermessungen des Walgerippes werden uns jetzt öfter beschäftigen. Immerhin hab ich jetzt einen Grund, freundliche Frauen in meine Wohnung zu lotsen: unter dem fadenscheinigen Vorwand, sie müssten sich mal kurz dabei photographieren lassen, wie sie mit dem Finger auf eine Stelle in einem Buch deuten (Erdgeschosswohnung).

Dann noch der Filmteil:

Moby-Dick in Schnelldurchläufen: Snowbunny; SockPuppetTroll; Alex Itin.

~~~\~~~~~~~/~~~

Soundtrack: Blitzen Trapper: Furr, aus: Furr, 2008. Vollbild und laut — auch wegen Jade Harris:

This fall I made a music video for the Portland, OR band Blitzen Trapper. The video consists of a little over 3000 photos and took about two months to create. No animation programs were used. The entire video is made out of compiled paper.

Written by Wolf

22. March 2011 at 12:01 am

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München am Meer XVII: See what a real corner of the world it occupies; how it stands there, away off shore, more lonely than the Eddystone Lighthouse.

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Update zu What I Heard about the Apple Barrel und Childhood Winter’s End:

Eddystone Lighthouse in Kapitel XIV: Nantucket.

Hinterhof Glockenbachviertel, Januar 2010.

Written by Wolf

1. February 2011 at 12:01 am

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München am Meer XVI: Idomeneo, Ré di Volksbad

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Update zu Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen:

Newsflash aus dem Müllerschen Volksbad:

Aufgrund von Proben für OPERA INCOGNITA ist die Damenhalle vom 23. bis 26. August 2010 ab 18.00 Uhr für die Öffentlichkeit gesperrt.

Im und auf dem Wasser der Damenschwimmhalle bringt OPERA INCOGNITA mit internationalem Ensemble Mozarts Oper “Idomeneo” zur Aufführung.

Termine: 28. und 31. August sowie 1., 8. und 11. September 2010. Beginn jeweils um 20.00 Uhr. Die Damenhalle ist deshalb an diesen Tagen bereits ab 18.00 Uhr für die Badegäste geschlossen.

Müller’sches Volksbad, Öffnungszeiten.

Misha Jackl, Elettra Bianca Koch, Idamante Reinhild Buchmayr, Abendzeitung 26. August 2010Die Opera seria Idomeneo, Ré di Creta, KV 366 des bekannten Tonsetzers Mozart, spielt zu großen Teilen im und am Wasser. Die Spielstätte im Hallenbad ist also keine Schrulle des Regisseurtheaters, sondern einzig sinnvoll. Das ist das Neue; das Traditionelle ist: Idomeneo wurde im Münchner Residenztheater uraufgeführt.

Idomeneo dauert in Vollversion etwa drei Stunden, in Version der Opera Incognita zweieinviertel Stunden. Es wurden also 20 % gekürzt, wofür vor allem die Darstellerinnen der Ilia und Elektra dankbar sein werden, weil das bacherlwarme Wasser in der kleinen Müllerschen Schwimmhalle so auf die Blase geht. Ferner wurde die Orchesterbesetzung verkleinert, weil es sonst zu sehr hallt, das Cembalo für die Rezitative nass wird und auf der Empore nur Platz für ein begrenztes Ensemble ist. Daher sind die Streicher nur einfach besetzt und die Bläser reduziert, was nach Kammerbesetzung riecht, das sind sowieso immer die schönsten. Vom Bademeister wird Schwimmergruppen ja normalerweise schon das Absingen von “Eisgekühlter Bommerlunder” a cappella verwiesen. Außerdem wirkt in der kleinen Halle zwangsläufig eine Art Neptunbrunnen am Längsende mit, der sicher nichts dagegen hat, wenn er sich für die Dauer der Aufführung immer mit dem Rollennamen Poseidon ansprechen lassen muss. Vom Regisseur Andreas Wiedermann wird ausdrücklich von einem Erscheinen in Smoking bzw. Abendkleid abgeraten, vielmehr Flip-Flops empfohlen. Der in der gesamten Jugendstilarchitektur verwendete Marmor ist ohnehin dermaßen barfußfreundlich, dass man gar nicht ins Wasser will.

Bild: Misha Jackl für die Abendzeitung: Elettra (Bianca Koch) und Idamante (Reinhild Buchmayer) turteln auf Kreta, Probenfoto;
Ouvertüre: The English Baroque Soloists unter John Eliot Gardner.

Written by Wolf

28. August 2010 at 4:05 pm

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München am Meer XV: Fast jeder will kommen

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Update zu Sprache hat dich nur betrogen:

Kunstverein München, Hofgarten-Arkaden Galeriestraße. Almost Everyone Welcome

As good luck would have it, they had had a whale alongside a day or two previous, and the great tackles were still aloft, and the massive curved blubber-hook, now clean and dry, was still attached to the end. This was quickly lowered to Ahab, who at once comprehending it all, slid his solitary thigh into the curve of the hook (it was like sitting in the fluke of an anchor, or the crotch of an apple tree), and then giving the word, held himself fast, and at the same time also helped to hoist his own weight, by pulling hand-over-hand upon one of the running parts of the tackle. Soon he was carefully swung inside the high bulwarks, and gently landed upon the capstan head. With his ivory arm frankly thrust forth in welcome, the other captain advanced, and Ahab, putting out his ivory leg, and crossing the ivory arm (like two sword-fish blades) cried out in his walrus way, “Aye, aye, hearty! let us shake bones together!—an arm and a leg!—an arm that never can shrink, d’ye see; and a leg that never can run. Where did’st thou see the White Whale?—how long ago?”

Chapter 100: Leg and Arm.

Bild: Kunstverein München, Hintereingang in den Hofgarten-Arkaden, Galeriestraße; groß.

Written by Wolf

13. August 2010 at 12:01 am

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München am Meer XIV: Das Spielzeug der Wal

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Update zu Von zum Beispiel den Walfischen
und Mein harmlos Sonettlein von den Katzen und Walen
(und Der alte Mann und der Miez und Drei Leben and still counting:

AniOne Wild Variety Wavy Whale, Öko-Wal Katzenspielzeug

Erlegt bei Multifit Tiernahrungs GmbH via Fressnapf München-Mittersendling, Plinganserstraße 58.

Dagmar Gelven, Fressnapf München-MittersendlingMoritz meint: “Rotschöpfen kaufst du eh alles ab, mrr.”

“Da bin ich schon schlimmer gefahren als für drei neunundvierzich.”

Darum: Katzenjammer über Virginia Clemm — gemäßigter Rotschopf — live im Rockpalast am 26. April 2010!

Bilder: selber; Dagmar Gelven vom Fressnapf.

Written by Wolf

20. July 2010 at 5:22 pm

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München am Meer XIII: Eintritt 15,50

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Update zu Die sichtbare Welt, Das ist Aller vornemsten Welt-Dinge und Lebens-Verrichtungen Vorbildung und Benahmung:

Marmorkarpfen Moby Dick, Stiegl Bräu SalzburgIch hab mich breitschlagen lassen mitzukommen, weil sie da einen Marmorkarpfen (Hypophthalmichthys nobilis) haben sollen, der Moby Dick heißt und so ziemlich der hässlichste Fisch Deutschlands sein soll.

Stimmt, haben sie. Gleich zu Anfang des Rundwegs. Und weil er in der Abteilung mit der nachgestellten Isar wohnt, sogar im Flaucher, den man bei Naturbegehungen immer nur von oberhalb der Wassernarbe sieht (heißt das bei Binnengewässern so?), haben sie ihm einen Kasten Bier beigesellt: Stiegl Bräu Salzburg.

Ein feiner Stoff, weiß ich noch aus Wien. Da muss der Kasten wohl flussaufwärts geschwommen sein, oder der Dekorateur stellt sich vor, wie ein Rudel Österreicher auf Münchenurlaub dem touristischen Geheimtipp nachging, beim polizeilich geduldeten Grillen sein Bier in die Isar zu stellen, und noch nicht mit den seichten Stellen vertraut war.

Marmorkarpfen Moby Dick, FischschwarmMoby Dick, der Marmorkarpfen, entspricht in der Tat nicht den derzeit geltenden Idealen von Schönheit mit seiner charakterstarken Unterlippe, verhält sich aber ausgesprochen gesellig unter der dichten Besiedlung von Fischarten, die als in der Isar ansässig insinuiert werden. Er ist der Schwarmgrößte im künstlichen Flaucher und gibt den jovialen Chef. Die Kleinen machen ihr Ding, und er macht sein Ding. Es geht eng zu, aber es gibt kein Gerempel.

Erst sieht es so aus, als ob Moby Dick ständig bereit wäre, einem seiner Nachbarn eine Flasche gut gekühltes Stiegl Bräu anzubieten, bis man bemerkt, dass die Flaschen schon leer sind. Logisch: Gestern war auch im Wasser Samstagabend. Dann passt er wahrscheinlich nur auf, dass keiner der doofen Döbel und Zingel, was ja schon wie ein Schimpfwort für jemanden klingt, der lax zwischen Mein und Dein unterscheidet, seine Pfandflaschen entwendet. Die werden nämlich draußen am Kiosk angenommen.

Artgerechte Haltung für Münchner.

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Schild Fische nicht berühren“Fotografierst du schon wieder Schilder?”

“Es ist stärker als ich.”

“Der Wolf. Da geht er endlich mal auf dem Meeresgrund spazieren, ohne sich nass zu machen, und was knipst er? Fische anfassen verboten.”

“Was du hast. Was da an Message drinsteckt! Im Lebensraum der Ozeane finden fucking neunzig Prozent allen Lebens statt, und sie hängen Schilder auf, dass man keinen Hering anstupsen soll.”

“Der Ozeane! Nicht Münchens!”

“Und deswegen is der Hering so traurig, wenn ich meinen Finger in sein Biotop reinwasche?”

“Vielleicht is es ja ein Piranha.”

“Siehste. Das wäre dann noch eine Ebene mehr, auf der das gut is.”

“Und außerdem is es gut genug ausgeleuchtet, dass es deine Kamera auch packt, gell?”

Memo to myself: Nächstes Mal geht der Schreiber oder die Art Directrice ins Sea Life.

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Schriftbarsch“Schau, Wolf. Ein Schriftbarsch.”

“Schöner Schriftbarsch.”

“Gefällt dir nicht? Is doch genau dein Fisch.”

“…”

“Versuchst du jetzt zu entziffern, was auf dem draufsteht oder was?”

“Naja, dazu sind wir doch da: um zu lauschen, was uns die Fische zu sagen haben.”

“Was erwartest du? Die fünfzig besten Barschrezepte?”

“Jedenfalls was Gehaltvolles. Für die Typographie bist ja mehr du.”

“Heißt ja auch Schriftbarsch, nicht Schriftenbarsch.”

“Eben.”

“Wo gibt’s denn den?”

“Da, wo’s auch Tintenfische gibt.”

“Und? Was lernst du von diesem possierlichen Gesellen?”

“Er kann in seinen Höckern für bis zu sieben Tage Wasser speichern, aber mit seinen gespaltenen Klauen nicht in den Sand einsinken.”

“Und was sich auf Barsch reimt, steht auch drauf?”

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Feuerfisch Amphore“Uah, is der schön.”

“Wer? Der Nemo?”

“Der heißt nicht Nemo, du Disneyopfer. Anemonenfisch heißt der. Außerdem mein ich den Feuerfisch.”

“Anemonenfisch? Da steht aber Clownsfisch.”

“Auch Disneyopfer. Alle.”

“Aber du bist die Kapazität für Meeresbiologie.”

“Nein, für Form und Inhalt. Und ‘Nemo’ als Abkürzung für ‘Anemonenfisch’ war auch bloß bei Jules Verne geklaut.”

“Deswegen sieht der auch aus wie mit Schreibfedern gespickt.”

“Der Nemo?”

“Der Feuerfisch.”

“Und er wohnt in einer WG mit dem Schriftbarsch und dem Tintenfisch.”

“Und da schreiben sie immer alle der Schildkröte den Panzer voll.”

“Glaub’s ruhig. Die große Runde vorhin, das war die einzige Meeresschildkröte Bayerns.”

“Hat Michael Ende nicht zuletzt in München gewohnt?”

“Der Beweis.”

“Was steht denn auf Schildkröten, wenn sie nicht grade Momo zu Meister Hora führen?”

Consider the Lobster.”

“Logisch.”

“Logisch.”

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Nautilus“Boah, so groß sind die?”

“Wer denn?”

“Nautilus.”

So groß sind die gar nicht. Ganz kleiner Verlag, immer noch independent, in Hamburg. Haben mal tolle abseitige Irika gemacht, und Franz Dobler war mal bei denen.”

“Wolf!!”

“Ach, die Schnecke da meinst du.”

“Das U-Boot bei Jules Verne bestimmt nicht.”

“Das wenn mir wieder eingefallen wär…”

“Wetten, das war deine erste Idee?”

“Meine zweite. Weil ich nämlich im Gegensatz zu manchen Meeresbiologen noch ein anderes Buch von Jules Verne kenn. — Was hatn der da in der Mitte, das aussieht wie ein Auge?”

“Das ist… ein Auge.”

“Typisch.”

“Was?”

“Dass nichts ist, wie es scheint.”

“Wieso denn? Sieht aus wie ein Auge, ist ein Auge.”

“Genau das mein ich: Nicht mal auf das is mehr Verlass.”

“Wolfwolfwolf…”

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Muränen“Cool, Muränen!”

“Und ein Stachelrochen. Der is cool.”

“Warum is jetz dein Stachelrochen cooler als meine Muränen?”

“Der heißt auf Englisch Stingray!”

“Du sollst Fische gucken, nicht Schilder.”

“Aber das heißt doch, dass Rochen auf Englisch Ray heißt!”

“Jaaa…?”

“Ja! Und Ray Charles is dann der Rochen Karl!”

“Du bist ein Kindskopf.”

“Ich find nicht, dass Ray Charles durch besondere Kindlichkeit aufgefallen is.”

“Vor allem nicht der X-Ray. Das is nämlich der jugendgefährdende.”

“Der heißt doch X-Rate.”

“Das gibt Sinn. Vor allem, wenn man weiß, wie sich Muränen benehmen.”

“Aua…”

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Großes Mädchen an der Scheibe“Was knipst du denn wieder?”

“Keine Schilder. Piranhas.”

“Es sieht aber aus wie hübsche Mädels in Sandalen.”

“Is mir gar nicht aufgefallen.”

“Pfff!”

Lass doch die Frau da gucken.”

Du guckst!”

“Ja — die Piranhas.”

“Genau wie das hübsche Sandalenmädel!”

“Darin erschöpfen sich aber auch die Verbindungen zwischen uns.”

Du erschöpfst!”

“Liebling, du bist ja eifersüchtig.”

“Nein, ich krieg bloß langsam Hunger.”

“Fischstäbchen?”

“Ein Eis.”

“Aber ich bin ein Kindskopf, ja? Die Sonderausstellung Quallen müssen wir noch.”

“Bäh. Dann lieber hübsche sandalige Mädels.”

“Na bitte, geht doch.”

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Kleines Mädchen an der Scheibe“Wolf! Schon wieder Mädels knipsen!”

“Jetz geht’s aber los. Wie alt isn die? Vier?”

“Ihr Großvater könntest du sein.”

“Vater vielleicht.”

“Und? Bist du’s?”

“Nicht dass ich wüsste.”

“Ganz sicher bist du aber nicht.”

“Jedenfalls is die blond.”

“Alle Vierjährigen sind blond. Außerdem vererbt sich Blondhaar rezessiv.”

“Bestehst du auf einen Vaterschaftstest?”

“Funktioniert sowas bei Kaltblütern?”

“Sie ist kein Fisch! Nehm ich an.”

“Schlimmer: Blond!”

“Ich will auch ein Eis.”

“Ein Stiegl Bräu willst du.”

“Ei stimmt ja. Schaumer mal, ob der Moby Dick schon Bier holen war.”

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Seepferdchen an AnkerketteAls ich noch ein Seepferdchen war,
Im vorigen Leben,
Wie war das wonnig, wunderbar
Unter Wasser zu schweben.
In den träumenden Fluten
Wogte, wie Güte, das Haar
Der zierlichsten aller Seestuten,
Die meine Geliebte war.
Wir senkten uns still oder stiegen,
Tanzten harmonisch um einand,
Ohne Arm, ohne Bein, ohne Hand,
Wie Wolken sich in Wolken wiegen.
Sie spielte manchmal graziöses Entfliehn,
Auf dass ich ihr folge, sie hasche,
Und legte mir einmal im Ansichziehn
Eierchen in die Tasche.
Sie blickte traurig und stellte sich froh,
Schnappte nach einem Wasserfloh
Und ringelte sich
An einem Stengelchen fest und sprach so:
Ich liebe dich!
Du wieherst nicht, du äpfelst nicht,
Du trägst ein farbloses Panzerkleid
Und hast ein bekümmertes altes Gesicht,
Als wüßtest du um kommendes Leid.
Seestütchen! Schnörkelchen! Ringelnaß!
Wann war wohl das?
Und wer bedauert wohl später meine restlichen Knochen?
Es ist beinahe so, dass ich weine –
Lollo hat das vertrocknete, kleine
Schmerzverkrümmte Seepferd zerbrochen.

“Das sieht dir wieder ähnlich, dass du so einen Schweinkram auswendig kannst.”

“Genau deswegen bist du stolz auf mich.”

“Und weil du so schön Schilder knipsen kannst.”

“Und dergleichen.”

“Grr.”

Grünes Seepferdchen“Stell dich mal zu dem Hai, dann knips ich dich.”

“Der Hummer tut’s nicht?”

“Nein, der wohnt zu finster. Hai hat besseres Licht.”

“Na, dann zu den Seepferdchen.”

“Quark. Schau mal, wie groß die sind. Da krieg ich grade deinen großen Zeh daneben drauf.”

“Ich werd mich nicht zu den Muscheln stellen. Es heißt Sea Life, nicht Beach Life.”

“Nein, die sind für die Kindervorstellung aufm Trockenen. Hast du eigentlich Haare gewaschen?”

“Genau an dem Tag, wo du zum letzten Mal die Unterhose gewechselt hast.”

“Du willst doch wohl nicht in Klamotten ins Aquarium.”

“Wenn du mich zu den bakteriologischen Präparaten steckst, mach ich’s wie deine grauslichen Quallen.”

“Und ich wie die Austern.”

“Okay, zum Hai.”

“Armer Hai.”

“Kann mir kurz jemand auf die Sprünge helfen, wozu ich dir den Eintritt bezahlt hab?”

Lecker Brauseröhrchen“Damit du mich allein in die Sonderausstellung Quallen schickst, die im Preis mit drin wär, und derweil noch mehr Geld für Eis, Brauseröhrchen und Plüschnemos ausgeben kannst.”

“Nää, lass mal. Einen Plüschhai hätt ich vielleicht genommen.”

“Einen Hai? Im Ernst?”

“Der war souverän, der Hai. Also der echte vorhin. Wie Sherman auf meinem Bildschirmschoner.”

“Echt? Den gibt’s wieder? Für Vista?”

“Für XP jedenfalls.”

“Ein Grund mehr, mit Windows 7 zu warten.”

“Meine Rede. Bis in die Steinzeit.”

“Haie gibt’s ja schon länger. Da werden die schon noch eine Zeitlang halten.”

“Nicht so lang wie Nautilus, die gibt’s ja schon seit… naja — lang.”

“Eine stabile Lebensform. An der Konstruktion scheint irgendwas zu stimmen.”

“Wegen Survival of the fittest und so? Darwinist.”

“Wer fängt jetzt wieder an mit dem Schweinkram?”

“You ain’t seen nothing yet.”

“Ich weiß, ich weiß. Neunzig Prozent allen Lebens.”

“Consider the hübschen Mädels.”

“Charmeur.”

Ruderambiente

Bilder: Sea Life München, Muttertag 9. Mai 2010.

Written by Wolf

26. May 2010 at 6:41 am

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München am Meer XII: Childhood Winter’s End

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Update zu To sail you home,
Golddublone für mich!
und What I Heard about the Apple Barrel:

Boys get discovered as winter melts,
Flowers competing for the sun.
Years go by and I’m here still waiting,
Withering where some snowman was.
Mirror, mirror, where’s the crystal palace?
But I only can see myself
Skating around the truth who I am
But I know dad, the ice is getting thin.

When you gonna make up your mind?
When you gonna love you as much as I do?

Tori Amos: Winter, in: Little Earthquakes, published in the USA on February 25, 1992.

Why tell the whole? The blows of the basement hammer every day grew more and more between; and each blow every day grew fainter than the last; the wife sat frozen at the window, with tearless eyes, glitteringly gazing into the weeping faces of her children; the bellows fell; the forge choked up with cinders; the house was sold; the mother dived down into the long church-yard grass; her children twice followed her thither; and the houseless, familyless old man staggered off a vagabond in crape; his every woe unreverenced; his grey head a scorn to flaxen curls!

Chapter CXII: The Blacksmith.

Now, as it shortly turned out, what made this incident of the Rachel‘s the more melancholy, was the circumstance, that not only was one of the Captain’s sons among the number of the missing boat’s crew; but among the number of the other boat’s crews, at the same time, but on the other hand, separated from the ship during the dark vicissitudes of the chase, there had been still another son; as that for a time, the wretched father was plunged to the bottom of the cruellest perplexity; which was only solved for him by his chief mate’s instinctively adopting the ordinary procedure of a whale-ship in such emergencies, that is, when placed between jeopardized but divided boats, always to pick up the majority first. […]

But the captain, for some unknown constitutional reason, had refrained from mentioning all this, and not till forced to it by Ahab’s iciness did he allude to his one yet missing boy; a little lad, but twelve years old, whose father with the earnest but unmisgiving hardihood of a Nantucketer’s paternal love, had thus early sought to initiate him in the perils and wonders of a vocation almost immemorially the destiny of all his race. Nor does it unfrequently occur, that Nantucket captains will send a son of such tender age away from them, for a protracted three or four years’ voyage in some other ship than their own; so that their first knowledge of a whaleman’s career shall be unenervated by any chance display of a father’s natural but untimely partiality, or undue apprehensiveness and concern. […]

But by her still halting course and winding, woeful way, you plainly saw that this ship that so wept with spray, still remained without comfort. She was Rachel, weeping for her children, because they were not.

Chapter CXXVIII: The Pequod Meets The Rachel.

On the second day, a sail drew near, nearer, and picked me up at last. It was the devious-cruising Rachel, that in her retracing search after her missing children, only found another orphan.

Epilogue.

25. Februar 2010: Die Little Earthquakes von Rotschopf Tori Amos wird volljährig. Wir hatten schon viel Spaß miteinander.

Cover Tori Amos, Little Earthuquakes

Freundliche Begegnung:

“Hast seen the White Whale?”

“Aye, yesterday. Have ye seen a whale-boat adrift?”

Chapter CXXVIII: The Pequod Meets The Rachel:

Friendly Encounter bei mir im Hinterhof, 17. Februar 2010:

Freundliche Begegnung. Friendly Encounter

Written by Wolf

25. February 2010 at 12:01 am

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München am Meer XI: The great live Squid, which they say, few whale-ships ever beheld, and returned to their ports to tell of it

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Update zu 50 Jahre alte Fischstäbchen:

Slowly wading through the meadows of brit, the Pequod still held on her way north-eastward towards the island of Java; a gentle air impelling her keel, so that in the surrounding serenity her three tall tapering masts mildly waved to that languid breeze, as three mild palms on a plain. […]

Whatever superstitions the Sperm Whalemen in general have connected with the sight of this object, certain it is, that a glimpse of it being so very unusual, that circumstance has gone far to invest it with portentousness. So rarely is it beheld, that though one and all of them declare it to be the largest animated thing in the ocean, yet very few of them have any but the most vague ideas concerning its true nature and form; notwithstanding, they believe it to furnish to the Sperm Whale his only food. For though other species of whales find their food above water, and may be seen by man in the act of feeding, the Spermaceti Whale obtains his whole food in unknown zones below the surface; and only by inference is it that any one can tell of what, precisely, that food consists. At times, when closely pursued, he will disgorge what are supposed to be the detached arms of the squid; some of them thus exhibited exceeding twenty and thirty feet in length. They fancy that the monster to which these arms belonged ordinarily clings by them to the bed of the ocean; and that the Sperm Whale, unlike other species, is supplied with teeth in order to attack and tear it.

There seems some ground to imagine that the great Kraken of Bishop Pontoppodan may ultimately resolve itself into Squid. The manner in which the Bishop describes it, as alternately rising and sinking, with some other particulars he narrates, in all this the two correspond. But much abatement is necessary with respect to the incredible bulk he assigns it.

Chapter LIX: Squid.

Fachliteratur:

Unerforschtes Glockenbachviertel:
Ecke Blumenstraße/Pestalozzistraße/An der Hauptfeuerwache,
7. Februar 2010.

Written by Wolf

12. February 2010 at 12:01 am

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München am Meer X: 50 Jahre alte Fischstäbchen

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Update zur Schaafswolle und
Die Leere trägt jeder in sich allein:

Käpt'n Iglo im Taxi, bild.de, Fr 20. November 2009

Alle lieben ihn, jeder hat ihn schon mal gesehen: Käpt‘n Iglo aus der TV-Werbung. Diesen kantigen Seemann kennt wirklich jedes Kind. Mit schmucker Uniform und weißem Rauschebart macht er seit Jahren Werbung für die leckeren Fischstäbchen. Was keiner weiß: Der Seemann hat noch einen ganz anderen Job! Mitten in München.

Im echten Leben heißt der TV-Käpt‘n Gerd Deutschmann (74). Der Vater von zwei Töchtern blickt auf eine lange Karriere als Schauspieler zurück. Theater, Fernsehen, Werbespots: Der Hobby-Schwimmer hat alles gemacht.

In der Serie „Löwengrube“ spielte er zum Beispiel neben Christine Neubauer (47) einen Regierungsrat, im „Komödienstadl“ den Ehemann von Veronika von Quast (62). Vor der WM 2006 drehte Deutschmann zusammen mit Fußball-Weltstar David Beckham (34) einen Werbespot für Pepsi in Madrid. „Diese Jobs haben viel Spaß gemacht“, sagt er.

Doch der Werbe-Seebär hat noch einen ganz anderen Job: Er ist ein waschechter Münchner Taxier! Und das seit fast 45 Jahren!

„Früher, als ich noch Theater spielte, bin ich bis 13.30 Uhr Taxi gefahren, bin dann zur Probe und danach wieder ins Taxi.“ Die Ochsentour ging weiter: „Abends bin ich mit dem Taxi vors Theater, bin rein, habe gespielt und nachher weiter Taxi gefahren“, erzählt er.

Im Dezember 2008 wurde die Firma „Iglo“ auf den Münchner aufmerksam. „Bei einem Casting haben mich zwei Damen ausgesucht“, sagt er. Im Januar wurde in Kapstadt der Spot gedreht – seit März läuft er im TV. Inhalt: Käpt‘n Iglo geht mit Kindern auf große Fahrt. Als Proviant gibt‘s was? Genau: Fischstäbchen.

„Ich selbst esse täglich mindestens 120 Stück“, sagt der Käpt‘n augenzwinkernd. Und braust im Taxi davon…

Oliver Grothmann: Seit 45 Jahren! Käpt’n Iglo fährt Taxi in München, 20. November 2009.

Käpt'n Iglo im Fernseh, bild.de, Fr 20. November 2009

Bilder: Bild (Theo Klein, 20. November 2009).

Film: Käpt’n Iglo in Nürnberg! Frankenpirat (sic) am 18. Mai für 25. April 2009.

Written by Wolf

20. November 2009 at 7:29 am

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München am Meer IX: Schaafswolle to Moby Dick!

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Update zu Carta Marina:

A tramping of sea boots was heard in the entry; the door was flung open, and in rolled a wild set of mariners enough. Enveloped in their shaggy watch coats, and with their heads muffled in woollen comforters, all bedarned and ragged, and their beards stiff with icicles, they seemed an eruption of bears from Labrador.

Chapter 3.

Elijah! thought I, and we walked away, both commenting, after each other’s fashion, upon this ragged old sailor; and agreed that he was nothing but a humbug, trying to be a bugbear.

Chapter 19.

“Aye, Queequeg, the harpoons lie all twisted and wrenched in him; aye, Daggoo, his spout is a big one, like a whole shock of wheat, and white as a pile of our Nantucket wool after the great annual sheep-shearing.”

Chapter 36.

Herman Melville hat nach seinem Vorgänger White Jacket nur nachlässig festgelegt, was auf der Pequod die things to wear seien. Da muss erst eine Münchnerin kommen und für Sommer 2010 alles klar machen. Sie benutzt statt der Schreib- eine Nähmaschine und ist so gut wie Melville Herrin über ihren Stoff.

Das Jäckchen Fedallah finde ich recht kleidsam; was aber an einer gewissen Sympathie für das Model liegen kann. In solchen Schuhen kriegen Sie auch keine bessere Haltung hin.

Death to Moby Dick!

In Anlehnung an Herman Melville´s Roman „Moby Dick oder der Wal“ handelt „Death to Moby Dick!“ von den zwischenmenschlichen Beziehungen an Bord der „Pequod“.

Die drei Charaktere Ismael, Captain Ahab und der Harpunier Queequeg färben während der langwierigen Jagd nach dem weißen Wal unvermeidlich aufeinander ab und hinterlassen Spuren im Dasein der jeweils anderen.

Ismael´s fiktives, von Erinnerungen geprägtes Leben als einziger Überlebender, war der inspirierende Ausgangspunkt für diese Kollektion.

Die Serie, die wie oft bei Rückblenden in einer Nicht-farbigkeit gehalten ist, kombiniert typische Attribute der einzelnen Persönlichkeiten in ihrer Stofflichkeit und Stilistik. So trifft zum Beispiel ein düsterer Kapitänsmantel auf einen seidenen Pünktchenschal, ein weißes, sauberes Hemd auf eine mystisch angehauchte Weste mit langen schwarzen Fransen.

Den Titel verdankt die Kollektion dem Schlachtruf, der die Mannschaft an Bord anstachelte und der, nach deren Tod wie ein zynisches Echo nachhallt.

„Alles, was edel ist, trägt einen Anflug von Schwermut“
H. Melville
Moby Dick

– – – – – – –

– – – – – – –

Bild, Text & Videos: Miriam Schaaf: Death to Moby Dick!, 2009 für Sommer 2010; Tobias Knipf. “SCHAAF ist ein neues Modelabel aus München, das sich momentan noch im Aufbau befindet, aber hohe Ziele verfolgt.” München, Astallerstraße 11, Eingang Guldeinstraße.

Written by Wolf

17. November 2009 at 12:11 am

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München am Meer VIII: Carta Marina

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Christina Dichterliebchen macht ein Update zu Hic sunt leones, New York 1660,
Die Einsamkeit des Langstreckenläufers, Heimkehr und Freitagsfisch:

Donna Ricci als Christina DichterliebchenWahrscheinlich muss jeder das einmal mitgemacht haben: Einst dachte ich, man werde gesund, leistungsfähig und begehrenswert davon, wenn man jeden Tag, womit ich jeden Tag meine, bei Bruthitze wie Hagelschlag elf Kilometer durch vier verschiedene Nürnberger Stadtteile rennt. An Werk-, Sonn- und Feiertagen, immer gegen vier Uhr morgens, eine Zeit, die aus dem Kalender gefallen ist, damit es nicht wahr sein konnte. Außer meinen Aufsichtspflichtigen erfuhr niemand je davon, den Rest der Tage glaubte ich es selbst kaum. Ich nannte es Dauerlauf, Jogging fand ich affig. Zurück kam ich jedes liebe Mal atemlos, verschwitzt und missgelaunt, klüger wurde ich jedenfalls nicht: Bei einer gewissen seelischen Disposition wird man davon nicht körperlich fitter, nur gleichgültiger gegen die eigene Erschöpfung. Etwas wie Spaß, Stolz oder sonst eine Abart der Euphorie empfand ich kein einziges Mal.

Vor allem trug ich täglich zwischen den beiden Muskelkatern in meinen Oberschenkeln ein elend verzweifeltes Ziehen, einhergehend mit unerträglich nervensehrenden Gedanken an gut gebaute Mannsbilder, oft auch an nackte, mir nicht persönlich bekannte Frauen, die sich in meiner überreizten Phantasie bildeten, meist fünf bis zehn Jahre älter als ich und der nachmaligen Nicole Kidman in Eyes Wide Shut nicht unähnlich, einschließlich der Brille. Die körperliche Begleiterscheinung “da unten” begründete ich vor mir selbst mit Erweiterung meiner Blutgefäße und Schweißfeuchtigkeit; genauer beschreibende Worte dafür gestattete ich mir so wenig wie eine Stunde zuvor jegliche Gehpause. In der Badewanne danach brauchte ich immer unverhältnismäßig lange, erst damit konnte ich mich in einen Zustand körperlicher Zurechnungsfähigkeit versetzen. Auch hatte ich mir einen handlichen Fichtenprügel aus dem Nürnberger Stadtwald auf 24 Zentimeter Länge zurechtgeschnitzt und sogar wasserfest lackiert. Weder verstand noch verstehe ich, was mich am nächsten Tag wieder losrennen ließ, es musste aber mit Sehnsucht und Durchhaltewillen zu tun haben. Mit vierzehn fing ich damit an, etwa drei Jahre fügte ich es mir zu. Jungfrau blieb ich bis wenige Tage vor meinem Dreiundzwanzigsten.

Irgendwann zog ich nach München — eine Stadt, in der offenbar gerade wegen ihrer Meerferne erstaunlich viele seemännische Aspekte herumstehen, und die als besonders gut “benutzbar” gilt — im Unterschied zu “nur zum Anschauen”, vor allem in geschlechtlichen Belangen (haben Sie sich mal gefragt, was an den Sommerabenden hinter den Büschen im Englischen Garten so verhalten rummelt?), und die mich erst richtig lehrte, wie die Sehnsucht nach der Ferne und inniger Zweisamkeit schmerzen kann. Bis heute überlege ich, ob mich wenigstens das klüger macht.

1886 wurde in der Münchner Stabi ein Exemplar der Carta Marina entdeckt.

Carta Marina

Bild: Olaus Magnus: Carta Marina von Nordeuropa, ab 1539.

Danke an Fishing in the Past!

Written by Wolf

9. November 2009 at 12:01 am

München am Meer VII: Freitagsfisch (Das Achterdeck)

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Kaufmännisch vernünftiges Update zu Von Lindau bis zum Fehmarnsund
und Frisches Basilikum:

Fangflotte Moby Dick München, Zenettistraße Schlachthof. Lkw-Reihe Parkplatz[Bild groß] Es ging auf das Ende des Tages zu. Plötzlich kam er an der Reling zum Stehen, und indem er sein Knochenbein dort in das Bohrloch steckte und mit einer Hand nach einer Want griff, befahl er Starbuck, jedermann achteraus zu schicken.

[…]

“Was macht ihr, wenn ihr einen Wal seht, Männer?”

“Ihn aussingen!” lautete die unwillkürliche Erwiderung aus einem Dutzend Kehlen im Chor.

“Gut!” rief Ahab mit wildem Beifall in seiner Stimme; die herzhafte Munterkeit bemerkend, in welche sie durch seine unerwartete Frage auf so magnetische Weise hineingeworfen worden waren.

“Und was macht ihr als nächstes, Männer?”

“Wegfieren, und hinterher!”

“Und was für ‘ne Melodie ist’s, zu der ihr pullt, Männer?”

“Wal ist tot oder kaputt das Boot!”

[…]

Moby Dick München, Zenettistraße Schlachthof. Eingang Fahrrad[Bild groß] “All ihr Toppsgasten habt mich schon zuvor Befehle über einen weißen Wal geben hören. Schaut her! Seht ihr diese spanische Goldunze?” — eine große große glänzende Münze in die Sonne haltend — “das ist ein Sechzehndollarstück, Männer. Seht ihr es? Mr. Starbuck, langt mir mal die Kleidkeule da her.”

Während der Maat den Hammer holte, rieb Ahab, ohne etwas zu sagen, das Goldstück langsam an seine Rockschößen, als wolle er dessen Glanz vermehren, und summte unterdes ohne Worte vor sich hin, dabei solch merkwürdig gedämpfte und unartikulierte Töne hervorbringend, daß es wie das mechanische Summen der Räder seiner Lebenskraft in seinem Innern schien.

Sowie er die Kleidkeule von Starbuck erhalten, trat er auf den Großmast zu mit dem emporgehaltenen Hammer in der einen Hand, wobei er mit der anderen das Goldstück herzeigte und mit hoch erhobener Stimme ausrief: “Wer von euch auch immer mir einen weißhäuptigen Wal sichtet mit runzliger Stirn und schiefem Kiefer; wer von euch auch immer mir jenen weußhäuptigen Wal sichtet mit drei Löchern, steuerbords in seine Schwanzflosse gestochen — paßt auf, wer von euch auch immer mir jenen selbigen weißen Wal sichtet, der soll diese Goldunze kriegen, Jungs!”

“Hurra! hurra!” riefen die Matrosen, als sie mit geschwenkten Ölhüten das Annageln des Goldstücks an den Mast bejubelten.

“Ist ein weißer Wal, sag ich”, nahm Ahab den Faden wieder auf, als er die Kleidkeule hinwarf; “ein weißer Wal. Sperrt die Augen nach ihm auf, Männer; haltet Ausschau nach weißem Wasser; wenn ihr nur eine Blase seht, singt aus.”

[…]

Moby Dick München, Zenettistraße Schlachthof. Fleisch- und Wurstwaren Gaßner Metzger- & Gastromarkt[Bild groß] “Gott segne euch”, schien er halb zu schluchzen und halb zu schreien. “Gott segne euch, Männer. Steward! geh das große Maß Grog holen. Aber was ziehest du für ein langes Gesicht, Mr. Starbuck; wollest du den weißen Wal nicht jagen? keinen Mumm für Moby Dick?”

“Ich hab Mumm genug für seinen schiefen Rachen, und für den Rachen des Todes auch, Kapitän Ahab, wenn es sich bei dem Gewerbe, das wir betreiben, nun mal so ergibt; aber ich kam, um Walen hinterherzujagen, nicht der Rachsucht meines Kommandanten. Wieviel Faß wird dir deine Rache eintragen, selbst wenn du sie kriegst, Kapitän Ahab? sie wird dir auf unserem Nantucketer Markt nicht viel Bares bringen.”

“Nantucketer Markt! Buhu! Doch komm näher, Starbuck; bei dir muß man die Wurzeln was weniges weiter unten ansetzen. Wenn Geld der Maßstab sein soll, Mann, und die Buchhalter ihr großes Kontor, den Globus, ausberechnet haben, indem sie’s mit Guineen umgürten, eine für jeden dritten Teils eines Zolls; dann laß dir sagen, daß meine Rache hier hohe Zinsen bringen wird!”

“Er schlägt sich an die Brust”, flüsterte Stubb, “wozu soll das gut sein? mir scheint, die klingt gewaltig, aber hohl.”

“Rache an einem tumben Tier!” rief Starbuck, “das dich einfach aus blindstem Trieb geschlagen hat! Wahnsinn! Wütend zu sein auf ein tumbes Ding, Kapitän Ahab, ist doch wohl gotteslästerlich.”

Moby Dick München, Zenettistraße Schlachthof. Hochformat mit Uhrturm[Bild groß] “Hör noch mal her, — die Wurzeln was weniges weiter unten. Alle sichtbaren Dinge, Mann, sind nichts als Pappmasken. Aber bei jedem Ereignis — beim lebendigen Handeln, der unerschrocknen Tat —, da streckt irgendein unbekanntes, aber doch vernunftbegabtes Etwas die Formen seiner Züge hinter der vernunftlosen Maske hervor. Wenn man schlagen will, so schlage durch die Maske! Wie kann der Gefangene je nach außen kommen, wenn er die Mauer nicht durchbrich? Für mich, da ist der weiße Wal nun diese Mauer, dicht an mich herangeschoben. Bisweilen denk ich, es ist nichts dahinter. Doch da ist genug. Er müht mich; er belastet mich; ich seh in ihm entfesselte Kraft, mit einer unergründlichen Arglist, die sie noch verstärkt. Dieses unergründliche Etwas ist’s hauptsächlich, was ich hasse; und sei der weiße Wal das Agens oder sei der weiße Wal der Meister, ich werd diesen Haß an ihm auslassen. Sprich mir nicht von Gotteslästerung, Mann; ich würd die Sonne schlagen, wenn sie mich beleidigt. Denn könnt die Sonne dieses tun, dann könnt ich jenes tun; denn hierin steckt auf eine Art stets ein gerechtes Spiel, Eifersucht regiert sämtlich’ Geschöpfe.”

[…]

“Gott behüte mich! — behüt uns alle!” murmelte Starbuck, leise.

Bilder: moby dick, Zenettistraße 11, 80337 München: Seit 1976 Fischlieferant der gehobenen Münchner Gastronomie und Hotellerie: Edelfische, Krustentiere und Muscheln aus fast allen Weltmeeren, Import direkt aus den Ursprungsländern, Spezialitätenforschung nach Auftrag.

Abholmarkt am Münchner Schlachthof hinter dem Wirtshaus im Schlachthof, Mitnahmemarkt über 1200 m², Lieferservice im Großraum München ab Warenwert von 150 Euro frei Haus. Parkplätze vor der Tür, Bus 152, Haltestelle Zenettistraße.

Text: Kapitel XXXVI: Das Achterdeck (Auszüge), Übersetzung Friedhelm Rathjen.

Clips: REAL Whaling 1 and 2: Enactment of a 19th century style whale hunt AND the trying-out of whale blubber. It mixes shots of the film’s cast edited in with footage of actual whaling that was done by whalers of Madeira (Portuguese islands), collected from 1956 John Huston Moby Dick film and provided by the incredible Hulton Clint.

Written by Wolf

23. October 2009 at 12:43 am

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München am Meer VI: Von Lindau bis zum Fehmarnsund kennt man mich als Schäferhund

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Update zu Yarrrrr, sog i!:

Zur Feier des Talk Like a Pirate Day eröffnet am Heutigen das Oktoberfest zu München.
Wir bitten um freundliche Beachtung.

Des Fahrers Wunderhorn: F.S.K.: Diesel Oktoberfest aus: The Sound of Music, 1993;
in: Franz Dobler (i.e. der schnauzige Großstadtcowboy mit Tollwut, dem Jahrhundertsampler mit Johnny-Cash-Covers deutscher Kapellen sowie allerhand Country-Fachliteratur und Fressehau-Belletristik):
Wo Ist Zu Hause Mama, Trikont, 1995.
Musik: Justin Hoffmann, Thomas Meinecke, Michaela Melián, Carl Oesterhelt, Wilfried Petzi;
Text: Thomas Meinecke:

Diesel Oktoberfest

Dauernd auf der Autobahn
sechzehn Tonnen hintendran
unter der Haube ein Vulkan.
Ingolstadt nach Paderborn
die Stoßstange schreit immer, vorn
Jericho, des Fahrers Wunderhorn.

Feine Leute sind das hier
trinken Wein statt Spaten-Bier
der Spediteur und sein Geschmier.
Morgen wird er aufgehängt,
Dieselöl mit Blut vermengt —
morgen früh wird er aufgehängt.

Laila heißt mein Funkkontakt
ist der Lastzug abgeparkt
wird schon ihr Reißverschluss geknackt.
Von Lindau bis zum Fehmarnsund
kennt man mich als Schäferhund
Asphalt heißt der Liebe Untergrund.

In der Prominentenbox
frisst gegrilltes Fleisch vom Ochs
der Spediteur und sein Gesocks.
Morgen wird er aufgehängt,
Dieselöl mit Blut vermengt —
morgen früh wird er aufgehängt.

Auf Laila folgt die Lorelei
am Schmutzlappen die Polizei
schnappt sich mein Rasthofnackedei.
Klassenkampf, Geschlechtsverkehr
gaben einst ein Pärchen her
wirkungsvoller als ein spitzer Speer.

Wer trinkt seinen Scotch mit Eis
lechzt nach jeder Stöckelgeiß
der Spediteur und sein Geschmeiß.
Morgen wird er aufgehängt,
Dieselöl mit Blut vermengt —
morgen früh wird er aufgehängt.

Write Like a Pirate, 18. September 2009

Bild: Write Like a Pirate in Egoshooting, 18. September 2009;
Pirate Paw T-Shirt: Jack Wolfskin, vergriffen;
Nürnberger Stadtwurst: herzhaft gewürzt, mild geräuchert, nach fränkischer Rezeptur: Ponnath/Kemmath via Penny, 350 Gramm 1,99 Euro (Serviervorschlag).

Written by Wolf

19. September 2009 at 12:01 am

München am Meer V: Yarrrrr, sog i!

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Update zu München am Meer IV: What I Heard about the Apple Barrel:

Piratenflagge weiß-blau, Orleansplatz Bayernmarkt

Moby-Dick™ ist zuständig für Wal-, nicht Wahlkampf, macht jedoch darauf aufmerksam, dass in der anstehenden Bundestagswahl eine Neuerung installiert wurde: eine wählbare Partei. Die Wahlbenachrichtigungen wurden versandt, Sie können seit Tagen Ihre Briefwahlunterlagen bestellen, es gibt keine Ausrede mehr. Und bevor Sie wieder verdrossen auf unseriöse Spaßparteien (F.D.P., CSU) ausweichen oder zu Hause Ihre Frau verprügeln:

Und: Nein, das ist möglicherweise keine fertig ausgebildete Regierungspartei. Das ist möglicherweise nicht mal eine voll einsatzfähige Oppositionspartei. Das ist aber eine politische Partei, von der man sich nicht von vornherein aus Gewohnheit rundumverarscht fühlen muss. Sie üben noch, und sie tun es anhand wichtiger Themen. Die Älteren unter uns erinnern sich, wie’s mal mit den Grünen war. Wenn schon in einer parlamentarischen Demokratie ein gewisses Ausmaß an Parteipolitik nicht zu vermeiden ist, dann doch bitte mit Leuten mit dem Herzen am richtigen Fleck. Endlich geht das mal. Übrigens ist die Zweitstimme die wichtige.

Das Bild ist vom Bayernmarkt am Orleansplatz in München — noch bis Sonntag, den 6. September, ist lustig. Beachten Sie Captain Ahabs Frau an der Ampel: Das linke Bein fehlt! (Vide From hell’s heart I stab at thee und Jürgens Ahabs Bein(e).)

Written by Wolf

4. September 2009 at 12:01 am

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München am Meer IV: What I Heard about the Apple Barrel

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Update zu München am Meer III: Der größte Buchladen Deutschlands:

We had some heavy weather, which only proved the qualities of the Hispaniola. Every man on board seemed well content, and they must have been hard to please if they had been otherwise, for it is my belief there was never a ship’s company so spoiled since Noah put to sea. Double grog was going on the least excuse; there was duff on odd days, as, for instance, if the squire heard it was any man’s birthday, and always a barrel of apples standing broached in the waist for anyone to help himself that had a fancy.

“Never knew good come of it yet,” the captain said to Dr. Livesey. “Spoil fok’s’le hands, make devils. That’s my belief.”

But good did come of the apple barrel, as you shall hear, for if it had not been for that, we should have had no note of warning and might all have perished by the hand of treachery.

Robert Louis Stevenson: Treasure Island, Chapter 10: The Voyage, 1883.

Apfeltonne. Ernte 2009, Klaräpfel für Apfelstrudel/Apfelmus o.ä., bitte mitnehmen zu verarbeiten, Irene 4. Stock, 6. August 2009

Ernte 2009, Klaräpfel für Apfelstrudel/Apfelmus o.ä.: Irene aus dem 4. Stock, 6. August 2009;
Robert Louis Stevenson recommended online version: Edited with an introduction and notes by Franklin T. Baker, A.M., Professor of English in Teachers College, Columbia University, New York, Charles E. Merrill Co., Copyright 1909.

Written by Wolf

6. August 2009 at 7:07 am

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München am Meer III: Der größte Buchladen Deutschlands

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Update zu Kaufen und Flachlegen
und Alles Übersetzungsfrage:

Hugendubel München, Marienplatz: Maritimer Büchertisch, April 2009.

Herman Melville: Moby-Dick; oder: Der Wal. Deutsch von Friedhelm Rathjen, erstmals in einer deutschen Ausgabe mit allen 269 Illustrationen von Rockwell Kent, herausgegeben von Norbert Wehr. Im Anhang ein Essay von Jean-Pierre Lefebvre über “Die Arbeit des Wals”, zeitgenössische Dokumente aus dem Quellgebiet des Romans, u.a. von Owen Chase und Jeremiah Reynolds, ferner Melvilles Essay “Hawthorne und seine Moose” sowie sieben Briefe an Sophia Hawthorne und Nathaniel Hawthorne. Zweitausendeins Verlag 2004; hier: mit vollständiger Lesung von Christian Brückner auf zwei .mp3-CDs im marebuchverlag, 2007.

(Und ins Bild gedrängelt: Julien Green: Erinnerungen an glückliche Tage, Hanser 2008.)

Written by Wolf

24. May 2009 at 12:01 am

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München am Meer II: Captain’s Saloon

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Update zu Captain’s Blues:

Captain’s Saloon, Westenrieder Straße 31, München:
Nautik, Technik, Sport, Silber, Glas, Grafik — und “gefahrene” Schreibtische!

Written by Wolf

23. May 2009 at 12:01 am

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München am Meer I: If You Miss Me on the Harbour

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Update zu If You Miss Me on the Harbour,
The Poet, the Physician, the Farmer, the Scientist (My Antediluvian Baby)
und Ihr seid so gut:

Idealausguck aufs Kaufhaus Karstadt Oberpollinger vom Stachus aus.

If you miss me on the harbour
for the boat it leaves at three
take this snake with eyes of garnet
my mother gave to me.

Shane MacGowan and the Popes: The Snake With Eyes of Garnet, aus: The Snake, 1994.

Written by Wolf

22. May 2009 at 12:01 am

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Ihr seid so gut.

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Fast hätt ich vergessen zu vermelden: Das Osterwichteln hat ein Ende. Alle von euch — die überhaupt teilgenommen haben — haben sich einen Kopf, einige Mühe und ein bisschen Geldausgabe gemacht, Spaß gemacht haben alle Einsendungen. Alle Konterwichtel hab ich inzwischen auf den Weg gebracht und hoffe euch damit gerecht zu werden. Danke an alle!

Auch schon vorbei: Das Free Verse Project der Academy of American Poets: Man sollte ein englischsprachiges Gedicht in einer vergänglichen Form darstellen und photographieren. Das hab ich selbstverständlich allein deswegen nicht verlautet, weil ich einen Ansturm von Einsendungen meiner Leser befürchte und mit meiner eigenen gar keine Chance mehr hätte.

Mein eigener Beitrag war: Herman Melville: To ——— (The Weedy Stream). Und Sie machen sich ja überhaupt keinen Begriff, was so eine hundertjährige Vintage-Schreibmaschine wiegt, wenn man sie an die Isar schleppt. Und wie man bei so einer Unternehmung mit den Leuten ins Gespräch kommt! Besser als Gassigehen mit einem Border Collie. Das war ein Tipp für Singles.

Das Gedicht ist eins aus dem Nachlass von Melville, posthum in jener legendären Lebkuchendose gefunden, in der unter anderem Billy Budd lag. Es wird um 1860 eingeordnet, klingt mir aber nach bedeutend später, vor allem bei diesem wörtlichen Anklang an Poe.

Herman Melville, To---------. The Weedy Stream

Herman Melville: To ———

Ah, wherefore, lonely, to and fro
Flittest like the shades that go
Pale wandering by the weedy stream?
We, like these, are but a dream:
Then dreams, and less, our passions be;
Yea, fear and sorrow, and despair
Be but phantoms. But what plea
Avails here? phantoms having power
To make the heart quake and the spirit cower.

Wenn ich gewinne, das sag ich dann.

Written by Wolf

27. April 2009 at 12:14 am

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The Poet, the Physician, the Farmer, the Scientist (My Antediluvian Baby)

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Update zu Gone Stag:

Thou art perfect then, our ship hath touch’d upon
The deserts of Bohemia?

Shakespeare: A Winter’s Tale III,3

Ich war ein lausiger Soldat. Ich war Urlaubssachbearbeiter bei den Fernmeldern in Kötzting, weil ich zu faul zum Verweigern war. Irgendwann war es mir egal, wie oft mein Geschäftszimmerfeldwebel, ein blaurasierter Wichtigtuer von fünfundzwanzig, mich am Tag anschiss. Ich hielt aus, versuchte einen Sinn darin zu sehen, Soldaten wenigstens ein paar Tage in Urlaub zu schicken, und wartete aufs Wochenende. An den Wochentagen besoff ich mich allabendlich viehisch und sang Lieder zur Klampfe.

Freitags zum Dienstschluss war es schon dunkel. Meistens war ich der Letzte in der Schreibstube, der die Schicht vom Fernmeldeturm abwartete und alle ins Wochenende schickte, bevor er zusperren durfte. Von der Kaserne ging es bis zur Bushaltestelle stetig bergab. Der letzte Bus des Tages, vielleicht sogar der einzige, was mich nicht wundern würde, fuhr vom Bahnhof aus nach Cham, von wo ein gewisser Bahnverkehr in Richtung Nürnberg herrschte. Dann wälzte er sich eine unverhältnismäßig lange und umständliche Strecke durch den Landkreis mit ein paar Ortschaften, deren Namen selbst ihre Einwohner vergessen. Jedes Mal war ich der einzige Fahrgast.

Schon in der zweiten Woche, in der ich mitfuhr, erwartete der Busfahrer mich, ein junger Schnauzträger mit Fußballermatte. Wir grüßten uns stumm. Zwei arbeitende Mannsbilder in ungeliebten Jobs zur falschen Zeit am falschen Ort, solche erkennen einander. Er wartete nicht auf weitere Mitfahrer und warf den Diesel an, sobald ich saß. Auf dem vorderen Sitz, damit ich möglichst schnell wieder rauskam, mein kleines Sturmgepäck neben mir auf dem Fensterplatz. Er stellte Bayern 3 an, weil klar war, dass man das mit mir machen konnte.

Einmal grüßte er mich nicht mehr. Er wartete, bis ich saß, warf seinen Diesel an und fing an, wie es sein Job war, mit seinem Geschaukel durch die Oberpfalz. Auf Höhe Chammünster fragte er: “Stört’s, wann i rauch?” Ich hatte ihn noch nie sprechen gehört.

“A wo”, sagte ich, “i rauch höchstens mit.”

“Mogst aa oa?” fragte er und schüttelte, ohne den Blick von der Landstraße zu wenden, sein Zigarettenpäckchen in meine Richtung. Er nahm den Zigarettenanzünder vom Armaturenbrett, ich kramte in meinen Grünzeughosentaschen. Wir rauchten stumm. Das war seine Entschuldigung dafür, dass er nicht gegrüßt hatte.

In diesem Moment brach auf Bayern ein neues Lied los. Ein altes, damals schon, so alt wie ich, 1968. Atlantis von Donovan. Und plötzlich konnte Cham mit seinem Bahnhof, mit seinen Zügen in meine Heimat, gar nicht weit genug weg liegen. Der Busfahrer rauchte und bekam einen Blick, wie ihn Seeleute, Cowboys und Country-Musiker haben — Leute, die viel in die Ferne sehen, den Horizont absuchen — Männer, die Dinge kommen sehen. Er wischte sich die Augen, vielleicht weil ihm Rauch hineingekommen war.

Das Lied dauerte fünf Minuten, dann passierten wir das Chamer Ortsschild. Noch nie war mir Cham so vertraut vorgekommen; ich wusste, wo man zum Bahnhof abbiegen musste, wo das Moonlight lag, in dem die Nicki verkehrte, zwei Gassen weiter in der Altstadt sollte noch ein neunzigjähriger Bürstenbinder praktizieren, und dass ich da vorn am Eck mal ins Mephisto wollte.

Verkehrsdurchsage. “Des is a Musik”, sagte ich atemlos, er sah mir meine Geschwätzigkeit nach. Unsere Zigaretten waren gleichzeitig ausgegangen.

“Nächste Woch!”

“Nächste Woch.”

Fünf Minuten erinnerten sich zwei Mannsbilder, die nicht hierher gehörten, daran, dass der Mensch eine Stimme hat. Nicht nur eine innere, die nach zu vielem Schreien nach Liebe heiser wird. Dass der Mensch träumen darf und warten, dass etwas anfängt, aber sich nicht wundern, wenn er den Moment verpasst hat.

Ich habe nie herausgefunden, ob das gut ist oder schlecht. Lieder wie Atlantis lehren uns an eine höhere Instanz glauben, denn sie sind ihr Medium. Und gerade Schleifen wie Way down below the ocean, where I wanna be, she may be kann man endlos vor sich hin singen, mindestens bis nach Nürnberg, sicher bis nach Amerika. Der eine greift mit ihnen im Ohr Sachen an, dem anderen genügt das Wissen um ihre Melodie. Das sind die, die ihr Leben verrauschen lassen. Wieder unter denen jammern die einen darüber, die anderen lernen es nach ein paar Jahrzehnten der Verzweiflung endlich hinzunehmen. Das sind die Weisen.

Wahrscheinlich ist schon die Frage nach Gut oder Schlecht unzulässig. Es ist wie es ist, und fürs Universum ist die Schöpfung damit erledigt, oder was sonst lernen wir aus Büchern wie Moby-Dick? Man muss sich nicht persönlich getroffen fühlen, wenn man einem Lied wie Atlantis begegnen darf. Schon gar nicht, während man durch die meerferne Oberpfalz gondelt.

In der nächsten Woche grüßten der Busfahrer und ich uns stumm. Auf Höhe Chammünster fragte er: “Stört’s, wann i rauch?”

“A wo”, sagte ich, “i rauch höchstens mit.”

Bayern 3 spielte Nicki.

Lied: Donovan: Atlantis, 1968, auf: Barabajagal, 1969.

Written by Wolf

14. April 2009 at 12:24 am

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Call me Ödipus (Vorübergehender Wahnsinn in ungewöhnlich jammervoller Stunde)

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Wolf hat Kapitel 35: Im Masttopp gelesen
und macht ein Update zu Mutter, lass mich dein Söhnchen sein:

     Roll on, thou deep and dark blue Ocean — roll!
     Ten thousand fleets sweep over thee in vain;
     Man marks the earth with ruin — his control
     Stops with the shore; upon the watery plain
     The wrecks are all thy deed, nor doth remain
     A shadow of man’s ravage, save his own,
     When, for a moment, like a drop of rain,
     He sinks into thy depths with bubbling groan,
Without a grave, unknell’d, uncoffin’d, and unknown.

     Roll’ an tiefblauer Ocean, roll’ an!
     Es fegen spurlos dich zehntausend Flotten,
     Der Mensch zerstört das Land, soweit er kann,
     Doch auf der Flut ist dein Werk: auszurotten!
     Und vor dem Greul der Menschen, dieser Motten,
     Bleibt keine Spur, — ihr Schatten höchstens blos
     Wenn stöhnend er zu deinen tiefen Grotten,
     Ein Regentropfen, sinkt in deinen Schoos,
Vergessen — ohne Klang — sarglos und grabeslos.

Lord Byron: Childe Harold’s Pilgrimage, 1818, Canto the Fourth, CLXXIX. stanza,
übs. Adolf Böttger, Leipzig 1854.

In die Kneipe nehm ich ja immer Schreibzeug mit. Irgendwer fragt immer, was man da zu schreiben hat. Je nach Konstitution des Fragenden macht man dann eine gedeihliche Bekanntschaft, ist fürchterlich mit künstlerischem Schaffen beschäftigt oder hat am Ende wenigstens einen schönen Brief geschrieben. In Münchens einziger Hafenkneipe Zur Gruam ist das besonders wichtig, damit die kontaktfreudigen paar Jahrhunderte Knast, die sich dort jeden Abend versammeln, einem das Messer nur in den Thekenplatz und nicht in den Ranzen rennen.

Whaleman at the Masthead. J. Ross Browne, Etchings of a Whaling Cruise. New York, Harper Brothers 1846Einer blitzte weniger wild mit den Augen als die anderen. Geradezu umgänglich wirkte er. Als ich von meinem Schreibwerk aufschaute, fragte er:

“Was schreibst’n da?”

Na bitte, es funktioniert immer.

“Sag ich dir, wenn du mir sagst, was du hier treibst.”

“Das gleiche wie du. Umschauen, ausgucken, zurück in den Mutterleib streben und gleichzeitig in ein frühes Grab.”

“Immer diese Freudianer.”

“Selber einer, wenn du das so schnell merkst.”

“Du bist auch hier drin wegen Hafenkneipe?”

“Sicher. Als mannhafte Station zwischen Mutterschoß und seliger ewiger Ruhe.”

“So hab ich’s noch gar nicht gesehen. Schiffen traut man’s zu, aber Kneipen…”

“Man kann nicht immer nur segeln.”

“So tot bist du schon?”

“Nicht toter als du. Ich bin nur öfter am Wasser.”

“Und wie ich deine John-Lennon-Brille einschätze, meistens darüber. Im Ausguck.”

“Süßwasserwalfänger.”

“Und? Bläst er oft?”

“Nicht, wenn ich oben bin.”

“So siehst du aus. Was treibt dich denn dahin? Andere verstecken sich in einem ruhigen Job beim Zollamt oder so.”

“Hat doch unser gemeinsamer Freund Melville später auch getan. Jetzt ist noch die Zeit, das Leichentuch in einer gewissen Größe auszusuchen.”

“71 Prozent der Erdoberfläche, nicht schlecht.”

“Bescheidenheit kommt erst mit dem Alter.”

“Wenn du wie der Schmied mit Mitte siebzig Frau, drei Kinder, Haus und Hof versoffen hast?”

“Ja, das sollte genügen. ‘Ein Vagabund im Trauerkleide, ohne Mitleid für [m]ein Elend, [m]ein graues Haupt ein Spott für blonde Locken.””

“Mir kommen die Tränen.”

“Das sollten sie. Du bist nämlich auch so einer.”

“Zwei Jahre und zwei Bücher zuvor, im Redburn, hat sich das noch viel lebensfreudiger angehört, findest du nicht?”

“Doch, unbedingt. ‘Träume und Sehnsüchte, sein Glück zur See zu versuchen’, das hält nicht weit über die Pubertät hinaus. Außerdem war das 1849 eine Auftragsarbeit.”

“Und 1851 weiter mit ‘hegen fast alle Menschen, ob sie’s wissen oder nicht, in etwa dieselben Gefühle für das Weltmeer’?”

“Klar. ‘Auf ewig vereint sind Wasser und Tiefsinn.'”

“Und nach den zwei Erfolgsbüchern hat er nicht da weiter gemacht, sondern dort, wo er vor drei Büchern mit dem Mardi eingebrochen ist.”

“So geht Thanatos!”

“Warum hängen sich dann nicht alle deine Kollegen bei der ersten Nachtwache an der Besanstenge auf?”

“Würdest du dir das wünschen? So ein andauernder Selbstmord, ohne sterben zu müssen, das ist doch was Praktisches. Und die Weiber stehn drauf, wenn man ihnen die Fackel trägt.”

“In Form von Walrat?”

“Du bist gut, Mate.”

“Ist aber nicht viel mit Weibern auf hoher See, oder trefft ihr viele Sirenen?”

“Nur innerlich. Das muss schon so sein. Die innere Mutter ist noch lange nicht befriedigt.”

“Igitigitt, seid ihr widerlich.”

“Gar nicht. Ist doch alles freudsch.”

“Gesundheit.”

“Langsam kommst du drauf. Das ist weder ein Ansinnen, Muttern flachzulegen noch Vatern zu erschlagen, die ganze Einrichung von Wohnstätten, Herstellung von Nahrungsmitteln…”

“Prost übrigens.”

“Prost. Und dass du dir was überwirfst, bevor du in die Kneipe rennst, das ist schon genug Nachbildung von Ureinheit mit deiner Mutter.”

“Call me Ödipus.”

“Du mich auch.”

“Kennst du noch mehr Bücher?”

“Eins vor Moby war schon dran, eins danach, Israel Potter, kenn ich noch.”

“Was steht drin, sag?”

“‘Die Einsiedelei im Wald ist die Zuflucht des engherzigen Menschenhassers; die Hängematte auf dem Ozean ist das Asyl für die Betrübten großmütigen Geistes. Der Ozean läuft über von natürlichen Tragödien und Unglück, und der Kummer eines Menschen ist nur ein einziger Tropfen in dieser Wasserunendlichkeit des Schreckens’, das steht drin.”

“Was du alles weißt.”

“Man kommt rum.”

“Bist du denn so betrübten Geistes?”

“Nicht mehr als die natürliche Grundbetrübnis von unsereinem. Oder findest du mein Gebaren besonders bedrückt?”

“Wenn du so fragst… könnte das aber auch am geistigen Gebräu liegen.”

“Na klar, weil Denken und Fühlen aus lauter chemischen Reaktionen besteht.”

“Was sagt Freud dazu?”

“Will ich gar nicht wissen.”

“Über die Art von Witzelsucht, die wir gerade an die Nacht legen, sagt er schon was.”

“Und zwar?”

“Na, die ganze Arie mit Schutzdistanz, den Schmerz fernhalten und Coolsein.”

“So eine Illusion von geistiger Überlegenheit und Leckmichamarsch?”

“Mit Betonung auf Illusion.”

“Held sein, ohne zu leisten.”

“Passt doch. Wie leben, ohne sterben zu müssen.”

“Und irgendwann sterben, ohne zu leben zu müssen.”

“Siehst du, was ich meine?”

“Klar. Lachen, um nicht weinen zu müssen.”

“Steht da nichts dazu bei deinen großmütig begeisterten Betrübten?”

“Im Pierre? Doch: ‘Wenn sich in ungewöhnlich jammervoller Stunde die Gelegenheit dazu bietet, finden manche Menschen ihre hysterische Erleichterung in einem wilden verdrehten Humor, der um so verlockender ist, da er dem Anlaß vollkommen entgegensteht… Die kühle Krittelei der bloßen Philosophen würde solches Betragen wohl mehr oder minder als vorübergehenden Wahnsinn bezeichnen, und vielleicht ist es das ja auch, da in den unerbittlichen und unmenschlichen Augen der schieren, unverdünnten Vernunft jeglicher Gram, sei’s um uns selber, sei’s um andere, nur blanke Unvernunft und Irrsinn ist.'”

“Jetzt hör aber auf. Das kannst du dir so merken?”

“Ins Internet komm ich selten.”

“Naja, so in euren Walfanggründen habt ihr’s wohl mehr mit Bordfunk.”

“Nichts, was ich vermisse.”

“Dann kennst du auch die Shanty-Sammlung von Hulton Clint gar nicht.”

“Sollte ich?”

“An der Stelle rentiert sich Internet wirklich. Der ist den Moby-Dick-Film mal durchgegangen…”

“Den kenn ich! Den von 1956 mit Gregory Peck, nä?”

“Ja, der andere zählt nicht. Und in dem hat er die Shanties rausgezogen und zeigt, dass John Huston nicht ausschließlich gestelltes Studiomaterial hergenommen hat. Zwei Videos voll.”

“Nicht? Sondern?”

“Live-Mitschnitte. Es hält jedenfalls dem Wissen deines Gewerbes stand.”

“Nicht zu fassen.

“1956!”

“Mhm. Und woher kommt das in diese ganze Schlaf-, Todes- und Witzelsucht rein?”

“Na, ich dachte, das ist der Moment, an dem so ein Ausguck auch mal aufwacht.”

“Nicht, wenn er’s vemeiden kann.”

“Ach ja, ich vergaß. Du bist so einer von den Pantheisten aus Kapitel 35.”

“Jaja, der Schluss. Aber geh mir doch mit Gott.”

“Ad vocem gehen: Gehn wir noch ins Gap?”

“Die andere hiesige Hafenkneipe?”

“Was dieses verträumte Städtchen an Stelle von Hafenkneipen so hat.”

“Ist eigentlich ganz gut sortiert, dafür, dass es nicht mal einen Hafen hat.”

“Muss man hier eigentlich zahlen?”

“Du wolltest mir sagen, was du da schreibst.”

“Och, ich schreib mit.”

“Mami, Mami, ich bin im Internet.”

“Das kostet dich die Zeche.”

Lieder: Moby-Dick: Video 1, Video 2, 1956;
Freddy Quinn: Junge, komm bald wieder, 1963.
Fachliteratur: Eugen Drewermann: Moby Dick oder: Vom Ungeheuren, ein Mensch zu sein. Eine tiefenpsychologische Deutung, 2004 (und entgegen der Amazon-beschreibung nicht auf 340, sondern 560 Seiten).
Bild: Whaleman at the Masthead: courtesy of J. Ross Browne: Etchings of a Whaling Cruise, New York: Harper Brothers, 1846.

Written by Wolf

23. February 2009 at 12:01 am

Karl Valentin: Taucherlied

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Wer am Ende ist, kann von vorn anfangen, denn das Ende ist der Anfang von der anderen Seite.

Karl Valentin als Minnesänger, karl-valentin.deGemeinhin werden die Couplets von Karl Valentin zu seinem Frühwerk gerechnet, die erste Niederschrift des Taucherliedes ist jedoch von 1941 datiert; nach einer Abbildung seines Auftritts scheint es allerdings “schon” 1939 in seiner eigenen Ritterspelunke einen Vortrag erlebt zu haben. Da war er 57 und weitgehend am Ende.

Couplets wurden von den ab Mitte des 19. Jahrhunderts besonders in München aktiven Volkssängern vorgetragen — meist in Arbeitergaststätten und Bierhallen ohne abgesetzte Bühne. Eine Identifikation des Vortragenden mit seinem Publikum wurde dadurch geradezu erzwungen, ihre Themen wählten sie daher gern so, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Zustimmung “kleiner Leute” stießen. Zu Karl Valentins Zeit war die große Zeit der Volkssänger vorbei, auch wenn heute eher die Vertreter des Genres aus dieser Endzeit bekannt sind (Georg Blädel, Kathi Prechtl, Bally Prell, Ida Schumacher, Weiß-Ferdl pp.), weil von ihnen Tonträger existieren. Valentin führte experimentelle und sozialkritische Elemente in seine Komödie ein. Damit konnte sein Wirtshauspublikum zuerst nichts anfangen, aber immerhin hat er es mit diesem tragikomischen, verkauzten und verdrehten, dem Dadaismus nahestehenden, höchst eigenständigen Humor zum Stilbegriff “valentinesk” gebracht. Sein Nachname, darauf hat er Wert gelegt, spricht sich “Falentin”, nicht “Walentin”.

Das Taucherlied parodiert den traditionellen Moritatengesang auf die Melodie des — wahrscheinlich — Südtiroler Volksliedes “Wer das Scheiden hat erfunden, hat ans Lieben nie gedacht“, die aus dem russischen Sten’ka Rasin stammt. Eins der drei erhaltenen Typoskripte trägt den Zusatz in der Hand von Liesl Karlstadt: “mit Drehorgel”. Ein anderes: “Text von Karl Valentin — Melodie: Wer das Scheiden hat erfunden (FDur mit Harmonium — Drehorgel Imitation evtl. mit Violine falsch geigen.”

Das Lied wurde nie aufgenommen. Dies ist die erste Veröffentlichung außerhalb einer Gesamtausgabe.

Taucherlied

Von Karl Valentin 1941.

Melodie: Wer das Scheiden hat erf.

1.

Ein Beruf hat Schattenseiten,
Geld verdienen ist sehr schwer,
Deshalb muss der Taucher runter
In das tiefe, tiefe Meer.

2.

Ja, der Taucher, dieser arme,
Steiget in das Meer hinab,
Dass der Reiche sich kann schmücken,
Bricht er drunt Korallen ab.

3.

Wenn der Reiche liegt im Bette,
Schafft der Taucher unterm Meer,
Wo hätt’ denn König und Kaiser
Seine Perlenkrone her?

4.

Wenn ein Schiff im Meer versinket,
Untergeht mit Mann und Maus,
Zieht der Taucher anderntages
Alle tot vom Meer heraus.

5.

Oefters ist’s schon vorgekommen,
Dass der brave Tauchersmann,
Weil er krank war, gar nicht tauchte,
Und dem sichern Tod entrann.

6.

Horch, die Totenglocke läutet,
Wer wird heut gestorben sein?
‘s ist der Tauchersmann, der gute,
Sein Grab soll im Meere sein.

7.

Seine Frau und seine Kinder
Sind betrübt und weinen sehr,
Haben nun kein Brot zu essen,
Denn der Vater tauch nicht mehr.

8.

Und sein Grab, das war’n die Wellen
In dem tiefen, weiten Meer,
Und die Witwe stand am Ufer,
Doch der Taucher kam nicht mehr.

Quelle: Karl Valentin: Sämtliche Werke in acht Bänden. Herausgegeben auf der Grundlage des Nachlaßbestände des Theatermuseums der Universität zu Köln, des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek München sowie des Nachlasses von Liesl Karlstadt von Helmut Bachmaier und Manfred Faust, Band 2: Couplets. München, Zürich: Piper Verlag 1994. Neu in 9 Bänden zu Karl Valentins 125. Geburtstag als Band 2: Mich geht’s ja nix an, 2007.

Bild: Karl Valentin als Moritatensänger: Masken und Posen, die einzige von der Familie Karl Valentins autorisierte Website.

Written by Wolf

29. January 2009 at 2:00 am

If You Miss Me on the Harbour

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48° 8′ nördlicher Breite, 11° 34′ östlicher Länge, 519 Meter (und sechs Stockwerke) über dem Meeresspiegel:

Niemand, nicht einmal die Personalabteilung, kann mehr sagen, wer Frau Kreutzer eingestellt hat. Die Unterlagen sind spätestens bei den Feierlichkeiten zum einhundertsten Eröffnungsjubiläum verloren gegangen, mit den Kollegen in der Abteilung redet sie nicht viel. Die Firmenleitung ist es zufrieden, Frau Kreutzer arbeitet gut, sie kennt sich besser im Gebäude aus als jeder andere.

Der Biograph von Robert Walser hat vor Jahren bei seinen Recherchen in einem Antiquariat eine Erstausgabe des Hesperus von Jean Paul gefunden, 1795 vom Künstler signiert und mit einer Leseanleitung für seine Herzensfreundin darin. 1960 bekam die zuständige Redakteurin bei der Süddeutschen Zeitung ein Rezensionsexemplar rein, das sie nicht gleich in die Grabbelkiste für die Kollegen schmeißen wollte: den dritten Band der großen Gesamtausgabe Jean Paul, den Titan im Hanser Verlag. Diese Zusendungen in die eigenen privaten Bestände zu übernehmen, war nicht ganz im Sinne der Verlage, aber geduldet.

Das darin enthaltene Seebuch des Luftschiffers Giannozzo las die Redakteurin zuerst, weil sie sowieso dazu neigte, die Schlüsse vorzuziehen, und es als “Komischer Anhang” fungierte, das konnte nicht falsch sein. Noch einen Grund gab es, auf den sie nur selbst kommen konnte, den sie aber nicht in sich zuließ:

Jean Paul stammte aus Wunsiedel, aus dem tiefsten Franken, landrattiger geht’s nicht mehr. Und er schrieb ein Seebuch. Jedenfalls etwas, das diesen Namen vertrug. Die Redakteurin, übrigens Kreutzer mit Namen, stammte aus Bremen. Aus der Nähe. Delmenhorst. Kennt sowieso kein Mensch. Begreift sich aber als Waterkant. Und versauerte in einem Bergdorf namens München. Da packte Frau Kreutzer die Wehmut über ihr Leben, das schön hätte werden sollen und schon halb vorbei war.

Da erinnerte sich Frau Kreutzer, wie sie 1905 persönlich für die Kaufmannsfamilie Emden & Söhne, mit der sie damals nach München gekommen war, die Hansekoggen und den Merkur auf die Giebel des neuen Geschäftsgebäudes geschraubt hatte. Das hatte sie sich als einziges hanseatisches Mitbringsel der expandierenden Fischkopfhändler überhaupt nicht nehmen lassen. Sie überlegte genau zwei Minuten und bewarb sich inkognito bei den neuen Besitzern zurück, die auch schon wieder seit Jahrzehnten darin walteten.

Nach dem Vorstellungsgespräch, in dem sie sich für eine Achtzigjährige ganz wacker geschlagen hatte, trat sie an die frische Luft, die kaum Salz enthielt, rief “Ahoi!” und rannte übermütig durch den nahen Brunnen am Stachus.

Mehr Seeluft gab München nicht her.

~~~|~~~~~~~|~~~

BIlder: Kaufhaus Oberpollinger, Neuhauser Straße 18, München, selber gemacht. Vollanzeige hinter der rechten Maustaste;
Film: The Big Store (Marx Brothers im Kaufhaus), 1941, der Schluss mit der Rollschuhjagd.

Written by Wolf

28. September 2008 at 1:56 pm

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München am Meer: Golddublone für mich!

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Wenn man sich mal auf ein Thema eingeschossen hat, trifft man’s überall. Eine Dublone sind sechzehn Dollar, die man von Ahab kriegt, wenn man den weißen Wal sichtet. Was von dem Wert übrig bleibt, wenn ein Nagelloch in der Mitte klafft, muss man nicht Melville, sondern die Wechselstube fragen.

Der weiße Walkopf auf unserem Hinterhofpflaster

Aufgenommen in unserem Hinterhof vorm Fahrradstand. Der Walkopf ist so ein Dings aus einer Raschelplastiktüte, das die Henkellöcher verstärkt, erst raus- und dann in der Mitte durchgerissen, wie immer das auch zustande kommt, und kann bei mir gegen die Dublone abgeholt werden, Erdgeschoss rechts.

Written by Wolf

4. September 2008 at 12:20 am

Posted in Fiddler's Green