Moby-Dick™

Leben mit Herman Melville

Some that have deeper digg’d loves Myne than I / Say, where his centrique happinesse doth lie

with one comment

Update zu Teach me to heare Mermaides singing
und He which hath business, and makes love, doth do / Such wrong, as when a married man doth woo:

Cover Loves AlchymieAb 17. September 2010 ist im zurechnungsfähigen Tonträgerhandel erhältlich: Loves Alchymie von Hille Perl an Viola da gamba, Lee Santana an der Laute und Dorothee Mields am warmgoldenen Sopran. Marthe Perl verstärkt mit zweiter Gambe auf zwei Tracks. Deutsche Harmonia Mundi bei Sony. Ulirike Henningsen schreibt dazu für NDR kultur:

“Go and Catch a Falling Star”, “A Song of Divine Love” — so könnten auch Songs aus den aktuellen Pop-Charts heißen. Es sind aber Titel von Gedichten des Shakespeare-Zeitgenossen John Donne. In Deutschland wenig bekannt, wurde und wird Donne in England hoch geschätzt. Viele bedeutende Musiker seiner Zeit vertonten seine Verse. Hille Perl hat gemeinsam mit der Sopranistin Dorothee Mields und dem Lautinisten Lee Santana eine CD mit diesen Vertonungen aufgenommen.

Irrungen und Wirrungen der Liebe

Die Liebe ist voller Widersprüche — davon handeln diese Verse. Wer liebt, kennt den Wunsch nach tiefer Verschmelzung genauso wie das Bedürfnis, sich abzugrenzen. John Donne vereint in seinen Gedichten diese gegensätzlichen Empfindungen: Mal geht es um innige Küsse und die Suche nach der einen wahren Liebe, mal um Untreue und Angst vor Verletzung und Selbstaufgabe.

Es ist einfacher, eine Sternschnuppe zu fangen, als eine Frau zu finden, die treu ist – die Sprache ist reich an Metaphern. Die Irrungen und Wirrungen der Liebe sind in der sogenannten metaphysischen Dichtung ebenso präsent wie die Auseinandersetzung mit Gott und der Unausweichlichkeit des Todes. Dabei werden die ernsten Themen fast spielerisch mit großer Direktheit und entwaffnendem Humor behandelt. Diese Unmittelbarkeit spiegelt sich auch in den Melodien, den Harmonien und der Rhythmik der Vertonungen wider. Sie stammen unter anderem von John Dowland, Alfonso Ferrabosco und Giovanni Coperario.

Musik, die unter die Haut geht

Um die Gedichte zu verstehen, muss man sich auf die alte englische Sprache einlassen. Aber auch ohne Analyse der Texte wird diese CD zum besonderen Erlebnis. Das liegt vor allem an der Leidenschaft und Intensität, mit der Mields, Perl und Santana jedes einzelne Lied gestalten. Diese Musik geht unter die Haut — nicht nur den Interpreten.

Zusätzlich zu den Donne-Vertonungen haben die Musiker englische Instrumentalstücke des 17. Jahrhunderts aufgenommen. Außergewöhnlich schön sind die “Divisions Upon a Ground in C” von John Jenkins, bei denen auch die Gambistin Marthe Perl zu hören ist.

Den Titel “Loves Alchymie” verdankt die CD einem Gedicht von Donne. Alchemie bedeutet Umwandlung. Die Liebe bringt mit ihren Verwandlungen erst einmal Chaos ins Gefühlsleben. Das ist schön und schrecklich zugleich — heute so wie vor 400 Jahren.

Das Hören dieser Einspielung ist einfach nur beglückend!

Recht hat sie. Allein das Booklet will man gar nicht wieder hinlegen: Es gibt Texte von Hille, gespickt mit überraschend passenden Zitaten von Tom Robbins, eine Seite aus ihrer Familienbibel von 1695 und die complete lyrics von metaphysischen Dichtern, John Donne und Kollegen. Das heißt: Sie wollen es nicht wirklich nur downloaden.

An Übersetzungen wurde bis zur Drucklegung leider nur der Song I fertig, was aber nichts schadet, weil das Booklet auch so reich gefüllt wurde. Den Rest gibt’s bald im Hillenet. (Die Rohversion dieses Eintrags führte an dieser Stelle noch meine Version von The Bait auf, das wird dann aber zu üppig und zusammengestückselt. Der Text besteht, ich bringe ihn in den nächsten Tagen an dieser Stelle, der wird dann auch wieder maritimer. Versprochen.)

Die Wölfin meint: “Schau, Wolf. Deine special thanks. Genau eine vor dem Hund. Und der kriegt’s für ruhiges Atmen. Hast aber Schwein g’habt, Wolf.”

Aber es ging ja um Musik. Lauschen wir mit Billigung von Sony BMG einem besonders berückenden, beglückenden, brillanten, süffigen, eingängigen Stück, das mich die letzten Tage wie sonst nur irische Trink- und Sauflieder begleitet: den schon von Frau Henningsen gelobten Divisions Upon a Ground in C von John Jenkins. Daran ist nichts Überkandideltes, Affektiertes oder was man sonst einer elaborierten Barockmusik, die sich nicht ungebeten ins Bewusstsein vordrängt, so voreilig nachsagen mag.

A thought to Donne was an experience; it modified his sensibility. When a poet’s mind is perfectly equipped for its work, it is constantly amalgamating disparate experience; the ordinary man’s experience is chaotic, irregular, fragmentary. The latter falls in love, or reads Spinoza, and these two experiences have nothing to do with each other, or with the noise of the typewriter or the smell of cooking; m the mind of the poet these experiences are always forming new wholes.

T.S. Eliot: The Metaphysical Poets in: The Times Literary Supplement, October 20, 1921.

Oder anders: Die Gelehrsamkeit des Dichters — und in der Folge hoffentlich die seiner Leser — bildet seine Empfindungen mit, aus seinen Gefühlen gewinnt er Erkenntnis. Das Instrumentalstück liegt demnach voll auf der Linie der gleich gearteten Lyrik.

Ohrwurmalarm und Kaufbefehl.

Bild: Pop-CD.

Written by Wolf

16. September 2010 at 8:13 am

Posted in Reeperbahn

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