Moby-Dick™

Leben mit Herman Melville

Ahab — Held oder Schurke?

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Jürgen hat Kapitel 28: Ahab gelesen und unterscheidet Gut und Böse:

Jürgen Jessebird SchmitteWie bekannt ist, wird Ahabs Besessenheit für den Weißen Wal ihm, seinem Schiff und seiner Besatzung zum Verhängnis werden. Aber nur, weil er seine Männer opfert, um ein Ziel zu erreichen, macht ihn das schon zum Schurken? Ahabs Auftritt in diesem Kapitel ist nicht dazu angetan, diesen Eindruck zu erwecken. Statt dessen umweht ihn eine Aura von Entschlossenheit, von unbändiger Willenskraft:

There was an infinity of firmest fortitude, a determinate, unsurrenderable wilfulness, in the fixed and fearless, forward dedication of that glance.

Auch wenn Ishmael von “grim aspect” spricht, so ist es doch wohl eher Ehrfurcht als etwas anderes, das er empfindet. Zeigt sich sehr schön auch in der Formulierung “regal overbearing dignity”.

Wäre Ahab nicht “nur” Walfänger, sondern Soldat, dann wäre er aus dem Holz, aus dem man Helden schnitzt. Zitat aus Billy Budd:

Personal prudence even when dictated by quite other than selfish considerations surely is no special virtue in a military man; while an excessive love of glory, impassioning a less burning impulse, the honest sense of duty, is the first.

John Wayne, ca. 1939Persönliche Vorsicht ist also keine Tugend, Pflichterfüllung (auch aus dem Motiv der Ruhmsucht) aber schon. Ahab wird seine Pflicht erfüllen, eine Pflicht, die er sich selbst auferlegt hat. Mit der er nicht immer glücklich ist, die ihm schwer zu schaffen machen wird. Aber: “A man’s gotta do what a man’s gotta do.” (John Wayne in Hondo, 1953)

Das ist Heldenholz, wenn man so will. Nicht alle Welt sieht die Jagd auf einen Wal als hehres Ziel an, doch das ist Ahab gleich — auch das ist, denke ich, ein Aspekt des Helden. Er geht seinen eigenen Weg.

Also, nicht Schurke, sondern Held. Verblendet vielleicht, aber das hat Heldentum ja noch nie geschadet.

Written by Wolf

17. March 2008 at 12:01 am

Posted in Steuermann Jürgen

2 Responses

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  1. Ui. IMDb sagt auch:

    It’s believed by many that the famous line “A man’s gotta do what a man’s gotta do,” widely attributed to a John Wayne Western character, is spoken by Wayne in this film, however, it isn’t. His character, The Ringo Kid, instead says “There are some things a man just can’t run away from,” when asked why he intends to stay and avenge his family’s murders rather than try to escape to Mexico.

    Ich hätte mich ja bis gestern dafür foltern lassen, dass der Satz aus “High Noon” ist — stimmt aber genauso wenig. Der John Wayne macht sich ja ganz gut da oben und darf wohl auch stehen bleiben, weil Wiki tatsächlich eine List of misquotations hat, welche da weiß: Das ist aus Hondo (häh…?) und heißt in Wirklichkeit: “A man ought’a do what he thinks is best.”

    Ich war so frei, das im Eintrag zu korrigieren — der Wortlaut bleibt — und muss mal ein paar Kindheitseindrücke korrigieren gehen…

    Wolf

    18. March 2008 at 12:18 am

  2. […] a comment » Update zu Ahab — Held oder Schurke? und Die einen sagen so, die andern so: Stay in school and use your brain. Be a doctor, be a lawyer, […]


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