Moby-Dick™

Leben mit Herman Melville

Und tausend bunte Blumen blühn um den erstaunten Pinguin.

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Update zu Man stellt sich den Himalaya vor und denkt sich alles weg, was nicht wie der Yeti aussieht
und Der Pinguin als Speise. Und als Film:

Günter Strohbach:

Pinguinträume

Am Südpol auf dem blanken Eis
Spaziert ein Pinguin im Kreis.
Er legt mit träumerischen Blicken
Die Flossen langsam auf den Rücken
Und wandelt weiter, überlegend,
Warum es wohl in dieser Gegend
(Was ihn betrübt)
Nichts Grünes gibt.

Er wünscht sich saftig-grüne Wiesen,
Auf denen üppig Blumen sprießen.
Da plötzlich schmelzen Eis und Schnee,
Und Kräuter, Gras und grüner Klee
Und tausend bunte Blumen blühn
Um den erstaunten Pinguin,
Der sich verdutzt
Die Augen putzt.

Er ruft: Juhu und wirft sich auch
Ins grüne Polster auf den Bauch.
Ach, denkt er, was für schöne Dinge!
Jetzt fehlen nur noch Schmetterlinge!
Kaum, daß er diesen Wunsch getan,
Fängts ringsumher zu flattern an.
Schon sind — hurra —
Die Falter da!

Da hat er nun — lang hingestreckt —
Seltsame Wünsche ausgeheckt:
Er wünscht sich himmelblaue Rosen
Und gelbgestreifte Herbstzeitlosen.
Sogar Kakteen, stachlig-wild,
Und jeder Wunsch wird ihm erfüllt.
Da wird er kühn,
Der Pinguin!

Er wünscht sich apfelgroße Fliegen
Und sieben Meter lange Ziegen
Und Löwen, größer als ein Schrank,
Und Schlangen, kilometerlang.
Zum Schluß wünscht er sich einen Wal,
Entsetzlich groß und kolossal.
Doch da — o Schreck —
ist alles weg.

Die Wiese fressen ab die Fliegen,
Die Fliegen werden von den Ziegen
Gefressen, und den Ziegenhauf,
Den fressen alle Löwen auf.
Die Löwen sterben durch die Schlangen.
Jedoch die Schlangen, all die langen,
Die frißt der Wal
Mit einemmal.

Der Wal, der plumpst zurück ins Meer.
Und nun ist alles wie vorher.
Der Pinguin, halb schwarz, halb weiß,
Spaziert im Kreis wohl auf dem Eis
Und denkt sich so beim Kreis-Beschreiben:
Man muß sich halt die Zeit vertreiben,
Der eine so,
Der andre so!

Günter Strohbach, *13. August 1931 in Leipzig, Januar 1959 noch am Leben und wohnhaft in München, nachmalig aufgefallen durch zusammen mit Leo Lionni: Das kleine Blau und das kleine Gelb, 1962 und zusammen mit Herbert Lentz: Der Ziegenbock hat Hörner, 1963 (“Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, kauften auch: Mira Lobe: Das kleine Ich bin ich“): Pinguinträume aus: James Krüss, Hrsg.: So viele Tage wie das Jahr hat. 365 Gedichte für Kinder und Kenner, 1959. Manuskript.

James Krüss, So viele Tage wie das Jahr hat, 1959

Written by Wolf

3. January 2008 at 1:12 am

Posted in Laderaum

5 Responses

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  1. Hach, irgendwie süß.

    Aoife

    3. January 2008 at 10:54 am

  2. Das hat ja fast schon was Prophetisches. Frohes Neues! :)

    fernseherin

    3. January 2008 at 2:25 pm

  3. Großartig!

    Billy Budd

    5. January 2008 at 11:26 pm

  4. […] zu Pinguinträume und Der nie auf Dichterliebchen hört: Sie riefen den Walfisch, doch er tat’s nicht achten; […]

  5. […] Update zu Pinguinträume: […]


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